Später brachte Ader sein Eisendraht-Telephon in die durch Fig. 676 dargestellte Form. Der Eisendraht m wird hierbei einerseits an das massive Kupferstück f, andererseits an das Kupferstück d angelöthet, welch letzteres mit dem Kupferstücke g verbunden ist. Das obere Kupferstück verschließt die obere Oeffnung jenes Rohres, welches den ganzen Apparat ein- schließt, und ist mit einem Schallbecher e durch eine Schraube verbunden. Der Schalltrichter ist ähnlich geformt wie beim Bell'schen Telephone, besitzt aber keine centrale Oeffnung. Die Kupferstücke d g bilden einen Cylinder, der nahezu die ganze Rohrbreite einnimmt, aber von den Wandungen derselben durch ein übergeschobenes Kautschukrohr h isolirt ist. Gleichfalls isolirt sind durch diese beiden Kupferstücke die Drähte c und o geführt, welche die Enden der bei b angebrachten, den Eisendraht umhüllenden Inductionsspirale bilden. Das Rohr ist an seinem unteren Ende durch die Ebonitscheibe i verschlossen, auf welcher die beiden Klemmschrauben aufgesetzt sind.
Die Wirkungsweise der beiden letztbeschriebenen Telephone möge nach Th. du Moncel in nachstehender Weise erklärt werden. Es wurde angegeben, daß das Bell'sche Telephon Worte in der Weise reproducire, daß die im Empfänger anlangenden Undulationsströme dessen Membrane in genau dieselben Schwingungen versetze, zu welchen die Membrane des Senders durch die Schallwellen veranlaßt wurde. Diese Erklärung ist jedoch keine vollständige; sie läßt vielmehr noch die Frage offen: welcher Art sind die Schwingungen, welche die Membrane macht? Schwingt diese als Ganzes (in Transversalschwingungen) oder schwingen ihre einzelnen Eisentheilchen (moleculare Schwingung)? Th. du Moncel tritt für die letztere, also für die Molecularschwingung ein. Ader wurde zur Construction der letztbeschriebenen Telephone dadurch geführt, daß er durch seine Versuche entscheiden wollte, welche der beiden Anschauungen die
[Abbildung]
Fig. 677.
Breguet's Quecksilber-Telephon.
richtige sei. Er construirte daher ein Telephon ohne Membrane, also ein Telephon, bei welchem die Trans- versalschwingungen ausgeschlossen waren. Als ihm seine Versuche gelangen, trat er auch der Anschauung Th. du Moncel's bei; jedenfalls ist durch dieselben bewiesen, daß die Reproducirung der Schallwellen nicht ausschließlich den Transversalschwingungen zu- geschrieben werden darf. Wir begnügen uns mit diesen Andeutungen, da es uns zu weit führen würde, an dieser Stelle auf die noch nicht vollständig geklärte Theorie des Telephones näher einzugehen.
Nach Th. du Moncel kommt die Wirkung des Ader'schen Draht-Telephones in folgender Weise zu Stande: Die durch die Spule b (Fig. 676) kreisenden Undulationsströme versetzen den Eisendraht in moleculare Vibrationen. Diese wirken haupt- sächlich in der Längsrichtung und pflanzen sich schneller fort als die Schwingungen, welche der trägen Masse d g mitgetheilt werden; hieraus resultiren kleine Stöße, die den mechanischen Effect der Schwingungen des Eisendrahtes stark vergrößern; diese werden dann mechanisch auf die Masse f übertragen und pflanzen sich von dort aus durch den Schallbecher als Schall- wellen fort. Es mag schließlich noch bemerkt werden, daß Ader's Eisendraht-Telephon große Aehnlichkeit mit dem Reis'schen Empfänger (Fig. 638 C, Seite 879) zeigt; nur ist der Resonanzkasten durch die Kupfermassen, deren Mitschwingen die Wirkung verstärkt, ersetzt.
Fig. 677 stellt schematisch Breguet's Quecksilber-Telephon dar. Die beiden Gefäße enthalten Quecksilber, über welches angesäuertes Wasser A gegossen wurde. In dieses tauchen die mit Quecksilber nahezu ganz gefüllten Röhren B, deren untere Enden zu feinen Spitzen ausgezogen wurden. Sowohl die Quecksilbersäulen in den Röhren, als auch die Quecksilber- schichten in den Gefäßen stehen untereinander durch Drähte, wie es die Figur zeigt, in leitender Verbindung. Die Wirksamkeit des Apparates beruht auf einer von Lippmann entdeckten physikalischen Thatsache. Lippmann beobachtete nämlich, daß in jedem geschlossenen Stromkreise obiger oder ähnlicher Art elektrische Ströme auftreten, wenn durch mechanische Einwirkungen die Form der gekrümmten Begrenzungsfläche (des Meniskus) des Quecksilbers geändert wird und daß umgekehrt elektrische Ströme die Form des Meniskus ändern. Diese capillar- elektrischen Erscheinungen sind es nun, auf welchen die Wirksamkeit des Breguet'schen Tele- phones beruht. Die Röhren B B sind oben durch Membranen abgeschlossen und mit Schall- becher versehen. Gelangen auf die Membrane des einen Apparates Schallwellen, so wirken diese mechanisch auf das Quecksilber ein und veranlassen dadurch das Auftreten capillar- elektrischer Ströme. Diese bewirken im zweiten Apparate mechanische Beränderungen des Meniskus und versetzen die Membrane dieses Apparates (des Empfängers) in ebensolche
Später brachte Ader ſein Eiſendraht-Telephon in die durch Fig. 676 dargeſtellte Form. Der Eiſendraht m wird hierbei einerſeits an das maſſive Kupferſtück f, andererſeits an das Kupferſtück d angelöthet, welch letzteres mit dem Kupferſtücke g verbunden iſt. Das obere Kupferſtück verſchließt die obere Oeffnung jenes Rohres, welches den ganzen Apparat ein- ſchließt, und iſt mit einem Schallbecher e durch eine Schraube verbunden. Der Schalltrichter iſt ähnlich geformt wie beim Bell’ſchen Telephone, beſitzt aber keine centrale Oeffnung. Die Kupferſtücke d g bilden einen Cylinder, der nahezu die ganze Rohrbreite einnimmt, aber von den Wandungen derſelben durch ein übergeſchobenes Kautſchukrohr h iſolirt iſt. Gleichfalls iſolirt ſind durch dieſe beiden Kupferſtücke die Drähte c und o geführt, welche die Enden der bei b angebrachten, den Eiſendraht umhüllenden Inductionsſpirale bilden. Das Rohr iſt an ſeinem unteren Ende durch die Ebonitſcheibe i verſchloſſen, auf welcher die beiden Klemmſchrauben aufgeſetzt ſind.
Die Wirkungsweiſe der beiden letztbeſchriebenen Telephone möge nach Th. du Moncel in nachſtehender Weiſe erklärt werden. Es wurde angegeben, daß das Bell’ſche Telephon Worte in der Weiſe reproducire, daß die im Empfänger anlangenden Undulationsſtröme deſſen Membrane in genau dieſelben Schwingungen verſetze, zu welchen die Membrane des Senders durch die Schallwellen veranlaßt wurde. Dieſe Erklärung iſt jedoch keine vollſtändige; ſie läßt vielmehr noch die Frage offen: welcher Art ſind die Schwingungen, welche die Membrane macht? Schwingt dieſe als Ganzes (in Transverſalſchwingungen) oder ſchwingen ihre einzelnen Eiſentheilchen (moleculare Schwingung)? Th. du Moncel tritt für die letztere, alſo für die Molecularſchwingung ein. Ader wurde zur Conſtruction der letztbeſchriebenen Telephone dadurch geführt, daß er durch ſeine Verſuche entſcheiden wollte, welche der beiden Anſchauungen die
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Fig. 677.
Breguet’s Queckſilber-Telephon.
richtige ſei. Er conſtruirte daher ein Telephon ohne Membrane, alſo ein Telephon, bei welchem die Trans- verſalſchwingungen ausgeſchloſſen waren. Als ihm ſeine Verſuche gelangen, trat er auch der Anſchauung Th. du Moncel’s bei; jedenfalls iſt durch dieſelben bewieſen, daß die Reproducirung der Schallwellen nicht ausſchließlich den Transverſalſchwingungen zu- geſchrieben werden darf. Wir begnügen uns mit dieſen Andeutungen, da es uns zu weit führen würde, an dieſer Stelle auf die noch nicht vollſtändig geklärte Theorie des Telephones näher einzugehen.
Nach Th. du Moncel kommt die Wirkung des Ader’ſchen Draht-Telephones in folgender Weiſe zu Stande: Die durch die Spule b (Fig. 676) kreiſenden Undulationsſtröme verſetzen den Eiſendraht in moleculare Vibrationen. Dieſe wirken haupt- ſächlich in der Längsrichtung und pflanzen ſich ſchneller fort als die Schwingungen, welche der trägen Maſſe d g mitgetheilt werden; hieraus reſultiren kleine Stöße, die den mechaniſchen Effect der Schwingungen des Eiſendrahtes ſtark vergrößern; dieſe werden dann mechaniſch auf die Maſſe f übertragen und pflanzen ſich von dort aus durch den Schallbecher als Schall- wellen fort. Es mag ſchließlich noch bemerkt werden, daß Ader’s Eiſendraht-Telephon große Aehnlichkeit mit dem Reis’ſchen Empfänger (Fig. 638 C, Seite 879) zeigt; nur iſt der Reſonanzkaſten durch die Kupfermaſſen, deren Mitſchwingen die Wirkung verſtärkt, erſetzt.
Fig. 677 ſtellt ſchematiſch Breguet’s Queckſilber-Telephon dar. Die beiden Gefäße enthalten Queckſilber, über welches angeſäuertes Waſſer A gegoſſen wurde. In dieſes tauchen die mit Queckſilber nahezu ganz gefüllten Röhren B, deren untere Enden zu feinen Spitzen ausgezogen wurden. Sowohl die Queckſilberſäulen in den Röhren, als auch die Queckſilber- ſchichten in den Gefäßen ſtehen untereinander durch Drähte, wie es die Figur zeigt, in leitender Verbindung. Die Wirkſamkeit des Apparates beruht auf einer von Lippmann entdeckten phyſikaliſchen Thatſache. Lippmann beobachtete nämlich, daß in jedem geſchloſſenen Stromkreiſe obiger oder ähnlicher Art elektriſche Ströme auftreten, wenn durch mechaniſche Einwirkungen die Form der gekrümmten Begrenzungsfläche (des Meniskus) des Queckſilbers geändert wird und daß umgekehrt elektriſche Ströme die Form des Meniskus ändern. Dieſe capillar- elektriſchen Erſcheinungen ſind es nun, auf welchen die Wirkſamkeit des Breguet’ſchen Tele- phones beruht. Die Röhren B B ſind oben durch Membranen abgeſchloſſen und mit Schall- becher verſehen. Gelangen auf die Membrane des einen Apparates Schallwellen, ſo wirken dieſe mechaniſch auf das Queckſilber ein und veranlaſſen dadurch das Auftreten capillar- elektriſcher Ströme. Dieſe bewirken im zweiten Apparate mechaniſche Beränderungen des Meniskus und verſetzen die Membrane dieſes Apparates (des Empfängers) in ebenſolche
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Später brachte Ader ſein Eiſendraht-Telephon in die durch Fig. 676 dargeſtellte Form.
Der Eiſendraht m wird hierbei einerſeits an das maſſive Kupferſtück f, andererſeits an das
Kupferſtück d angelöthet, welch letzteres mit dem Kupferſtücke g verbunden iſt. Das obere
Kupferſtück verſchließt die obere Oeffnung jenes Rohres, welches den ganzen Apparat ein-
ſchließt, und iſt mit einem Schallbecher e durch eine Schraube verbunden. Der Schalltrichter
iſt ähnlich geformt wie beim Bell’ſchen Telephone, beſitzt aber keine centrale Oeffnung. Die
Kupferſtücke d g bilden einen Cylinder, der nahezu die ganze Rohrbreite einnimmt, aber von
den Wandungen derſelben durch ein übergeſchobenes Kautſchukrohr h iſolirt iſt. Gleichfalls iſolirt
ſind durch dieſe beiden Kupferſtücke die Drähte c und o geführt, welche die Enden der bei b
angebrachten, den Eiſendraht umhüllenden Inductionsſpirale bilden. Das Rohr iſt an ſeinem
unteren Ende durch die Ebonitſcheibe i verſchloſſen, auf welcher die beiden Klemmſchrauben
aufgeſetzt ſind.
Die Wirkungsweiſe der beiden letztbeſchriebenen Telephone möge nach Th. du Moncel
in nachſtehender Weiſe erklärt werden. Es wurde angegeben, daß das Bell’ſche Telephon
Worte in der Weiſe reproducire, daß die im Empfänger anlangenden Undulationsſtröme deſſen
Membrane in genau dieſelben Schwingungen verſetze, zu welchen die Membrane des Senders
durch die Schallwellen veranlaßt wurde. Dieſe Erklärung iſt jedoch keine vollſtändige; ſie läßt
vielmehr noch die Frage offen: welcher Art ſind die Schwingungen, welche die Membrane
macht? Schwingt dieſe als Ganzes (in Transverſalſchwingungen) oder ſchwingen ihre einzelnen
Eiſentheilchen (moleculare Schwingung)? Th. du Moncel tritt für die letztere, alſo für die
Molecularſchwingung ein. Ader wurde zur Conſtruction der letztbeſchriebenen Telephone dadurch
geführt, daß er durch ſeine Verſuche entſcheiden wollte, welche der beiden Anſchauungen die
[Abbildung Fig. 677.
Breguet’s Queckſilber-Telephon.]
richtige ſei. Er conſtruirte daher ein Telephon ohne
Membrane, alſo ein Telephon, bei welchem die Trans-
verſalſchwingungen ausgeſchloſſen waren. Als ihm ſeine
Verſuche gelangen, trat er auch der Anſchauung
Th. du Moncel’s bei; jedenfalls iſt durch dieſelben
bewieſen, daß die Reproducirung der Schallwellen
nicht ausſchließlich den Transverſalſchwingungen zu-
geſchrieben werden darf. Wir begnügen uns mit dieſen
Andeutungen, da es uns zu weit führen würde, an
dieſer Stelle auf die noch nicht vollſtändig geklärte
Theorie des Telephones näher einzugehen.
Nach Th. du Moncel kommt die Wirkung des
Ader’ſchen Draht-Telephones in folgender Weiſe zu
Stande: Die durch die Spule b (Fig. 676) kreiſenden
Undulationsſtröme verſetzen den Eiſendraht in moleculare Vibrationen. Dieſe wirken haupt-
ſächlich in der Längsrichtung und pflanzen ſich ſchneller fort als die Schwingungen, welche
der trägen Maſſe d g mitgetheilt werden; hieraus reſultiren kleine Stöße, die den mechaniſchen
Effect der Schwingungen des Eiſendrahtes ſtark vergrößern; dieſe werden dann mechaniſch
auf die Maſſe f übertragen und pflanzen ſich von dort aus durch den Schallbecher als Schall-
wellen fort. Es mag ſchließlich noch bemerkt werden, daß Ader’s Eiſendraht-Telephon große
Aehnlichkeit mit dem Reis’ſchen Empfänger (Fig. 638 C, Seite 879) zeigt; nur iſt der
Reſonanzkaſten durch die Kupfermaſſen, deren Mitſchwingen die Wirkung verſtärkt, erſetzt.
Fig. 677 ſtellt ſchematiſch Breguet’s Queckſilber-Telephon dar. Die beiden Gefäße
enthalten Queckſilber, über welches angeſäuertes Waſſer A gegoſſen wurde. In dieſes tauchen
die mit Queckſilber nahezu ganz gefüllten Röhren B, deren untere Enden zu feinen Spitzen
ausgezogen wurden. Sowohl die Queckſilberſäulen in den Röhren, als auch die Queckſilber-
ſchichten in den Gefäßen ſtehen untereinander durch Drähte, wie es die Figur zeigt, in leitender
Verbindung. Die Wirkſamkeit des Apparates beruht auf einer von Lippmann entdeckten
phyſikaliſchen Thatſache. Lippmann beobachtete nämlich, daß in jedem geſchloſſenen Stromkreiſe
obiger oder ähnlicher Art elektriſche Ströme auftreten, wenn durch mechaniſche Einwirkungen
die Form der gekrümmten Begrenzungsfläche (des Meniskus) des Queckſilbers geändert wird
und daß umgekehrt elektriſche Ströme die Form des Meniskus ändern. Dieſe capillar-
elektriſchen Erſcheinungen ſind es nun, auf welchen die Wirkſamkeit des Breguet’ſchen Tele-
phones beruht. Die Röhren B B ſind oben durch Membranen abgeſchloſſen und mit Schall-
becher verſehen. Gelangen auf die Membrane des einen Apparates Schallwellen, ſo wirken
dieſe mechaniſch auf das Queckſilber ein und veranlaſſen dadurch das Auftreten capillar-
elektriſcher Ströme. Dieſe bewirken im zweiten Apparate mechaniſche Beränderungen des
Meniskus und verſetzen die Membrane dieſes Apparates (des Empfängers) in ebenſolche
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/928>, abgerufen am 22.11.2024.
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