Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Drittes Buch. Die Sommerlaube. Die Laube prangt mit jungem Grün: Es tönen ihre dunkeln Buchen Von Vögeln, die voll Wollust glühn, Von Frühlingstrieben glühn und Scherz und Schatten su- chen. Soll, was der Wahn Geschäfte nennt, Uns um so schöne Zeit betrügen? Freund! wer des Lebens Kürze kennt, Der legt es klüger an und braucht es zum Vergnügen. Geneuß den feuervollen Wein: Beym Weine herrscht vertraulich Scherzen. Oft ladet Amor sich mit ein, Und sein verborgner Pfeil schleicht in die offnen Herzen. Der schlaue Gott ist niemals weit; Jch wittre seine sanften Triebe: Denn grüner Lauben Dunkelheit Jst für den Weingott schön, noch schöner für die Liebe. Ge- G
Drittes Buch. Die Sommerlaube. Die Laube prangt mit jungem Gruͤn: Es toͤnen ihre dunkeln Buchen Von Voͤgeln, die voll Wolluſt gluͤhn, Von Fruͤhlingstrieben gluͤhn und Scherz und Schatten ſu- chen. Soll, was der Wahn Geſchaͤfte nennt, Uns um ſo ſchoͤne Zeit betruͤgen? Freund! wer des Lebens Kuͤrze kennt, Der legt es kluͤger an und braucht es zum Vergnuͤgen. Geneuß den feuervollen Wein: Beym Weine herrſcht vertraulich Scherzen. Oft ladet Amor ſich mit ein, Und ſein verborgner Pfeil ſchleicht in die offnen Herzen. Der ſchlaue Gott iſt niemals weit; Jch wittre ſeine ſanften Triebe: Denn gruͤner Lauben Dunkelheit Jſt fuͤr den Weingott ſchoͤn, noch ſchoͤner fuͤr die Liebe. Ge- G
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Drittes Buch.
Die Sommerlaube.
Die Laube prangt mit jungem Gruͤn:
Es toͤnen ihre dunkeln Buchen
Von Voͤgeln, die voll Wolluſt gluͤhn,
Von Fruͤhlingstrieben gluͤhn und Scherz und Schatten ſu-
chen.
Soll, was der Wahn Geſchaͤfte nennt,
Uns um ſo ſchoͤne Zeit betruͤgen?
Freund! wer des Lebens Kuͤrze kennt,
Der legt es kluͤger an und braucht es zum Vergnuͤgen.
Geneuß den feuervollen Wein:
Beym Weine herrſcht vertraulich Scherzen.
Oft ladet Amor ſich mit ein,
Und ſein verborgner Pfeil ſchleicht in die offnen Herzen.
Der ſchlaue Gott iſt niemals weit;
Jch wittre ſeine ſanften Triebe:
Denn gruͤner Lauben Dunkelheit
Jſt fuͤr den Weingott ſchoͤn, noch ſchoͤner fuͤr die Liebe.
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