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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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kraft des Erdmagnetismus ein. Hierbei sind drei Fälle denkbar. Die Ebene der
Fäden steht senkrecht auf dem magnetischen Meridian und die Magnetnadel befindet
sich im magnetischen Meridiane, indem ihr Nordpol nach Norden und ihr Südpol
nach Süden zeigt. In diesem Falle befindet sich der Magnet natürlich im Gleich-
gewichte und die Kraft, mit welcher er in diesem gehalten wird, ist gleich der
Summe der Directionskräfte des Erdmagnetismus und der Fäden. Im zweiten
Falle steht die Ebene der Fäden gleichfalls senkrecht auf dem magnetischen Meridian
und befindet sich die Magnetnadel im Meridiane, aber sie ist um 180 Grad gedreht,
d. h. ihr Nordpol zeigt nach Süden und ihr Südpol nach Norden. Auch in
diesem Falle kann sich der Magnet im stabilen Gleichgewichte befinden; dann muß

[Abbildung] Fig. 31.

Bifilarmagnetometer.

aber die Directionskraft in Folge der
Aufhängungsvorrichtung größer sein als
jene des Erdmagnetismus. Die Kraft,
mit welcher jetzt die Nadel in ihrer Lage
erhalten wird, ist aber gleich der
Differenz beider Drehkräfte. Ist jedoch
die magnetische Directionskraft größer
als die durch die Art der Aufhängung
hervorgebrachte, so kehrt sich der Mag-
net, aus seiner Lage herausgebracht,
um 180 Grad um.

Der letzte mögliche Fall ist endlich
jener, in welchem die Ebene der Fäden
mit dem magnetischen Meridiane einen
Winkel einschließt, der kleiner ist als
90 Grad. Nun hängt die Stellung des
Magnetes von dem Verhältnisse beider
Directionskräfte und dem Winkel ab,
welchen die magnetische Axe des Stabes
mit der Ebene der Fäden einschließt. Jede
Aenderung der magnetischen Richtkraft
muß eine Aenderung der Stellung des
Stabes bewirken. Nimmt z. B. die
magnetische Richtkraft zu, so wird der
Stab seine Gleichgewichtslage verlassen und einen größeren Winkel mit der ursprüng-
lichen Ebene der Fäden einzuschließen streben. Dadurch wird aber auch die Ver-
drehung der Fäden eine größere und in Folge dessen auch die von diesen aus-
geübte Richtkraft. Der Stab wird neuerdings eine Gleichgewichtslage einnehmen,
sobald der neue Winkel dem geänderten Verhältnisse beider Richtkräfte entspricht.

Der zuletzt betrachtete Fall ist jener, welcher zur Lösung der gestellten Aufgabe
am geeignetsten erscheint und daher auch von Gauß benützt wurde. Der Magnetstab
ist in ein Schiffchen s s, Fig. 31, gelagert und dieses hängt an einem langen oben
über zwei Rollen laufenden Drahte, dessen untere Enden an zwei Schrauben befestigt
sind, durch welche der Draht verlängert oder verkürzt werden kann. Die Schrauben
selbst drehen sich in zwei an dem getheilten Kreise K angebrachten Messingansätzen.
Das Schiffchen mit dem Magnetstabe kann gegen den Kreis mit den damit ver-
bundenen Drähten gedreht werden und diese Drehung ist durch einen Nonius
ablesbar. Ferner ist im Mittelpunkte des Kreises ein Säulchen, gleichfalls mit

kraft des Erdmagnetismus ein. Hierbei ſind drei Fälle denkbar. Die Ebene der
Fäden ſteht ſenkrecht auf dem magnetiſchen Meridian und die Magnetnadel befindet
ſich im magnetiſchen Meridiane, indem ihr Nordpol nach Norden und ihr Südpol
nach Süden zeigt. In dieſem Falle befindet ſich der Magnet natürlich im Gleich-
gewichte und die Kraft, mit welcher er in dieſem gehalten wird, iſt gleich der
Summe der Directionskräfte des Erdmagnetismus und der Fäden. Im zweiten
Falle ſteht die Ebene der Fäden gleichfalls ſenkrecht auf dem magnetiſchen Meridian
und befindet ſich die Magnetnadel im Meridiane, aber ſie iſt um 180 Grad gedreht,
d. h. ihr Nordpol zeigt nach Süden und ihr Südpol nach Norden. Auch in
dieſem Falle kann ſich der Magnet im ſtabilen Gleichgewichte befinden; dann muß

[Abbildung] Fig. 31.

Bifilarmagnetometer.

aber die Directionskraft in Folge der
Aufhängungsvorrichtung größer ſein als
jene des Erdmagnetismus. Die Kraft,
mit welcher jetzt die Nadel in ihrer Lage
erhalten wird, iſt aber gleich der
Differenz beider Drehkräfte. Iſt jedoch
die magnetiſche Directionskraft größer
als die durch die Art der Aufhängung
hervorgebrachte, ſo kehrt ſich der Mag-
net, aus ſeiner Lage herausgebracht,
um 180 Grad um.

Der letzte mögliche Fall iſt endlich
jener, in welchem die Ebene der Fäden
mit dem magnetiſchen Meridiane einen
Winkel einſchließt, der kleiner iſt als
90 Grad. Nun hängt die Stellung des
Magnetes von dem Verhältniſſe beider
Directionskräfte und dem Winkel ab,
welchen die magnetiſche Axe des Stabes
mit der Ebene der Fäden einſchließt. Jede
Aenderung der magnetiſchen Richtkraft
muß eine Aenderung der Stellung des
Stabes bewirken. Nimmt z. B. die
magnetiſche Richtkraft zu, ſo wird der
Stab ſeine Gleichgewichtslage verlaſſen und einen größeren Winkel mit der urſprüng-
lichen Ebene der Fäden einzuſchließen ſtreben. Dadurch wird aber auch die Ver-
drehung der Fäden eine größere und in Folge deſſen auch die von dieſen aus-
geübte Richtkraft. Der Stab wird neuerdings eine Gleichgewichtslage einnehmen,
ſobald der neue Winkel dem geänderten Verhältniſſe beider Richtkräfte entſpricht.

Der zuletzt betrachtete Fall iſt jener, welcher zur Löſung der geſtellten Aufgabe
am geeignetſten erſcheint und daher auch von Gauß benützt wurde. Der Magnetſtab
iſt in ein Schiffchen s s, Fig. 31, gelagert und dieſes hängt an einem langen oben
über zwei Rollen laufenden Drahte, deſſen untere Enden an zwei Schrauben befeſtigt
ſind, durch welche der Draht verlängert oder verkürzt werden kann. Die Schrauben
ſelbſt drehen ſich in zwei an dem getheilten Kreiſe K angebrachten Meſſinganſätzen.
Das Schiffchen mit dem Magnetſtabe kann gegen den Kreis mit den damit ver-
bundenen Drähten gedreht werden und dieſe Drehung iſt durch einen Nonius
ablesbar. Ferner iſt im Mittelpunkte des Kreiſes ein Säulchen, gleichfalls mit

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[60/0074] kraft des Erdmagnetismus ein. Hierbei ſind drei Fälle denkbar. Die Ebene der Fäden ſteht ſenkrecht auf dem magnetiſchen Meridian und die Magnetnadel befindet ſich im magnetiſchen Meridiane, indem ihr Nordpol nach Norden und ihr Südpol nach Süden zeigt. In dieſem Falle befindet ſich der Magnet natürlich im Gleich- gewichte und die Kraft, mit welcher er in dieſem gehalten wird, iſt gleich der Summe der Directionskräfte des Erdmagnetismus und der Fäden. Im zweiten Falle ſteht die Ebene der Fäden gleichfalls ſenkrecht auf dem magnetiſchen Meridian und befindet ſich die Magnetnadel im Meridiane, aber ſie iſt um 180 Grad gedreht, d. h. ihr Nordpol zeigt nach Süden und ihr Südpol nach Norden. Auch in dieſem Falle kann ſich der Magnet im ſtabilen Gleichgewichte befinden; dann muß [Abbildung Fig. 31. Bifilarmagnetometer.] aber die Directionskraft in Folge der Aufhängungsvorrichtung größer ſein als jene des Erdmagnetismus. Die Kraft, mit welcher jetzt die Nadel in ihrer Lage erhalten wird, iſt aber gleich der Differenz beider Drehkräfte. Iſt jedoch die magnetiſche Directionskraft größer als die durch die Art der Aufhängung hervorgebrachte, ſo kehrt ſich der Mag- net, aus ſeiner Lage herausgebracht, um 180 Grad um. Der letzte mögliche Fall iſt endlich jener, in welchem die Ebene der Fäden mit dem magnetiſchen Meridiane einen Winkel einſchließt, der kleiner iſt als 90 Grad. Nun hängt die Stellung des Magnetes von dem Verhältniſſe beider Directionskräfte und dem Winkel ab, welchen die magnetiſche Axe des Stabes mit der Ebene der Fäden einſchließt. Jede Aenderung der magnetiſchen Richtkraft muß eine Aenderung der Stellung des Stabes bewirken. Nimmt z. B. die magnetiſche Richtkraft zu, ſo wird der Stab ſeine Gleichgewichtslage verlaſſen und einen größeren Winkel mit der urſprüng- lichen Ebene der Fäden einzuſchließen ſtreben. Dadurch wird aber auch die Ver- drehung der Fäden eine größere und in Folge deſſen auch die von dieſen aus- geübte Richtkraft. Der Stab wird neuerdings eine Gleichgewichtslage einnehmen, ſobald der neue Winkel dem geänderten Verhältniſſe beider Richtkräfte entſpricht. Der zuletzt betrachtete Fall iſt jener, welcher zur Löſung der geſtellten Aufgabe am geeignetſten erſcheint und daher auch von Gauß benützt wurde. Der Magnetſtab iſt in ein Schiffchen s s, Fig. 31, gelagert und dieſes hängt an einem langen oben über zwei Rollen laufenden Drahte, deſſen untere Enden an zwei Schrauben befeſtigt ſind, durch welche der Draht verlängert oder verkürzt werden kann. Die Schrauben ſelbſt drehen ſich in zwei an dem getheilten Kreiſe K angebrachten Meſſinganſätzen. Das Schiffchen mit dem Magnetſtabe kann gegen den Kreis mit den damit ver- bundenen Drähten gedreht werden und dieſe Drehung iſt durch einen Nonius ablesbar. Ferner iſt im Mittelpunkte des Kreiſes ein Säulchen, gleichfalls mit

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/74>, abgerufen am 23.11.2024.