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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Viertes Buch.
O unsrer Schande Quell, Erziehung deutscher Ju-
gend!
Wer pflanzt in ihre Brust Empfindungen der Tugend
Und Liebe für das Vaterland,
Die unserm Hermann Lorbeern wand?
Wer bildet ihre jungen Seelen,
Noch ehe sie das Laster wählen?
Man bildet nur den Leib: der Jüngling lernt gefallen,
Lernt freyen Tanz und Spiel, in fremder Sprache lallen
Und buhlen, eh er mannbar ist,
Betrügen, die er kaum geküßt,
Und seinen Hals zu schlauen Tücken
Jm Joche weicher Sitten bücken.
Zur Ueppigkeit verwöhnt, wie kann er edel denken?
Wie soll er sich, als Mann, zur strengen Tugend lenken?
Und wird er, seiner Pflicht getreu,
Jm Schoose fauler Schwelgerey,
Nie mit erkauften Uebelthaten
Des Vaterlandes Wohl verrathen?
Entkräftet vor der Zeit in Amors Myrthensträuchen,
Baut er die Nachwelt an mit Kindern, die ihm gleichen,
An einer gleichen Gattinn Brust,
Die sorglos, unter eitler Lust,
Nur ihren Putz und Schooshund liebet,
Und ihren Witz beym Spieltisch übet.
Aus
Viertes Buch.
O unſrer Schande Quell, Erziehung deutſcher Ju-
gend!
Wer pflanzt in ihre Bruſt Empfindungen der Tugend
Und Liebe fuͤr das Vaterland,
Die unſerm Hermann Lorbeern wand?
Wer bildet ihre jungen Seelen,
Noch ehe ſie das Laſter waͤhlen?
Man bildet nur den Leib: der Juͤngling lernt gefallen,
Lernt freyen Tanz und Spiel, in fremder Sprache lallen
Und buhlen, eh er mannbar iſt,
Betruͤgen, die er kaum gekuͤßt,
Und ſeinen Hals zu ſchlauen Tuͤcken
Jm Joche weicher Sitten buͤcken.
Zur Ueppigkeit verwoͤhnt, wie kann er edel denken?
Wie ſoll er ſich, als Mann, zur ſtrengen Tugend lenken?
Und wird er, ſeiner Pflicht getreu,
Jm Schooſe fauler Schwelgerey,
Nie mit erkauften Uebelthaten
Des Vaterlandes Wohl verrathen?
Entkraͤftet vor der Zeit in Amors Myrthenſtraͤuchen,
Baut er die Nachwelt an mit Kindern, die ihm gleichen,
An einer gleichen Gattinn Bruſt,
Die ſorglos, unter eitler Luſt,
Nur ihren Putz und Schooshund liebet,
Und ihren Witz beym Spieltiſch uͤbet.
Aus
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[139/0153] Viertes Buch. O unſrer Schande Quell, Erziehung deutſcher Ju- gend! Wer pflanzt in ihre Bruſt Empfindungen der Tugend Und Liebe fuͤr das Vaterland, Die unſerm Hermann Lorbeern wand? Wer bildet ihre jungen Seelen, Noch ehe ſie das Laſter waͤhlen? Man bildet nur den Leib: der Juͤngling lernt gefallen, Lernt freyen Tanz und Spiel, in fremder Sprache lallen Und buhlen, eh er mannbar iſt, Betruͤgen, die er kaum gekuͤßt, Und ſeinen Hals zu ſchlauen Tuͤcken Jm Joche weicher Sitten buͤcken. Zur Ueppigkeit verwoͤhnt, wie kann er edel denken? Wie ſoll er ſich, als Mann, zur ſtrengen Tugend lenken? Und wird er, ſeiner Pflicht getreu, Jm Schooſe fauler Schwelgerey, Nie mit erkauften Uebelthaten Des Vaterlandes Wohl verrathen? Entkraͤftet vor der Zeit in Amors Myrthenſtraͤuchen, Baut er die Nachwelt an mit Kindern, die ihm gleichen, An einer gleichen Gattinn Bruſt, Die ſorglos, unter eitler Luſt, Nur ihren Putz und Schooshund liebet, Und ihren Witz beym Spieltiſch uͤbet. Aus

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/153>, abgerufen am 24.11.2024.