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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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des Ufers, erleichtert eine etwaige Landung, gestattet auch bei Nacht feindliche
Stellungen zu beschießen und ermöglicht das Austauschen von Signalen auf die
größten Entfernungen. Die wichtigste Mission des elektrischen Lichtes wird aber
in einem nächsten Kriege wahrscheinlich darin bestehen, die Angriffe der Torpedo-
boote abzuwehren.

Die Torpedoboote, welchen jetzt von allen seefahrenden Nationen die größte Aufmerk-
samkeit gewidmet wird, sind Fahrzeuge von 30 bis 40 Meter Länge bei circa 2 Meter Breite
und einem Tiefgange von weniger als 1 Meter. Ihre Fahrgeschwindigkeit erreicht bis zu
28 Seemeilen pro Stunde. Im Vordertheile des Bootes sind zwei Lancirrohre angebracht,
durch welche auf pneumatischem Wege der Fischtorpedo hinausgeschleudert wird. Dieser (z. B.
der Whitehead-Offensiv-Fischtorpedo) ist 4·5 Meter lang bei einem größten Durchmesser von
0·356 Meter, der in seinen Abtheilungen alle Apparate für die Fortbewegung, Steuerung,
Entladung und Sicherung der Absender eingeschlossen trägt. Er läuft mit einer Geschwindigkeit
von 22 Seemeilen und genügt, um mit seiner Ladung von 25 Kilogramm Schießbaumwolle
das stärkste Panzerschiff zu zerstören. Bedenkt man nun noch, daß diese kleinen, meist ohne
Takelage, mit niedrigem Schornsteine und ohne Rauchentwicklung fahrenden Boote äußerst
schwer zu sehen sind, so ist die außergewöhnliche Gefährlichkeit dieser kleinen, hurtigen Feinde
leicht einzusehen. Man mußte daher auf Mittel denken, derartige Gefahren abzuwenden. Die
anfänglich aufgetauchte Idee, die Schlachtschiffe durch starke Netze, die von einem Spieren-
Apparate derart getragen werden, daß sie das Schiff auf eine Entfernung von beiläufig
8 bis 10 Meter umgeben, zu schützen, wird mehr und mehr aufgegeben, da hierdurch die Manövrir-
fähigkeit beeinträchtigt wird und eine durch irgend einen Umstand herbeigeführte Unordnung des
Netzes zu einer Verwicklung desselben mit der Schraube führen könnte. Nun kann aber ein
Torpedo-Angriff nur dann gelingen, wenn es dem Torpedoboote gelingt, unbemerkt auf die
nothwendige Entfernung an das Schiff heranzukommen; wird es vor der Lancirung des
Torpedos bemerkt, so dürfte es wohl in den meisten Fällen verloren sein, da man einerseits
bei den kleinen, schnellfahrenden Torpedobooten auf eine Panzerung verzichten muß, andererseits
aber die großen Kriegsschiffe gegenwärtig mit Revolvergeschützen ausgerüstet sind, die sich
ebenso durch ihre hohe Treffsicherheit als auch durch ihre außerordentliche Feuergeschwindigkeit
auszeichnen. Bemerkt also ein Schiff die Annäherung eines Torpedobootes und gelangt dieses
in den Feuerbereich des ersteren, so dürfte das Torpedoboot wohl in der Regel in der kürzesten
Zeit in den Grund gebohrt werden. Die erste Bedingung einer erfolgreichen Abwehr besteht
also in der Sichtbarmachung des Torpebootes; dies kann aber nur ein kräftiges elektrisches
Licht vermitteln, welches, mit einem entsprechenden Beleuchtungsapparate ausgestattet, die
Wasserfläche im großen Umkreise erhellt. Die Unentbehrlichkeit dieses Vertheidigungsmittels
wurde auch bald erkannt und gegenwärtig sind daher auch die österreichische, deutsche, fran-
zösische, englische, russische, dänische, spanische und italienische Kriegsmarine mehr oder minder
vollständig mit elektrischen Beleuchtungsanlagen ausgerüstet.

Der Installirung der Beleuchtungsanlagen auf Kriegsschiffen gingen vielfältige
Probebeleuchtungen mit den verschiedensten Lampen und Maschinen bei den einzelnen
Marinen voraus. Die am häufigsten verwendete Lichtmaschine ist die Gramme'sche
Gleichstrom-Maschine, nur die deutsche Marine hat Siemens-Maschinen und
unlängst erhielt das chinesische Panzerschiff "Ting-Yuen" eine Schuckert'sche Maschine.
In der Regel dienen schnelllaufende Dampfmaschinen, deren Wellen mit den Wellen
der Lichtmaschinen direct gekuppelt sind, als Motoren und zwar vorwiegend die
Maschinen von Brotherhood, Dolgoroucki und Abraham. Diese Motoren beziehen
ihren Dampf aus dem Kessel der Schiffsmaschinen oder besser aus einem eigenen
Dampfkessel, weil dann auch das elektrische Licht benützt werden kann, wenn etwa
die Schiffskessel nicht in Thätigkeit sind. Was die Lampen anbelangt, so hat man
sich ziemlich allgemein für die Anwendung von Handregulatoren entschieden. Es
hat dies darin seinen Grund, weil der Mechanismus vieler Lampen entweder bei
großen Schwankungen des Schiffes nicht verläßlich ist, oder auch nicht in jeder
beliebigen Stellung functioniren kann und weil diese immer mit Projectionsapparaten
ausgerüsteten Lichter ohnehin stets einer Bedienung brauchen, um den Lichtstrahl

des Ufers, erleichtert eine etwaige Landung, geſtattet auch bei Nacht feindliche
Stellungen zu beſchießen und ermöglicht das Austauſchen von Signalen auf die
größten Entfernungen. Die wichtigſte Miſſion des elektriſchen Lichtes wird aber
in einem nächſten Kriege wahrſcheinlich darin beſtehen, die Angriffe der Torpedo-
boote abzuwehren.

Die Torpedoboote, welchen jetzt von allen ſeefahrenden Nationen die größte Aufmerk-
ſamkeit gewidmet wird, ſind Fahrzeuge von 30 bis 40 Meter Länge bei circa 2 Meter Breite
und einem Tiefgange von weniger als 1 Meter. Ihre Fahrgeſchwindigkeit erreicht bis zu
28 Seemeilen pro Stunde. Im Vordertheile des Bootes ſind zwei Lancirrohre angebracht,
durch welche auf pneumatiſchem Wege der Fiſchtorpedo hinausgeſchleudert wird. Dieſer (z. B.
der Whitehead-Offenſiv-Fiſchtorpedo) iſt 4·5 Meter lang bei einem größten Durchmeſſer von
0·356 Meter, der in ſeinen Abtheilungen alle Apparate für die Fortbewegung, Steuerung,
Entladung und Sicherung der Abſender eingeſchloſſen trägt. Er läuft mit einer Geſchwindigkeit
von 22 Seemeilen und genügt, um mit ſeiner Ladung von 25 Kilogramm Schießbaumwolle
das ſtärkſte Panzerſchiff zu zerſtören. Bedenkt man nun noch, daß dieſe kleinen, meiſt ohne
Takelage, mit niedrigem Schornſteine und ohne Rauchentwicklung fahrenden Boote äußerſt
ſchwer zu ſehen ſind, ſo iſt die außergewöhnliche Gefährlichkeit dieſer kleinen, hurtigen Feinde
leicht einzuſehen. Man mußte daher auf Mittel denken, derartige Gefahren abzuwenden. Die
anfänglich aufgetauchte Idee, die Schlachtſchiffe durch ſtarke Netze, die von einem Spieren-
Apparate derart getragen werden, daß ſie das Schiff auf eine Entfernung von beiläufig
8 bis 10 Meter umgeben, zu ſchützen, wird mehr und mehr aufgegeben, da hierdurch die Manövrir-
fähigkeit beeinträchtigt wird und eine durch irgend einen Umſtand herbeigeführte Unordnung des
Netzes zu einer Verwicklung desſelben mit der Schraube führen könnte. Nun kann aber ein
Torpedo-Angriff nur dann gelingen, wenn es dem Torpedoboote gelingt, unbemerkt auf die
nothwendige Entfernung an das Schiff heranzukommen; wird es vor der Lancirung des
Torpedos bemerkt, ſo dürfte es wohl in den meiſten Fällen verloren ſein, da man einerſeits
bei den kleinen, ſchnellfahrenden Torpedobooten auf eine Panzerung verzichten muß, andererſeits
aber die großen Kriegsſchiffe gegenwärtig mit Revolvergeſchützen ausgerüſtet ſind, die ſich
ebenſo durch ihre hohe Treffſicherheit als auch durch ihre außerordentliche Feuergeſchwindigkeit
auszeichnen. Bemerkt alſo ein Schiff die Annäherung eines Torpedobootes und gelangt dieſes
in den Feuerbereich des erſteren, ſo dürfte das Torpedoboot wohl in der Regel in der kürzeſten
Zeit in den Grund gebohrt werden. Die erſte Bedingung einer erfolgreichen Abwehr beſteht
alſo in der Sichtbarmachung des Torpebootes; dies kann aber nur ein kräftiges elektriſches
Licht vermitteln, welches, mit einem entſprechenden Beleuchtungsapparate ausgeſtattet, die
Waſſerfläche im großen Umkreiſe erhellt. Die Unentbehrlichkeit dieſes Vertheidigungsmittels
wurde auch bald erkannt und gegenwärtig ſind daher auch die öſterreichiſche, deutſche, fran-
zöſiſche, engliſche, ruſſiſche, däniſche, ſpaniſche und italieniſche Kriegsmarine mehr oder minder
vollſtändig mit elektriſchen Beleuchtungsanlagen ausgerüſtet.

Der Inſtallirung der Beleuchtungsanlagen auf Kriegsſchiffen gingen vielfältige
Probebeleuchtungen mit den verſchiedenſten Lampen und Maſchinen bei den einzelnen
Marinen voraus. Die am häufigſten verwendete Lichtmaſchine iſt die Gramme’ſche
Gleichſtrom-Maſchine, nur die deutſche Marine hat Siemens-Maſchinen und
unlängſt erhielt das chineſiſche Panzerſchiff „Ting-Yuen“ eine Schuckert’ſche Maſchine.
In der Regel dienen ſchnelllaufende Dampfmaſchinen, deren Wellen mit den Wellen
der Lichtmaſchinen direct gekuppelt ſind, als Motoren und zwar vorwiegend die
Maſchinen von Brotherhood, Dolgoroucki und Abraham. Dieſe Motoren beziehen
ihren Dampf aus dem Keſſel der Schiffsmaſchinen oder beſſer aus einem eigenen
Dampfkeſſel, weil dann auch das elektriſche Licht benützt werden kann, wenn etwa
die Schiffskeſſel nicht in Thätigkeit ſind. Was die Lampen anbelangt, ſo hat man
ſich ziemlich allgemein für die Anwendung von Handregulatoren entſchieden. Es
hat dies darin ſeinen Grund, weil der Mechanismus vieler Lampen entweder bei
großen Schwankungen des Schiffes nicht verläßlich iſt, oder auch nicht in jeder
beliebigen Stellung functioniren kann und weil dieſe immer mit Projectionsapparaten
ausgerüſteten Lichter ohnehin ſtets einer Bedienung brauchen, um den Lichtſtrahl

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[756/0770] des Ufers, erleichtert eine etwaige Landung, geſtattet auch bei Nacht feindliche Stellungen zu beſchießen und ermöglicht das Austauſchen von Signalen auf die größten Entfernungen. Die wichtigſte Miſſion des elektriſchen Lichtes wird aber in einem nächſten Kriege wahrſcheinlich darin beſtehen, die Angriffe der Torpedo- boote abzuwehren. Die Torpedoboote, welchen jetzt von allen ſeefahrenden Nationen die größte Aufmerk- ſamkeit gewidmet wird, ſind Fahrzeuge von 30 bis 40 Meter Länge bei circa 2 Meter Breite und einem Tiefgange von weniger als 1 Meter. Ihre Fahrgeſchwindigkeit erreicht bis zu 28 Seemeilen pro Stunde. Im Vordertheile des Bootes ſind zwei Lancirrohre angebracht, durch welche auf pneumatiſchem Wege der Fiſchtorpedo hinausgeſchleudert wird. Dieſer (z. B. der Whitehead-Offenſiv-Fiſchtorpedo) iſt 4·5 Meter lang bei einem größten Durchmeſſer von 0·356 Meter, der in ſeinen Abtheilungen alle Apparate für die Fortbewegung, Steuerung, Entladung und Sicherung der Abſender eingeſchloſſen trägt. Er läuft mit einer Geſchwindigkeit von 22 Seemeilen und genügt, um mit ſeiner Ladung von 25 Kilogramm Schießbaumwolle das ſtärkſte Panzerſchiff zu zerſtören. Bedenkt man nun noch, daß dieſe kleinen, meiſt ohne Takelage, mit niedrigem Schornſteine und ohne Rauchentwicklung fahrenden Boote äußerſt ſchwer zu ſehen ſind, ſo iſt die außergewöhnliche Gefährlichkeit dieſer kleinen, hurtigen Feinde leicht einzuſehen. Man mußte daher auf Mittel denken, derartige Gefahren abzuwenden. Die anfänglich aufgetauchte Idee, die Schlachtſchiffe durch ſtarke Netze, die von einem Spieren- Apparate derart getragen werden, daß ſie das Schiff auf eine Entfernung von beiläufig 8 bis 10 Meter umgeben, zu ſchützen, wird mehr und mehr aufgegeben, da hierdurch die Manövrir- fähigkeit beeinträchtigt wird und eine durch irgend einen Umſtand herbeigeführte Unordnung des Netzes zu einer Verwicklung desſelben mit der Schraube führen könnte. Nun kann aber ein Torpedo-Angriff nur dann gelingen, wenn es dem Torpedoboote gelingt, unbemerkt auf die nothwendige Entfernung an das Schiff heranzukommen; wird es vor der Lancirung des Torpedos bemerkt, ſo dürfte es wohl in den meiſten Fällen verloren ſein, da man einerſeits bei den kleinen, ſchnellfahrenden Torpedobooten auf eine Panzerung verzichten muß, andererſeits aber die großen Kriegsſchiffe gegenwärtig mit Revolvergeſchützen ausgerüſtet ſind, die ſich ebenſo durch ihre hohe Treffſicherheit als auch durch ihre außerordentliche Feuergeſchwindigkeit auszeichnen. Bemerkt alſo ein Schiff die Annäherung eines Torpedobootes und gelangt dieſes in den Feuerbereich des erſteren, ſo dürfte das Torpedoboot wohl in der Regel in der kürzeſten Zeit in den Grund gebohrt werden. Die erſte Bedingung einer erfolgreichen Abwehr beſteht alſo in der Sichtbarmachung des Torpebootes; dies kann aber nur ein kräftiges elektriſches Licht vermitteln, welches, mit einem entſprechenden Beleuchtungsapparate ausgeſtattet, die Waſſerfläche im großen Umkreiſe erhellt. Die Unentbehrlichkeit dieſes Vertheidigungsmittels wurde auch bald erkannt und gegenwärtig ſind daher auch die öſterreichiſche, deutſche, fran- zöſiſche, engliſche, ruſſiſche, däniſche, ſpaniſche und italieniſche Kriegsmarine mehr oder minder vollſtändig mit elektriſchen Beleuchtungsanlagen ausgerüſtet. Der Inſtallirung der Beleuchtungsanlagen auf Kriegsſchiffen gingen vielfältige Probebeleuchtungen mit den verſchiedenſten Lampen und Maſchinen bei den einzelnen Marinen voraus. Die am häufigſten verwendete Lichtmaſchine iſt die Gramme’ſche Gleichſtrom-Maſchine, nur die deutſche Marine hat Siemens-Maſchinen und unlängſt erhielt das chineſiſche Panzerſchiff „Ting-Yuen“ eine Schuckert’ſche Maſchine. In der Regel dienen ſchnelllaufende Dampfmaſchinen, deren Wellen mit den Wellen der Lichtmaſchinen direct gekuppelt ſind, als Motoren und zwar vorwiegend die Maſchinen von Brotherhood, Dolgoroucki und Abraham. Dieſe Motoren beziehen ihren Dampf aus dem Keſſel der Schiffsmaſchinen oder beſſer aus einem eigenen Dampfkeſſel, weil dann auch das elektriſche Licht benützt werden kann, wenn etwa die Schiffskeſſel nicht in Thätigkeit ſind. Was die Lampen anbelangt, ſo hat man ſich ziemlich allgemein für die Anwendung von Handregulatoren entſchieden. Es hat dies darin ſeinen Grund, weil der Mechanismus vieler Lampen entweder bei großen Schwankungen des Schiffes nicht verläßlich iſt, oder auch nicht in jeder beliebigen Stellung functioniren kann und weil dieſe immer mit Projectionsapparaten ausgerüſteten Lichter ohnehin ſtets einer Bedienung brauchen, um den Lichtſtrahl

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/770>, abgerufen am 22.11.2024.