Spindel besteht sonach aus den drei voneinander isolirten Messingcylindern m1 M und m2. Die abgedrehten Theile m m des mittleren Cylinders sind, wie an der eingeschobenen Spindel ersichtlich, mit Drahtwindungen versehen; hierzu wird 0·1 Millimeter dicker Kupferdraht ver- wendet, der mit Seide sorgfältig übersponnen ist. Die Drahtenden der Spulen sind durch die spiralförmigen Nuthen n isolirt geführt und verbinden dadurch die beiden Spiralen unter- einander und ebenso die beiden Messingcylinder m1 und m2, indem sie durch die Schrauben s s1 an erstere festgeklemmt sind. Die mittleren Theile der Spindel, soweit sie mit Drahtwin- dungen d d umhüllt sind, berühren den Hohlraum h h des Messingstückes a1 an keiner Stelle; hingegen wird in den Messingstücken b1 a1 und c1 für gute Contacte zwischen diesen und den Messingcylindern m1 M und m2 dadurch gesorgt, daß die durch die Schrauben r r1 r2 befestigten und rechtwinkelig in die cylindrischen Bohrungen hineingebogenen Federn f f1 f2 gegen die Spindel drücken.
Die Betriebsströme gelangen also durch b1 in den Blitzableiter, von hier in den Messingcylinder m1, gehen dann durch s n d n d n s1 in das Messingstück c1 und zu den Apparaten (vergl. Fig. 689). Gelangt aber, z. B. in Folge eines Gewitters, ein hochgespannter Strom durch die Linienleitung nach b1, so wird der Hauptantheil, statt die dünnen Drähte d d zu durchfließen, zwischen den Zähnen von b1 und a1 (Fig. 689) überspringen und zur Erde abfließen. Ist der durch d d eindringende Zweigstrom trotzdem noch kräftig, so zerstört er den
[Abbildung]
Fig. 690.
Spindelblitzableiter.
dünnen Draht der Windungen oder doch mindestens dessen isolirende Seidenumspinnung und stellt dadurch eine metallische Verbindung mit dem zur Erde abgeleiteten Stücke a1 her (Fig. 690), wodurch er ebenfalls, ohne in die Apparate zu gelangen, zur Erde abfließt.
Ist eine Blitzschutzvorrichtung zerstört worden, so setzt man den Apparat einfach dadurch wieder in Stand, daß man die Spindel aus den Stücken b1 a1 c1 herauszieht und dafür eine neue (Reserve-) Spindel einführt. Damit nun auch während dieser Manipulation die Linie nicht unterbrochen wird, ist an dem Stücke b1 durch Schrauben eine starke Messingfeder F befestigt, die bei c mit einem Contactstifte und an ihrem freien Ende mit dem schief abgeschnittenen Ebonitstücke E versehen ist. So lange die Spindel sich an ihrem Platze befindet, stemmt sich die Feder F mit ihrem Ebonitklotze E gegen den Kopf K der Spindel, wodurch der Contactstift bei c außer Berührung mit dem Metallstücke c1 gehalten wird. Zieht man aber die Spindel heraus, so drückt die Feder F den Contactstift nieder, weil nun der Kopf K das Ebonitstück E nicht mehr zurückhält, und verbindet dadurch b1 direct mit c1. Wird hierauf die neue Spindel eingeschoben, so wird durch Heben der Feder F der Blitz- ableiter als solcher wieder hergestellt.
Die Wirksamkeit dieser Blitzableiter betreffend, mögen nachstehend noch folgende Angaben Raum finden. In Leipzig, wo sich zur Zeit 285 Fernsprechstellen befanden, ging am 19. Mai 1884 ein ungewöhnlich heftiges Gewitter nieder; trotzdem wurden doch nur zwei (weiter unten zu beschreibende) Klappenschrank-Elektromagnete durch Zerstörung des Wicklungs-
Spindel beſteht ſonach aus den drei voneinander iſolirten Meſſingcylindern m1 M und m2. Die abgedrehten Theile m m des mittleren Cylinders ſind, wie an der eingeſchobenen Spindel erſichtlich, mit Drahtwindungen verſehen; hierzu wird 0·1 Millimeter dicker Kupferdraht ver- wendet, der mit Seide ſorgfältig überſponnen iſt. Die Drahtenden der Spulen ſind durch die ſpiralförmigen Nuthen n iſolirt geführt und verbinden dadurch die beiden Spiralen unter- einander und ebenſo die beiden Meſſingcylinder m1 und m2, indem ſie durch die Schrauben s s1 an erſtere feſtgeklemmt ſind. Die mittleren Theile der Spindel, ſoweit ſie mit Drahtwin- dungen d d umhüllt ſind, berühren den Hohlraum h h des Meſſingſtückes a1 an keiner Stelle; hingegen wird in den Meſſingſtücken b1 a1 und c1 für gute Contacte zwiſchen dieſen und den Meſſingcylindern m1 M und m2 dadurch geſorgt, daß die durch die Schrauben r r1 r2 befeſtigten und rechtwinkelig in die cylindriſchen Bohrungen hineingebogenen Federn f f1 f2 gegen die Spindel drücken.
Die Betriebsſtröme gelangen alſo durch b1 in den Blitzableiter, von hier in den Meſſingcylinder m1, gehen dann durch s n d n d n s1 in das Meſſingſtück c1 und zu den Apparaten (vergl. Fig. 689). Gelangt aber, z. B. in Folge eines Gewitters, ein hochgeſpannter Strom durch die Linienleitung nach b1, ſo wird der Hauptantheil, ſtatt die dünnen Drähte d d zu durchfließen, zwiſchen den Zähnen von b1 und a1 (Fig. 689) überſpringen und zur Erde abfließen. Iſt der durch d d eindringende Zweigſtrom trotzdem noch kräftig, ſo zerſtört er den
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Fig. 690.
Spindelblitzableiter.
dünnen Draht der Windungen oder doch mindeſtens deſſen iſolirende Seidenumſpinnung und ſtellt dadurch eine metalliſche Verbindung mit dem zur Erde abgeleiteten Stücke a1 her (Fig. 690), wodurch er ebenfalls, ohne in die Apparate zu gelangen, zur Erde abfließt.
Iſt eine Blitzſchutzvorrichtung zerſtört worden, ſo ſetzt man den Apparat einfach dadurch wieder in Stand, daß man die Spindel aus den Stücken b1 a1 c1 herauszieht und dafür eine neue (Reſerve-) Spindel einführt. Damit nun auch während dieſer Manipulation die Linie nicht unterbrochen wird, iſt an dem Stücke b1 durch Schrauben eine ſtarke Meſſingfeder F befeſtigt, die bei c mit einem Contactſtifte und an ihrem freien Ende mit dem ſchief abgeſchnittenen Ebonitſtücke E verſehen iſt. So lange die Spindel ſich an ihrem Platze befindet, ſtemmt ſich die Feder F mit ihrem Ebonitklotze E gegen den Kopf K der Spindel, wodurch der Contactſtift bei c außer Berührung mit dem Metallſtücke c1 gehalten wird. Zieht man aber die Spindel heraus, ſo drückt die Feder F den Contactſtift nieder, weil nun der Kopf K das Ebonitſtück E nicht mehr zurückhält, und verbindet dadurch b1 direct mit c1. Wird hierauf die neue Spindel eingeſchoben, ſo wird durch Heben der Feder F der Blitz- ableiter als ſolcher wieder hergeſtellt.
Die Wirkſamkeit dieſer Blitzableiter betreffend, mögen nachſtehend noch folgende Angaben Raum finden. In Leipzig, wo ſich zur Zeit 285 Fernſprechſtellen befanden, ging am 19. Mai 1884 ein ungewöhnlich heftiges Gewitter nieder; trotzdem wurden doch nur zwei (weiter unten zu beſchreibende) Klappenſchrank-Elektromagnete durch Zerſtörung des Wicklungs-
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Spindel beſteht ſonach aus den drei voneinander iſolirten Meſſingcylindern m1 M und m2.
Die abgedrehten Theile m m des mittleren Cylinders ſind, wie an der eingeſchobenen Spindel
erſichtlich, mit Drahtwindungen verſehen; hierzu wird 0·1 Millimeter dicker Kupferdraht ver-
wendet, der mit Seide ſorgfältig überſponnen iſt. Die Drahtenden der Spulen ſind durch
die ſpiralförmigen Nuthen n iſolirt geführt und verbinden dadurch die beiden Spiralen unter-
einander und ebenſo die beiden Meſſingcylinder m1 und m2, indem ſie durch die Schrauben s s1
an erſtere feſtgeklemmt ſind. Die mittleren Theile der Spindel, ſoweit ſie mit Drahtwin-
dungen d d umhüllt ſind, berühren den Hohlraum h h des Meſſingſtückes a1 an keiner Stelle;
hingegen wird in den Meſſingſtücken b1 a1 und c1 für gute Contacte zwiſchen dieſen und den
Meſſingcylindern m1 M und m2 dadurch geſorgt, daß die durch die Schrauben r r1 r2 befeſtigten
und rechtwinkelig in die cylindriſchen Bohrungen hineingebogenen Federn f f1 f2 gegen die
Spindel drücken.
Die Betriebsſtröme gelangen alſo durch b1 in den Blitzableiter, von hier in den
Meſſingcylinder m1, gehen dann durch s n d n d n s1 in das Meſſingſtück c1 und zu den Apparaten
(vergl. Fig. 689). Gelangt aber, z. B. in Folge eines Gewitters, ein hochgeſpannter Strom
durch die Linienleitung nach b1, ſo wird der Hauptantheil, ſtatt die dünnen Drähte d d zu
durchfließen, zwiſchen den Zähnen von b1 und a1 (Fig. 689) überſpringen und zur Erde
abfließen. Iſt der durch d d eindringende Zweigſtrom trotzdem noch kräftig, ſo zerſtört er den
[Abbildung Fig. 690.
Spindelblitzableiter.]
dünnen Draht der Windungen oder doch mindeſtens deſſen iſolirende Seidenumſpinnung und
ſtellt dadurch eine metalliſche Verbindung mit dem zur Erde abgeleiteten Stücke a1 her
(Fig. 690), wodurch er ebenfalls, ohne in die Apparate zu gelangen, zur Erde abfließt.
Iſt eine Blitzſchutzvorrichtung zerſtört worden, ſo ſetzt man den Apparat einfach dadurch
wieder in Stand, daß man die Spindel aus den Stücken b1 a1 c1 herauszieht und dafür eine
neue (Reſerve-) Spindel einführt. Damit nun auch während dieſer Manipulation die Linie
nicht unterbrochen wird, iſt an dem Stücke b1 durch Schrauben eine ſtarke Meſſingfeder F
befeſtigt, die bei c mit einem Contactſtifte und an ihrem freien Ende mit dem ſchief
abgeſchnittenen Ebonitſtücke E verſehen iſt. So lange die Spindel ſich an ihrem Platze
befindet, ſtemmt ſich die Feder F mit ihrem Ebonitklotze E gegen den Kopf K der Spindel,
wodurch der Contactſtift bei c außer Berührung mit dem Metallſtücke c1 gehalten wird.
Zieht man aber die Spindel heraus, ſo drückt die Feder F den Contactſtift nieder, weil nun
der Kopf K das Ebonitſtück E nicht mehr zurückhält, und verbindet dadurch b1 direct mit c1.
Wird hierauf die neue Spindel eingeſchoben, ſo wird durch Heben der Feder F der Blitz-
ableiter als ſolcher wieder hergeſtellt.
Die Wirkſamkeit dieſer Blitzableiter betreffend, mögen nachſtehend noch folgende Angaben
Raum finden. In Leipzig, wo ſich zur Zeit 285 Fernſprechſtellen befanden, ging am
19. Mai 1884 ein ungewöhnlich heftiges Gewitter nieder; trotzdem wurden doch nur zwei
(weiter unten zu beſchreibende) Klappenſchrank-Elektromagnete durch Zerſtörung des Wicklungs-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 926. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/940>, abgerufen am 22.11.2024.
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