Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Briefe. Die farbicht schwillt und platzt, eh kleine Seelen dach-ten, Die nach dem bunten Tande schmachten, Und um ein schimmerreiches Amt, Das ihrer nicht bedarf, noch sie bedürfen, laufen, Der Thorheit Sklaven sind und neue Fesseln kaufen. Der Thor bleibt stets ein Thor, auch in der Ehre Schoos; Und wird von innrer Knechtschaft Schande, Von Knechtschaft schlimmrer Art, als eines Rudrers Bande, Selbst unterm Purpur niemals los. Die Höhe, wo er steht, macht keinen Gecken groß: Sie lässt, wie klein er sey, nur desto weiter sehen. Ein Sturm des Glücks verschlägt ihn an entweihte Höhen; Ein stürmisch Glück Schlägt wieder ihn zurück: Wie eine träge Regenwolke Sich auf des Windes Flügeln hebt, Und über einem ganzen Volke Mit fürchterlichem Schatten schwebt. Sie rauscht in ungewohnter Sphäre: Nicht lange! denn die eigne Schwere Drückt sie zur Erde bald herab, Die ihr den Ursprung gab. Gib nicht im Frühling muntrer Jahr. Verblendeten Begierden Raum; Und P 4
Briefe. Die farbicht ſchwillt und platzt, eh kleine Seelen dach-ten, Die nach dem bunten Tande ſchmachten, Und um ein ſchimmerreiches Amt, Das ihrer nicht bedarf, noch ſie beduͤrfen, laufen, Der Thorheit Sklaven ſind und neue Feſſeln kaufen. Der Thor bleibt ſtets ein Thor, auch in der Ehre Schoos; Und wird von innrer Knechtſchaft Schande, Von Knechtſchaft ſchlimmrer Art, als eines Rudrers Bande, Selbſt unterm Purpur niemals los. Die Hoͤhe, wo er ſteht, macht keinen Gecken groß: Sie laͤſſt, wie klein er ſey, nur deſto weiter ſehen. Ein Sturm des Gluͤcks verſchlaͤgt ihn an entweihte Hoͤhen; Ein ſtuͤrmiſch Gluͤck Schlaͤgt wieder ihn zuruͤck: Wie eine traͤge Regenwolke Sich auf des Windes Fluͤgeln hebt, Und uͤber einem ganzen Volke Mit fuͤrchterlichem Schatten ſchwebt. Sie rauſcht in ungewohnter Sphaͤre: Nicht lange! denn die eigne Schwere Druͤckt ſie zur Erde bald herab, Die ihr den Urſprung gab. Gib nicht im Fruͤhling muntrer Jahr. Verblendeten Begierden Raum; Und P 4
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Briefe.
Die farbicht ſchwillt und platzt, eh kleine Seelen dach-
ten,
Die nach dem bunten Tande ſchmachten,
Und um ein ſchimmerreiches Amt,
Das ihrer nicht bedarf, noch ſie beduͤrfen, laufen,
Der Thorheit Sklaven ſind und neue Feſſeln kaufen.
Der Thor bleibt ſtets ein Thor, auch in der Ehre
Schoos;
Und wird von innrer Knechtſchaft Schande,
Von Knechtſchaft ſchlimmrer Art, als eines Rudrers
Bande,
Selbſt unterm Purpur niemals los.
Die Hoͤhe, wo er ſteht, macht keinen Gecken groß:
Sie laͤſſt, wie klein er ſey, nur deſto weiter ſehen.
Ein Sturm des Gluͤcks verſchlaͤgt ihn an entweihte
Hoͤhen;
Ein ſtuͤrmiſch Gluͤck
Schlaͤgt wieder ihn zuruͤck:
Wie eine traͤge Regenwolke
Sich auf des Windes Fluͤgeln hebt,
Und uͤber einem ganzen Volke
Mit fuͤrchterlichem Schatten ſchwebt.
Sie rauſcht in ungewohnter Sphaͤre:
Nicht lange! denn die eigne Schwere
Druͤckt ſie zur Erde bald herab,
Die ihr den Urſprung gab.
Gib nicht im Fruͤhling muntrer Jahr.
Verblendeten Begierden Raum;
Und
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Zitationshilfe: | Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/245>, abgerufen am 17.07.2024. |