späteren gelben Fleck umgeben. -- Die auch nach unseren an Erwachsenen angestellten Untersuchungen richtigere Ansicht Schneiders (das Ende der Nervenhaut. München 1827. 4.), dass die Retina erst kurz vor dem Rande der Linsenkapsel sich endige, kann vorzüglich leicht wegen der bedeutenden Dicke der Nervenhaut durch die Untersuchung von Fötusaugen aus dem zweiten bis vierten Monate bestätigt werden.
Der Glaskörper scheint eine Metamorphose der nicht mehr zur Bildung der Nervenhaut verwandten Flüssigkeit zu seyn. Ueber die Art seiner Entstehung ist man noch völlig im Dunke- len. Er ist, je jünger der Fötus, um so kleiner und man stellt sich die Art seiner Formumänderung am besten vor, wenn man sich ein Kugelsegment denkt, welches durch ein anderes sich ein- schiebendes Kugelsegment (die hintere Abtheilung der Linse) be- stimmt wird und in gleichem Verhältniss des Wachsthumes sei- ner Durchmesser- (früheren Radial- späteren Diametralabschnitts-) länge auch seine Oberfläche in eine immer grössere Kugelsegments- fläche verwandelt. Er ist im frischen und normalen Zustande immer klar und durchsichtig und hat, indem die Crystalllinse sich nach vorn und mit sich die Arteria centralis zieht, im Fö- tus eine wahre Area Martegiani, wie ich mich nach wiederhol- ten Untersuchungen wiederum überzeugt habe. -- Die tellerför- mige Grube ist, je jünger der Embryo, desto tiefer und grösser.
Die Ciliarfortsätze entstehen nach v. Ammon (Zeitschr. II. S. 510.) durch Faltung der Chorioidea. Man sieht sie nach ihm zu- erst bei drei- bis viermonatlichen, die Ciliarkrone dagegen (l. c. S. 514.) erst bei fünfmonatlichen Früchten. -- v. Bär (l. c. S. 105. bei Burdach S. 336.) glaubt, dass die Zonula aus der Me- tamorphose des Nervenblättchens entstehe, welches jedoch auf der Ansicht zu beruhen scheint, dass die Retina nicht bis zu der Linsenkapsel reiche. Wir selbst konnten sie vor dem Anfange des fünften Monates mit Bestimmtheit nicht unterscheiden.
v. Ammon (Zeitschr. II. 446--59.) hat endlich in der neuesten Zeit auf eine häufig bei Embryonen vom vierten Monate an und bei Neugeborenen vorkommende rothe Färbung der Augenhäute und des Glaskörpers, während die Linse farblos bleibt, aufmerksam gemacht und wagt nicht zu entscheiden, ob die Erscheinung pathologisch oder normal sey. Die Farbe unterschied sich bestimmt von der schmut- zigen, welche die Augenhäute haben, wenn der Fötus in oder
Höhere Sinne. Auge.
späteren gelben Fleck umgeben. — Die auch nach unseren an Erwachsenen angestellten Untersuchungen richtigere Ansicht Schneiders (das Ende der Nervenhaut. München 1827. 4.), daſs die Retina erst kurz vor dem Rande der Linsenkapsel sich endige, kann vorzüglich leicht wegen der bedeutenden Dicke der Nervenhaut durch die Untersuchung von Fötusaugen aus dem zweiten bis vierten Monate bestätigt werden.
Der Glaskörper scheint eine Metamorphose der nicht mehr zur Bildung der Nervenhaut verwandten Flüssigkeit zu seyn. Ueber die Art seiner Entstehung ist man noch völlig im Dunke- len. Er ist, je jünger der Fötus, um so kleiner und man stellt sich die Art seiner Formumänderung am besten vor, wenn man sich ein Kugelsegment denkt, welches durch ein anderes sich ein- schiebendes Kugelsegment (die hintere Abtheilung der Linse) be- stimmt wird und in gleichem Verhältniſs des Wachsthumes sei- ner Durchmesser- (früheren Radial- späteren Diametralabschnitts-) länge auch seine Oberfläche in eine immer gröſsere Kugelsegments- fläche verwandelt. Er ist im frischen und normalen Zustande immer klar und durchsichtig und hat, indem die Crystalllinse sich nach vorn und mit sich die Arteria centralis zieht, im Fö- tus eine wahre Area Martegiani, wie ich mich nach wiederhol- ten Untersuchungen wiederum überzeugt habe. — Die tellerför- mige Grube ist, je jünger der Embryo, desto tiefer und gröſser.
Die Ciliarfortsätze entstehen nach v. Ammon (Zeitschr. II. S. 510.) durch Faltung der Chorioidea. Man sieht sie nach ihm zu- erst bei drei- bis viermonatlichen, die Ciliarkrone dagegen (l. c. S. 514.) erst bei fünfmonatlichen Früchten. — v. Bär (l. c. S. 105. bei Burdach S. 336.) glaubt, daſs die Zonula aus der Me- tamorphose des Nervenblättchens entstehe, welches jedoch auf der Ansicht zu beruhen scheint, daſs die Retina nicht bis zu der Linsenkapsel reiche. Wir selbst konnten sie vor dem Anfange des fünften Monates mit Bestimmtheit nicht unterscheiden.
v. Ammon (Zeitschr. II. 446—59.) hat endlich in der neuesten Zeit auf eine häufig bei Embryonen vom vierten Monate an und bei Neugeborenen vorkommende rothe Färbung der Augenhäute und des Glaskörpers, während die Linse farblos bleibt, aufmerksam gemacht und wagt nicht zu entscheiden, ob die Erscheinung pathologisch oder normal sey. Die Farbe unterschied sich bestimmt von der schmut- zigen, welche die Augenhäute haben, wenn der Fötus in oder
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Höhere Sinne. Auge.
späteren gelben Fleck umgeben. — Die auch nach unseren an
Erwachsenen angestellten Untersuchungen richtigere Ansicht
Schneiders (das Ende der Nervenhaut. München 1827. 4.), daſs
die Retina erst kurz vor dem Rande der Linsenkapsel sich endige,
kann vorzüglich leicht wegen der bedeutenden Dicke der Nervenhaut
durch die Untersuchung von Fötusaugen aus dem zweiten bis
vierten Monate bestätigt werden.
Der Glaskörper scheint eine Metamorphose der nicht mehr
zur Bildung der Nervenhaut verwandten Flüssigkeit zu seyn.
Ueber die Art seiner Entstehung ist man noch völlig im Dunke-
len. Er ist, je jünger der Fötus, um so kleiner und man stellt
sich die Art seiner Formumänderung am besten vor, wenn man
sich ein Kugelsegment denkt, welches durch ein anderes sich ein-
schiebendes Kugelsegment (die hintere Abtheilung der Linse) be-
stimmt wird und in gleichem Verhältniſs des Wachsthumes sei-
ner Durchmesser- (früheren Radial- späteren Diametralabschnitts-)
länge auch seine Oberfläche in eine immer gröſsere Kugelsegments-
fläche verwandelt. Er ist im frischen und normalen Zustande
immer klar und durchsichtig und hat, indem die Crystalllinse
sich nach vorn und mit sich die Arteria centralis zieht, im Fö-
tus eine wahre Area Martegiani, wie ich mich nach wiederhol-
ten Untersuchungen wiederum überzeugt habe. — Die tellerför-
mige Grube ist, je jünger der Embryo, desto tiefer und gröſser.
Die Ciliarfortsätze entstehen nach v. Ammon (Zeitschr. II. S.
510.) durch Faltung der Chorioidea. Man sieht sie nach ihm zu-
erst bei drei- bis viermonatlichen, die Ciliarkrone dagegen (l. c.
S. 514.) erst bei fünfmonatlichen Früchten. — v. Bär (l. c. S.
105. bei Burdach S. 336.) glaubt, daſs die Zonula aus der Me-
tamorphose des Nervenblättchens entstehe, welches jedoch auf
der Ansicht zu beruhen scheint, daſs die Retina nicht bis zu der
Linsenkapsel reiche. Wir selbst konnten sie vor dem Anfange
des fünften Monates mit Bestimmtheit nicht unterscheiden.
v. Ammon (Zeitschr. II. 446—59.) hat endlich in der neuesten
Zeit auf eine häufig bei Embryonen vom vierten Monate an und bei
Neugeborenen vorkommende rothe Färbung der Augenhäute und des
Glaskörpers, während die Linse farblos bleibt, aufmerksam gemacht
und wagt nicht zu entscheiden, ob die Erscheinung pathologisch oder
normal sey. Die Farbe unterschied sich bestimmt von der schmut-
zigen, welche die Augenhäute haben, wenn der Fötus in oder
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/225>, abgerufen am 23.11.2024.
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