theoretisch betrachtet, ein Pfund Kohle nahezu ein Pfund Gußstahl schmelzen kann. Um eine Tonne Stahl in Schmelztiegeln in dem in Sheffield benutzten gewöhnlichen Gebläseofen zu schmelzen, werden 2 1/2 bis 3 Tonnen besten Durham-Coaks gebraucht. Dieselbe Wirkung wird mit einer Tonne Kohle erzeugt, wenn die Schmelztiegel im Regenerativ-Gasofen erhitzt werden, während, um große Mengen Gußstahles im offenen Herde desselben Ofens zu er- zeugen, 12 Centner Kohle zur Gewinnung einer Tonne Stahl genügen.
Zu Gunsten dieses Verfahrens sprechen folgende Umstände: 1. Daß der erreichbare Hitzegrad theoretisch unbegrenzt ist. 2. Daß die Schmelzung in einer vollkommen neutralen Atmosphäre vor sich geht. 3. Daß das Verfahren im Laboratorium ohne viel Vorbereitung und unter dem Auge des Beobachters vorgenommen werden kann. 4. Daß bei Benützung der gewöhnlichen, schwer schmelzbaren Materialien die praktisch erreichbare Grenze der Hitze sehr hoch liegt, da im elektrischen Schmelzofen das schmelzende Material eine höhere Temperatur als der Schmelztiegel selbst hat, während im gewöhnlichen Verfahren die Temperatur des Schmelztiegels diejenige des darin geschmolzenen Materiales übersteigt. Wenn demnach der beschriebene elektrische Schmelzofen auch die bisher üblichen Schmelzöfen kaum verdrängen dürfte, so werden die eben angegebenen Vortheile ihn doch zu einem zweckmäßigen Hilfsmittel zur Ausführung chemischer Reactionen verschiedenster Art bei Temperaturen und unter Um- ständen, die bisher nicht erreichbar waren, machen.
Eine viel ausgedehntere Anwendung als zu den oben beschriebenen Zwecken findet die Elektricität im hüttenmännischen Betriebe zur Reinmetallgewinnung durch Elektrolyse.Siemens & Halske haben sich schon seit geraumer Zeit mit dem Studium dieser Industrie befaßt und auch Maschinen construirt (siehe Seite 389), welche auf einzelnen Werken in ganzen Batterien aufgestellt Tag und Nacht zur Metallabscheidung verwendet werden. Gramme'sche Maschinen arbeiten sechs an der Zahl in der Norddeutschen Affinerie-Actiengesellschaft in Hamburg. Die elektrolytische Abtheilung dieser Fabrik besteht seit dem Jahre 1875. Haupt- gegenstand der Fabrication ist die Herstellung von Kupfer von fast absoluter Reinheit. (Die Analysen ergeben 99·95 Procent Kupfer.) Dasselbe wird aus silber- und goldhaltigem Rohkupfer auf elektrischem Wege geschieden, während man gleich- zeitig den Gesammtgehalt an Edelmetall gewinnt. Nach einer Modification desselben Verfahrens werden auch Kupfer-Silberlegirungen bis zu 50 Procent Silbergehalt direct in Silber und Kupfer zerlegt; in den Jahren 1877--1878 ist auf diese Weise ein großer Theil der deutschen Scheidemünzen geschieden und dabei neben 115.000 Kilogramm reinem Kupfer über 33 Kilogramm Silber und 23·5 Kilo- gramm Gold gewonnen worden. Die tägliche Kupferproduction beträgt zur Zeit (1881) bei 24stündiger Arbeit 1600 Kilogramm. Die sechs Gramme'schen Maschinen werden durch eine circa 30pferdige Dampfmaschine betrieben. Neben der Kupfer- abscheidung wird seit Ende des Jahres 1878 nach einer neuen elektrolytischen Methode aus Legirungen, die neben Gold noch Blei, Silber, Kupfer, Platin, Palladium u. s. w. in den verschiedensten Gewichtsverhältnissen enthalten, ein Gold von 1000 Promille Feingehalt gewonnen. Im Jahre 1880 sind auf diese Weise 1200 Kilogramm Feingold dargestellt worden. In kleineren Quantitäten wird chemisch reines Silber auf elektrischem Wege dargestellt und als Nebenproducte der Elektrolyse erhält man Bleisuperoxyd, Nickelsulfat, Nickelammoniumsulfat, Platin, Palladium, die Verbindungen dieser Metalle u. s. w.
Die elektrische Reinigung von Kupfer, welches bereits den Raffinirofen passirt hat und höchstens 2 Procent Verunreinigungen enthält, ist wohl der ein- fachste Fall der Reinmetallgewinnung im Großen. Siemens spricht sich hierüber in nachstehender Weise aus: Für diesen Fall passen Dynamomaschinen C1 (siehe Seite 389, Fig. 264) und C2, von denen die erste 6 Centimeter, die zweite 3 Centimeter Reinkupfer in 24 Stunden in 12 hintereinander geschalteten Bädern
theoretiſch betrachtet, ein Pfund Kohle nahezu ein Pfund Gußſtahl ſchmelzen kann. Um eine Tonne Stahl in Schmelztiegeln in dem in Sheffield benutzten gewöhnlichen Gebläſeofen zu ſchmelzen, werden 2 ½ bis 3 Tonnen beſten Durham-Coaks gebraucht. Dieſelbe Wirkung wird mit einer Tonne Kohle erzeugt, wenn die Schmelztiegel im Regenerativ-Gasofen erhitzt werden, während, um große Mengen Gußſtahles im offenen Herde desſelben Ofens zu er- zeugen, 12 Centner Kohle zur Gewinnung einer Tonne Stahl genügen.
Zu Gunſten dieſes Verfahrens ſprechen folgende Umſtände: 1. Daß der erreichbare Hitzegrad theoretiſch unbegrenzt iſt. 2. Daß die Schmelzung in einer vollkommen neutralen Atmoſphäre vor ſich geht. 3. Daß das Verfahren im Laboratorium ohne viel Vorbereitung und unter dem Auge des Beobachters vorgenommen werden kann. 4. Daß bei Benützung der gewöhnlichen, ſchwer ſchmelzbaren Materialien die praktiſch erreichbare Grenze der Hitze ſehr hoch liegt, da im elektriſchen Schmelzofen das ſchmelzende Material eine höhere Temperatur als der Schmelztiegel ſelbſt hat, während im gewöhnlichen Verfahren die Temperatur des Schmelztiegels diejenige des darin geſchmolzenen Materiales überſteigt. Wenn demnach der beſchriebene elektriſche Schmelzofen auch die bisher üblichen Schmelzöfen kaum verdrängen dürfte, ſo werden die eben angegebenen Vortheile ihn doch zu einem zweckmäßigen Hilfsmittel zur Ausführung chemiſcher Reactionen verſchiedenſter Art bei Temperaturen und unter Um- ſtänden, die bisher nicht erreichbar waren, machen.
Eine viel ausgedehntere Anwendung als zu den oben beſchriebenen Zwecken findet die Elektricität im hüttenmänniſchen Betriebe zur Reinmetallgewinnung durch Elektrolyſe.Siemens & Halske haben ſich ſchon ſeit geraumer Zeit mit dem Studium dieſer Induſtrie befaßt und auch Maſchinen conſtruirt (ſiehe Seite 389), welche auf einzelnen Werken in ganzen Batterien aufgeſtellt Tag und Nacht zur Metallabſcheidung verwendet werden. Gramme’ſche Maſchinen arbeiten ſechs an der Zahl in der Norddeutſchen Affinerie-Actiengeſellſchaft in Hamburg. Die elektrolytiſche Abtheilung dieſer Fabrik beſteht ſeit dem Jahre 1875. Haupt- gegenſtand der Fabrication iſt die Herſtellung von Kupfer von faſt abſoluter Reinheit. (Die Analyſen ergeben 99·95 Procent Kupfer.) Dasſelbe wird aus ſilber- und goldhaltigem Rohkupfer auf elektriſchem Wege geſchieden, während man gleich- zeitig den Geſammtgehalt an Edelmetall gewinnt. Nach einer Modification desſelben Verfahrens werden auch Kupfer-Silberlegirungen bis zu 50 Procent Silbergehalt direct in Silber und Kupfer zerlegt; in den Jahren 1877—1878 iſt auf dieſe Weiſe ein großer Theil der deutſchen Scheidemünzen geſchieden und dabei neben 115.000 Kilogramm reinem Kupfer über 33 Kilogramm Silber und 23·5 Kilo- gramm Gold gewonnen worden. Die tägliche Kupferproduction beträgt zur Zeit (1881) bei 24ſtündiger Arbeit 1600 Kilogramm. Die ſechs Gramme’ſchen Maſchinen werden durch eine circa 30pferdige Dampfmaſchine betrieben. Neben der Kupfer- abſcheidung wird ſeit Ende des Jahres 1878 nach einer neuen elektrolytiſchen Methode aus Legirungen, die neben Gold noch Blei, Silber, Kupfer, Platin, Palladium u. ſ. w. in den verſchiedenſten Gewichtsverhältniſſen enthalten, ein Gold von 1000 Promille Feingehalt gewonnen. Im Jahre 1880 ſind auf dieſe Weiſe 1200 Kilogramm Feingold dargeſtellt worden. In kleineren Quantitäten wird chemiſch reines Silber auf elektriſchem Wege dargeſtellt und als Nebenproducte der Elektrolyſe erhält man Bleiſuperoxyd, Nickelſulfat, Nickelammoniumſulfat, Platin, Palladium, die Verbindungen dieſer Metalle u. ſ. w.
Die elektriſche Reinigung von Kupfer, welches bereits den Raffinirofen paſſirt hat und höchſtens 2 Procent Verunreinigungen enthält, iſt wohl der ein- fachſte Fall der Reinmetallgewinnung im Großen. Siemens ſpricht ſich hierüber in nachſtehender Weiſe aus: Für dieſen Fall paſſen Dynamomaſchinen C1 (ſiehe Seite 389, Fig. 264) und C2, von denen die erſte 6 Centimeter, die zweite 3 Centimeter Reinkupfer in 24 Stunden in 12 hintereinander geſchalteten Bädern
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theoretiſch betrachtet, ein Pfund Kohle nahezu ein Pfund Gußſtahl ſchmelzen kann. Um eine
Tonne Stahl in Schmelztiegeln in dem in Sheffield benutzten gewöhnlichen Gebläſeofen zu
ſchmelzen, werden 2 ½ bis 3 Tonnen beſten Durham-Coaks gebraucht. Dieſelbe Wirkung
wird mit einer Tonne Kohle erzeugt, wenn die Schmelztiegel im Regenerativ-Gasofen erhitzt
werden, während, um große Mengen Gußſtahles im offenen Herde desſelben Ofens zu er-
zeugen, 12 Centner Kohle zur Gewinnung einer Tonne Stahl genügen.
Zu Gunſten dieſes Verfahrens ſprechen folgende Umſtände: 1. Daß der erreichbare
Hitzegrad theoretiſch unbegrenzt iſt. 2. Daß die Schmelzung in einer vollkommen neutralen
Atmoſphäre vor ſich geht. 3. Daß das Verfahren im Laboratorium ohne viel Vorbereitung
und unter dem Auge des Beobachters vorgenommen werden kann. 4. Daß bei Benützung der
gewöhnlichen, ſchwer ſchmelzbaren Materialien die praktiſch erreichbare Grenze der Hitze ſehr
hoch liegt, da im elektriſchen Schmelzofen das ſchmelzende Material eine höhere Temperatur
als der Schmelztiegel ſelbſt hat, während im gewöhnlichen Verfahren die Temperatur des
Schmelztiegels diejenige des darin geſchmolzenen Materiales überſteigt. Wenn demnach der
beſchriebene elektriſche Schmelzofen auch die bisher üblichen Schmelzöfen kaum verdrängen
dürfte, ſo werden die eben angegebenen Vortheile ihn doch zu einem zweckmäßigen Hilfsmittel
zur Ausführung chemiſcher Reactionen verſchiedenſter Art bei Temperaturen und unter Um-
ſtänden, die bisher nicht erreichbar waren, machen.
Eine viel ausgedehntere Anwendung als zu den oben beſchriebenen Zwecken
findet die Elektricität im hüttenmänniſchen Betriebe zur Reinmetallgewinnung
durch Elektrolyſe. Siemens & Halske haben ſich ſchon ſeit geraumer Zeit mit
dem Studium dieſer Induſtrie befaßt und auch Maſchinen conſtruirt (ſiehe
Seite 389), welche auf einzelnen Werken in ganzen Batterien aufgeſtellt Tag und
Nacht zur Metallabſcheidung verwendet werden. Gramme’ſche Maſchinen arbeiten
ſechs an der Zahl in der Norddeutſchen Affinerie-Actiengeſellſchaft in Hamburg.
Die elektrolytiſche Abtheilung dieſer Fabrik beſteht ſeit dem Jahre 1875. Haupt-
gegenſtand der Fabrication iſt die Herſtellung von Kupfer von faſt abſoluter
Reinheit. (Die Analyſen ergeben 99·95 Procent Kupfer.) Dasſelbe wird aus ſilber-
und goldhaltigem Rohkupfer auf elektriſchem Wege geſchieden, während man gleich-
zeitig den Geſammtgehalt an Edelmetall gewinnt. Nach einer Modification desſelben
Verfahrens werden auch Kupfer-Silberlegirungen bis zu 50 Procent Silbergehalt
direct in Silber und Kupfer zerlegt; in den Jahren 1877—1878 iſt auf dieſe
Weiſe ein großer Theil der deutſchen Scheidemünzen geſchieden und dabei neben
115.000 Kilogramm reinem Kupfer über 33 Kilogramm Silber und 23·5 Kilo-
gramm Gold gewonnen worden. Die tägliche Kupferproduction beträgt zur Zeit
(1881) bei 24ſtündiger Arbeit 1600 Kilogramm. Die ſechs Gramme’ſchen Maſchinen
werden durch eine circa 30pferdige Dampfmaſchine betrieben. Neben der Kupfer-
abſcheidung wird ſeit Ende des Jahres 1878 nach einer neuen elektrolytiſchen
Methode aus Legirungen, die neben Gold noch Blei, Silber, Kupfer, Platin,
Palladium u. ſ. w. in den verſchiedenſten Gewichtsverhältniſſen enthalten, ein Gold
von 1000 Promille Feingehalt gewonnen. Im Jahre 1880 ſind auf dieſe Weiſe
1200 Kilogramm Feingold dargeſtellt worden. In kleineren Quantitäten wird
chemiſch reines Silber auf elektriſchem Wege dargeſtellt und als Nebenproducte der
Elektrolyſe erhält man Bleiſuperoxyd, Nickelſulfat, Nickelammoniumſulfat, Platin,
Palladium, die Verbindungen dieſer Metalle u. ſ. w.
Die elektriſche Reinigung von Kupfer, welches bereits den Raffinirofen
paſſirt hat und höchſtens 2 Procent Verunreinigungen enthält, iſt wohl der ein-
fachſte Fall der Reinmetallgewinnung im Großen. Siemens ſpricht ſich hierüber
in nachſtehender Weiſe aus: Für dieſen Fall paſſen Dynamomaſchinen C1 (ſiehe
Seite 389, Fig. 264) und C2, von denen die erſte 6 Centimeter, die zweite 3
Centimeter Reinkupfer in 24 Stunden in 12 hintereinander geſchalteten Bädern
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/805>, abgerufen am 22.11.2024.
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