ein günstiges Resultat voraussehen". Also erhalten wurde es noch nicht, und auch die Angabe der Mittel und Wege zur Erreichung der angestrebten Resultate sind nirgends zu erkennen, und zwar umso weniger, wenn man bedenkt, daß man nach der damals herrschenden Theorie allgemein annahm, eine Platte müsse für verschieden hohe Töne durch Spannungs- verschiedenheiten gestimmt werden.
Die Priorität von Reis wurde auch in der Art angegriffen, daß man behauptete, Reis habe allerdings ein Instrument erfunden, durch welches man Töne auf große Entfernungen fortleiten und wiedergeben kann, welches aber nicht im Stande ist, die menschliche Sprache zu reproduciren. Doch läßt sich auch diese Ansicht nicht aufrecht erhalten, wenn man die vorhandenen Documente und Publicationen einer unparteiischen Würdigung unterzieht. Reis ist, wie Grah- winkel vollkommen zutreffend bemerkt, nicht der Erfinder eines Telephones, sondern des Telephones.
[Abbildung]
Fig. 637.
Reis'sches Telephon.
Philipp Reis wurde am 7. Januar 1834 in der Reichsstadt Geln- hausen geboren. Sein Vater, der Bäckermeister und Ackerbürger Reis, er- kannte bald die hervor- ragenden Geistesanlagen seines Sohnes und sandte daher diesen in das Gar- nier'sche Erziehungsinstitut zu Friedrichsdorf bei Ham- burg. Letzterer verließ das- selbe im Alter von 14 Jah- ren und genoß dann eine weitere Ausbildung im In- stitute Hassel in Frankfurt a. M. Obwohl seine Lehrer dem jungen Reis zum Be- suche der polytechnischen Schule in Karlsruhe rie- then, mußte er sich doch, dem Einflusse seines Onkels nachgebend, dem Kaufmannsstande zuwenden. Er trat, 16 Jahre alt, als Lehrling in ein Farbwaarengeschäft ein, studirte aber in seinen freien Stunden mit Vorliebe Chemie, Physik und Mathematik und besuchte naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Handelsschule. Als er seine Lehrjahre vollendet hatte, gab er jedoch die kaufmännische Laufbahn auf und trat in die Lehranstalt des Dr. Poppe zu Frankfurt ein, um sich dem Lehrerstande zu widmen. Im Jahre 1855 mußte er sich nach Cassel begeben, um seiner Militärpflicht Genüge zu leisten, worauf er im Jahre 1858 am Garnier'schen Institute eine Lehrerstelle erhielt. Schon frühzeitig, nämlich im Jahre 1852, beschäftigte sich Reis mit Versuchen, betreffend die Schallübertragung. Da ihm keine Hilfsmittel zur Ver- fügung standen, mußte er sich mit sehr primitiven Apparaten behelfen. Der erste Apparat bestand nach Mittheilungen Dr. Messel's aus einer Biertonne, in deren Spundloch ein kleiner Konus eingesetzt wurde. Den Verschluß des letzteren an seiner engeren Mündung bildete eine thierische Membrane, auf welcher durch
ein günſtiges Reſultat vorausſehen“. Alſo erhalten wurde es noch nicht, und auch die Angabe der Mittel und Wege zur Erreichung der angeſtrebten Reſultate ſind nirgends zu erkennen, und zwar umſo weniger, wenn man bedenkt, daß man nach der damals herrſchenden Theorie allgemein annahm, eine Platte müſſe für verſchieden hohe Töne durch Spannungs- verſchiedenheiten geſtimmt werden.
Die Priorität von Reis wurde auch in der Art angegriffen, daß man behauptete, Reis habe allerdings ein Inſtrument erfunden, durch welches man Töne auf große Entfernungen fortleiten und wiedergeben kann, welches aber nicht im Stande iſt, die menſchliche Sprache zu reproduciren. Doch läßt ſich auch dieſe Anſicht nicht aufrecht erhalten, wenn man die vorhandenen Documente und Publicationen einer unparteiiſchen Würdigung unterzieht. Reis iſt, wie Grah- winkel vollkommen zutreffend bemerkt, nicht der Erfinder eines Telephones, ſondern des Telephones.
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Fig. 637.
Reis’ſches Telephon.
Philipp Reis wurde am 7. Januar 1834 in der Reichsſtadt Geln- hauſen geboren. Sein Vater, der Bäckermeiſter und Ackerbürger Reis, er- kannte bald die hervor- ragenden Geiſtesanlagen ſeines Sohnes und ſandte daher dieſen in das Gar- nier’ſche Erziehungsinſtitut zu Friedrichsdorf bei Ham- burg. Letzterer verließ das- ſelbe im Alter von 14 Jah- ren und genoß dann eine weitere Ausbildung im In- ſtitute Haſſel in Frankfurt a. M. Obwohl ſeine Lehrer dem jungen Reis zum Be- ſuche der polytechniſchen Schule in Karlsruhe rie- then, mußte er ſich doch, dem Einfluſſe ſeines Onkels nachgebend, dem Kaufmannsſtande zuwenden. Er trat, 16 Jahre alt, als Lehrling in ein Farbwaarengeſchäft ein, ſtudirte aber in ſeinen freien Stunden mit Vorliebe Chemie, Phyſik und Mathematik und beſuchte naturwiſſenſchaftliche Vorleſungen an der Handelsſchule. Als er ſeine Lehrjahre vollendet hatte, gab er jedoch die kaufmänniſche Laufbahn auf und trat in die Lehranſtalt des Dr. Poppe zu Frankfurt ein, um ſich dem Lehrerſtande zu widmen. Im Jahre 1855 mußte er ſich nach Caſſel begeben, um ſeiner Militärpflicht Genüge zu leiſten, worauf er im Jahre 1858 am Garnier’ſchen Inſtitute eine Lehrerſtelle erhielt. Schon frühzeitig, nämlich im Jahre 1852, beſchäftigte ſich Reis mit Verſuchen, betreffend die Schallübertragung. Da ihm keine Hilfsmittel zur Ver- fügung ſtanden, mußte er ſich mit ſehr primitiven Apparaten behelfen. Der erſte Apparat beſtand nach Mittheilungen Dr. Meſſel’s aus einer Biertonne, in deren Spundloch ein kleiner Konus eingeſetzt wurde. Den Verſchluß des letzteren an ſeiner engeren Mündung bildete eine thieriſche Membrane, auf welcher durch
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ein günſtiges Reſultat vorausſehen“. Alſo erhalten wurde es noch nicht, und auch die
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erkennen, und zwar umſo weniger, wenn man bedenkt, daß man nach der damals herrſchenden
Theorie allgemein annahm, eine Platte müſſe für verſchieden hohe Töne durch Spannungs-
verſchiedenheiten geſtimmt werden.
Die Priorität von Reis wurde auch in der Art angegriffen, daß man
behauptete, Reis habe allerdings ein Inſtrument erfunden, durch welches man
Töne auf große Entfernungen fortleiten und wiedergeben kann, welches aber
nicht im Stande iſt, die menſchliche Sprache zu reproduciren. Doch läßt ſich
auch dieſe Anſicht nicht aufrecht erhalten, wenn man die vorhandenen Documente
und Publicationen einer unparteiiſchen Würdigung unterzieht. Reis iſt, wie Grah-
winkel vollkommen zutreffend bemerkt, nicht der Erfinder eines Telephones,
ſondern des Telephones.
[Abbildung Fig. 637.
Reis’ſches Telephon.]
Philipp Reis
wurde am 7. Januar 1834
in der Reichsſtadt Geln-
hauſen geboren. Sein
Vater, der Bäckermeiſter
und Ackerbürger Reis, er-
kannte bald die hervor-
ragenden Geiſtesanlagen
ſeines Sohnes und ſandte
daher dieſen in das Gar-
nier’ſche Erziehungsinſtitut
zu Friedrichsdorf bei Ham-
burg. Letzterer verließ das-
ſelbe im Alter von 14 Jah-
ren und genoß dann eine
weitere Ausbildung im In-
ſtitute Haſſel in Frankfurt
a. M. Obwohl ſeine Lehrer
dem jungen Reis zum Be-
ſuche der polytechniſchen
Schule in Karlsruhe rie-
then, mußte er ſich doch,
dem Einfluſſe ſeines Onkels nachgebend, dem Kaufmannsſtande zuwenden. Er trat,
16 Jahre alt, als Lehrling in ein Farbwaarengeſchäft ein, ſtudirte aber in ſeinen
freien Stunden mit Vorliebe Chemie, Phyſik und Mathematik und beſuchte
naturwiſſenſchaftliche Vorleſungen an der Handelsſchule. Als er ſeine Lehrjahre
vollendet hatte, gab er jedoch die kaufmänniſche Laufbahn auf und trat in die
Lehranſtalt des Dr. Poppe zu Frankfurt ein, um ſich dem Lehrerſtande zu widmen.
Im Jahre 1855 mußte er ſich nach Caſſel begeben, um ſeiner Militärpflicht
Genüge zu leiſten, worauf er im Jahre 1858 am Garnier’ſchen Inſtitute eine
Lehrerſtelle erhielt. Schon frühzeitig, nämlich im Jahre 1852, beſchäftigte ſich Reis
mit Verſuchen, betreffend die Schallübertragung. Da ihm keine Hilfsmittel zur Ver-
fügung ſtanden, mußte er ſich mit ſehr primitiven Apparaten behelfen. Der erſte
Apparat beſtand nach Mittheilungen Dr. Meſſel’s aus einer Biertonne, in
deren Spundloch ein kleiner Konus eingeſetzt wurde. Den Verſchluß des letzteren
an ſeiner engeren Mündung bildete eine thieriſche Membrane, auf welcher durch
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 878. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/892>, abgerufen am 22.11.2024.
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