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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Taucher hierdurch in keiner Weise belästigt und hat beide Hände zur Arbeit frei. Eine kurze,
einerseits an dem Leibriemen, andererseits an dem Gehäuse der Lampe befestigte Seidenschnur
mit doppelter Metallader ermöglicht die freie Bewegung der Lampe. Die Zuführung des
elektrischen Stromes geschieht durch zwei isolirte Kupferdrähte, welche innerhalb der äußeren
Leinwandumhüllung des Athmungsschlauches geführt sind. Um dem Mineur zu ermöglichen,
Signale nach außen zu geben, womit er anzeigen kann, ob er bei dem jeweiligen Tempo des
Luftpumpens nicht zu viel oder zu wenig Luft zum Athmen erhält (was ich für sehr wichtig
erachte) ist ferner an dem Gürtel des Mannes ein Taster angebracht. Sobald auf denselben
gedrückt wird, ertönt ein elektrisches Läutewerk L, welches an den Kasten B der galvanischen
Batterie (oder an der kleinen Handmaschine), welche sich, wie aus der Figur zu ersehen, neben
der Luftpumpe befindet, angebracht ist. Ebenso giebt dies Läutewerk automatisch ein sehr ener-
gisches Allarmsignal, wenn durch irgend welchen Zufall die Lampe des Mineurs erlöschen oder
zerbrechen sollte, und es kann die Glocke nicht früher zur Ruhe gebracht werden, bevor die
entstandene Störung nicht vollkommen behoben ist."

[Abbildung] Fig. 561.

Wächter's Minen-Rettungsapparat.

Als Stromquelle zieht Wächter,
und zwar mit vollem Rechte, eine kleine
Handmaschine (z. B. Gramme'sche Ma-
schine Seite 368, Fig. 239) jeder Batterie
vor. Die Maschine ist stets dienstbereit
und bedarf zu ihrer Activirung gar keiner
Zeit; auch kann nicht leicht ein Versagen
eintreten. Eine Batterie muß hingegen
erst gefüllt werden und dann kann in
der Eile leicht eine falsche Schaltung
unterlaufen oder ein Contactfehler sich
in kurzer Zeit geltend machen. Allerdings
kostet eine für die gedachten Zwecke
ausreichende Batterie beiläufig nur
20 Gulden, indeß eine entsprechende
Handmaschine vielleicht 250 Gulden und
mehr kosten kann. Uebrigens meinen wir,
daß in solchen Fällen, wo es sich um
Menschenleben handelt, der Kostenpunkt
keine Rolle zu spielen hat, umso weniger
als einerseits die in Betracht kommen-
den Summen keine bedeutenden sind,
andererseits alljährlich viele Millionen
für Kanonen, Gewehre und dergleichen
weniger menschenfreundliche Dinge aus-
gegeben werden.

Wir möchten an dieser
Stelle auch die Aufmerksamkeit
der Feuerwehren, der Leiter oder
Besitzer großer Kunstinstitute
oder Vergnügungsetablissements, wie Theater, Concertsäle u. s. w., auf
Wächter's Minen-Rettungsapparat lenken. Der Schlauch könnte hierbei zu
seinem Schutze mit einem Asbestgewebe umhüllt werden. Die nassen
Schwämme vor dem Munde eines in ein raucherfülltes Locale eintretenden
Feuerwehrmannes sind denn doch in vielen Fällen ein ganz unzuläng-
liches und etwas gar zu primitives Mittel!

Die Heilkunde verdankt dem Gebrauche künstlicher Beleuchtung für solche
Körperstellen oder Höhlungen, welche nicht direct gesehen werden können, wesent-
liche Fortschritte. Wir erinnern an den Kehlkopfspiegel, welchen bereits 1840
Liston benützte, Czermak 1858 einführte, an den Augenspiegel, mit welchem
Helmholtz zuerst einen Einblick in den Bau des lebendigen Auges erhielt, u. s. w.
Als Lichtquelle für die Beobachtung mit derartigen Instrumenten dient das Tages-
licht oder eine entsprechend aufgestellte Lampe, deren Lichtstrahlen etwa noch durch

Taucher hierdurch in keiner Weiſe beläſtigt und hat beide Hände zur Arbeit frei. Eine kurze,
einerſeits an dem Leibriemen, andererſeits an dem Gehäuſe der Lampe befeſtigte Seidenſchnur
mit doppelter Metallader ermöglicht die freie Bewegung der Lampe. Die Zuführung des
elektriſchen Stromes geſchieht durch zwei iſolirte Kupferdrähte, welche innerhalb der äußeren
Leinwandumhüllung des Athmungsſchlauches geführt ſind. Um dem Mineur zu ermöglichen,
Signale nach außen zu geben, womit er anzeigen kann, ob er bei dem jeweiligen Tempo des
Luftpumpens nicht zu viel oder zu wenig Luft zum Athmen erhält (was ich für ſehr wichtig
erachte) iſt ferner an dem Gürtel des Mannes ein Taſter angebracht. Sobald auf denſelben
gedrückt wird, ertönt ein elektriſches Läutewerk L, welches an den Kaſten B der galvaniſchen
Batterie (oder an der kleinen Handmaſchine), welche ſich, wie aus der Figur zu erſehen, neben
der Luftpumpe befindet, angebracht iſt. Ebenſo giebt dies Läutewerk automatiſch ein ſehr ener-
giſches Allarmſignal, wenn durch irgend welchen Zufall die Lampe des Mineurs erlöſchen oder
zerbrechen ſollte, und es kann die Glocke nicht früher zur Ruhe gebracht werden, bevor die
entſtandene Störung nicht vollkommen behoben iſt.“

[Abbildung] Fig. 561.

Wächter’s Minen-Rettungsapparat.

Als Stromquelle zieht Wächter,
und zwar mit vollem Rechte, eine kleine
Handmaſchine (z. B. Gramme’ſche Ma-
ſchine Seite 368, Fig. 239) jeder Batterie
vor. Die Maſchine iſt ſtets dienſtbereit
und bedarf zu ihrer Activirung gar keiner
Zeit; auch kann nicht leicht ein Verſagen
eintreten. Eine Batterie muß hingegen
erſt gefüllt werden und dann kann in
der Eile leicht eine falſche Schaltung
unterlaufen oder ein Contactfehler ſich
in kurzer Zeit geltend machen. Allerdings
koſtet eine für die gedachten Zwecke
ausreichende Batterie beiläufig nur
20 Gulden, indeß eine entſprechende
Handmaſchine vielleicht 250 Gulden und
mehr koſten kann. Uebrigens meinen wir,
daß in ſolchen Fällen, wo es ſich um
Menſchenleben handelt, der Koſtenpunkt
keine Rolle zu ſpielen hat, umſo weniger
als einerſeits die in Betracht kommen-
den Summen keine bedeutenden ſind,
andererſeits alljährlich viele Millionen
für Kanonen, Gewehre und dergleichen
weniger menſchenfreundliche Dinge aus-
gegeben werden.

Wir möchten an dieſer
Stelle auch die Aufmerkſamkeit
der Feuerwehren, der Leiter oder
Beſitzer großer Kunſtinſtitute
oder Vergnügungsetabliſſements, wie Theater, Concertſäle u. ſ. w., auf
Wächter’s Minen-Rettungsapparat lenken. Der Schlauch könnte hierbei zu
ſeinem Schutze mit einem Asbeſtgewebe umhüllt werden. Die naſſen
Schwämme vor dem Munde eines in ein raucherfülltes Locale eintretenden
Feuerwehrmannes ſind denn doch in vielen Fällen ein ganz unzuläng-
liches und etwas gar zu primitives Mittel!

Die Heilkunde verdankt dem Gebrauche künſtlicher Beleuchtung für ſolche
Körperſtellen oder Höhlungen, welche nicht direct geſehen werden können, weſent-
liche Fortſchritte. Wir erinnern an den Kehlkopfſpiegel, welchen bereits 1840
Liſton benützte, Czermak 1858 einführte, an den Augenſpiegel, mit welchem
Helmholtz zuerſt einen Einblick in den Bau des lebendigen Auges erhielt, u. ſ. w.
Als Lichtquelle für die Beobachtung mit derartigen Inſtrumenten dient das Tages-
licht oder eine entſprechend aufgeſtellte Lampe, deren Lichtſtrahlen etwa noch durch

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[770/0784] Taucher hierdurch in keiner Weiſe beläſtigt und hat beide Hände zur Arbeit frei. Eine kurze, einerſeits an dem Leibriemen, andererſeits an dem Gehäuſe der Lampe befeſtigte Seidenſchnur mit doppelter Metallader ermöglicht die freie Bewegung der Lampe. Die Zuführung des elektriſchen Stromes geſchieht durch zwei iſolirte Kupferdrähte, welche innerhalb der äußeren Leinwandumhüllung des Athmungsſchlauches geführt ſind. Um dem Mineur zu ermöglichen, Signale nach außen zu geben, womit er anzeigen kann, ob er bei dem jeweiligen Tempo des Luftpumpens nicht zu viel oder zu wenig Luft zum Athmen erhält (was ich für ſehr wichtig erachte) iſt ferner an dem Gürtel des Mannes ein Taſter angebracht. Sobald auf denſelben gedrückt wird, ertönt ein elektriſches Läutewerk L, welches an den Kaſten B der galvaniſchen Batterie (oder an der kleinen Handmaſchine), welche ſich, wie aus der Figur zu erſehen, neben der Luftpumpe befindet, angebracht iſt. Ebenſo giebt dies Läutewerk automatiſch ein ſehr ener- giſches Allarmſignal, wenn durch irgend welchen Zufall die Lampe des Mineurs erlöſchen oder zerbrechen ſollte, und es kann die Glocke nicht früher zur Ruhe gebracht werden, bevor die entſtandene Störung nicht vollkommen behoben iſt.“ [Abbildung Fig. 561. Wächter’s Minen-Rettungsapparat.] Als Stromquelle zieht Wächter, und zwar mit vollem Rechte, eine kleine Handmaſchine (z. B. Gramme’ſche Ma- ſchine Seite 368, Fig. 239) jeder Batterie vor. Die Maſchine iſt ſtets dienſtbereit und bedarf zu ihrer Activirung gar keiner Zeit; auch kann nicht leicht ein Verſagen eintreten. Eine Batterie muß hingegen erſt gefüllt werden und dann kann in der Eile leicht eine falſche Schaltung unterlaufen oder ein Contactfehler ſich in kurzer Zeit geltend machen. Allerdings koſtet eine für die gedachten Zwecke ausreichende Batterie beiläufig nur 20 Gulden, indeß eine entſprechende Handmaſchine vielleicht 250 Gulden und mehr koſten kann. Uebrigens meinen wir, daß in ſolchen Fällen, wo es ſich um Menſchenleben handelt, der Koſtenpunkt keine Rolle zu ſpielen hat, umſo weniger als einerſeits die in Betracht kommen- den Summen keine bedeutenden ſind, andererſeits alljährlich viele Millionen für Kanonen, Gewehre und dergleichen weniger menſchenfreundliche Dinge aus- gegeben werden. Wir möchten an dieſer Stelle auch die Aufmerkſamkeit der Feuerwehren, der Leiter oder Beſitzer großer Kunſtinſtitute oder Vergnügungsetabliſſements, wie Theater, Concertſäle u. ſ. w., auf Wächter’s Minen-Rettungsapparat lenken. Der Schlauch könnte hierbei zu ſeinem Schutze mit einem Asbeſtgewebe umhüllt werden. Die naſſen Schwämme vor dem Munde eines in ein raucherfülltes Locale eintretenden Feuerwehrmannes ſind denn doch in vielen Fällen ein ganz unzuläng- liches und etwas gar zu primitives Mittel! Die Heilkunde verdankt dem Gebrauche künſtlicher Beleuchtung für ſolche Körperſtellen oder Höhlungen, welche nicht direct geſehen werden können, weſent- liche Fortſchritte. Wir erinnern an den Kehlkopfſpiegel, welchen bereits 1840 Liſton benützte, Czermak 1858 einführte, an den Augenſpiegel, mit welchem Helmholtz zuerſt einen Einblick in den Bau des lebendigen Auges erhielt, u. ſ. w. Als Lichtquelle für die Beobachtung mit derartigen Inſtrumenten dient das Tages- licht oder eine entſprechend aufgeſtellte Lampe, deren Lichtſtrahlen etwa noch durch

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/784>, abgerufen am 22.11.2024.