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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
innen gelegene Theil derselben sind die ersten Anlagen des Schä-
dels und der Wirbelsäule. Sie entstehen gleichzeitig, wie es
scheint, aus dem Primitivstreifen, welcher sich in einem Acte in
die festere Hülle und die noch flüssige Centralnervenmasse sondert.
Die Rückensaite ist eine dichtere Anhäufung loser Kügelchen,
welehe in einer hellen glasartig durchsichtigen Scheide eingeschlos-
sen sind und wird umschlossen von den Rückenplatten, in welchen
zur Seite der Spinalcorde die ersten Wirbelrudimente entstehen.
Deutet man schon hier, so entspricht vielleicht, wie von Bär (üb.
Entw. gesch. S. 15. bei Burdach S. 245.) es angenommen, die
Rückensaite der Knorpelsäule mancher Knorpelfische (doch nur in
morphologischer und nicht in histiologischer Beziehung), über wel-
cher dann in beiden Fällen die Wirbel sich wölben, um Hirn und
Rückenmark einzuschliessen. Dadurch, dass die Rückensaite knopf-
förmig anschwillt und die Rückenplatten in gleichem Wachsthume
fortschreiten, entstehen die drei Wirbel des Schädels, welche
durch die sich eindrängenden höheren Sinnesorgane an den cor-
respondirenden Stellen eingebogen und verändert werden, ohne
ihre Continuität zu verlieren. In diesem Sinne nur kann man,
wie es die früheste Entwickelungsgeschichte des Hühnchens zeigt,
von Zwischenwirbeln des Schädels sprechen. So entstehen nun
1. Ein vorderer Wirbel für die Hirnblase des grossen Gehirnes,
das künftige Stirnbein, der vordere Körper und ein Theil der Ala
magna
des Keilbeins. 2. Ein Zwischenwirbel des Geruchsorga-
nes, lamina cribrosa und crista galli. 3. Ein mittlerer Wirbel
für die Vierhügelblase, die beiden Seitenwandbeine, die Basis und
seitlichen Ränder der sella turcica und die Alae minores. 4.
Ein Zwischenwirbel des Auges, der Schädeltheil der Orbita.
5. Ein Wirbel für das verlängerte Mark, Schuppe pars basilaris
und partes condyloideae des Hinterhauptbeines (Grundbeines)
und 6. ein Zwischenwirbel des Ohres pars petrosa, squamosa
und ein Theil der Mastoidea des Felsenbeines. Früher jedoch,
als die Rudimente der Schädelbildung, sehen wir die Rückenwir-
bel sich innerhalb der Substanz der Rückenplatten sondern. Es
entstehen nämlich dicht hinter der Umbeugung derselben in dem
künftigen oberen Theile der Brust auf beiden Seiten gleichzeitig
dunkele Anhäufungen von Körnchen, welche anfangs mehr oder
minder rund sind, bald dagegen in eine mehr viereckige Form
übergehen und durch helle Zwischenräume von einander geschie-

Von dem Embryo.
innen gelegene Theil derselben sind die ersten Anlagen des Schä-
dels und der Wirbelsäule. Sie entstehen gleichzeitig, wie es
scheint, aus dem Primitivstreifen, welcher sich in einem Acte in
die festere Hülle und die noch flüssige Centralnervenmasse sondert.
Die Rückensaite ist eine dichtere Anhäufung loser Kügelchen,
welehe in einer hellen glasartig durchsichtigen Scheide eingeschlos-
sen sind und wird umschlossen von den Rückenplatten, in welchen
zur Seite der Spinalcorde die ersten Wirbelrudimente entstehen.
Deutet man schon hier, so entspricht vielleicht, wie von Bär (üb.
Entw. gesch. S. 15. bei Burdach S. 245.) es angenommen, die
Rückensaite der Knorpelsäule mancher Knorpelfische (doch nur in
morphologischer und nicht in histiologischer Beziehung), über wel-
cher dann in beiden Fällen die Wirbel sich wölben, um Hirn und
Rückenmark einzuschlieſsen. Dadurch, daſs die Rückensaite knopf-
förmig anschwillt und die Rückenplatten in gleichem Wachsthume
fortschreiten, entstehen die drei Wirbel des Schädels, welche
durch die sich eindrängenden höheren Sinnesorgane an den cor-
respondirenden Stellen eingebogen und verändert werden, ohne
ihre Continuität zu verlieren. In diesem Sinne nur kann man,
wie es die früheste Entwickelungsgeschichte des Hühnchens zeigt,
von Zwischenwirbeln des Schädels sprechen. So entstehen nun
1. Ein vorderer Wirbel für die Hirnblase des groſsen Gehirnes,
das künftige Stirnbein, der vordere Körper und ein Theil der Ala
magna
des Keilbeins. 2. Ein Zwischenwirbel des Geruchsorga-
nes, lamina cribrosa und crista galli. 3. Ein mittlerer Wirbel
für die Vierhügelblase, die beiden Seitenwandbeine, die Basis und
seitlichen Ränder der sella turcica und die Alae minores. 4.
Ein Zwischenwirbel des Auges, der Schädeltheil der Orbita.
5. Ein Wirbel für das verlängerte Mark, Schuppe pars basilaris
und partes condyloideae des Hinterhauptbeines (Grundbeines)
und 6. ein Zwischenwirbel des Ohres pars petrosa, squamosa
und ein Theil der Mastoidea des Felsenbeines. Früher jedoch,
als die Rudimente der Schädelbildung, sehen wir die Rückenwir-
bel sich innerhalb der Substanz der Rückenplatten sondern. Es
entstehen nämlich dicht hinter der Umbeugung derselben in dem
künftigen oberen Theile der Brust auf beiden Seiten gleichzeitig
dunkele Anhäufungen von Körnchen, welche anfangs mehr oder
minder rund sind, bald dagegen in eine mehr viereckige Form
übergehen und durch helle Zwischenräume von einander geschie-

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[220/0248] Von dem Embryo. innen gelegene Theil derselben sind die ersten Anlagen des Schä- dels und der Wirbelsäule. Sie entstehen gleichzeitig, wie es scheint, aus dem Primitivstreifen, welcher sich in einem Acte in die festere Hülle und die noch flüssige Centralnervenmasse sondert. Die Rückensaite ist eine dichtere Anhäufung loser Kügelchen, welehe in einer hellen glasartig durchsichtigen Scheide eingeschlos- sen sind und wird umschlossen von den Rückenplatten, in welchen zur Seite der Spinalcorde die ersten Wirbelrudimente entstehen. Deutet man schon hier, so entspricht vielleicht, wie von Bär (üb. Entw. gesch. S. 15. bei Burdach S. 245.) es angenommen, die Rückensaite der Knorpelsäule mancher Knorpelfische (doch nur in morphologischer und nicht in histiologischer Beziehung), über wel- cher dann in beiden Fällen die Wirbel sich wölben, um Hirn und Rückenmark einzuschlieſsen. Dadurch, daſs die Rückensaite knopf- förmig anschwillt und die Rückenplatten in gleichem Wachsthume fortschreiten, entstehen die drei Wirbel des Schädels, welche durch die sich eindrängenden höheren Sinnesorgane an den cor- respondirenden Stellen eingebogen und verändert werden, ohne ihre Continuität zu verlieren. In diesem Sinne nur kann man, wie es die früheste Entwickelungsgeschichte des Hühnchens zeigt, von Zwischenwirbeln des Schädels sprechen. So entstehen nun 1. Ein vorderer Wirbel für die Hirnblase des groſsen Gehirnes, das künftige Stirnbein, der vordere Körper und ein Theil der Ala magna des Keilbeins. 2. Ein Zwischenwirbel des Geruchsorga- nes, lamina cribrosa und crista galli. 3. Ein mittlerer Wirbel für die Vierhügelblase, die beiden Seitenwandbeine, die Basis und seitlichen Ränder der sella turcica und die Alae minores. 4. Ein Zwischenwirbel des Auges, der Schädeltheil der Orbita. 5. Ein Wirbel für das verlängerte Mark, Schuppe pars basilaris und partes condyloideae des Hinterhauptbeines (Grundbeines) und 6. ein Zwischenwirbel des Ohres pars petrosa, squamosa und ein Theil der Mastoidea des Felsenbeines. Früher jedoch, als die Rudimente der Schädelbildung, sehen wir die Rückenwir- bel sich innerhalb der Substanz der Rückenplatten sondern. Es entstehen nämlich dicht hinter der Umbeugung derselben in dem künftigen oberen Theile der Brust auf beiden Seiten gleichzeitig dunkele Anhäufungen von Körnchen, welche anfangs mehr oder minder rund sind, bald dagegen in eine mehr viereckige Form übergehen und durch helle Zwischenräume von einander geschie-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/248>, abgerufen am 23.11.2024.