Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Höhlen des Hirnes und Rückenmarkes. Rückenmark den ganzen Wirbelkanal, ohne in eine Caudaequina auszugehen. Vom vierten Monate an werden die Lum- bar- und Sacralnerven stärker, als die übrigen Rückenmarksner- ven und in gleichem Verhältnisse mit ihnen bildet sich auch, wie Tiedemann (l. c. S. 91.) schon bemerkt, der Pferdeschweif hervor. Dadurch, dass das Rückenmark selbst in seiner Längen- ausbildung stehen bleibt, rückt es später scheinbar nach dem Kopfe zurück und reicht so im siebenten Monate bis in den un- tersten, im neunten Monate bis in den obersten Lendenwirbel (Burdach Physiol. II. S. 422.). Endlich hat Tiedemann (l. c. S. 91.) die von Frotscher (Descriptio medullae spinalis ejusque nervorum. 1788. Fol. p. 7.) u. A. beschriebenen Knötchen, welche Andere wieder läugnen, im Fötus nie auffinden können. -- Auch hier übt die Krümmung wieder ihren gewohnten Einfluss aus. Durch sie entsteht, wie schon angegeben worden, der Nak- kenhöcker, welcher die obere Grenze des Rückenmarkes bezeichnet; nach unten dagegen die Sacralbiegung, an welcher Stelle der frei- lich früher schon entstehende sinus rhomboidalis zu liegen kommt. Beide stehen mit dem Nabel als Centrum der Krümmung in wesentli- cher Beziehung. Die seitliche Umlegungsbiegung hat hier, wie auf das ganze seröse Blatt überhaupt, wenig Einfluss, wirkt aber um so tiefer, wie später noch dargestellt werden soll, auf die Metamor- phosen des Schleimblattes ein. Wir haben bisher absichtlich Nichts von den Höhlen des 12*
Höhlen des Hirnes und Rückenmarkes. Rückenmark den ganzen Wirbelkanal, ohne in eine Caudaequina auszugehen. Vom vierten Monate an werden die Lum- bar- und Sacralnerven stärker, als die übrigen Rückenmarksner- ven und in gleichem Verhältnisse mit ihnen bildet sich auch, wie Tiedemann (l. c. S. 91.) schon bemerkt, der Pferdeschweif hervor. Dadurch, daſs das Rückenmark selbst in seiner Längen- ausbildung stehen bleibt, rückt es später scheinbar nach dem Kopfe zurück und reicht so im siebenten Monate bis in den un- tersten, im neunten Monate bis in den obersten Lendenwirbel (Burdach Physiol. II. S. 422.). Endlich hat Tiedemann (l. c. S. 91.) die von Frotscher (Descriptio medullae spinalis ejusque nervorum. 1788. Fol. p. 7.) u. A. beschriebenen Knötchen, welche Andere wieder läugnen, im Fötus nie auffinden können. — Auch hier übt die Krümmung wieder ihren gewohnten Einfluſs aus. Durch sie entsteht, wie schon angegeben worden, der Nak- kenhöcker, welcher die obere Grenze des Rückenmarkes bezeichnet; nach unten dagegen die Sacralbiegung, an welcher Stelle der frei- lich früher schon entstehende sinus rhomboidalis zu liegen kommt. Beide stehen mit dem Nabel als Centrum der Krümmung in wesentli- cher Beziehung. Die seitliche Umlegungsbiegung hat hier, wie auf das ganze seröse Blatt überhaupt, wenig Einfluſs, wirkt aber um so tiefer, wie später noch dargestellt werden soll, auf die Metamor- phosen des Schleimblattes ein. Wir haben bisher absichtlich Nichts von den Höhlen des 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0207" n="179"/><fw place="top" type="header">Höhlen des Hirnes und Rückenmarkes.</fw><lb/> Rückenmark den ganzen Wirbelkanal, ohne in eine <hi rendition="#i">Cauda<lb/> equina</hi> auszugehen. Vom vierten Monate an werden die Lum-<lb/> bar- und Sacralnerven stärker, als die übrigen Rückenmarksner-<lb/> ven und in gleichem Verhältnisse mit ihnen bildet sich auch,<lb/> wie Tiedemann (l. c. S. 91.) schon bemerkt, der Pferdeschweif<lb/> hervor. Dadurch, daſs das Rückenmark selbst in seiner Längen-<lb/> ausbildung stehen bleibt, rückt es später scheinbar nach dem<lb/> Kopfe zurück und reicht so im siebenten Monate bis in den un-<lb/> tersten, im neunten Monate bis in den obersten Lendenwirbel<lb/> (Burdach Physiol. II. S. 422.). Endlich hat Tiedemann (l. c. S.<lb/> 91.) die von Frotscher (<hi rendition="#i">Descriptio medullae spinalis ejusque<lb/> nervorum</hi>. 1788. <hi rendition="#i">Fol. p.</hi> 7.) u. A. beschriebenen Knötchen,<lb/> welche Andere wieder läugnen, im Fötus nie auffinden können. —<lb/> Auch hier übt die Krümmung wieder ihren gewohnten Einfluſs<lb/> aus. Durch sie entsteht, wie schon angegeben worden, der Nak-<lb/> kenhöcker, welcher die obere Grenze des Rückenmarkes bezeichnet;<lb/> nach unten dagegen die Sacralbiegung, an welcher Stelle der frei-<lb/> lich früher schon entstehende <hi rendition="#i">sinus rhomboidalis</hi> zu liegen kommt.<lb/> Beide stehen mit dem Nabel als Centrum der Krümmung in wesentli-<lb/> cher Beziehung. Die seitliche Umlegungsbiegung hat hier, wie auf<lb/> das ganze seröse Blatt überhaupt, wenig Einfluſs, wirkt aber um so<lb/> tiefer, wie später noch dargestellt werden soll, auf die Metamor-<lb/> phosen des Schleimblattes ein.</p><lb/> <p>Wir haben bisher absichtlich Nichts von den Höhlen des<lb/> Gehirnes und Rückenmarkes erwähnt, um sie sämmtlich in ihrer<lb/> Continuität darstellen zu können. Die anfangs vollkommen helle<lb/> Flüssigkeit, welche das Rudiment des centralen Nervensystemes<lb/> ausmacht, setzte nach auſsen dichtere Masse ab, während die in-<lb/> nere scheinbare Höhlung mit Flüssigkeit gefüllt bleibt. So ent-<lb/> stehen jene Höhlen, Kanäle und Spalten, welche wir bei allen<lb/> Beobachtern verzeichnet finden. Allein obere Spalten, oberes<lb/> Offenseyn derselben muſs man, wenn man consequent seyn will,<lb/> durchaus verwerfen, weil die den Centraltheilen des Nervensy-<lb/> stemes eben so gut angehörende Flüssigkeit zwischen den sich<lb/> noch nicht berührenden Rändern der von unten heraufkommen-<lb/> den Bildungsmasse liegt und jede Trennung vollkommen ausfüllt.<lb/> Dasselbe läſst sich für die frühere Zeit von sämmtlichen Kanälen und<lb/> Ventrikeln des Rückenmarkes und Gehirnes im Fötus sagen,<lb/> welche nur mit Flüssigkeit gefüllte Räume oder Lücken zwischen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0207]
Höhlen des Hirnes und Rückenmarkes.
Rückenmark den ganzen Wirbelkanal, ohne in eine Cauda
equina auszugehen. Vom vierten Monate an werden die Lum-
bar- und Sacralnerven stärker, als die übrigen Rückenmarksner-
ven und in gleichem Verhältnisse mit ihnen bildet sich auch,
wie Tiedemann (l. c. S. 91.) schon bemerkt, der Pferdeschweif
hervor. Dadurch, daſs das Rückenmark selbst in seiner Längen-
ausbildung stehen bleibt, rückt es später scheinbar nach dem
Kopfe zurück und reicht so im siebenten Monate bis in den un-
tersten, im neunten Monate bis in den obersten Lendenwirbel
(Burdach Physiol. II. S. 422.). Endlich hat Tiedemann (l. c. S.
91.) die von Frotscher (Descriptio medullae spinalis ejusque
nervorum. 1788. Fol. p. 7.) u. A. beschriebenen Knötchen,
welche Andere wieder läugnen, im Fötus nie auffinden können. —
Auch hier übt die Krümmung wieder ihren gewohnten Einfluſs
aus. Durch sie entsteht, wie schon angegeben worden, der Nak-
kenhöcker, welcher die obere Grenze des Rückenmarkes bezeichnet;
nach unten dagegen die Sacralbiegung, an welcher Stelle der frei-
lich früher schon entstehende sinus rhomboidalis zu liegen kommt.
Beide stehen mit dem Nabel als Centrum der Krümmung in wesentli-
cher Beziehung. Die seitliche Umlegungsbiegung hat hier, wie auf
das ganze seröse Blatt überhaupt, wenig Einfluſs, wirkt aber um so
tiefer, wie später noch dargestellt werden soll, auf die Metamor-
phosen des Schleimblattes ein.
Wir haben bisher absichtlich Nichts von den Höhlen des
Gehirnes und Rückenmarkes erwähnt, um sie sämmtlich in ihrer
Continuität darstellen zu können. Die anfangs vollkommen helle
Flüssigkeit, welche das Rudiment des centralen Nervensystemes
ausmacht, setzte nach auſsen dichtere Masse ab, während die in-
nere scheinbare Höhlung mit Flüssigkeit gefüllt bleibt. So ent-
stehen jene Höhlen, Kanäle und Spalten, welche wir bei allen
Beobachtern verzeichnet finden. Allein obere Spalten, oberes
Offenseyn derselben muſs man, wenn man consequent seyn will,
durchaus verwerfen, weil die den Centraltheilen des Nervensy-
stemes eben so gut angehörende Flüssigkeit zwischen den sich
noch nicht berührenden Rändern der von unten heraufkommen-
den Bildungsmasse liegt und jede Trennung vollkommen ausfüllt.
Dasselbe läſst sich für die frühere Zeit von sämmtlichen Kanälen und
Ventrikeln des Rückenmarkes und Gehirnes im Fötus sagen,
welche nur mit Flüssigkeit gefüllte Räume oder Lücken zwischen
12*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |