system zuerst an beiden entgegengesetzten Punkten zugleich auf: 1. an seiner äussersten Peripherie, in dem vergänglichen Hüllentheile, und 2. im Centrum des Embryo, im Herzen. Wahrscheinlich wer- den Blut- und Gefässwandung gleichzeitig angelegt. Die isolirten Gefässwände entstehen jedoch später, als das Blut. Wahrscheinlich schafft das Blut selbst sich seine eigene Bahn. Die Gefässe bilden sich nun entweder aus den erhärtenden Wänden dieser Bahn oder dadurch, dass die in den früheren Rinnen enthaltene Flüssigkeit sich in ein äusseres festeres (Gefässwand) und ein inneres flüssi- geres Gebilde (Blut) scheidet.
9. Baumgärtners Ansicht (Beobachtungen über Nerven und Blut. 1830. 8. S. 79. fgg.) dürfte kaum in jeder Rücksicht, wie es aus dem Folgenden sich ergeben wird, die wahre zu nennen seyn und beruht auf Voraussetzungen, welche, indem sie beste- hende Begriffe nicht anerkennen, nur Verwirrung zu erzeugen im Stande sind. Die Schicht der Dotterkügelchen (richtiger Keim- hautkügelchen) gewinnt mehr an Festigkeit, so dass das seröse Blatt vom Schleimblatte sich leichter trennt. Die den Dotter umschlie- ssende Haut (Schleimblatt?) besteht aus rundlichen Kugeln, die entweder einfach oder aus kleineren Kügelchen (Dotterkügelchen!) zusammengesetzt sind. Ein Theil derselben verwandelt sich in die Organenmasse (S. 80.), indem die Dotterkügelchen in die Substanz des Organes sich auflösen und diese dabei durchsichti- ger wird. Ein anderer Theil wird zu Blutkörperchen. Diese ordnen sich entweder linear oder bogenförmig, trennen sich im- mer mehr los, werden frei und bewegen sich. So entstehen Rin- nen und auf diese Weise die Blutgefässe. In dem Hühnchen er- langen die Blutkörperchen schon einen hohen Grad von Ausbil- dung, bevor die Strömchen vereinigt sind und das Blut wird da- her früher gebildet, als seine Gefässe. Die letzteren entstehen aber nicht durch Anlagerung der Blutkügelchen, sondern sind Nichts, als Rinnen in der angrenzenden sensiblen Organmasse (S. 81.). Die Richtung der Blutströme wird durch das Gehirn, das Rückenmark und die Nerven bestimmt, gegen welche Tendenz überhaupt, Alles den Nerven zuzuschreiben, schon Burdach (Phy- siol. IV. S. 461. 62.) mit Nachdruck aufgetreten ist.
10. E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 477.) vermuthet, dass die grösseren Gefässstämme sich anders, als ihre Zweige bil- den und zwar als eine in sich selbst zurücklaufende Falte oder
Von dem Embryo.
system zuerst an beiden entgegengesetzten Punkten zugleich auf: 1. an seiner äuſsersten Peripherie, in dem vergänglichen Hüllentheile, und 2. im Centrum des Embryo, im Herzen. Wahrscheinlich wer- den Blut- und Gefäſswandung gleichzeitig angelegt. Die isolirten Gefäſswände entstehen jedoch später, als das Blut. Wahrscheinlich schafft das Blut selbst sich seine eigene Bahn. Die Gefäſse bilden sich nun entweder aus den erhärtenden Wänden dieser Bahn oder dadurch, daſs die in den früheren Rinnen enthaltene Flüssigkeit sich in ein äuſseres festeres (Gefäſswand) und ein inneres flüssi- geres Gebilde (Blut) scheidet.
9. Baumgärtners Ansicht (Beobachtungen über Nerven und Blut. 1830. 8. S. 79. fgg.) dürfte kaum in jeder Rücksicht, wie es aus dem Folgenden sich ergeben wird, die wahre zu nennen seyn und beruht auf Voraussetzungen, welche, indem sie beste- hende Begriffe nicht anerkennen, nur Verwirrung zu erzeugen im Stande sind. Die Schicht der Dotterkügelchen (richtiger Keim- hautkügelchen) gewinnt mehr an Festigkeit, so daſs das seröse Blatt vom Schleimblatte sich leichter trennt. Die den Dotter umschlie- ſsende Haut (Schleimblatt?) besteht aus rundlichen Kugeln, die entweder einfach oder aus kleineren Kügelchen (Dotterkügelchen!) zusammengesetzt sind. Ein Theil derselben verwandelt sich in die Organenmasse (S. 80.), indem die Dotterkügelchen in die Substanz des Organes sich auflösen und diese dabei durchsichti- ger wird. Ein anderer Theil wird zu Blutkörperchen. Diese ordnen sich entweder linear oder bogenförmig, trennen sich im- mer mehr los, werden frei und bewegen sich. So entstehen Rin- nen und auf diese Weise die Blutgefäſse. In dem Hühnchen er- langen die Blutkörperchen schon einen hohen Grad von Ausbil- dung, bevor die Strömchen vereinigt sind und das Blut wird da- her früher gebildet, als seine Gefäſse. Die letzteren entstehen aber nicht durch Anlagerung der Blutkügelchen, sondern sind Nichts, als Rinnen in der angrenzenden sensiblen Organmasse (S. 81.). Die Richtung der Blutströme wird durch das Gehirn, das Rückenmark und die Nerven bestimmt, gegen welche Tendenz überhaupt, Alles den Nerven zuzuschreiben, schon Burdach (Phy- siol. IV. S. 461. 62.) mit Nachdruck aufgetreten ist.
10. E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 477.) vermuthet, daſs die gröſseren Gefäſsstämme sich anders, als ihre Zweige bil- den und zwar als eine in sich selbst zurücklaufende Falte oder
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Von dem Embryo.
system zuerst an beiden entgegengesetzten Punkten zugleich auf:
1. an seiner äuſsersten Peripherie, in dem vergänglichen Hüllentheile,
und 2. im Centrum des Embryo, im Herzen. Wahrscheinlich wer-
den Blut- und Gefäſswandung gleichzeitig angelegt. Die isolirten
Gefäſswände entstehen jedoch später, als das Blut. Wahrscheinlich
schafft das Blut selbst sich seine eigene Bahn. Die Gefäſse bilden
sich nun entweder aus den erhärtenden Wänden dieser Bahn oder
dadurch, daſs die in den früheren Rinnen enthaltene Flüssigkeit
sich in ein äuſseres festeres (Gefäſswand) und ein inneres flüssi-
geres Gebilde (Blut) scheidet.
9. Baumgärtners Ansicht (Beobachtungen über Nerven und
Blut. 1830. 8. S. 79. fgg.) dürfte kaum in jeder Rücksicht, wie
es aus dem Folgenden sich ergeben wird, die wahre zu nennen
seyn und beruht auf Voraussetzungen, welche, indem sie beste-
hende Begriffe nicht anerkennen, nur Verwirrung zu erzeugen im
Stande sind. Die Schicht der Dotterkügelchen (richtiger Keim-
hautkügelchen) gewinnt mehr an Festigkeit, so daſs das seröse Blatt
vom Schleimblatte sich leichter trennt. Die den Dotter umschlie-
ſsende Haut (Schleimblatt?) besteht aus rundlichen Kugeln, die
entweder einfach oder aus kleineren Kügelchen (Dotterkügelchen!)
zusammengesetzt sind. Ein Theil derselben verwandelt sich in
die Organenmasse (S. 80.), indem die Dotterkügelchen in die
Substanz des Organes sich auflösen und diese dabei durchsichti-
ger wird. Ein anderer Theil wird zu Blutkörperchen. Diese
ordnen sich entweder linear oder bogenförmig, trennen sich im-
mer mehr los, werden frei und bewegen sich. So entstehen Rin-
nen und auf diese Weise die Blutgefäſse. In dem Hühnchen er-
langen die Blutkörperchen schon einen hohen Grad von Ausbil-
dung, bevor die Strömchen vereinigt sind und das Blut wird da-
her früher gebildet, als seine Gefäſse. Die letzteren entstehen
aber nicht durch Anlagerung der Blutkügelchen, sondern sind
Nichts, als Rinnen in der angrenzenden sensiblen Organmasse (S.
81.). Die Richtung der Blutströme wird durch das Gehirn, das
Rückenmark und die Nerven bestimmt, gegen welche Tendenz
überhaupt, Alles den Nerven zuzuschreiben, schon Burdach (Phy-
siol. IV. S. 461. 62.) mit Nachdruck aufgetreten ist.
10. E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 477.) vermuthet,
daſs die gröſseren Gefäſsstämme sich anders, als ihre Zweige bil-
den und zwar als eine in sich selbst zurücklaufende Falte oder
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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