Anm. In den Dimensionen der Dicke und Breite, zum Theil auch der Länge, kann man sich die Verhältnisse auch auf fol- gende Weise vergegenwärtigen. Man denke sich die Fruchtan- lage in der Dimension der Tiefe in drei Lagen, seröses Blatt, Gefässblatt und Schleimblatt gespalten. Diese Lamellen sind je- doch in der Flächen-Dimension von ungleicher Ausbreitung, und zwar von geringerer das innere seröse, von grösserer das mittlere Gefäss- und von grösster das äussere Schleimblatt. Da jedes die- ser Blätter seinen Repräsentanten in einem Organsysteme hat, welches sich aus ihm hervorbildet, so müssen diese letzteren durch diese nothwendige Bedingung ihres Ursprunges übereinan- der gelagert seyn. Ausser dieser durch ihre verschiedene Entste- hung aus verschiedenen Blättern gegebene Differenz der Lage in der Dimension der Tiefe beobachten sie aber für sich eine ähn- liche Differenz in der Dimension der Länge und so kann zwar der Typus ihrer Ortsbestimmung als eine gerade Linie oder eine gerade Richtung angesehen werden, jedoch so nur, dass diese an zwei Stellen getheilt ist und jeder Theil etwas nach unten abweicht. Man sieht daher leicht, dass genau genommen die Sonderung in Blät- ter eine Trennung in Form der Linie (des durch Dicke der Frucht- anlage gefällten Perpendikels), die in Höfe eine solche in der Fläche und die in Organsysteme in Fläche und Linie zugleich d. h. eine wahrhaft körperliche Trennung bedingt. Wahrschein- lich geht auch so die Anordnung der Zeit nach in der Natur selbst im Eie vor sich.
3. Diese ersten Veränderungen der Fruchtanlage ziehen auch homogene Veränderungen des ganzen Eies und seiner einzelnen Theile nach sich.
a. Das aus dem Mutterkörper entfernte Ei saugt Flüssigkei- ten aus den umgebenden Medien an und giebt solche an diese wieder zurück, geht also, wenn man will, einen wahren Assimilations- und Respirationsprocess ein. Die im Wasser sich entwickelnden Eier vergrössern sich bedeutend und schwellen an, welche Volu- mensveränderung bis zu einem bestimmten Grade fortgeht und
Von dem Embryo.
[Tabelle]
Anm. In den Dimensionen der Dicke und Breite, zum Theil auch der Länge, kann man sich die Verhältnisse auch auf fol- gende Weise vergegenwärtigen. Man denke sich die Fruchtan- lage in der Dimension der Tiefe in drei Lagen, seröses Blatt, Gefäſsblatt und Schleimblatt gespalten. Diese Lamellen sind je- doch in der Flächen-Dimension von ungleicher Ausbreitung, und zwar von geringerer das innere seröse, von gröſserer das mittlere Gefäſs- und von gröſster das äuſsere Schleimblatt. Da jedes die- ser Blätter seinen Repräsentanten in einem Organsysteme hat, welches sich aus ihm hervorbildet, so müssen diese letzteren durch diese nothwendige Bedingung ihres Ursprunges übereinan- der gelagert seyn. Auſser dieser durch ihre verschiedene Entste- hung aus verschiedenen Blättern gegebene Differenz der Lage in der Dimension der Tiefe beobachten sie aber für sich eine ähn- liche Differenz in der Dimension der Länge und so kann zwar der Typus ihrer Ortsbestimmung als eine gerade Linie oder eine gerade Richtung angesehen werden, jedoch so nur, daſs diese an zwei Stellen getheilt ist und jeder Theil etwas nach unten abweicht. Man sieht daher leicht, daſs genau genommen die Sonderung in Blät- ter eine Trennung in Form der Linie (des durch Dicke der Frucht- anlage gefällten Perpendikels), die in Höfe eine solche in der Fläche und die in Organsysteme in Fläche und Linie zugleich d. h. eine wahrhaft körperliche Trennung bedingt. Wahrschein- lich geht auch so die Anordnung der Zeit nach in der Natur selbst im Eie vor sich.
3. Diese ersten Veränderungen der Fruchtanlage ziehen auch homogene Veränderungen des ganzen Eies und seiner einzelnen Theile nach sich.
a. Das aus dem Mutterkörper entfernte Ei saugt Flüssigkei- ten aus den umgebenden Medien an und giebt solche an diese wieder zurück, geht also, wenn man will, einen wahren Assimilations- und Respirationsproceſs ein. Die im Wasser sich entwickelnden Eier vergröſsern sich bedeutend und schwellen an, welche Volu- mensveränderung bis zu einem bestimmten Grade fortgeht und
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Von dem Embryo.
Anm. In den Dimensionen der Dicke und Breite, zum Theil
auch der Länge, kann man sich die Verhältnisse auch auf fol-
gende Weise vergegenwärtigen. Man denke sich die Fruchtan-
lage in der Dimension der Tiefe in drei Lagen, seröses Blatt,
Gefäſsblatt und Schleimblatt gespalten. Diese Lamellen sind je-
doch in der Flächen-Dimension von ungleicher Ausbreitung, und
zwar von geringerer das innere seröse, von gröſserer das mittlere
Gefäſs- und von gröſster das äuſsere Schleimblatt. Da jedes die-
ser Blätter seinen Repräsentanten in einem Organsysteme hat,
welches sich aus ihm hervorbildet, so müssen diese letzteren
durch diese nothwendige Bedingung ihres Ursprunges übereinan-
der gelagert seyn. Auſser dieser durch ihre verschiedene Entste-
hung aus verschiedenen Blättern gegebene Differenz der Lage in
der Dimension der Tiefe beobachten sie aber für sich eine ähn-
liche Differenz in der Dimension der Länge und so kann zwar
der Typus ihrer Ortsbestimmung als eine gerade Linie oder eine
gerade Richtung angesehen werden, jedoch so nur, daſs diese an zwei
Stellen getheilt ist und jeder Theil etwas nach unten abweicht.
Man sieht daher leicht, daſs genau genommen die Sonderung in Blät-
ter eine Trennung in Form der Linie (des durch Dicke der Frucht-
anlage gefällten Perpendikels), die in Höfe eine solche in der
Fläche und die in Organsysteme in Fläche und Linie zugleich
d. h. eine wahrhaft körperliche Trennung bedingt. Wahrschein-
lich geht auch so die Anordnung der Zeit nach in der Natur
selbst im Eie vor sich.
3. Diese ersten Veränderungen der Fruchtanlage ziehen auch
homogene Veränderungen des ganzen Eies und seiner einzelnen
Theile nach sich.
a. Das aus dem Mutterkörper entfernte Ei saugt Flüssigkei-
ten aus den umgebenden Medien an und giebt solche an diese wieder
zurück, geht also, wenn man will, einen wahren Assimilations-
und Respirationsproceſs ein. Die im Wasser sich entwickelnden
Eier vergröſsern sich bedeutend und schwellen an, welche Volu-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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