Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Zweytes Buch. Die Wollust. Hier im Gesträuch, an Florens weichem Busen, Die Balsam haucht, geruhig hingestreckt, Erwart ich sie, die göttlichste der Musen, Die sich im Busch vor meinem Wunsch versteckt. Sie kommt, sie kommt! ich höre schon vom weiten, Jn stiller Luft, die Stimme güldner Saiten. Jhr Sterblichen, die ihr dem Schicksal fluchet, Wenn euern Arm gewünschte Ruhe flieht; Die ihr umsonst sie unter Dornen suchet! O höret mich! o hört mein lehrend Lied! Was quält ihr euch? die holde Wollust winket, Und beut euch an, was euch so schätzbar dünket: Die Wollust nicht, die auch der Pöbel kennet; Die viehisch ras't, nicht sich vernünftig freut; Von Lieb und Wein, umkränzt mit Epheu, brennet, Und Lieb und Wein durch Uebermaaß entweiht! Nein! die zugleich Natur und Weisheit preisen; Der Weisheit Kind, die Königinn der Weisen! Jch E 2
Zweytes Buch. Die Wolluſt. Hier im Geſtraͤuch, an Florens weichem Buſen, Die Balſam haucht, geruhig hingeſtreckt, Erwart ich ſie, die goͤttlichſte der Muſen, Die ſich im Buſch vor meinem Wunſch verſteckt. Sie kommt, ſie kommt! ich hoͤre ſchon vom weiten, Jn ſtiller Luft, die Stimme guͤldner Saiten. Jhr Sterblichen, die ihr dem Schickſal fluchet, Wenn euern Arm gewuͤnſchte Ruhe flieht; Die ihr umſonſt ſie unter Dornen ſuchet! O hoͤret mich! o hoͤrt mein lehrend Lied! Was quaͤlt ihr euch? die holde Wolluſt winket, Und beut euch an, was euch ſo ſchaͤtzbar duͤnket: Die Wolluſt nicht, die auch der Poͤbel kennet; Die viehiſch raſ’t, nicht ſich vernuͤnftig freut; Von Lieb und Wein, umkraͤnzt mit Epheu, brennet, Und Lieb und Wein durch Uebermaaß entweiht! Nein! die zugleich Natur und Weisheit preiſen; Der Weisheit Kind, die Koͤniginn der Weiſen! Jch E 2
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Zweytes Buch.
Die Wolluſt.
Hier im Geſtraͤuch, an Florens weichem Buſen,
Die Balſam haucht, geruhig hingeſtreckt,
Erwart ich ſie, die goͤttlichſte der Muſen,
Die ſich im Buſch vor meinem Wunſch verſteckt.
Sie kommt, ſie kommt! ich hoͤre ſchon vom weiten,
Jn ſtiller Luft, die Stimme guͤldner Saiten.
Jhr Sterblichen, die ihr dem Schickſal fluchet,
Wenn euern Arm gewuͤnſchte Ruhe flieht;
Die ihr umſonſt ſie unter Dornen ſuchet!
O hoͤret mich! o hoͤrt mein lehrend Lied!
Was quaͤlt ihr euch? die holde Wolluſt winket,
Und beut euch an, was euch ſo ſchaͤtzbar duͤnket:
Die Wolluſt nicht, die auch der Poͤbel kennet;
Die viehiſch raſ’t, nicht ſich vernuͤnftig freut;
Von Lieb und Wein, umkraͤnzt mit Epheu, brennet,
Und Lieb und Wein durch Uebermaaß entweiht!
Nein! die zugleich Natur und Weisheit preiſen;
Der Weisheit Kind, die Koͤniginn der Weiſen!
Jch
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