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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
weissgelblicher Farbe (Eble l. c. S. 70.) und wird zum Theil
während der folgenden Monate von selbst wieder abgeworfen.
Sie gelangt daher in das Fruchtwasser, wird mit diesem theilweise
von dem Fötus verschluckt und daher nicht selten noch nach
der Geburt mit dem Meconium ausgeleert. Der Theil dagegen,
welcher mit auf die Welt kommt, wird bald darauf ebenfalls ab-
geworfen. Wahrscheinlich steht dieses Abwerfen mit dem Häu-
tungsprocesse in inniger Verbindung. -- Heusinger (Meck. Arch.
VII. S. 410.) lässt die Haare aus Pigmentkügelchen entstehen.
So sehr das von mir an dem menschlichen Embryo bemerkte
Erscheinen der schwarzen Flecke an der Stelle der künftigen
Haare hierfür zu sprechen scheint, so muss ich doch offen be-
kennen, dass ich einiges Misstrauen gegen den Heusingerschen
Satz hege. Denn 1) gelang es mir zweimal bei dem Zerdrücken
dieser schwarzen runden Flecke eine längliche darin enthaltene,
scheinbar solidere und farblose Masse zu sehen, welche als Art
von Haarzwiebel oder Haarbalg anzusprechen wäre. 2) In späte-
rer Zeit zeigt sich neben dem kurzen Schafte und innerhalb der
Grenzen des zerdrückten Balges eine ähnliche ovale und vollkommen
durchsichtige Masse und 3) spricht die Analogie der Choroidea des
Auges dagegen, in welcher sich die Pigmentkügelchen um die früher
vorhandenen Pigmentkörperchen herumlagern. Sollte daher nicht
auch hier zuerst die innere durchsichtige Kugel, dann das Pig-
ment und zuletzt der Schaft entstehen? -- Noch zu Anfange des
fünften Monates sind die Haare in geringerer Menge vorhanden,
als die in regelmässigen Spiralen gestellten Hautdrüsen. Nur an ei-
nigen wenigen Schneidepunkten der nach entgegengesetzten Seiten
gerichteten Wendel der Haarlinie und der Hautdrüsenlinie erschei-
nen Rudimente von Haaren. Später vermehrt sich die Zahl der
letzteren und in jedem Punkte der beiden sich schneidenden Spi-
rallinien entsteht ein Haar. Daher fallen vom Ende des achten
Monates an, wie von Albinus bis auf E. H. Weber fast alle Beob-
achter gefunden haben, Hautdrüse und Haar in einen Punkt zu-
sammen.

Die Spiralfäden, welche von Breschet und Purkinje gleich-
zeitig entdeckt worden sind und von dem Letzteren binnen Kur-
zem werden ausführlicher beschrieben werden, sind im Neugebore-
nen schon sehr dünn und werden es noch mehr, je jünger der Fötus
ist. So fand ich die Breite ihres Durchmessers, da, wo sie die

Von dem Embryo.
weiſsgelblicher Farbe (Eble l. c. S. 70.) und wird zum Theil
während der folgenden Monate von selbst wieder abgeworfen.
Sie gelangt daher in das Fruchtwasser, wird mit diesem theilweise
von dem Fötus verschluckt und daher nicht selten noch nach
der Geburt mit dem Meconium ausgeleert. Der Theil dagegen,
welcher mit auf die Welt kommt, wird bald darauf ebenfalls ab-
geworfen. Wahrscheinlich steht dieses Abwerfen mit dem Häu-
tungsprocesse in inniger Verbindung. — Heusinger (Meck. Arch.
VII. S. 410.) läſst die Haare aus Pigmentkügelchen entstehen.
So sehr das von mir an dem menschlichen Embryo bemerkte
Erscheinen der schwarzen Flecke an der Stelle der künftigen
Haare hierfür zu sprechen scheint, so muſs ich doch offen be-
kennen, daſs ich einiges Miſstrauen gegen den Heusingerschen
Satz hege. Denn 1) gelang es mir zweimal bei dem Zerdrücken
dieser schwarzen runden Flecke eine längliche darin enthaltene,
scheinbar solidere und farblose Masse zu sehen, welche als Art
von Haarzwiebel oder Haarbalg anzusprechen wäre. 2) In späte-
rer Zeit zeigt sich neben dem kurzen Schafte und innerhalb der
Grenzen des zerdrückten Balges eine ähnliche ovale und vollkommen
durchsichtige Masse und 3) spricht die Analogie der Choroidea des
Auges dagegen, in welcher sich die Pigmentkügelchen um die früher
vorhandenen Pigmentkörperchen herumlagern. Sollte daher nicht
auch hier zuerst die innere durchsichtige Kugel, dann das Pig-
ment und zuletzt der Schaft entstehen? — Noch zu Anfange des
fünften Monates sind die Haare in geringerer Menge vorhanden,
als die in regelmäſsigen Spiralen gestellten Hautdrüsen. Nur an ei-
nigen wenigen Schneidepunkten der nach entgegengesetzten Seiten
gerichteten Wendel der Haarlinie und der Hautdrüsenlinie erschei-
nen Rudimente von Haaren. Später vermehrt sich die Zahl der
letzteren und in jedem Punkte der beiden sich schneidenden Spi-
rallinien entsteht ein Haar. Daher fallen vom Ende des achten
Monates an, wie von Albinus bis auf E. H. Weber fast alle Beob-
achter gefunden haben, Hautdrüse und Haar in einen Punkt zu-
sammen.

Die Spiralfäden, welche von Breschet und Purkinje gleich-
zeitig entdeckt worden sind und von dem Letzteren binnen Kur-
zem werden ausführlicher beschrieben werden, sind im Neugebore-
nen schon sehr dünn und werden es noch mehr, je jünger der Fötus
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[276/0304] Von dem Embryo. weiſsgelblicher Farbe (Eble l. c. S. 70.) und wird zum Theil während der folgenden Monate von selbst wieder abgeworfen. Sie gelangt daher in das Fruchtwasser, wird mit diesem theilweise von dem Fötus verschluckt und daher nicht selten noch nach der Geburt mit dem Meconium ausgeleert. Der Theil dagegen, welcher mit auf die Welt kommt, wird bald darauf ebenfalls ab- geworfen. Wahrscheinlich steht dieses Abwerfen mit dem Häu- tungsprocesse in inniger Verbindung. — Heusinger (Meck. Arch. VII. S. 410.) läſst die Haare aus Pigmentkügelchen entstehen. So sehr das von mir an dem menschlichen Embryo bemerkte Erscheinen der schwarzen Flecke an der Stelle der künftigen Haare hierfür zu sprechen scheint, so muſs ich doch offen be- kennen, daſs ich einiges Miſstrauen gegen den Heusingerschen Satz hege. Denn 1) gelang es mir zweimal bei dem Zerdrücken dieser schwarzen runden Flecke eine längliche darin enthaltene, scheinbar solidere und farblose Masse zu sehen, welche als Art von Haarzwiebel oder Haarbalg anzusprechen wäre. 2) In späte- rer Zeit zeigt sich neben dem kurzen Schafte und innerhalb der Grenzen des zerdrückten Balges eine ähnliche ovale und vollkommen durchsichtige Masse und 3) spricht die Analogie der Choroidea des Auges dagegen, in welcher sich die Pigmentkügelchen um die früher vorhandenen Pigmentkörperchen herumlagern. Sollte daher nicht auch hier zuerst die innere durchsichtige Kugel, dann das Pig- ment und zuletzt der Schaft entstehen? — Noch zu Anfange des fünften Monates sind die Haare in geringerer Menge vorhanden, als die in regelmäſsigen Spiralen gestellten Hautdrüsen. Nur an ei- nigen wenigen Schneidepunkten der nach entgegengesetzten Seiten gerichteten Wendel der Haarlinie und der Hautdrüsenlinie erschei- nen Rudimente von Haaren. Später vermehrt sich die Zahl der letzteren und in jedem Punkte der beiden sich schneidenden Spi- rallinien entsteht ein Haar. Daher fallen vom Ende des achten Monates an, wie von Albinus bis auf E. H. Weber fast alle Beob- achter gefunden haben, Hautdrüse und Haar in einen Punkt zu- sammen. Die Spiralfäden, welche von Breschet und Purkinje gleich- zeitig entdeckt worden sind und von dem Letzteren binnen Kur- zem werden ausführlicher beschrieben werden, sind im Neugebore- nen schon sehr dünn und werden es noch mehr, je jünger der Fötus ist. So fand ich die Breite ihres Durchmessers, da, wo sie die

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/304>, abgerufen am 22.11.2024.