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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Reservelampe ersetzt werden. Das Lampenplateau ist nämlich um eine verticale Axe derart
drehbar, daß, wie die Figur deutlich zeigt, durch eine Drehung um diese Axe die linksseitige
Lampe an Stelle der unbrauchbar gewordenen gebracht werden kann. Um allen Eventualitäten
vorzubeugen, ist überdies noch eine Oellampe auf einem seitlichen Träger angebracht, der
ebenfalls durch eine einfache Drehung die Lampe an die richtige Stelle zu bringen gestattet.
(Die Oellampe ist in die Figur punktirt eingezeichnet.)

Den elektrischen Strom für das Leuchtfeuer liefern zwei Gramme'sche Gleichstrom-
Maschinen, von welchen jedoch eine zum normalen Betriebe genügt und die zweite nur als
Reserve dient. Als Motoren werden zwei zehnpferdige Dampfmaschinen von Chaligny benützt.
Auf den französischen Seeleuchten standen früher und stehen theilweise heute noch Alliance-
Maschinen in Verwendung, während man gegenwärtig magnetelektrische Maschinen von
Meritens vorzieht. Man glaubte früher überhaupt nur Wechselstrom-Maschinen vortheilhaft
benützen zu können, wegen der Anwendung der optischen Apparate, für welche man die Gleich-
stromlichter wegen ihrer der Haupsache nach mehr einseitigen Lichtstrahlung als ungeeignet
erachtete; der Leuchthurm auf der Insel Razza widerlegte jedoch diese Ansicht. Die Regulatoren,
welche in Frankreich zur Anwendung gelangen, sind Serrin'sche Lampen (großes Modell).

Die Leuchtthürme von la Heve stehen auf einem hohen Felsen des Caps gleichen
Namens und besitzen daher selbst eine verhältnißmäßig geringe Höhe, während der Leuchtthurm
von Planier (acht Seemeilen vom Hafen von Marseille) 60 Meter hoch ist. Die beiden erst-
genannten Leuchtthürme sind vierseitige Thürme, welche beiläufig 60 Meter voneinander ent-
fernt stehen. Zwischen ihnen befindet sich ein Gebäude, welches den Maschinenraum und die
Wohnungen für die Wächter enthält Im Maschinenraume stehen vier Alliance-Maschinen, von
welchen je zwei für das Leuchtfeuer eines Thurmes bestimmt sind. Zum normalen Betriebe
genügt jedoch je eine Maschine, indeß die zweiten als Reserve dienen. Ein einfacher Umschalter
gestattet, den Strom der einen oder anderen oder auch beider Maschinen der Lampe eines
Thurmes zuzuführen. Die gleichzeitige Benützung beider Maschinen erfolgt, wenn große Stürme
die Erhöhung der Leuchtkraft nothwendig machen. Jeder Leuchtthurm ist, übrigens wie sich
herausgestellt hat, mit unnöthiger Vorsicht, mit vier Lampen versehen. Der optische Apparat
besteht nämlich aus zwei unmittelbar übereinander befindlichen Etagen und für jede derselben
stehen zwei Lampen zur Verfügung. In jeder Etage laufen unter einem spitzen Winkel zwei
Geleise zusammen, auf welchen die Lampen eingeführt werden können. Man kann also entweder
die eine Lampe einer Etage durch die zweite Lampe derselben Etage in kürzester Zeit ersetzen
oder auch die Lampe einer Etage durch die Lampe der anderen Etage. Fig. 547 soll den
Anblick dieser Leuchtthürme bei Nacht wiedergeben.

Einer allgemeinen Anwendung geht das elektrische Licht auf Schiffen
entgegen; abgesehen davon, daß sämmtliche Kriegsmarinen mit elektrischen Beleuch-
tungsanlagen bereits ausgerüstet sind, besitzen gegenwärtig auch schon viele Schiffe
der Handels- und Verkehrsflotten derartige Einrichtungen. Die Anwendung des
elektrischen Lichtes kann in zweifacher Weise erfolgen, nämlich als Innenbords-
Beleuchtung oder als kräftiges Außenlicht. Letzteres erhellt die Fahrbahn, ermöglicht
dadurch die Einfahrt in schlecht markirte oder weniger bekannte Häfen auch bei
Nacht, erleichtert die Arbeiten über Deck, was namentlich bei einer etwaigen Stran-
dung in der Nacht viele Menschenleben retten kann und verhindert vermöge seiner bedeu-
tenden Leuchtkraft Zusammenstöße von Schiffen. S. Trott, Capitän des Dampf-
schiffes "Faraday", erzählt in einem im Jahre 1876 in der "Times" erschienenen
Berichte ein bezüglich des letzterwähnten Umstandes interessantes Erlebniß. Trott
commandirte einst das genannte mit einem starken elektrischen Lichte versehene Schiff
auf einer Reise von New-York nach London, als er in der Nähe der St. George
Bank (an der amerikanischen Küste) am 18. Juli 1876 um 10 Uhr 30 Minuten
Nachmittags während eines dichten Nebels plötzlich den Ton einer Glocke vernahm,
die nahe vor dem Schiffe wüthend geläutet wurde. "Wir hielten sofort unsere
Maschinen an," berichtet Trott, "und ich befahl, annehmend, es sei ein Fischer, der
vor Anker liege, das Ruder Backbord zu legen. Im selben Momente fiel unser
starkes Licht auf die Segel eines großen Schiffes, welches unseren Bug südwärts

Reſervelampe erſetzt werden. Das Lampenplateau iſt nämlich um eine verticale Axe derart
drehbar, daß, wie die Figur deutlich zeigt, durch eine Drehung um dieſe Axe die linksſeitige
Lampe an Stelle der unbrauchbar gewordenen gebracht werden kann. Um allen Eventualitäten
vorzubeugen, iſt überdies noch eine Oellampe auf einem ſeitlichen Träger angebracht, der
ebenfalls durch eine einfache Drehung die Lampe an die richtige Stelle zu bringen geſtattet.
(Die Oellampe iſt in die Figur punktirt eingezeichnet.)

Den elektriſchen Strom für das Leuchtfeuer liefern zwei Gramme’ſche Gleichſtrom-
Maſchinen, von welchen jedoch eine zum normalen Betriebe genügt und die zweite nur als
Reſerve dient. Als Motoren werden zwei zehnpferdige Dampfmaſchinen von Chaligny benützt.
Auf den franzöſiſchen Seeleuchten ſtanden früher und ſtehen theilweiſe heute noch Alliance-
Maſchinen in Verwendung, während man gegenwärtig magnetelektriſche Maſchinen von
Méritens vorzieht. Man glaubte früher überhaupt nur Wechſelſtrom-Maſchinen vortheilhaft
benützen zu können, wegen der Anwendung der optiſchen Apparate, für welche man die Gleich-
ſtromlichter wegen ihrer der Haupſache nach mehr einſeitigen Lichtſtrahlung als ungeeignet
erachtete; der Leuchthurm auf der Inſel Razza widerlegte jedoch dieſe Anſicht. Die Regulatoren,
welche in Frankreich zur Anwendung gelangen, ſind Serrin’ſche Lampen (großes Modell).

Die Leuchtthürme von la Hève ſtehen auf einem hohen Felſen des Caps gleichen
Namens und beſitzen daher ſelbſt eine verhältnißmäßig geringe Höhe, während der Leuchtthurm
von Planier (acht Seemeilen vom Hafen von Marſeille) 60 Meter hoch iſt. Die beiden erſt-
genannten Leuchtthürme ſind vierſeitige Thürme, welche beiläufig 60 Meter voneinander ent-
fernt ſtehen. Zwiſchen ihnen befindet ſich ein Gebäude, welches den Maſchinenraum und die
Wohnungen für die Wächter enthält Im Maſchinenraume ſtehen vier Alliance-Maſchinen, von
welchen je zwei für das Leuchtfeuer eines Thurmes beſtimmt ſind. Zum normalen Betriebe
genügt jedoch je eine Maſchine, indeß die zweiten als Reſerve dienen. Ein einfacher Umſchalter
geſtattet, den Strom der einen oder anderen oder auch beider Maſchinen der Lampe eines
Thurmes zuzuführen. Die gleichzeitige Benützung beider Maſchinen erfolgt, wenn große Stürme
die Erhöhung der Leuchtkraft nothwendig machen. Jeder Leuchtthurm iſt, übrigens wie ſich
herausgeſtellt hat, mit unnöthiger Vorſicht, mit vier Lampen verſehen. Der optiſche Apparat
beſteht nämlich aus zwei unmittelbar übereinander befindlichen Etagen und für jede derſelben
ſtehen zwei Lampen zur Verfügung. In jeder Etage laufen unter einem ſpitzen Winkel zwei
Geleiſe zuſammen, auf welchen die Lampen eingeführt werden können. Man kann alſo entweder
die eine Lampe einer Etage durch die zweite Lampe derſelben Etage in kürzeſter Zeit erſetzen
oder auch die Lampe einer Etage durch die Lampe der anderen Etage. Fig. 547 ſoll den
Anblick dieſer Leuchtthürme bei Nacht wiedergeben.

Einer allgemeinen Anwendung geht das elektriſche Licht auf Schiffen
entgegen; abgeſehen davon, daß ſämmtliche Kriegsmarinen mit elektriſchen Beleuch-
tungsanlagen bereits ausgerüſtet ſind, beſitzen gegenwärtig auch ſchon viele Schiffe
der Handels- und Verkehrsflotten derartige Einrichtungen. Die Anwendung des
elektriſchen Lichtes kann in zweifacher Weiſe erfolgen, nämlich als Innenbords-
Beleuchtung oder als kräftiges Außenlicht. Letzteres erhellt die Fahrbahn, ermöglicht
dadurch die Einfahrt in ſchlecht markirte oder weniger bekannte Häfen auch bei
Nacht, erleichtert die Arbeiten über Deck, was namentlich bei einer etwaigen Stran-
dung in der Nacht viele Menſchenleben retten kann und verhindert vermöge ſeiner bedeu-
tenden Leuchtkraft Zuſammenſtöße von Schiffen. S. Trott, Capitän des Dampf-
ſchiffes „Faraday“, erzählt in einem im Jahre 1876 in der „Times“ erſchienenen
Berichte ein bezüglich des letzterwähnten Umſtandes intereſſantes Erlebniß. Trott
commandirte einſt das genannte mit einem ſtarken elektriſchen Lichte verſehene Schiff
auf einer Reiſe von New-York nach London, als er in der Nähe der St. George
Bank (an der amerikaniſchen Küſte) am 18. Juli 1876 um 10 Uhr 30 Minuten
Nachmittags während eines dichten Nebels plötzlich den Ton einer Glocke vernahm,
die nahe vor dem Schiffe wüthend geläutet wurde. „Wir hielten ſofort unſere
Maſchinen an,“ berichtet Trott, „und ich befahl, annehmend, es ſei ein Fiſcher, der
vor Anker liege, das Ruder Backbord zu legen. Im ſelben Momente fiel unſer
ſtarkes Licht auf die Segel eines großen Schiffes, welches unſeren Bug ſüdwärts

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[752/0766] Reſervelampe erſetzt werden. Das Lampenplateau iſt nämlich um eine verticale Axe derart drehbar, daß, wie die Figur deutlich zeigt, durch eine Drehung um dieſe Axe die linksſeitige Lampe an Stelle der unbrauchbar gewordenen gebracht werden kann. Um allen Eventualitäten vorzubeugen, iſt überdies noch eine Oellampe auf einem ſeitlichen Träger angebracht, der ebenfalls durch eine einfache Drehung die Lampe an die richtige Stelle zu bringen geſtattet. (Die Oellampe iſt in die Figur punktirt eingezeichnet.) Den elektriſchen Strom für das Leuchtfeuer liefern zwei Gramme’ſche Gleichſtrom- Maſchinen, von welchen jedoch eine zum normalen Betriebe genügt und die zweite nur als Reſerve dient. Als Motoren werden zwei zehnpferdige Dampfmaſchinen von Chaligny benützt. Auf den franzöſiſchen Seeleuchten ſtanden früher und ſtehen theilweiſe heute noch Alliance- Maſchinen in Verwendung, während man gegenwärtig magnetelektriſche Maſchinen von Méritens vorzieht. Man glaubte früher überhaupt nur Wechſelſtrom-Maſchinen vortheilhaft benützen zu können, wegen der Anwendung der optiſchen Apparate, für welche man die Gleich- ſtromlichter wegen ihrer der Haupſache nach mehr einſeitigen Lichtſtrahlung als ungeeignet erachtete; der Leuchthurm auf der Inſel Razza widerlegte jedoch dieſe Anſicht. Die Regulatoren, welche in Frankreich zur Anwendung gelangen, ſind Serrin’ſche Lampen (großes Modell). Die Leuchtthürme von la Hève ſtehen auf einem hohen Felſen des Caps gleichen Namens und beſitzen daher ſelbſt eine verhältnißmäßig geringe Höhe, während der Leuchtthurm von Planier (acht Seemeilen vom Hafen von Marſeille) 60 Meter hoch iſt. Die beiden erſt- genannten Leuchtthürme ſind vierſeitige Thürme, welche beiläufig 60 Meter voneinander ent- fernt ſtehen. Zwiſchen ihnen befindet ſich ein Gebäude, welches den Maſchinenraum und die Wohnungen für die Wächter enthält Im Maſchinenraume ſtehen vier Alliance-Maſchinen, von welchen je zwei für das Leuchtfeuer eines Thurmes beſtimmt ſind. Zum normalen Betriebe genügt jedoch je eine Maſchine, indeß die zweiten als Reſerve dienen. Ein einfacher Umſchalter geſtattet, den Strom der einen oder anderen oder auch beider Maſchinen der Lampe eines Thurmes zuzuführen. Die gleichzeitige Benützung beider Maſchinen erfolgt, wenn große Stürme die Erhöhung der Leuchtkraft nothwendig machen. Jeder Leuchtthurm iſt, übrigens wie ſich herausgeſtellt hat, mit unnöthiger Vorſicht, mit vier Lampen verſehen. Der optiſche Apparat beſteht nämlich aus zwei unmittelbar übereinander befindlichen Etagen und für jede derſelben ſtehen zwei Lampen zur Verfügung. In jeder Etage laufen unter einem ſpitzen Winkel zwei Geleiſe zuſammen, auf welchen die Lampen eingeführt werden können. Man kann alſo entweder die eine Lampe einer Etage durch die zweite Lampe derſelben Etage in kürzeſter Zeit erſetzen oder auch die Lampe einer Etage durch die Lampe der anderen Etage. Fig. 547 ſoll den Anblick dieſer Leuchtthürme bei Nacht wiedergeben. Einer allgemeinen Anwendung geht das elektriſche Licht auf Schiffen entgegen; abgeſehen davon, daß ſämmtliche Kriegsmarinen mit elektriſchen Beleuch- tungsanlagen bereits ausgerüſtet ſind, beſitzen gegenwärtig auch ſchon viele Schiffe der Handels- und Verkehrsflotten derartige Einrichtungen. Die Anwendung des elektriſchen Lichtes kann in zweifacher Weiſe erfolgen, nämlich als Innenbords- Beleuchtung oder als kräftiges Außenlicht. Letzteres erhellt die Fahrbahn, ermöglicht dadurch die Einfahrt in ſchlecht markirte oder weniger bekannte Häfen auch bei Nacht, erleichtert die Arbeiten über Deck, was namentlich bei einer etwaigen Stran- dung in der Nacht viele Menſchenleben retten kann und verhindert vermöge ſeiner bedeu- tenden Leuchtkraft Zuſammenſtöße von Schiffen. S. Trott, Capitän des Dampf- ſchiffes „Faraday“, erzählt in einem im Jahre 1876 in der „Times“ erſchienenen Berichte ein bezüglich des letzterwähnten Umſtandes intereſſantes Erlebniß. Trott commandirte einſt das genannte mit einem ſtarken elektriſchen Lichte verſehene Schiff auf einer Reiſe von New-York nach London, als er in der Nähe der St. George Bank (an der amerikaniſchen Küſte) am 18. Juli 1876 um 10 Uhr 30 Minuten Nachmittags während eines dichten Nebels plötzlich den Ton einer Glocke vernahm, die nahe vor dem Schiffe wüthend geläutet wurde. „Wir hielten ſofort unſere Maſchinen an,“ berichtet Trott, „und ich befahl, annehmend, es ſei ein Fiſcher, der vor Anker liege, das Ruder Backbord zu legen. Im ſelben Momente fiel unſer ſtarkes Licht auf die Segel eines großen Schiffes, welches unſeren Bug ſüdwärts

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/766>, abgerufen am 22.11.2024.