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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Sieg des Liebesgottes
Auch Deutsche lieben so, entbrannt von edlem Neide:
Sie sind ganz umgewandt; man sieht nur seine Freude.
Die Dichtkunst nehm ich aus, die unvollkommner bleibt:
Halb Deutschland liest entzückt, was ieder Knabe schreibt.
Einst flog ich durch ein Thal, in dessen frischen Schatten
Die Knaben einer Trift sich hingelagert hatten.
Sie spielten, und ihr Spiel hieß das Poetenspiel:
Der Nahme war mir neu, der Nahme selbst gefiel.
Hans trat wie rasend auf, und sang in wilder Ode,
Mit einem rauhen Ton, ein Sprüchelchen vom Tode;
Und pries den weisen Mann, der schlau die Sorgen schwächt,
Und, im betrunknen Gras sanft hingegossen, zecht.
Schalkhafte Scherze ließ der dicke Kunz erschallen:
Jch hätte fast geweint; er durfte nichts, als lallen.
So lallt ein jährig Kind mit kindisch reger Lust,
Bey einem Zucker-Brot, an seiner Mutter Brust.
Kaum lallte Matz, wie er, und sang doch von der Liebe!
Ach! Hanne! rief er aus; sieh, wie ich mich betrübe!
Jn Thränen bad ich mich, indem ich deinen Kuß,
Dein seelenvolles Aug abwesend missen muß.
Du hättest sollen sehn, wie Matz mit seinen Thränen
Die Dichterprobe hielt! wir mußten alle gähnen.
Wie hat durchs Hirtenlied des Hirten Sohn entzückt,
Der seines Vaters Ton vollkommen ausgedrückt!
Ein deutscher Schäfer nur kann, wie der Junge, spassen:
Görgs Lustspiel selbst mußt ihm der Schwänke Vorzug lassen.
Zuletzt erzehlte Mops, mit Pappeln um sein Haupt,
Wie Muthe, da er schlief, ihm seinen Hut geraubt.

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Sieg des Liebesgottes
Auch Deutſche lieben ſo, entbrannt von edlem Neide:
Sie ſind ganz umgewandt; man ſieht nur ſeine Freude.
Die Dichtkunſt nehm ich aus, die unvollkommner bleibt:
Halb Deutſchland lieſt entzuͤckt, was ieder Knabe ſchreibt.
Einſt flog ich durch ein Thal, in deſſen friſchen Schatten
Die Knaben einer Trift ſich hingelagert hatten.
Sie ſpielten, und ihr Spiel hieß das Poetenſpiel:
Der Nahme war mir neu, der Nahme ſelbſt gefiel.
Hans trat wie raſend auf, und ſang in wilder Ode,
Mit einem rauhen Ton, ein Spruͤchelchen vom Tode;
Und pries den weiſen Mann, der ſchlau die Sorgen ſchwaͤcht,
Und, im betrunknen Gras ſanft hingegoſſen, zecht.
Schalkhafte Scherze ließ der dicke Kunz erſchallen:
Jch haͤtte faſt geweint; er durfte nichts, als lallen.
So lallt ein jaͤhrig Kind mit kindiſch reger Luſt,
Bey einem Zucker-Brot, an ſeiner Mutter Bruſt.
Kaum lallte Matz, wie er, und ſang doch von der Liebe!
Ach! Hanne! rief er aus; ſieh, wie ich mich betruͤbe!
Jn Thraͤnen bad ich mich, indem ich deinen Kuß,
Dein ſeelenvolles Aug abweſend miſſen muß.
Du haͤtteſt ſollen ſehn, wie Matz mit ſeinen Thraͤnen
Die Dichterprobe hielt! wir mußten alle gaͤhnen.
Wie hat durchs Hirtenlied des Hirten Sohn entzuͤckt,
Der ſeines Vaters Ton vollkommen ausgedruͤckt!
Ein deutſcher Schaͤfer nur kann, wie der Junge, ſpaſſen:
Goͤrgs Luſtſpiel ſelbſt mußt ihm der Schwaͤnke Vorzug laſſẽ.
Zuletzt erzehlte Mops, mit Pappeln um ſein Haupt,
Wie Muthe, da er ſchlief, ihm ſeinen Hut geraubt.

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[172/0186] Sieg des Liebesgottes Auch Deutſche lieben ſo, entbrannt von edlem Neide: Sie ſind ganz umgewandt; man ſieht nur ſeine Freude. Die Dichtkunſt nehm ich aus, die unvollkommner bleibt: Halb Deutſchland lieſt entzuͤckt, was ieder Knabe ſchreibt. Einſt flog ich durch ein Thal, in deſſen friſchen Schatten Die Knaben einer Trift ſich hingelagert hatten. Sie ſpielten, und ihr Spiel hieß das Poetenſpiel: Der Nahme war mir neu, der Nahme ſelbſt gefiel. Hans trat wie raſend auf, und ſang in wilder Ode, Mit einem rauhen Ton, ein Spruͤchelchen vom Tode; Und pries den weiſen Mann, der ſchlau die Sorgen ſchwaͤcht, Und, im betrunknen Gras ſanft hingegoſſen, zecht. Schalkhafte Scherze ließ der dicke Kunz erſchallen: Jch haͤtte faſt geweint; er durfte nichts, als lallen. So lallt ein jaͤhrig Kind mit kindiſch reger Luſt, Bey einem Zucker-Brot, an ſeiner Mutter Bruſt. Kaum lallte Matz, wie er, und ſang doch von der Liebe! Ach! Hanne! rief er aus; ſieh, wie ich mich betruͤbe! Jn Thraͤnen bad ich mich, indem ich deinen Kuß, Dein ſeelenvolles Aug abweſend miſſen muß. Du haͤtteſt ſollen ſehn, wie Matz mit ſeinen Thraͤnen Die Dichterprobe hielt! wir mußten alle gaͤhnen. Wie hat durchs Hirtenlied des Hirten Sohn entzuͤckt, Der ſeines Vaters Ton vollkommen ausgedruͤckt! Ein deutſcher Schaͤfer nur kann, wie der Junge, ſpaſſen: Goͤrgs Luſtſpiel ſelbſt mußt ihm der Schwaͤnke Vorzug laſſẽ. Zuletzt erzehlte Mops, mit Pappeln um ſein Haupt, Wie Muthe, da er ſchlief, ihm ſeinen Hut geraubt. Mehr

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/186>, abgerufen am 22.11.2024.