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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
vor sich. Wenn nämlich früher Fruchtanlage und Dotter genau
mit einander verbunden waren und an einander adhärirten, so
wird jetzt die Trennung derselben schon leichter und in einem
grösseren Umkreise möglich. An der Peripherie jedoch bleibt in
den ersten Stunden der Brütung immer noch bei dem Versuche,
die Fruchtanlage von dem Dotter zu lösen, etwas von dem letz-
teren an der ersteren hängen (Bär l. c. S. 9., bei Burdach Phys.
S. 239.). Auch Panders Kern des Hahnentrittes oder z. Th. Bärs
Keimhügel wird so von der dadurch mehr blattförmig werdenden
Fruchtanlage immer mehr gesondert. Alle diese ersten und zar-
testen Nüancen der selbstständigen Sonderung der Fruchtanlage
treten so leicht ein, dass sie nach unseren Erfahrungen sehr häufig
schon bei nicht bebrüteten Eiern wahrzunehmen sind. Eine jede
etwas höhere Temperatur, nicht bloss die gewöhnliche Brutwärme
(28--32°) vermag schon diese leisen Effekte hervorzubringen.

2. Die mehr gesonderte Fruchtanlage geht in ihren verschie-
denen Dimensionen der Dicke (Tiefe), Breite und Länge verschie-
dene Theilungen ein, welche der Zahl nach einander entsprechen
und in ihren Bedeutungen gewisse Analogieen darbieten. Ganz
zuerst tritt die Spaltung in der Dimension der Tiefe hervor, doch
auch da nicht gleich vollständig, da das Mittelglied im Anfange
ganz mangelt und einige Zeit darauf nur schwach angedeutet ist.
Auf diese folgt nach einer kürzeren oder längeren Unterbrechung
die der Breite mit gleichem Zurückbleiben des Mittelgliedes und
zuletzt die der Länge mit zwar von Anfang an rudimentär ange-
deutetem, doch noch nicht functionell auftretendem Mittelgliede.
Bei der nun folgenden Betrachtung ist ausser eigenen, grösstentheils
bestätigenden Erfahrungen, v. Bärs Darstellung (l. c. S. 160--163.)
bis auf einige kleine Veränderungen zu Grunde gelegt.

a. Die Keimhaut sondert sich in eine obere, dünnere, festere
und eine untere, dickere, mit anderen Körnern versehene Schicht,
welche freilich in der frühesten Zeit nie getrennt werden kön-
nen; doch aber durch Vergleichung der Textur der beiden Sei-
ten der Fruchtanlage oder durch Zerreissung derselben wahrzu-
nehmen sind. Zu ersterer Untersuchung dürfte ein mit aplana-
tischem Ocular versehenes Microscop sich am besten eignen; denn
hierdurch nur geht ein diese Art von Beobachtung nur zu leicht
verwirrendes Moment, der Blick in die Tiefe des Objectes, ver-
loren. (S. unten die Genese des Blutes.) Die obere Schicht

Von dem Embryo.
vor sich. Wenn nämlich früher Fruchtanlage und Dotter genau
mit einander verbunden waren und an einander adhärirten, so
wird jetzt die Trennung derselben schon leichter und in einem
gröſseren Umkreise möglich. An der Peripherie jedoch bleibt in
den ersten Stunden der Brütung immer noch bei dem Versuche,
die Fruchtanlage von dem Dotter zu lösen, etwas von dem letz-
teren an der ersteren hängen (Bär l. c. S. 9., bei Burdach Phys.
S. 239.). Auch Panders Kern des Hahnentrittes oder z. Th. Bärs
Keimhügel wird so von der dadurch mehr blattförmig werdenden
Fruchtanlage immer mehr gesondert. Alle diese ersten und zar-
testen Nüancen der selbstständigen Sonderung der Fruchtanlage
treten so leicht ein, daſs sie nach unseren Erfahrungen sehr häufig
schon bei nicht bebrüteten Eiern wahrzunehmen sind. Eine jede
etwas höhere Temperatur, nicht bloſs die gewöhnliche Brutwärme
(28—32°) vermag schon diese leisen Effekte hervorzubringen.

2. Die mehr gesonderte Fruchtanlage geht in ihren verschie-
denen Dimensionen der Dicke (Tiefe), Breite und Länge verschie-
dene Theilungen ein, welche der Zahl nach einander entsprechen
und in ihren Bedeutungen gewisse Analogieen darbieten. Ganz
zuerst tritt die Spaltung in der Dimension der Tiefe hervor, doch
auch da nicht gleich vollständig, da das Mittelglied im Anfange
ganz mangelt und einige Zeit darauf nur schwach angedeutet ist.
Auf diese folgt nach einer kürzeren oder längeren Unterbrechung
die der Breite mit gleichem Zurückbleiben des Mittelgliedes und
zuletzt die der Länge mit zwar von Anfang an rudimentär ange-
deutetem, doch noch nicht functionell auftretendem Mittelgliede.
Bei der nun folgenden Betrachtung ist auſser eigenen, gröſstentheils
bestätigenden Erfahrungen, v. Bärs Darstellung (l. c. S. 160—163.)
bis auf einige kleine Veränderungen zu Grunde gelegt.

a. Die Keimhaut sondert sich in eine obere, dünnere, festere
und eine untere, dickere, mit anderen Körnern versehene Schicht,
welche freilich in der frühesten Zeit nie getrennt werden kön-
nen; doch aber durch Vergleichung der Textur der beiden Sei-
ten der Fruchtanlage oder durch Zerreiſsung derselben wahrzu-
nehmen sind. Zu ersterer Untersuchung dürfte ein mit aplana-
tischem Ocular versehenes Microscop sich am besten eignen; denn
hierdurch nur geht ein diese Art von Beobachtung nur zu leicht
verwirrendes Moment, der Blick in die Tiefe des Objectes, ver-
loren. (S. unten die Genese des Blutes.) Die obere Schicht

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[150/0178] Von dem Embryo. vor sich. Wenn nämlich früher Fruchtanlage und Dotter genau mit einander verbunden waren und an einander adhärirten, so wird jetzt die Trennung derselben schon leichter und in einem gröſseren Umkreise möglich. An der Peripherie jedoch bleibt in den ersten Stunden der Brütung immer noch bei dem Versuche, die Fruchtanlage von dem Dotter zu lösen, etwas von dem letz- teren an der ersteren hängen (Bär l. c. S. 9., bei Burdach Phys. S. 239.). Auch Panders Kern des Hahnentrittes oder z. Th. Bärs Keimhügel wird so von der dadurch mehr blattförmig werdenden Fruchtanlage immer mehr gesondert. Alle diese ersten und zar- testen Nüancen der selbstständigen Sonderung der Fruchtanlage treten so leicht ein, daſs sie nach unseren Erfahrungen sehr häufig schon bei nicht bebrüteten Eiern wahrzunehmen sind. Eine jede etwas höhere Temperatur, nicht bloſs die gewöhnliche Brutwärme (28—32°) vermag schon diese leisen Effekte hervorzubringen. 2. Die mehr gesonderte Fruchtanlage geht in ihren verschie- denen Dimensionen der Dicke (Tiefe), Breite und Länge verschie- dene Theilungen ein, welche der Zahl nach einander entsprechen und in ihren Bedeutungen gewisse Analogieen darbieten. Ganz zuerst tritt die Spaltung in der Dimension der Tiefe hervor, doch auch da nicht gleich vollständig, da das Mittelglied im Anfange ganz mangelt und einige Zeit darauf nur schwach angedeutet ist. Auf diese folgt nach einer kürzeren oder längeren Unterbrechung die der Breite mit gleichem Zurückbleiben des Mittelgliedes und zuletzt die der Länge mit zwar von Anfang an rudimentär ange- deutetem, doch noch nicht functionell auftretendem Mittelgliede. Bei der nun folgenden Betrachtung ist auſser eigenen, gröſstentheils bestätigenden Erfahrungen, v. Bärs Darstellung (l. c. S. 160—163.) bis auf einige kleine Veränderungen zu Grunde gelegt. a. Die Keimhaut sondert sich in eine obere, dünnere, festere und eine untere, dickere, mit anderen Körnern versehene Schicht, welche freilich in der frühesten Zeit nie getrennt werden kön- nen; doch aber durch Vergleichung der Textur der beiden Sei- ten der Fruchtanlage oder durch Zerreiſsung derselben wahrzu- nehmen sind. Zu ersterer Untersuchung dürfte ein mit aplana- tischem Ocular versehenes Microscop sich am besten eignen; denn hierdurch nur geht ein diese Art von Beobachtung nur zu leicht verwirrendes Moment, der Blick in die Tiefe des Objectes, ver- loren. (S. unten die Genese des Blutes.) Die obere Schicht

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/178>, abgerufen am 24.11.2024.