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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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bewirkt durch Einschalten von Ausgleichswiderständen in den Stromkreis der Erregermaschine.
Die Lampenkohlen haben einen Durchmesser von 10 Millimeter, eine Länge von 200 Milli-
meter und brenuen fünf Stunden; eine Glasseele im Innern der Kohlen compensirt den
bläulich-violetten Ton des Lichtes. Die Anlage functionirte bereits zwei Winter ohne irgend
welchen Anstand.

Ein Beispiel für die elektrische Beleuchtung eines Tagbaues bieten die Kupferminen
von Rio Tinto
(Provinz Huelva in Spanien), von welchen "La lumiere electrique" die
in Fig. 540 wiedergegebene perspectivische Ansicht brachte. Der Hügel, auf welchem sich die
Kupferlager befinden, ist aus stark geneigten Bänken oder Abhängen zusammengesetzt. Die
tiefste Ausweitung dieser Bänke beträgt 106 Meter. Die Beleuchtungsanlage wurde von dem
Londoner Hause Siemens ausgeführt. Von den Maschinen, welche in dem am Horizonte
links sichtbaren Maschinenhause aufgestellt sind, werden die Leitungen auf Holzpfosten fort-
geführt, die in entsprechenden Entfernungen von einander so aufgestellt sind, daß sie die Arbeiter
nicht hindern. Die Lampen sind größtentheils mit mächtigen Reflectoren versehen, durch welche
das Licht concentrirt und den Abbauorten zugesandt wird. Einzelne Lampen brennen auch
ohne Reflector und dienen zur Beleuchtung größerer Flächen, andere erhellen die Werkstätten
oder werden je nach Bedarf in Thätigkeit gesetzt.

Einer umfangreichen Anwendung erfreut sich die elektrische Beleuchtung im Grubenbetriebe
des Mechernicher Bergwerks-Actien-Vereins. Der Grubenbetrieb besteht hier zum
Theile aus Tagbau, zum Theile aus unterirdischem Pfeiler- und Firstenbau. Mit der Ein-
führung der elektrischen Beleuchtung daselbst wurde nicht nur eine Förderung der Arbeit,
sondern auch eine Sicherung der Arbeiter bezweckt und erreicht. In dem zuerst beleuchteten
Tagbaue werden nämlich täglich 400 bis 500 Sprengschüsse abgefeuert, während die Nacht
fast nur zur Förderung des losgesprengten Gesteines benützt wird. Trotzdem nun den Berg-
leuten strenge befohlen ist, vor Verlassen ihrer Arbeitsschicht das losgebrochene Gestein zur
nächsten Förderbahn herabrollen zu machen, damit die Arbeiter der folgenden Schicht nicht
vom herabfallenden Gestein getroffen werden können, wird diese Arbeit doch häufig unterlassen,
weil eben der schlechten Beleuchtung wegen eine Controle durch das Aufsichtspersonale nicht
möglich ist. Der in Rede stehende Tagbau, der östliche der Gesellschaft, besteht aus einer
Weitung, die am oberen Rande eine Länge von 650 und eine Breite von 340 Meter hat,
während ihre Tiefe 104 Meter beträgt. Der Sprengungen wegen konnte man die Lampen
nicht direct vor Ort anbringen, sondern mußte die Abbaustellen vom oberen Rande aus durch
Lampen mit Reflectoren beleuchten. Die Installation wurde von der Firma Siemens &
Halske
ausgeführt und im December 1881 in Betrieb gesetzt. Die Anlage besteht aus zwei
Lampen a 3000 Normalkerzen, ausgerüstet mit ovalen Spiegeln; die Ströme liefern zwei
Siemens'sche dynamoelektrische Maschinen, welche in einem von der Grube 500 Meter weit
entfernten Gebäude aufgestellt sind und, wenn nöthig, durch eine dritte ersetzt werden können.
Den Antrieb erhalten die Lichtmaschinen durch eine eigens hiefür bestimmte Dampfmaschine.
Doch kann auch diese durch eine noch zu anderen Zwecken dienende Dampfmaschine ersetzt
werden. Auch die Lampenstationen haben doppelte Apparate. Die absolute Sicherstellung der
Function der Anlage ist durch den Umstand geboten, daß selbst eine kurze Unterbrechung der
Beleuchtung für Bergleute und Pferde gefährlich werden kann.

Nach Angaben der Gesellschaft sind die mit dem elektrischen Lichte erzielten Resultate
vollkommen zufriedenstellend und wurde auch finanziell ein günstiges Ergebniß erreicht. Die
Betriebs- und Bedienungskosten nebst Zinsen und Amortisation, zu 15 % gerechnet, stellen sich
per Stunde zu 1 Mark 85 Pfennig. Hierdurch wurden 89 Petroleumlampen und 12 bis 15
Oellaternen ersetzt, die mit Bedienung und Reparatur auf 2 Mark 39 Pfennig zu stehen kamen;
somit ist durch die Einführung der elektrischen Beleuchtung eine Ersparung von 54 Pfennig
per Stunde erzielt.

Diese günstigen Ergebnisse veranlaßten einen ausgedehnteren Gebrauch des elektrischen
Lichtes, und zwar beim unter irdischen Betriebe. Diese Anlage besteht aus einer Wechselstrom
Maschine sammt ihrer Erregermaschine und 10 Lampen a 350 Normalkerzen. Die Licht- und
Dampfmaschine ist, wie der Vertreter der Firma Siemens & Halske, J. Böddinghaus,
welcher die Anlagen installirte, berichtet, über Tag in dem Maschinenhause der Wasserhaltungs-
maschine auf Virginia aufgestellt. Die Leitung geht von hier aus durch einen Wetterschacht
bis zu einer Tiefe von 90 Meter auf die erste Sohle des Bergwerkes, führt eine Strecke
über diese und geht dann durch ein Gesenk auf die zweite Sohle, von da aus auf die dritte
und von dieser zurück zum Ventilationsschacht. In der Hauptleitung ist Bleikabel in An-
wendung gekommen. Da des Sprengens wegen die Lampen zeitweise entfernt werden müssen,
bestehen die Leitungen zwischen ihnen und dem Kabel aus beweglicher, mittelst Guttapercha

bewirkt durch Einſchalten von Ausgleichswiderſtänden in den Stromkreis der Erregermaſchine.
Die Lampenkohlen haben einen Durchmeſſer von 10 Millimeter, eine Länge von 200 Milli-
meter und brenuen fünf Stunden; eine Glasſeele im Innern der Kohlen compenſirt den
bläulich-violetten Ton des Lichtes. Die Anlage functionirte bereits zwei Winter ohne irgend
welchen Anſtand.

Ein Beiſpiel für die elektriſche Beleuchtung eines Tagbaues bieten die Kupferminen
von Rio Tinto
(Provinz Huelva in Spanien), von welchen „La lumière électrique“ die
in Fig. 540 wiedergegebene perſpectiviſche Anſicht brachte. Der Hügel, auf welchem ſich die
Kupferlager befinden, iſt aus ſtark geneigten Bänken oder Abhängen zuſammengeſetzt. Die
tiefſte Ausweitung dieſer Bänke beträgt 106 Meter. Die Beleuchtungsanlage wurde von dem
Londoner Hauſe Siemens ausgeführt. Von den Maſchinen, welche in dem am Horizonte
links ſichtbaren Maſchinenhauſe aufgeſtellt ſind, werden die Leitungen auf Holzpfoſten fort-
geführt, die in entſprechenden Entfernungen von einander ſo aufgeſtellt ſind, daß ſie die Arbeiter
nicht hindern. Die Lampen ſind größtentheils mit mächtigen Reflectoren verſehen, durch welche
das Licht concentrirt und den Abbauorten zugeſandt wird. Einzelne Lampen brennen auch
ohne Reflector und dienen zur Beleuchtung größerer Flächen, andere erhellen die Werkſtätten
oder werden je nach Bedarf in Thätigkeit geſetzt.

Einer umfangreichen Anwendung erfreut ſich die elektriſche Beleuchtung im Grubenbetriebe
des Mechernicher Bergwerks-Actien-Vereins. Der Grubenbetrieb beſteht hier zum
Theile aus Tagbau, zum Theile aus unterirdiſchem Pfeiler- und Firſtenbau. Mit der Ein-
führung der elektriſchen Beleuchtung daſelbſt wurde nicht nur eine Förderung der Arbeit,
ſondern auch eine Sicherung der Arbeiter bezweckt und erreicht. In dem zuerſt beleuchteten
Tagbaue werden nämlich täglich 400 bis 500 Sprengſchüſſe abgefeuert, während die Nacht
faſt nur zur Förderung des losgeſprengten Geſteines benützt wird. Trotzdem nun den Berg-
leuten ſtrenge befohlen iſt, vor Verlaſſen ihrer Arbeitsſchicht das losgebrochene Geſtein zur
nächſten Förderbahn herabrollen zu machen, damit die Arbeiter der folgenden Schicht nicht
vom herabfallenden Geſtein getroffen werden können, wird dieſe Arbeit doch häufig unterlaſſen,
weil eben der ſchlechten Beleuchtung wegen eine Controle durch das Aufſichtsperſonale nicht
möglich iſt. Der in Rede ſtehende Tagbau, der öſtliche der Geſellſchaft, beſteht aus einer
Weitung, die am oberen Rande eine Länge von 650 und eine Breite von 340 Meter hat,
während ihre Tiefe 104 Meter beträgt. Der Sprengungen wegen konnte man die Lampen
nicht direct vor Ort anbringen, ſondern mußte die Abbauſtellen vom oberen Rande aus durch
Lampen mit Reflectoren beleuchten. Die Inſtallation wurde von der Firma Siemens &
Halske
ausgeführt und im December 1881 in Betrieb geſetzt. Die Anlage beſteht aus zwei
Lampen à 3000 Normalkerzen, ausgerüſtet mit ovalen Spiegeln; die Ströme liefern zwei
Siemens’ſche dynamoelektriſche Maſchinen, welche in einem von der Grube 500 Meter weit
entfernten Gebäude aufgeſtellt ſind und, wenn nöthig, durch eine dritte erſetzt werden können.
Den Antrieb erhalten die Lichtmaſchinen durch eine eigens hiefür beſtimmte Dampfmaſchine.
Doch kann auch dieſe durch eine noch zu anderen Zwecken dienende Dampfmaſchine erſetzt
werden. Auch die Lampenſtationen haben doppelte Apparate. Die abſolute Sicherſtellung der
Function der Anlage iſt durch den Umſtand geboten, daß ſelbſt eine kurze Unterbrechung der
Beleuchtung für Bergleute und Pferde gefährlich werden kann.

Nach Angaben der Geſellſchaft ſind die mit dem elektriſchen Lichte erzielten Reſultate
vollkommen zufriedenſtellend und wurde auch finanziell ein günſtiges Ergebniß erreicht. Die
Betriebs- und Bedienungskoſten nebſt Zinſen und Amortiſation, zu 15 % gerechnet, ſtellen ſich
per Stunde zu 1 Mark 85 Pfennig. Hierdurch wurden 89 Petroleumlampen und 12 bis 15
Oellaternen erſetzt, die mit Bedienung und Reparatur auf 2 Mark 39 Pfennig zu ſtehen kamen;
ſomit iſt durch die Einführung der elektriſchen Beleuchtung eine Erſparung von 54 Pfennig
per Stunde erzielt.

Dieſe günſtigen Ergebniſſe veranlaßten einen ausgedehnteren Gebrauch des elektriſchen
Lichtes, und zwar beim unter irdiſchen Betriebe. Dieſe Anlage beſteht aus einer Wechſelſtrom
Maſchine ſammt ihrer Erregermaſchine und 10 Lampen à 350 Normalkerzen. Die Licht- und
Dampfmaſchine iſt, wie der Vertreter der Firma Siemens & Halske, J. Böddinghaus,
welcher die Anlagen inſtallirte, berichtet, über Tag in dem Maſchinenhauſe der Waſſerhaltungs-
maſchine auf Virginia aufgeſtellt. Die Leitung geht von hier aus durch einen Wetterſchacht
bis zu einer Tiefe von 90 Meter auf die erſte Sohle des Bergwerkes, führt eine Strecke
über dieſe und geht dann durch ein Geſenk auf die zweite Sohle, von da aus auf die dritte
und von dieſer zurück zum Ventilationsſchacht. In der Hauptleitung iſt Bleikabel in An-
wendung gekommen. Da des Sprengens wegen die Lampen zeitweiſe entfernt werden müſſen,
beſtehen die Leitungen zwiſchen ihnen und dem Kabel aus beweglicher, mittelſt Guttapercha

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[743/0757] bewirkt durch Einſchalten von Ausgleichswiderſtänden in den Stromkreis der Erregermaſchine. Die Lampenkohlen haben einen Durchmeſſer von 10 Millimeter, eine Länge von 200 Milli- meter und brenuen fünf Stunden; eine Glasſeele im Innern der Kohlen compenſirt den bläulich-violetten Ton des Lichtes. Die Anlage functionirte bereits zwei Winter ohne irgend welchen Anſtand. Ein Beiſpiel für die elektriſche Beleuchtung eines Tagbaues bieten die Kupferminen von Rio Tinto (Provinz Huelva in Spanien), von welchen „La lumière électrique“ die in Fig. 540 wiedergegebene perſpectiviſche Anſicht brachte. Der Hügel, auf welchem ſich die Kupferlager befinden, iſt aus ſtark geneigten Bänken oder Abhängen zuſammengeſetzt. Die tiefſte Ausweitung dieſer Bänke beträgt 106 Meter. Die Beleuchtungsanlage wurde von dem Londoner Hauſe Siemens ausgeführt. 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In dem zuerſt beleuchteten Tagbaue werden nämlich täglich 400 bis 500 Sprengſchüſſe abgefeuert, während die Nacht faſt nur zur Förderung des losgeſprengten Geſteines benützt wird. Trotzdem nun den Berg- leuten ſtrenge befohlen iſt, vor Verlaſſen ihrer Arbeitsſchicht das losgebrochene Geſtein zur nächſten Förderbahn herabrollen zu machen, damit die Arbeiter der folgenden Schicht nicht vom herabfallenden Geſtein getroffen werden können, wird dieſe Arbeit doch häufig unterlaſſen, weil eben der ſchlechten Beleuchtung wegen eine Controle durch das Aufſichtsperſonale nicht möglich iſt. Der in Rede ſtehende Tagbau, der öſtliche der Geſellſchaft, beſteht aus einer Weitung, die am oberen Rande eine Länge von 650 und eine Breite von 340 Meter hat, während ihre Tiefe 104 Meter beträgt. Der Sprengungen wegen konnte man die Lampen nicht direct vor Ort anbringen, ſondern mußte die Abbauſtellen vom oberen Rande aus durch Lampen mit Reflectoren beleuchten. 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Die Betriebs- und Bedienungskoſten nebſt Zinſen und Amortiſation, zu 15 % gerechnet, ſtellen ſich per Stunde zu 1 Mark 85 Pfennig. Hierdurch wurden 89 Petroleumlampen und 12 bis 15 Oellaternen erſetzt, die mit Bedienung und Reparatur auf 2 Mark 39 Pfennig zu ſtehen kamen; ſomit iſt durch die Einführung der elektriſchen Beleuchtung eine Erſparung von 54 Pfennig per Stunde erzielt. Dieſe günſtigen Ergebniſſe veranlaßten einen ausgedehnteren Gebrauch des elektriſchen Lichtes, und zwar beim unter irdiſchen Betriebe. Dieſe Anlage beſteht aus einer Wechſelſtrom Maſchine ſammt ihrer Erregermaſchine und 10 Lampen à 350 Normalkerzen. Die Licht- und Dampfmaſchine iſt, wie der Vertreter der Firma Siemens & Halske, J. Böddinghaus, welcher die Anlagen inſtallirte, berichtet, über Tag in dem Maſchinenhauſe der Waſſerhaltungs- maſchine auf Virginia aufgeſtellt. Die Leitung geht von hier aus durch einen Wetterſchacht bis zu einer Tiefe von 90 Meter auf die erſte Sohle des Bergwerkes, führt eine Strecke über dieſe und geht dann durch ein Geſenk auf die zweite Sohle, von da aus auf die dritte und von dieſer zurück zum Ventilationsſchacht. In der Hauptleitung iſt Bleikabel in An- wendung gekommen. Da des Sprengens wegen die Lampen zeitweiſe entfernt werden müſſen, beſtehen die Leitungen zwiſchen ihnen und dem Kabel aus beweglicher, mittelſt Guttapercha

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/757>, abgerufen am 22.11.2024.