Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Drittes Buch. Der Winter. Die Erde drückt ein tiefer Schnee: Es glänzt ein blendend Weiß um ihre nackten Glieder: Es glänzen Wald, Gefild und See. Kein muntrer Vogel singt: Die trübe Schwermuth schwingt Jhr trauriges Gefieder. Der Weise bleibt sich immer gleich: Er ist in seiner Lust kein Sklave schöner Tage, Und stets an innrer Wollust reich. Was Zephyrs Unbestand, Was ihm die Zeit entwandt, Verliert er ohne Klage. Wer euch, ihr süssen Musen! liebt, Der scherzt an eurer Hand in bluhmenvollen Feldern, Wann Boreas die Lüfte trübt. Der Frühling mag verblühn! Jhm lacht ein ewig Grün Jn euern Lorbeer-Wäldern. Und
Drittes Buch. Der Winter. Die Erde druͤckt ein tiefer Schnee: Es glaͤnzt ein blendend Weiß um ihre nackten Glieder: Es glaͤnzen Wald, Gefild und See. Kein muntrer Vogel ſingt: Die truͤbe Schwermuth ſchwingt Jhr trauriges Gefieder. Der Weiſe bleibt ſich immer gleich: Er iſt in ſeiner Luſt kein Sklave ſchoͤner Tage, Und ſtets an innrer Wolluſt reich. Was Zephyrs Unbeſtand, Was ihm die Zeit entwandt, Verliert er ohne Klage. Wer euch, ihr ſuͤſſen Muſen! liebt, Der ſcherzt an eurer Hand in bluhmenvollen Feldern, Wann Boreas die Luͤfte truͤbt. Der Fruͤhling mag verbluͤhn! Jhm lacht ein ewig Gruͤn Jn euern Lorbeer-Waͤldern. Und
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Drittes Buch.
Der Winter.
Die Erde druͤckt ein tiefer Schnee:
Es glaͤnzt ein blendend Weiß um ihre nackten
Glieder:
Es glaͤnzen Wald, Gefild und See.
Kein muntrer Vogel ſingt:
Die truͤbe Schwermuth ſchwingt
Jhr trauriges Gefieder.
Der Weiſe bleibt ſich immer gleich:
Er iſt in ſeiner Luſt kein Sklave ſchoͤner Tage,
Und ſtets an innrer Wolluſt reich.
Was Zephyrs Unbeſtand,
Was ihm die Zeit entwandt,
Verliert er ohne Klage.
Wer euch, ihr ſuͤſſen Muſen! liebt,
Der ſcherzt an eurer Hand in bluhmenvollen Feldern,
Wann Boreas die Luͤfte truͤbt.
Der Fruͤhling mag verbluͤhn!
Jhm lacht ein ewig Gruͤn
Jn euern Lorbeer-Waͤldern.
Und
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