Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Embryo.
genommen, wo unterhalb der Lederhaut zwar noch keine Fett-
träubchen, doch isolirte, in einem dichteren Bildungsgewebe ein-
geschlossene Bläschen zu sehen waren. Am Ende des fünften
Monates besteht es aus Häufchen einzelner, meist völlig runder
Fettbläschen, welche traubenförmig an einander hängen. Die
Grösse der einzelnen Vesiculae adiposae ist eben so wenig con-
stant, als die eines freien Oeltropfens überhaupt und am Ende ist
doch ein jedes Fettbläschen nichts Anderes, als ein in das weiche
Schleimgewebe eingebettetes Fetttröpfchen. Nur dadurch erhält
ihre Grösse einige Bedeutung, dass jedes von ihnen von einem
feinen Blutgefässnetze von ziemlich bestimmtem Durchmesser
umschlossen wird. Im Embryo sind die Bläschen, je jünger die-
ser ist, desto kleiner und im Fötus überhaupt kleiner, als im
Erwachsenen. Denn ich fand ihren mittleren Durchmesser in der
Mitte des vierten Monates 0,000709 P. Z. bis 0,000912 P. Z. und
im achten bis neunten Monate 0,001520 P. Z. bis 0,002380
P. Z., während E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 145.)
als Mittelzahl aus dem Erwachsenen 0,003205 P. Z., als Minimum
0,00280 P. Z. und als Maximum 0,003546 P. Z. angiebt. Interes-
sant ist es, dass man an dem die Fetttropfen unmittelbar einhüllen-
dem Schleimgewebe von Anfang an keine Kügelchen wahrnimmt.
Diejenige tela mucosa aber, welche die Fettträubchen umschliesst,
unterscheidet sich in Nichts von dem übrigen Schleimgewebe.

2. Die Lederhaut. -- Unter der völlig durchsichtigen und
zarten Oberhautschicht sieht man in frühester Zeit eine Körner-
lage, welche für das Rudiment des Coriums angesehen werden
muss. Den Durchmesser ihrer Körperchen fand ich in der achten
Woche 0,000329 P. Z. bis 0,000405 P. Z. Mit der Ausbildung
der Extremitäten gewinnt auch das Hautsystem rasch an Vollen-
dung und so ist um die zehnte bis eilfte Woche die ganze Schicht
schon fester und mit weit kleineren Kügelchen versehen. Noch
am Ende des dritten Monates werden die Spiralfurchen deutlich
und lassen sich gegen die Mitte des vierten Monates nicht bloss
an den Fingern und Zehen, sondern auch an den übrigen Stellen
des Körpers, vorzüglich an der Brust, leichter noch verfolgen, als
im Erwachsenen. Auch Gewebe und specielle Form der Lederhaut
werden rasch vollendet. So sieht man im vierten Monate die
Papillen von fast derselben Form, wie in dem Erwachsenen, und
spätestens am Anfange des fünften schwinden in ihnen die isolir-

ten

Von dem Embryo.
genommen, wo unterhalb der Lederhaut zwar noch keine Fett-
träubchen, doch isolirte, in einem dichteren Bildungsgewebe ein-
geschlossene Bläschen zu sehen waren. Am Ende des fünften
Monates besteht es aus Häufchen einzelner, meist völlig runder
Fettbläschen, welche traubenförmig an einander hängen. Die
Gröſse der einzelnen Vesiculae adiposae ist eben so wenig con-
stant, als die eines freien Oeltropfens überhaupt und am Ende ist
doch ein jedes Fettbläschen nichts Anderes, als ein in das weiche
Schleimgewebe eingebettetes Fetttröpfchen. Nur dadurch erhält
ihre Gröſse einige Bedeutung, daſs jedes von ihnen von einem
feinen Blutgefäſsnetze von ziemlich bestimmtem Durchmesser
umschlossen wird. Im Embryo sind die Bläschen, je jünger die-
ser ist, desto kleiner und im Fötus überhaupt kleiner, als im
Erwachsenen. Denn ich fand ihren mittleren Durchmesser in der
Mitte des vierten Monates 0,000709 P. Z. bis 0,000912 P. Z. und
im achten bis neunten Monate 0,001520 P. Z. bis 0,002380
P. Z., während E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 145.)
als Mittelzahl aus dem Erwachsenen 0,003205 P. Z., als Minimum
0,00280 P. Z. und als Maximum 0,003546 P. Z. angiebt. Interes-
sant ist es, daſs man an dem die Fetttropfen unmittelbar einhüllen-
dem Schleimgewebe von Anfang an keine Kügelchen wahrnimmt.
Diejenige tela mucosa aber, welche die Fettträubchen umschlieſst,
unterscheidet sich in Nichts von dem übrigen Schleimgewebe.

2. Die Lederhaut. — Unter der völlig durchsichtigen und
zarten Oberhautschicht sieht man in frühester Zeit eine Körner-
lage, welche für das Rudiment des Coriums angesehen werden
muſs. Den Durchmesser ihrer Körperchen fand ich in der achten
Woche 0,000329 P. Z. bis 0,000405 P. Z. Mit der Ausbildung
der Extremitäten gewinnt auch das Hautsystem rasch an Vollen-
dung und so ist um die zehnte bis eilfte Woche die ganze Schicht
schon fester und mit weit kleineren Kügelchen versehen. Noch
am Ende des dritten Monates werden die Spiralfurchen deutlich
und lassen sich gegen die Mitte des vierten Monates nicht bloſs
an den Fingern und Zehen, sondern auch an den übrigen Stellen
des Körpers, vorzüglich an der Brust, leichter noch verfolgen, als
im Erwachsenen. Auch Gewebe und specielle Form der Lederhaut
werden rasch vollendet. So sieht man im vierten Monate die
Papillen von fast derselben Form, wie in dem Erwachsenen, und
spätestens am Anfange des fünften schwinden in ihnen die isolir-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0300" n="272"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
genommen, wo unterhalb der Lederhaut zwar noch keine Fett-<lb/>
träubchen, doch isolirte, in einem dichteren Bildungsgewebe ein-<lb/>
geschlossene Bläschen zu sehen waren. Am Ende des fünften<lb/>
Monates besteht es aus Häufchen einzelner, meist völlig runder<lb/>
Fettbläschen, welche traubenförmig an einander hängen. Die<lb/>
Grö&#x017F;se der einzelnen <hi rendition="#i">Vesiculae adiposae</hi> ist eben so wenig con-<lb/>
stant, als die eines freien Oeltropfens überhaupt und am Ende ist<lb/>
doch ein jedes Fettbläschen nichts Anderes, als ein in das weiche<lb/>
Schleimgewebe eingebettetes Fetttröpfchen. Nur dadurch erhält<lb/>
ihre Grö&#x017F;se einige Bedeutung, da&#x017F;s jedes von ihnen von einem<lb/>
feinen Blutgefä&#x017F;snetze von ziemlich bestimmtem Durchmesser<lb/>
umschlossen wird. Im Embryo sind die Bläschen, je jünger die-<lb/>
ser ist, desto kleiner und im Fötus überhaupt kleiner, als im<lb/>
Erwachsenen. Denn ich fand ihren mittleren Durchmesser in der<lb/>
Mitte des vierten Monates 0,000709 P. Z. bis 0,000912 P. Z. und<lb/>
im achten bis neunten Monate 0,001520 P. Z. bis 0,002380<lb/>
P. Z., während E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 145.)<lb/>
als Mittelzahl aus dem Erwachsenen 0,003205 P. Z., als Minimum<lb/>
0,00280 P. Z. und als Maximum 0,003546 P. Z. angiebt. Interes-<lb/>
sant ist es, da&#x017F;s man an dem die Fetttropfen unmittelbar einhüllen-<lb/>
dem Schleimgewebe von Anfang an keine Kügelchen wahrnimmt.<lb/>
Diejenige <hi rendition="#i">tela mucosa</hi> aber, welche die Fettträubchen umschlie&#x017F;st,<lb/>
unterscheidet sich in Nichts von dem übrigen Schleimgewebe.</p><lb/>
              <p>2. Die Lederhaut. &#x2014; Unter der völlig durchsichtigen und<lb/>
zarten Oberhautschicht sieht man in frühester Zeit eine Körner-<lb/>
lage, welche für das Rudiment des Coriums angesehen werden<lb/>
mu&#x017F;s. Den Durchmesser ihrer Körperchen fand ich in der achten<lb/>
Woche 0,000329 P. Z. bis 0,000405 P. Z. Mit der Ausbildung<lb/>
der Extremitäten gewinnt auch das Hautsystem rasch an Vollen-<lb/>
dung <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> so ist um die zehnte bis eilfte Woche die ganze Schicht<lb/>
schon fester und mit weit kleineren Kügelchen versehen. Noch<lb/>
am Ende des dritten Monates werden die Spiralfurchen deutlich<lb/>
und lassen sich gegen die Mitte des vierten Monates nicht blo&#x017F;s<lb/>
an den Fingern und Zehen, sondern auch an den übrigen Stellen<lb/>
des Körpers, vorzüglich an der Brust, leichter noch verfolgen, als<lb/>
im Erwachsenen. Auch Gewebe und specielle Form der Lederhaut<lb/>
werden rasch vollendet. So sieht man im vierten Monate die<lb/>
Papillen von fast derselben Form, wie in dem Erwachsenen, und<lb/>
spätestens am Anfange des fünften schwinden in ihnen die isolir-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0300] Von dem Embryo. genommen, wo unterhalb der Lederhaut zwar noch keine Fett- träubchen, doch isolirte, in einem dichteren Bildungsgewebe ein- geschlossene Bläschen zu sehen waren. Am Ende des fünften Monates besteht es aus Häufchen einzelner, meist völlig runder Fettbläschen, welche traubenförmig an einander hängen. Die Gröſse der einzelnen Vesiculae adiposae ist eben so wenig con- stant, als die eines freien Oeltropfens überhaupt und am Ende ist doch ein jedes Fettbläschen nichts Anderes, als ein in das weiche Schleimgewebe eingebettetes Fetttröpfchen. Nur dadurch erhält ihre Gröſse einige Bedeutung, daſs jedes von ihnen von einem feinen Blutgefäſsnetze von ziemlich bestimmtem Durchmesser umschlossen wird. Im Embryo sind die Bläschen, je jünger die- ser ist, desto kleiner und im Fötus überhaupt kleiner, als im Erwachsenen. Denn ich fand ihren mittleren Durchmesser in der Mitte des vierten Monates 0,000709 P. Z. bis 0,000912 P. Z. und im achten bis neunten Monate 0,001520 P. Z. bis 0,002380 P. Z., während E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 145.) als Mittelzahl aus dem Erwachsenen 0,003205 P. Z., als Minimum 0,00280 P. Z. und als Maximum 0,003546 P. Z. angiebt. Interes- sant ist es, daſs man an dem die Fetttropfen unmittelbar einhüllen- dem Schleimgewebe von Anfang an keine Kügelchen wahrnimmt. Diejenige tela mucosa aber, welche die Fettträubchen umschlieſst, unterscheidet sich in Nichts von dem übrigen Schleimgewebe. 2. Die Lederhaut. — Unter der völlig durchsichtigen und zarten Oberhautschicht sieht man in frühester Zeit eine Körner- lage, welche für das Rudiment des Coriums angesehen werden muſs. Den Durchmesser ihrer Körperchen fand ich in der achten Woche 0,000329 P. Z. bis 0,000405 P. Z. Mit der Ausbildung der Extremitäten gewinnt auch das Hautsystem rasch an Vollen- dung und so ist um die zehnte bis eilfte Woche die ganze Schicht schon fester und mit weit kleineren Kügelchen versehen. Noch am Ende des dritten Monates werden die Spiralfurchen deutlich und lassen sich gegen die Mitte des vierten Monates nicht bloſs an den Fingern und Zehen, sondern auch an den übrigen Stellen des Körpers, vorzüglich an der Brust, leichter noch verfolgen, als im Erwachsenen. Auch Gewebe und specielle Form der Lederhaut werden rasch vollendet. So sieht man im vierten Monate die Papillen von fast derselben Form, wie in dem Erwachsenen, und spätestens am Anfange des fünften schwinden in ihnen die isolir- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/300
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/300>, abgerufen am 25.11.2024.