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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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In ähnlicher Weise ist der magnetische Polwechsel bei dem Motor von
Jablochkoff, Fig. 631, ausgeschlossen. Der Motor, l'ecliptique genannt, be-
steht aus einer vertical gestellten, feststehenden Spule und einer um eine horizontale
Axe beweglichen Spule, welche auf dieser Axe, unter einem bestimmten Winkel zur
Horizontalen geneigt, befestigt ist. Der günstigste Neigungswinkel der beweglichen Spule
wird durch Versuche bestimmt und ist zum Theile auch von den Bedingungen ab-
hängig, unter welchen die Maschine fungiren soll. Diese Spule ist auf einen Kern
aus weichem Eisen gewunden und an beiden Stirnflächen durch kreisrunde Platten
desselben Materiales abgeschlossen. Diese Platten bilden, sobald ein Strom die Draht-
windungen durchfließt, die Pole eines kurzen Magnetes. Die feststehende Spule
enthält kein Eisen, sondern ist auf einen kupfernen Rahmen gewickelt. Die Strom-
zuleitung erfolgt durch zwei Schleifbürsten unter Vermittlung eines auf die Rota-
tionsaxe der beweglichen Spule befestigten Commutators in der Weise, daß die
Stromrichtung in der beweglichen Spule stets constant bleibt, in der feststehenden
aber bei jeder halben Umdrehung wechselt. Jablochkoff's Motor, der übrigens unter

[Abbildung] Fig. 632.

Elektrische Briefpost.

Beibehaltung desselben Principes in verschiedener Weise ausgeführt wird, kann
ebenfalls auch als Elektricitätsgenerator dienen.

Von verschiedenen Seiten wurde vorgeschlagen, kleine elektrische Bahnen zur
Beförderung der Briefe in großen Städten zu verwenden. Sie hätten hier an
Stelle der pneumatischen Briefpost zu treten und würden vor dieser den bedeutend
geringeren Kraftaufwand voraus haben. Die pneumatische Post in Paris erfordert
zu ihrem Betriebe 120 Pferdekräfte; den elektrischen Betrieb glaubt man durch etwa
12 Pferdekräfte erhalten zu können. Die von Siemens gegebene Anordnung einer
elektrischen Briefpost versinnlicht Fig. 632. Die Elektrolocomotive ist ein Wagen-
gestelle mit einer Siemens'schen Maschine gewöhnlicher Construction im sehr ver-
kleinerten Maßstabe. Es zeigte sich eben, daß diese Maschine auch bei bedeutender
Herabminderung ihrer Dimensionen leistungsfähig bleibt.

Zu den Elektromotoren kleinster Sorte gehört Edison's elektrische Feder (Fig. 633);
das elektrische Maschinchen derselben ist beiläufig 4 Centimeter hoch und 2 Centimeter
breit. An dem bügelförmigen Gestelle A A ist der Elektromagnet E E unverrückbar befestigt
und ein kleines Schwungrädchen R mit seiner horizontalen Axe bei b und d gelagert. Das
Schwungrädchen R, welches sich unmittelbar vor den Polen des Elektromagnetes E dreht,

In ähnlicher Weiſe iſt der magnetiſche Polwechſel bei dem Motor von
Jablochkoff, Fig. 631, ausgeſchloſſen. Der Motor, l’écliptique genannt, be-
ſteht aus einer vertical geſtellten, feſtſtehenden Spule und einer um eine horizontale
Axe beweglichen Spule, welche auf dieſer Axe, unter einem beſtimmten Winkel zur
Horizontalen geneigt, befeſtigt iſt. Der günſtigſte Neigungswinkel der beweglichen Spule
wird durch Verſuche beſtimmt und iſt zum Theile auch von den Bedingungen ab-
hängig, unter welchen die Maſchine fungiren ſoll. Dieſe Spule iſt auf einen Kern
aus weichem Eiſen gewunden und an beiden Stirnflächen durch kreisrunde Platten
desſelben Materiales abgeſchloſſen. Dieſe Platten bilden, ſobald ein Strom die Draht-
windungen durchfließt, die Pole eines kurzen Magnetes. Die feſtſtehende Spule
enthält kein Eiſen, ſondern iſt auf einen kupfernen Rahmen gewickelt. Die Strom-
zuleitung erfolgt durch zwei Schleifbürſten unter Vermittlung eines auf die Rota-
tionsaxe der beweglichen Spule befeſtigten Commutators in der Weiſe, daß die
Stromrichtung in der beweglichen Spule ſtets conſtant bleibt, in der feſtſtehenden
aber bei jeder halben Umdrehung wechſelt. Jablochkoff’s Motor, der übrigens unter

[Abbildung] Fig. 632.

Elektriſche Briefpoſt.

Beibehaltung desſelben Principes in verſchiedener Weiſe ausgeführt wird, kann
ebenfalls auch als Elektricitätsgenerator dienen.

Von verſchiedenen Seiten wurde vorgeſchlagen, kleine elektriſche Bahnen zur
Beförderung der Briefe in großen Städten zu verwenden. Sie hätten hier an
Stelle der pneumatiſchen Briefpoſt zu treten und würden vor dieſer den bedeutend
geringeren Kraftaufwand voraus haben. Die pneumatiſche Poſt in Paris erfordert
zu ihrem Betriebe 120 Pferdekräfte; den elektriſchen Betrieb glaubt man durch etwa
12 Pferdekräfte erhalten zu können. Die von Siemens gegebene Anordnung einer
elektriſchen Briefpoſt verſinnlicht Fig. 632. Die Elektrolocomotive iſt ein Wagen-
geſtelle mit einer Siemens’ſchen Maſchine gewöhnlicher Conſtruction im ſehr ver-
kleinerten Maßſtabe. Es zeigte ſich eben, daß dieſe Maſchine auch bei bedeutender
Herabminderung ihrer Dimenſionen leiſtungsfähig bleibt.

Zu den Elektromotoren kleinſter Sorte gehört Ediſon’s elektriſche Feder (Fig. 633);
das elektriſche Maſchinchen derſelben iſt beiläufig 4 Centimeter hoch und 2 Centimeter
breit. An dem bügelförmigen Geſtelle A A iſt der Elektromagnet E E unverrückbar befeſtigt
und ein kleines Schwungrädchen R mit ſeiner horizontalen Axe bei b und d gelagert. Das
Schwungrädchen R, welches ſich unmittelbar vor den Polen des Elektromagnetes E dreht,

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[872/0886] In ähnlicher Weiſe iſt der magnetiſche Polwechſel bei dem Motor von Jablochkoff, Fig. 631, ausgeſchloſſen. Der Motor, l’écliptique genannt, be- ſteht aus einer vertical geſtellten, feſtſtehenden Spule und einer um eine horizontale Axe beweglichen Spule, welche auf dieſer Axe, unter einem beſtimmten Winkel zur Horizontalen geneigt, befeſtigt iſt. Der günſtigſte Neigungswinkel der beweglichen Spule wird durch Verſuche beſtimmt und iſt zum Theile auch von den Bedingungen ab- hängig, unter welchen die Maſchine fungiren ſoll. Dieſe Spule iſt auf einen Kern aus weichem Eiſen gewunden und an beiden Stirnflächen durch kreisrunde Platten desſelben Materiales abgeſchloſſen. Dieſe Platten bilden, ſobald ein Strom die Draht- windungen durchfließt, die Pole eines kurzen Magnetes. Die feſtſtehende Spule enthält kein Eiſen, ſondern iſt auf einen kupfernen Rahmen gewickelt. Die Strom- zuleitung erfolgt durch zwei Schleifbürſten unter Vermittlung eines auf die Rota- tionsaxe der beweglichen Spule befeſtigten Commutators in der Weiſe, daß die Stromrichtung in der beweglichen Spule ſtets conſtant bleibt, in der feſtſtehenden aber bei jeder halben Umdrehung wechſelt. Jablochkoff’s Motor, der übrigens unter [Abbildung Fig. 632. Elektriſche Briefpoſt.] Beibehaltung desſelben Principes in verſchiedener Weiſe ausgeführt wird, kann ebenfalls auch als Elektricitätsgenerator dienen. Von verſchiedenen Seiten wurde vorgeſchlagen, kleine elektriſche Bahnen zur Beförderung der Briefe in großen Städten zu verwenden. Sie hätten hier an Stelle der pneumatiſchen Briefpoſt zu treten und würden vor dieſer den bedeutend geringeren Kraftaufwand voraus haben. Die pneumatiſche Poſt in Paris erfordert zu ihrem Betriebe 120 Pferdekräfte; den elektriſchen Betrieb glaubt man durch etwa 12 Pferdekräfte erhalten zu können. Die von Siemens gegebene Anordnung einer elektriſchen Briefpoſt verſinnlicht Fig. 632. Die Elektrolocomotive iſt ein Wagen- geſtelle mit einer Siemens’ſchen Maſchine gewöhnlicher Conſtruction im ſehr ver- kleinerten Maßſtabe. Es zeigte ſich eben, daß dieſe Maſchine auch bei bedeutender Herabminderung ihrer Dimenſionen leiſtungsfähig bleibt. Zu den Elektromotoren kleinſter Sorte gehört Ediſon’s elektriſche Feder (Fig. 633); das elektriſche Maſchinchen derſelben iſt beiläufig 4 Centimeter hoch und 2 Centimeter breit. An dem bügelförmigen Geſtelle A A iſt der Elektromagnet E E unverrückbar befeſtigt und ein kleines Schwungrädchen R mit ſeiner horizontalen Axe bei b und d gelagert. Das Schwungrädchen R, welches ſich unmittelbar vor den Polen des Elektromagnetes E dreht,

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/886>, abgerufen am 22.11.2024.