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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
sertation (historiae evolutionis systematis muscularis prolusio.
Wratisl
. 1832. 4. p. 9. 10.) schon beschrieben habe, aus der
gallertartigen Bildungsmasse (stratum gelatinosum) auf folgende
Weise: Lange vorher, als gesonderte Muskelfasern wahrgenommen
werden, sieht man die Kügelchen der Urmasse nach Längslinien
geordnet, vorzüglich wenn diese zwischen zwei Glasplättchen
leise gepresst wird. Die Körnchen scheinen nun etwas näher
an einander zu rücken und an einzelnen Stellen gänzlich, an an-
deren dagegen an der einen oder der anderen Seite zu verschmel-
zen und zu einer durchsichtigen Masse sich zu verbinden. Hier-
durch entstehen Fäden, welche an manchen Stellen ein perlschnur-
artiges Ansehen haben, an anderen dagegen minder scharf einge-
kerbt, oft auch an der einen Seite noch eingefurcht, an der anderen
dagegen schon mehr geradlinigt begrenzt sind. Später verschwindet
in dem Faden jede Spur von Körnchen oder Abtheilung und er
wird gleichmässig durchsichtig, begrenzt und cylindrisch. In die-
sem Zustande hat er mit den kleinen Blutgefässen, welche das
Bildungsgewebe vielfach durchstreichen, wenn sie vom Blute ent-
leert sind, einige Achnlichkeit und unterscheidet sich von ihnen
vorzüglich dadurch, dass er mehr gerade, gleichmässig und nie
ramificirt ist, während diese ungleich, verästelt und fast niemals
parallel sind. So verharrt die Muskelfaser im Normale bis um die
Zeit des sechsten Monates, nur dass ihre Substanz etwas dunke-
ler und ihre Cohäsion dichter wird. Im sechsten Monate habe
ich die ersten Spuren von Querstreifen in neuerer Zeit an ihnen
wahrgenommen und ich muss daher, seitdem mir der Gebrauch
eines der besten Plösslschen Instrumente zu Gebote steht, mei-
nen früheren Ausspruch, dass diese bei Embryonen gänzlich feh-
len, nunmehr zurücknehmen. Diese Querstreifen stehen aber
während des ganzen Fötallebens weiter aus einander und sind
nur bei hellem Lichte und sehr starker Vergrösserung deutlich
wahrzunehmen. -- Schon von der Zeit an, in welcher die Mus-
kelfäden durchsichtig und gleichförmig werden, häufen sich zwi-
schen ihnen Massen von Kügelchen rundlicher oder bestimmt
runder Form an, welche etwas grösser als die Blutkörperchen,
nämlich 0,000407 P. Z. sind, und concentriren sich überhaupt
auf die bald näher zu bezeichnenden Stellen.

Zuerst werden die Muskelfibern und zuletzt ihre Fibrillen
gebildet. Dies erhellt aus folgenden Gründen: 1) Die zarteste

Von dem Embryo.
sertation (historiae evolutionis systematis muscularis prolusio.
Wratisl
. 1832. 4. p. 9. 10.) schon beschrieben habe, aus der
gallertartigen Bildungsmasse (stratum gelatinosum) auf folgende
Weise: Lange vorher, als gesonderte Muskelfasern wahrgenommen
werden, sieht man die Kügelchen der Urmasse nach Längslinien
geordnet, vorzüglich wenn diese zwischen zwei Glasplättchen
leise gepreſst wird. Die Körnchen scheinen nun etwas näher
an einander zu rücken und an einzelnen Stellen gänzlich, an an-
deren dagegen an der einen oder der anderen Seite zu verschmel-
zen und zu einer durchsichtigen Masse sich zu verbinden. Hier-
durch entstehen Fäden, welche an manchen Stellen ein perlschnur-
artiges Ansehen haben, an anderen dagegen minder scharf einge-
kerbt, oft auch an der einen Seite noch eingefurcht, an der anderen
dagegen schon mehr geradlinigt begrenzt sind. Später verschwindet
in dem Faden jede Spur von Körnchen oder Abtheilung und er
wird gleichmäſsig durchsichtig, begrenzt und cylindrisch. In die-
sem Zustande hat er mit den kleinen Blutgefäſsen, welche das
Bildungsgewebe vielfach durchstreichen, wenn sie vom Blute ent-
leert sind, einige Achnlichkeit und unterscheidet sich von ihnen
vorzüglich dadurch, daſs er mehr gerade, gleichmäſsig und nie
ramificirt ist, während diese ungleich, verästelt und fast niemals
parallel sind. So verharrt die Muskelfaser im Normale bis um die
Zeit des sechsten Monates, nur daſs ihre Substanz etwas dunke-
ler und ihre Cohäsion dichter wird. Im sechsten Monate habe
ich die ersten Spuren von Querstreifen in neuerer Zeit an ihnen
wahrgenommen und ich muſs daher, seitdem mir der Gebrauch
eines der besten Plöſslschen Instrumente zu Gebote steht, mei-
nen früheren Ausspruch, daſs diese bei Embryonen gänzlich feh-
len, nunmehr zurücknehmen. Diese Querstreifen stehen aber
während des ganzen Fötallebens weiter aus einander und sind
nur bei hellem Lichte und sehr starker Vergröſserung deutlich
wahrzunehmen. — Schon von der Zeit an, in welcher die Mus-
kelfäden durchsichtig und gleichförmig werden, häufen sich zwi-
schen ihnen Massen von Kügelchen rundlicher oder bestimmt
runder Form an, welche etwas gröſser als die Blutkörperchen,
nämlich 0,000407 P. Z. sind, und concentriren sich überhaupt
auf die bald näher zu bezeichnenden Stellen.

Zuerst werden die Muskelfibern und zuletzt ihre Fibrillen
gebildet. Dies erhellt aus folgenden Gründen: 1) Die zarteste

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[268/0296] Von dem Embryo. sertation (historiae evolutionis systematis muscularis prolusio. Wratisl. 1832. 4. p. 9. 10.) schon beschrieben habe, aus der gallertartigen Bildungsmasse (stratum gelatinosum) auf folgende Weise: Lange vorher, als gesonderte Muskelfasern wahrgenommen werden, sieht man die Kügelchen der Urmasse nach Längslinien geordnet, vorzüglich wenn diese zwischen zwei Glasplättchen leise gepreſst wird. Die Körnchen scheinen nun etwas näher an einander zu rücken und an einzelnen Stellen gänzlich, an an- deren dagegen an der einen oder der anderen Seite zu verschmel- zen und zu einer durchsichtigen Masse sich zu verbinden. Hier- durch entstehen Fäden, welche an manchen Stellen ein perlschnur- artiges Ansehen haben, an anderen dagegen minder scharf einge- kerbt, oft auch an der einen Seite noch eingefurcht, an der anderen dagegen schon mehr geradlinigt begrenzt sind. Später verschwindet in dem Faden jede Spur von Körnchen oder Abtheilung und er wird gleichmäſsig durchsichtig, begrenzt und cylindrisch. In die- sem Zustande hat er mit den kleinen Blutgefäſsen, welche das Bildungsgewebe vielfach durchstreichen, wenn sie vom Blute ent- leert sind, einige Achnlichkeit und unterscheidet sich von ihnen vorzüglich dadurch, daſs er mehr gerade, gleichmäſsig und nie ramificirt ist, während diese ungleich, verästelt und fast niemals parallel sind. So verharrt die Muskelfaser im Normale bis um die Zeit des sechsten Monates, nur daſs ihre Substanz etwas dunke- ler und ihre Cohäsion dichter wird. Im sechsten Monate habe ich die ersten Spuren von Querstreifen in neuerer Zeit an ihnen wahrgenommen und ich muſs daher, seitdem mir der Gebrauch eines der besten Plöſslschen Instrumente zu Gebote steht, mei- nen früheren Ausspruch, daſs diese bei Embryonen gänzlich feh- len, nunmehr zurücknehmen. Diese Querstreifen stehen aber während des ganzen Fötallebens weiter aus einander und sind nur bei hellem Lichte und sehr starker Vergröſserung deutlich wahrzunehmen. — Schon von der Zeit an, in welcher die Mus- kelfäden durchsichtig und gleichförmig werden, häufen sich zwi- schen ihnen Massen von Kügelchen rundlicher oder bestimmt runder Form an, welche etwas gröſser als die Blutkörperchen, nämlich 0,000407 P. Z. sind, und concentriren sich überhaupt auf die bald näher zu bezeichnenden Stellen. Zuerst werden die Muskelfibern und zuletzt ihre Fibrillen gebildet. Dies erhellt aus folgenden Gründen: 1) Die zarteste

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/296>, abgerufen am 25.11.2024.