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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
innere Oberfläche des Fruchthälters bekleidet, organi[sie]rte sich hier
zur decidua vera. Da aber auch durch dieselbe Masse das Eichen
überall umkleidet wird, so würde sie hier durch einen analogen,
aber etwas abweichenden Organisationsprocess zur decidua re-
flexa
. Wenn nun später die Placenta entstände, so bildeten
sich die Productionen des Fruchthälters in die decidua vera,
die des Chorion dagegen in die decidua reflexa. Dieses ge-
schieht aber wahrscheinlich da, wo das Eichen an der inneren
Oberfläche des Uterus befestigt war. Welcher von diesen beiden
Vorgängen in der Natur Statt finde, können einzig und allein
künftige, glückliche Erfahrungen entscheiden -- Unterdess haben
sich aber, wie ich aus eigener Beobachtung selbst bezeugen kann,
neue Produkte zur Abschliessung der Höhe des Uterus gebildet.
Zwei kleine gallertartige Pfröpfe verschliessen die Mündungen der
Tuben. Sie hängen mit der decidua vera innig zusammen, sind
solid und erstrecken sich im vierten Monat drei bis vier Linien
lang in jeden Eileiter. An der Gebärmuttermündung dagegen
haftet ein beinahe einen Zoll langer und dicker, die Mündung
fast gänzlich verschliessender einfacher Gallertpfropf. Dieser er-
scheint nicht bloss in der Schwangerschaft. Ich habe ihn, nur
natürlich weit kleiner, auch in solchen Leichen gefunden, welche
kurz vor dem Tode an Nymphomanie gelitten hatten, wo auch soge-
nannte Ovula Nabothi in der Regel vorkommen. -- Anfangs besteht
natürlich zwischen decidua vera und reflexa eine Höhle, wel-
che immer kleiner wird, je näher die beiden Häute an einander rük-
ken, bis sie zuletzt ganz geschwunden ist, wenn die beiden de-
ciduae
in ihrem ganzen Umfange einander berühren. Ueber Bre-
schet's Hydroperione vermag ich nichts aus eigener Erfahrung zu
berichten.

B. Die in dem Eileiter wahrscheinlich gebildeten
Häute und Stoffe des Eies oder die eigenthümliche
Eihaut nebst dem Stoffe, welcher in den Eiern der
Säugethiere dem Eiweisse analog ist
.

Es ist schon oben bemerkt worden, dass v. Bär (Heusingers
Zeitschrift II. S. 176.) in der äussern Haut des Ovulum Graafia-
num
das künftige Chorion oder die zottige Haut des Eies sieht.
Wir selbst dagegen haben die durch genauere Beobachtungen und
triftige Gründe unterstützte Vermuthung ausgesprochen, dass diese

Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies.
innere Oberfläche des Fruchthälters bekleidet, organi[sie]rte sich hier
zur decidua vera. Da aber auch durch dieselbe Masse das Eichen
überall umkleidet wird, so würde sie hier durch einen analogen,
aber etwas abweichenden Organisationsproceſs zur decidua re-
flexa
. Wenn nun später die Placenta entstände, so bildeten
sich die Productionen des Fruchthälters in die decidua vera,
die des Chorion dagegen in die decidua reflexa. Dieses ge-
schieht aber wahrscheinlich da, wo das Eichen an der inneren
Oberfläche des Uterus befestigt war. Welcher von diesen beiden
Vorgängen in der Natur Statt finde, können einzig und allein
künftige, glückliche Erfahrungen entscheiden — Unterdeſs haben
sich aber, wie ich aus eigener Beobachtung selbst bezeugen kann,
neue Produkte zur Abschlieſsung der Höhe des Uterus gebildet.
Zwei kleine gallertartige Pfröpfe verschlieſsen die Mündungen der
Tuben. Sie hängen mit der decidua vera innig zusammen, sind
solid und erstrecken sich im vierten Monat drei bis vier Linien
lang in jeden Eileiter. An der Gebärmuttermündung dagegen
haftet ein beinahe einen Zoll langer und dicker, die Mündung
fast gänzlich verschlieſsender einfacher Gallertpfropf. Dieser er-
scheint nicht bloſs in der Schwangerschaft. Ich habe ihn, nur
natürlich weit kleiner, auch in solchen Leichen gefunden, welche
kurz vor dem Tode an Nymphomanie gelitten hatten, wo auch soge-
nannte Ovula Nabothi in der Regel vorkommen. — Anfangs besteht
natürlich zwischen decidua vera und reflexa eine Höhle, wel-
che immer kleiner wird, je näher die beiden Häute an einander rük-
ken, bis sie zuletzt ganz geschwunden ist, wenn die beiden de-
ciduae
in ihrem ganzen Umfange einander berühren. Ueber Bre-
schet’s Hydroperione vermag ich nichts aus eigener Erfahrung zu
berichten.

B. Die in dem Eileiter wahrscheinlich gebildeten
Häute und Stoffe des Eies oder die eigenthümliche
Eihaut nebst dem Stoffe, welcher in den Eiern der
Säugethiere dem Eiweiſse analog ist
.

Es ist schon oben bemerkt worden, daſs v. Bär (Heusingers
Zeitschrift II. S. 176.) in der äuſsern Haut des Ovulum Graafia-
num
das künftige Chorion oder die zottige Haut des Eies sieht.
Wir selbst dagegen haben die durch genauere Beobachtungen und
triftige Gründe unterstützte Vermuthung ausgesprochen, daſs diese

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[79/0107] Die in dem Eileiter gebildeten Stoffe des Eies. innere Oberfläche des Fruchthälters bekleidet, organisierte sich hier zur decidua vera. Da aber auch durch dieselbe Masse das Eichen überall umkleidet wird, so würde sie hier durch einen analogen, aber etwas abweichenden Organisationsproceſs zur decidua re- flexa. Wenn nun später die Placenta entstände, so bildeten sich die Productionen des Fruchthälters in die decidua vera, die des Chorion dagegen in die decidua reflexa. Dieses ge- schieht aber wahrscheinlich da, wo das Eichen an der inneren Oberfläche des Uterus befestigt war. Welcher von diesen beiden Vorgängen in der Natur Statt finde, können einzig und allein künftige, glückliche Erfahrungen entscheiden — Unterdeſs haben sich aber, wie ich aus eigener Beobachtung selbst bezeugen kann, neue Produkte zur Abschlieſsung der Höhe des Uterus gebildet. Zwei kleine gallertartige Pfröpfe verschlieſsen die Mündungen der Tuben. Sie hängen mit der decidua vera innig zusammen, sind solid und erstrecken sich im vierten Monat drei bis vier Linien lang in jeden Eileiter. An der Gebärmuttermündung dagegen haftet ein beinahe einen Zoll langer und dicker, die Mündung fast gänzlich verschlieſsender einfacher Gallertpfropf. Dieser er- scheint nicht bloſs in der Schwangerschaft. Ich habe ihn, nur natürlich weit kleiner, auch in solchen Leichen gefunden, welche kurz vor dem Tode an Nymphomanie gelitten hatten, wo auch soge- nannte Ovula Nabothi in der Regel vorkommen. — Anfangs besteht natürlich zwischen decidua vera und reflexa eine Höhle, wel- che immer kleiner wird, je näher die beiden Häute an einander rük- ken, bis sie zuletzt ganz geschwunden ist, wenn die beiden de- ciduae in ihrem ganzen Umfange einander berühren. Ueber Bre- schet’s Hydroperione vermag ich nichts aus eigener Erfahrung zu berichten. B. Die in dem Eileiter wahrscheinlich gebildeten Häute und Stoffe des Eies oder die eigenthümliche Eihaut nebst dem Stoffe, welcher in den Eiern der Säugethiere dem Eiweiſse analog ist. Es ist schon oben bemerkt worden, daſs v. Bär (Heusingers Zeitschrift II. S. 176.) in der äuſsern Haut des Ovulum Graafia- num das künftige Chorion oder die zottige Haut des Eies sieht. Wir selbst dagegen haben die durch genauere Beobachtungen und triftige Gründe unterstützte Vermuthung ausgesprochen, daſs diese

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/107>, abgerufen am 23.11.2024.