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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Erste Momente der Bildung des neuen Individuums.
die elementare Darstellung der Hauptsysteme des Körpers beginnt,
oder ob die Urscheidung in der Dimension der Tiefe oder in der
der Länge und Breite zuerst hervortritt. So scheint bei den
Spinnen der Gegensatz von Kopf und Rumpf eben so früh, wo
nicht früher angedeutet zu seyn, als die Urbildungen des serösen
Blattes, d. h. die Extremitäten, die Leibeswand und der später
erst sichtbare Ganglienstrang. Wenigstens lässt sich eine Sonde-
rung in differente Blätter durch keine Beobachtung in diesem frü-
hesten Zeitraume nachweisen. Der Urprocess, welcher durch eine
Metamorphose der Keimanlage in die Fruchtanlage eingeleitet
worden, scheint sich auch insofern jetzt noch unmittelbar fortzu-
setzen, als an den Stellen, wo später differente Körpertheile zu
liegen kommen, in frühester Periode differente Massenanhäufungen
abgelagert werden. Die ähnliche Gestalt der Theile bei dem
Flusskrebse, mehr noch in den Onisciden macht hier einen ähnli-
chen Vorgang wahrscheinlich. Bei Fischen geht nach Rathke's Be-
obachtungen (in Burdachs Phys. II. S. 202. u. Abh. II. S. 10.
12.), die wir aus Embryonen von Perca und Cyprinus bestätigen
können, die Entstehung der Rückensaite der Spaltung der Frucht-
anlage in Blätter voraus. Bei den Amphibien scheinen beide
Processe gleichzeitig vorzugehen. In den Vögeln dagegen ist die
Sonderung in Blätter früher, als die Entstehung der Rückensaite
ja sogar des Primitivstreifens. Ueber die Säugethiere mangeln
hier durchaus noch alle Beobachtungen.

Wie v. Bär zuerst dargestellt hat, bildet sich um die vier-
zehnte Stunde der Bebrütung der von ihm sogenannte Primitiv-
streifen, d. h. eine Masse von losen, mit einander zusammenhängen-
den Kügelchen, welche in einer der Queraxe des Eies entsprechen-
den Längenreihe gelagert sind. Dieser Streifen ist schon mit blo-
ssen Augen sichtbar, 1--11/2 Linien lang und etwas über die Ober-
fläche, bis 1/3 Linie, erhaben (Bär üb. Entw. Gesch. Th. I. S. 12.
13. 14. und in Burdachs Phys. II. S. 242. 243.). Die Deutung
dieses Theiles ist sicher mit sehr vielen Schwierigkeiten verbun-
den. v. Bär drückt sich hierüber nicht ganz bestimmt aus und
nennt ihn Verläufer der Wirbelsäule. Allein man könnte ihn
eben so gut Vorläufer des Nervensystemes heissen. Er ist über-
haupt, wie auch Burdach und Bär an einem anderen Orte bemer-
ken, die Uranlage von Hüllen des centralen Nervensystemes aller
Art und von diesem selbst, eine Ansicht, welche, wie wir bald

Erste Momente der Bildung des neuen Individuums.
die elementare Darstellung der Hauptsysteme des Körpers beginnt,
oder ob die Urscheidung in der Dimension der Tiefe oder in der
der Länge und Breite zuerst hervortritt. So scheint bei den
Spinnen der Gegensatz von Kopf und Rumpf eben so früh, wo
nicht früher angedeutet zu seyn, als die Urbildungen des serösen
Blattes, d. h. die Extremitäten, die Leibeswand und der später
erst sichtbare Ganglienstrang. Wenigstens läſst sich eine Sonde-
rung in differente Blätter durch keine Beobachtung in diesem frü-
hesten Zeitraume nachweisen. Der Urproceſs, welcher durch eine
Metamorphose der Keimanlage in die Fruchtanlage eingeleitet
worden, scheint sich auch insofern jetzt noch unmittelbar fortzu-
setzen, als an den Stellen, wo später differente Körpertheile zu
liegen kommen, in frühester Periode differente Massenanhäufungen
abgelagert werden. Die ähnliche Gestalt der Theile bei dem
Fluſskrebse, mehr noch in den Onisciden macht hier einen ähnli-
chen Vorgang wahrscheinlich. Bei Fischen geht nach Rathke’s Be-
obachtungen (in Burdachs Phys. II. S. 202. u. Abh. II. S. 10.
12.), die wir aus Embryonen von Perca und Cyprinus bestätigen
können, die Entstehung der Rückensaite der Spaltung der Frucht-
anlage in Blätter voraus. Bei den Amphibien scheinen beide
Processe gleichzeitig vorzugehen. In den Vögeln dagegen ist die
Sonderung in Blätter früher, als die Entstehung der Rückensaite
ja sogar des Primitivstreifens. Ueber die Säugethiere mangeln
hier durchaus noch alle Beobachtungen.

Wie v. Bär zuerst dargestellt hat, bildet sich um die vier-
zehnte Stunde der Bebrütung der von ihm sogenannte Primitiv-
streifen, d. h. eine Masse von losen, mit einander zusammenhängen-
den Kügelchen, welche in einer der Queraxe des Eies entsprechen-
den Längenreihe gelagert sind. Dieser Streifen ist schon mit blo-
ſsen Augen sichtbar, 1—1½ Linien lang und etwas über die Ober-
fläche, bis ⅓ Linie, erhaben (Bär üb. Entw. Gesch. Th. I. S. 12.
13. 14. und in Burdachs Phys. II. S. 242. 243.). Die Deutung
dieses Theiles ist sicher mit sehr vielen Schwierigkeiten verbun-
den. v. Bär drückt sich hierüber nicht ganz bestimmt aus und
nennt ihn Verläufer der Wirbelsäule. Allein man könnte ihn
eben so gut Vorläufer des Nervensystemes heiſsen. Er ist über-
haupt, wie auch Burdach und Bär an einem anderen Orte bemer-
ken, die Uranlage von Hüllen des centralen Nervensystemes aller
Art und von diesem selbst, eine Ansicht, welche, wie wir bald

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[155/0183] Erste Momente der Bildung des neuen Individuums. die elementare Darstellung der Hauptsysteme des Körpers beginnt, oder ob die Urscheidung in der Dimension der Tiefe oder in der der Länge und Breite zuerst hervortritt. So scheint bei den Spinnen der Gegensatz von Kopf und Rumpf eben so früh, wo nicht früher angedeutet zu seyn, als die Urbildungen des serösen Blattes, d. h. die Extremitäten, die Leibeswand und der später erst sichtbare Ganglienstrang. Wenigstens läſst sich eine Sonde- rung in differente Blätter durch keine Beobachtung in diesem frü- hesten Zeitraume nachweisen. Der Urproceſs, welcher durch eine Metamorphose der Keimanlage in die Fruchtanlage eingeleitet worden, scheint sich auch insofern jetzt noch unmittelbar fortzu- setzen, als an den Stellen, wo später differente Körpertheile zu liegen kommen, in frühester Periode differente Massenanhäufungen abgelagert werden. Die ähnliche Gestalt der Theile bei dem Fluſskrebse, mehr noch in den Onisciden macht hier einen ähnli- chen Vorgang wahrscheinlich. Bei Fischen geht nach Rathke’s Be- obachtungen (in Burdachs Phys. II. S. 202. u. Abh. II. S. 10. 12.), die wir aus Embryonen von Perca und Cyprinus bestätigen können, die Entstehung der Rückensaite der Spaltung der Frucht- anlage in Blätter voraus. Bei den Amphibien scheinen beide Processe gleichzeitig vorzugehen. In den Vögeln dagegen ist die Sonderung in Blätter früher, als die Entstehung der Rückensaite ja sogar des Primitivstreifens. Ueber die Säugethiere mangeln hier durchaus noch alle Beobachtungen. Wie v. Bär zuerst dargestellt hat, bildet sich um die vier- zehnte Stunde der Bebrütung der von ihm sogenannte Primitiv- streifen, d. h. eine Masse von losen, mit einander zusammenhängen- den Kügelchen, welche in einer der Queraxe des Eies entsprechen- den Längenreihe gelagert sind. Dieser Streifen ist schon mit blo- ſsen Augen sichtbar, 1—1½ Linien lang und etwas über die Ober- fläche, bis ⅓ Linie, erhaben (Bär üb. Entw. Gesch. Th. I. S. 12. 13. 14. und in Burdachs Phys. II. S. 242. 243.). Die Deutung dieses Theiles ist sicher mit sehr vielen Schwierigkeiten verbun- den. v. Bär drückt sich hierüber nicht ganz bestimmt aus und nennt ihn Verläufer der Wirbelsäule. Allein man könnte ihn eben so gut Vorläufer des Nervensystemes heiſsen. Er ist über- haupt, wie auch Burdach und Bär an einem anderen Orte bemer- ken, die Uranlage von Hüllen des centralen Nervensystemes aller Art und von diesem selbst, eine Ansicht, welche, wie wir bald

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/183>, abgerufen am 24.11.2024.