setzung des Bades in kurzer Zeit verändert. Man umgeht diesen Uebelstand dadurch, daß man an Stelle saurer Kupferlösungen alkalische oder überhaupt basische Bäder anwendet. Ein solches wird z. B. aus Kupfercyanür (Verbindung von Kupfer und Cyan), Cyankalium und Wasser bereitet. Für Zinn, Gußeisen und große Gegenstände aus Zink giebt Roseleur (Kaselowsky) ein Bad an, welches aus Schwefelnatrium, Cyankalium, essigsaurem Kupfer, Ammoniak und Wasser bereitet wird. Um die äußerst giftigen Cyanverbindungen zu vermeiden, hat man sich bemüht, cyanfreie Bäder herzustellen. Als solches empfiehlt Fr. Weyl krystallisirtes schwefelsaures Kupferoxyd (350 Gramm), krystallisirtes Seignettesalz (weinsaures Natron-Kali, 1500 Gramm), Aetznatron (800 Gramm) und Wasser (10 Liter). Dieses Bad wird zum Verkupfern von Gußeisen, Stabeisen, Stahl und anderer Metalle als geeignet bezeichnet.
Für das Kupferbad können Gefäße aus gutem Steinzeuge oder Porzellan, Kufen aus Holz, die innen mit Guttapercha überkleidet sind, auch aus emaillirtem Eisen in Verwendung kommen. Die zu verkupfernden Gegenstände werden an dünnen Kupferdrähten als Kathoden in das Bad eingehängt und bleiben, je nach dem beabsichtigten Zwecke, 3 bis 24 Stunden daselbst. Nach dem Herausnehmen spült man sie mit Wasser ab, behandelt sie mit der Kratz- bürste, trocknet sie in Sägespänen und in einem Trockenraume bei beiläufig 50 Grad.
In neuerer Zeit wird an Stelle des Verkupferns häufiger das Vermessingen oder auch das Bronziren angewendet. Das Bad zum galvanoplastischen Ueberziehen mit Messing kann in folgender Weise durch den Strom selbst erzeugt werden (nach Jacobi & Walker): Man verbindet die in ein concentrirtes Cyankaliumbad eingesenkte Kupferplatte mit dem positiven Pole einer zweielementigen (Daniell'schen) Batterie und setzt eine zweite Platte aus einem beliebigen Metalle mit dem negativen Pole in Verbindung. Dann löst sich zunächst Kupfer in der Cyankaliumlösung auf und, wenn die Lösung hiermit gesättigt ist, wird Kupfer an der anderen Metallplatte (Probeplatte) niedergeschlagen. Sobald diese Reaction eintritt, ersetzt man die Kupferplatte durch eine Zinkplatte und läßt letztere so lange unter Einwirkung des Stromes, bis auf der Probeplatte Messing ausgeschieden wird. Das Messingbad ist hiermit hergestellt und man hängt jetzt an Stelle der Probeplatte jene Gegenstände, welche mit Messing überzogen werden sollen, an Stelle der Zinkplatte eine Messingplatte. Mit einiger Uebung und Geschicklichkeit, auch in der Wahl der Stromstärke, kann man sehr schöne Messingüberzüge erzielen und zwar in allen Nuancen vom hellsten Gelb, bis zu Rothgold und Tombackbraun. Man kann die Farbentöne dadurch variiren, daß man in das Bad an Stelle der Messing- platte eine Zink- und eine Kupferplatte einhängt; es kann dann auch jedes Kupferbad dazu benützt werden, wenn man in dieses an Stelle der Kupferplatte eine Zinkplatte einhängt. Die Anwendung einer Zink- und Kupferplatte ist namentlich dann nothwendig, wenn Eisen mit Messing zu überziehen ist. Für Messingbäder werden ebenfalls wieder verschiedene Vorschriften angegeben, von welchen nachstehend eine beispielsweise angeführt werden möge. Morris und Johnson nehmen kohlensaures Ammon (16 Theile), Cyankalium (16 Theile), Cyankupfer (2 Theile), Cyanzink (1 Theil) und Wasser (160 Theile). Dieses Bad wird sowohl kalt, als auch warm verwendet. Der Glanz der mit Messing überzogenen Gegenstände wird sehr erhöht, wenn letztere gleich nach dem Verlassen des Bades gut gewaschen, mit der Kratzbürste bearbeitet und scharf getrocknet werden. In ähnlicher Weise bewirkt man das Bronziren; natürlich kommt aber hier an Stelle des Zinkes, Zinn zur Anwendung.
Ausgedehnte Anwendung macht man von der galvanischen Vergoldung und Versilberung; es liegt dies in der Natur der Sache. Gegenstände aus unedlen, wenig werthvollen Metallen erhalten hierdurch nicht nur ein schöneres Aussehen, sondern werden auch selbst werthvoller, dauerhafter und widerstandsfähiger. Zur galvanischen Vergoldung gelangen Gegenstände aus Silber, Kupfer, den Legirungen derselben und aus Eisen. Das Goldbad kann man durch Auflösen von Cyankalium (45 Gramm) in Wasser (1 Liter), dem man in wenig Wasser gelöstes Goldchlorid zusetzt, bereiten. Dieses Bad macht man häufig noch durch Zusatz von etwas Ammoniak alkalisch; es ist zwar auch ohne Erwärmung wirksam, jedoch zeichnen sich heiß vergoldete Gegenstände durch schönere Farbe aus. Auch ist die heiße Vergoldung haltbarer, weil sich das Gold in Form eines engmaschigen Netzes absetzt (wie man unter dem Mikroskope sehen kann), welches sich dann, wenn der Gegenstand abgekühlt wird, zusammenziehen muß, wodurch sich die Maschen jedenfalls verengen. Bei größeren Gegenständen, wie Aufsätze auf Thurmspitzen (Adler, Kugeln, Kreuze), Candelabern u. dgl. muß man sich wohl mit dem kalten Bade begnügen. Ebenso wie beim Verkupfern bleibt auch beim Vergolden die Menge des an der Anode in Lösung gehenden Metalles hinter jener, welche an den Gegenständen (der Kathode) niedergeschlagen wird, zurück; es ist deshalb nöthig, bei der Vergoldung von Zeit zu Zeit Goldchlorid oder dieses und Cyankalium zuzusetzen. Die Concentration der Lösung, die Form und Stellung der Goldanode zum Gegenstande, sowie auch die Stromstärke
ſetzung des Bades in kurzer Zeit verändert. Man umgeht dieſen Uebelſtand dadurch, daß man an Stelle ſaurer Kupferlöſungen alkaliſche oder überhaupt baſiſche Bäder anwendet. Ein ſolches wird z. B. aus Kupfercyanür (Verbindung von Kupfer und Cyan), Cyankalium und Waſſer bereitet. Für Zinn, Gußeiſen und große Gegenſtände aus Zink giebt Roſeleur (Kaſelowsky) ein Bad an, welches aus Schwefelnatrium, Cyankalium, eſſigſaurem Kupfer, Ammoniak und Waſſer bereitet wird. Um die äußerſt giftigen Cyanverbindungen zu vermeiden, hat man ſich bemüht, cyanfreie Bäder herzuſtellen. Als ſolches empfiehlt Fr. Weyl kryſtalliſirtes ſchwefelſaures Kupferoxyd (350 Gramm), kryſtalliſirtes Seignetteſalz (weinſaures Natron-Kali, 1500 Gramm), Aetznatron (800 Gramm) und Waſſer (10 Liter). Dieſes Bad wird zum Verkupfern von Gußeiſen, Stabeiſen, Stahl und anderer Metalle als geeignet bezeichnet.
Für das Kupferbad können Gefäße aus gutem Steinzeuge oder Porzellan, Kufen aus Holz, die innen mit Guttapercha überkleidet ſind, auch aus emaillirtem Eiſen in Verwendung kommen. Die zu verkupfernden Gegenſtände werden an dünnen Kupferdrähten als Kathoden in das Bad eingehängt und bleiben, je nach dem beabſichtigten Zwecke, 3 bis 24 Stunden daſelbſt. Nach dem Herausnehmen ſpült man ſie mit Waſſer ab, behandelt ſie mit der Kratz- bürſte, trocknet ſie in Sägeſpänen und in einem Trockenraume bei beiläufig 50 Grad.
In neuerer Zeit wird an Stelle des Verkupferns häufiger das Vermeſſingen oder auch das Bronziren angewendet. Das Bad zum galvanoplaſtiſchen Ueberziehen mit Meſſing kann in folgender Weiſe durch den Strom ſelbſt erzeugt werden (nach Jacobi & Walker): Man verbindet die in ein concentrirtes Cyankaliumbad eingeſenkte Kupferplatte mit dem poſitiven Pole einer zweielementigen (Daniell’ſchen) Batterie und ſetzt eine zweite Platte aus einem beliebigen Metalle mit dem negativen Pole in Verbindung. Dann löſt ſich zunächſt Kupfer in der Cyankaliumlöſung auf und, wenn die Löſung hiermit geſättigt iſt, wird Kupfer an der anderen Metallplatte (Probeplatte) niedergeſchlagen. Sobald dieſe Reaction eintritt, erſetzt man die Kupferplatte durch eine Zinkplatte und läßt letztere ſo lange unter Einwirkung des Stromes, bis auf der Probeplatte Meſſing ausgeſchieden wird. Das Meſſingbad iſt hiermit hergeſtellt und man hängt jetzt an Stelle der Probeplatte jene Gegenſtände, welche mit Meſſing überzogen werden ſollen, an Stelle der Zinkplatte eine Meſſingplatte. Mit einiger Uebung und Geſchicklichkeit, auch in der Wahl der Stromſtärke, kann man ſehr ſchöne Meſſingüberzüge erzielen und zwar in allen Nuancen vom hellſten Gelb, bis zu Rothgold und Tombackbraun. Man kann die Farbentöne dadurch variiren, daß man in das Bad an Stelle der Meſſing- platte eine Zink- und eine Kupferplatte einhängt; es kann dann auch jedes Kupferbad dazu benützt werden, wenn man in dieſes an Stelle der Kupferplatte eine Zinkplatte einhängt. Die Anwendung einer Zink- und Kupferplatte iſt namentlich dann nothwendig, wenn Eiſen mit Meſſing zu überziehen iſt. Für Meſſingbäder werden ebenfalls wieder verſchiedene Vorſchriften angegeben, von welchen nachſtehend eine beiſpielsweiſe angeführt werden möge. Morris und Johnſon nehmen kohlenſaures Ammon (16 Theile), Cyankalium (16 Theile), Cyankupfer (2 Theile), Cyanzink (1 Theil) und Waſſer (160 Theile). Dieſes Bad wird ſowohl kalt, als auch warm verwendet. Der Glanz der mit Meſſing überzogenen Gegenſtände wird ſehr erhöht, wenn letztere gleich nach dem Verlaſſen des Bades gut gewaſchen, mit der Kratzbürſte bearbeitet und ſcharf getrocknet werden. In ähnlicher Weiſe bewirkt man das Bronziren; natürlich kommt aber hier an Stelle des Zinkes, Zinn zur Anwendung.
Ausgedehnte Anwendung macht man von der galvaniſchen Vergoldung und Verſilberung; es liegt dies in der Natur der Sache. Gegenſtände aus unedlen, wenig werthvollen Metallen erhalten hierdurch nicht nur ein ſchöneres Ausſehen, ſondern werden auch ſelbſt werthvoller, dauerhafter und widerſtandsfähiger. Zur galvaniſchen Vergoldung gelangen Gegenſtände aus Silber, Kupfer, den Legirungen derſelben und aus Eiſen. Das Goldbad kann man durch Auflöſen von Cyankalium (45 Gramm) in Waſſer (1 Liter), dem man in wenig Waſſer gelöſtes Goldchlorid zuſetzt, bereiten. Dieſes Bad macht man häufig noch durch Zuſatz von etwas Ammoniak alkaliſch; es iſt zwar auch ohne Erwärmung wirkſam, jedoch zeichnen ſich heiß vergoldete Gegenſtände durch ſchönere Farbe aus. Auch iſt die heiße Vergoldung haltbarer, weil ſich das Gold in Form eines engmaſchigen Netzes abſetzt (wie man unter dem Mikroſkope ſehen kann), welches ſich dann, wenn der Gegenſtand abgekühlt wird, zuſammenziehen muß, wodurch ſich die Maſchen jedenfalls verengen. Bei größeren Gegenſtänden, wie Aufſätze auf Thurmſpitzen (Adler, Kugeln, Kreuze), Candelabern u. dgl. muß man ſich wohl mit dem kalten Bade begnügen. Ebenſo wie beim Verkupfern bleibt auch beim Vergolden die Menge des an der Anode in Löſung gehenden Metalles hinter jener, welche an den Gegenſtänden (der Kathode) niedergeſchlagen wird, zurück; es iſt deshalb nöthig, bei der Vergoldung von Zeit zu Zeit Goldchlorid oder dieſes und Cyankalium zuzuſetzen. Die Concentration der Löſung, die Form und Stellung der Goldanode zum Gegenſtande, ſowie auch die Stromſtärke
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[805/0819]
ſetzung des Bades in kurzer Zeit verändert. Man umgeht dieſen Uebelſtand dadurch, daß man
an Stelle ſaurer Kupferlöſungen alkaliſche oder überhaupt baſiſche Bäder anwendet. Ein ſolches
wird z. B. aus Kupfercyanür (Verbindung von Kupfer und Cyan), Cyankalium und Waſſer
bereitet. Für Zinn, Gußeiſen und große Gegenſtände aus Zink giebt Roſeleur (Kaſelowsky)
ein Bad an, welches aus Schwefelnatrium, Cyankalium, eſſigſaurem Kupfer, Ammoniak und
Waſſer bereitet wird. Um die äußerſt giftigen Cyanverbindungen zu vermeiden, hat man
ſich bemüht, cyanfreie Bäder herzuſtellen. Als ſolches empfiehlt Fr. Weyl kryſtalliſirtes
ſchwefelſaures Kupferoxyd (350 Gramm), kryſtalliſirtes Seignetteſalz (weinſaures Natron-Kali,
1500 Gramm), Aetznatron (800 Gramm) und Waſſer (10 Liter). Dieſes Bad wird zum
Verkupfern von Gußeiſen, Stabeiſen, Stahl und anderer Metalle als geeignet bezeichnet.
Für das Kupferbad können Gefäße aus gutem Steinzeuge oder Porzellan, Kufen aus
Holz, die innen mit Guttapercha überkleidet ſind, auch aus emaillirtem Eiſen in Verwendung
kommen. Die zu verkupfernden Gegenſtände werden an dünnen Kupferdrähten als Kathoden
in das Bad eingehängt und bleiben, je nach dem beabſichtigten Zwecke, 3 bis 24 Stunden
daſelbſt. Nach dem Herausnehmen ſpült man ſie mit Waſſer ab, behandelt ſie mit der Kratz-
bürſte, trocknet ſie in Sägeſpänen und in einem Trockenraume bei beiläufig 50 Grad.
In neuerer Zeit wird an Stelle des Verkupferns häufiger das Vermeſſingen oder
auch das Bronziren angewendet. Das Bad zum galvanoplaſtiſchen Ueberziehen mit Meſſing
kann in folgender Weiſe durch den Strom ſelbſt erzeugt werden (nach Jacobi & Walker):
Man verbindet die in ein concentrirtes Cyankaliumbad eingeſenkte Kupferplatte mit dem
poſitiven Pole einer zweielementigen (Daniell’ſchen) Batterie und ſetzt eine zweite Platte aus
einem beliebigen Metalle mit dem negativen Pole in Verbindung. Dann löſt ſich zunächſt Kupfer
in der Cyankaliumlöſung auf und, wenn die Löſung hiermit geſättigt iſt, wird Kupfer an
der anderen Metallplatte (Probeplatte) niedergeſchlagen. Sobald dieſe Reaction eintritt, erſetzt
man die Kupferplatte durch eine Zinkplatte und läßt letztere ſo lange unter Einwirkung des
Stromes, bis auf der Probeplatte Meſſing ausgeſchieden wird. Das Meſſingbad iſt hiermit
hergeſtellt und man hängt jetzt an Stelle der Probeplatte jene Gegenſtände, welche mit Meſſing
überzogen werden ſollen, an Stelle der Zinkplatte eine Meſſingplatte. Mit einiger Uebung
und Geſchicklichkeit, auch in der Wahl der Stromſtärke, kann man ſehr ſchöne Meſſingüberzüge
erzielen und zwar in allen Nuancen vom hellſten Gelb, bis zu Rothgold und Tombackbraun.
Man kann die Farbentöne dadurch variiren, daß man in das Bad an Stelle der Meſſing-
platte eine Zink- und eine Kupferplatte einhängt; es kann dann auch jedes Kupferbad dazu
benützt werden, wenn man in dieſes an Stelle der Kupferplatte eine Zinkplatte einhängt. Die
Anwendung einer Zink- und Kupferplatte iſt namentlich dann nothwendig, wenn Eiſen mit
Meſſing zu überziehen iſt. Für Meſſingbäder werden ebenfalls wieder verſchiedene Vorſchriften
angegeben, von welchen nachſtehend eine beiſpielsweiſe angeführt werden möge. Morris und
Johnſon nehmen kohlenſaures Ammon (16 Theile), Cyankalium (16 Theile), Cyankupfer
(2 Theile), Cyanzink (1 Theil) und Waſſer (160 Theile). Dieſes Bad wird ſowohl kalt, als
auch warm verwendet. Der Glanz der mit Meſſing überzogenen Gegenſtände wird ſehr erhöht,
wenn letztere gleich nach dem Verlaſſen des Bades gut gewaſchen, mit der Kratzbürſte bearbeitet
und ſcharf getrocknet werden. In ähnlicher Weiſe bewirkt man das Bronziren; natürlich kommt
aber hier an Stelle des Zinkes, Zinn zur Anwendung.
Ausgedehnte Anwendung macht man von der galvaniſchen Vergoldung und Verſilberung;
es liegt dies in der Natur der Sache. Gegenſtände aus unedlen, wenig werthvollen Metallen
erhalten hierdurch nicht nur ein ſchöneres Ausſehen, ſondern werden auch ſelbſt werthvoller,
dauerhafter und widerſtandsfähiger. Zur galvaniſchen Vergoldung gelangen Gegenſtände
aus Silber, Kupfer, den Legirungen derſelben und aus Eiſen. Das Goldbad kann man durch
Auflöſen von Cyankalium (45 Gramm) in Waſſer (1 Liter), dem man in wenig Waſſer
gelöſtes Goldchlorid zuſetzt, bereiten. Dieſes Bad macht man häufig noch durch Zuſatz von
etwas Ammoniak alkaliſch; es iſt zwar auch ohne Erwärmung wirkſam, jedoch zeichnen ſich
heiß vergoldete Gegenſtände durch ſchönere Farbe aus. Auch iſt die heiße Vergoldung haltbarer,
weil ſich das Gold in Form eines engmaſchigen Netzes abſetzt (wie man unter dem Mikroſkope
ſehen kann), welches ſich dann, wenn der Gegenſtand abgekühlt wird, zuſammenziehen muß,
wodurch ſich die Maſchen jedenfalls verengen. Bei größeren Gegenſtänden, wie Aufſätze auf
Thurmſpitzen (Adler, Kugeln, Kreuze), Candelabern u. dgl. muß man ſich wohl mit dem
kalten Bade begnügen. Ebenſo wie beim Verkupfern bleibt auch beim Vergolden die Menge
des an der Anode in Löſung gehenden Metalles hinter jener, welche an den Gegenſtänden
(der Kathode) niedergeſchlagen wird, zurück; es iſt deshalb nöthig, bei der Vergoldung von
Zeit zu Zeit Goldchlorid oder dieſes und Cyankalium zuzuſetzen. Die Concentration der
Löſung, die Form und Stellung der Goldanode zum Gegenſtande, ſowie auch die Stromſtärke
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/819>, abgerufen am 22.11.2024.
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