das Einzellicht zu erfüllen, hindert aber häufig die Höhe des zu beleuchtenden Raumes. Es ist ferner eine bekannte Thatsache, daß die Theilungslichter ruhiger brennen als die Einzellichter; die Stromschwankungen machen sich im Lichtbogen eben weniger geltend, wenn im Stromkreise noch ein Widerstand eingeschaltet wird. Diesen bilden aber bei Theilungslichtern wechselweise die Lampen selbst. Der vortheilhafte Widerstand ist also wieder Voltabogen, während, um beim Einzellicht dasselbe Resultat zu erreichen, ein Widerstand eingeschaltet werden müßte, welcher zur Beleuchtung nichts beiträgt, also unütz Kraft verzehrt. Ein bedeutender Vortheil des getheilten Lichtes gegenüber dem Einzellichte liegt auch in der Ersparung an Leitungsmaterial. Diese Ersparung besteht nicht nur in der geringeren Anzahl von Drähten, sondern auch darin, daß der einzelne Draht bei Theilungslichtern schwächer sein kann als bei Einzellichtern. Dies kommt namentlich dann in Betracht, wenn Lichtmaschinen und Lampen sich in einiger Entfernung voneinander befinden. Hierbei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß die Theilung des elektrischen Lichtes bei jeder Maschine für eine bestimmte Anzahl von Lampen begrenzt ist, wenn nicht eine unverhältnißmäßige Erhöhung der Betriebskosten eintreten soll.
Das Einzellicht wird aber mit Vortheil in Räumen angewendet werden können, welche eine mehr oder weniger kreisrunde oder quadratische Begrenzung haben und gleichzeitig eine hinlängliche Höhe besitzen. Dann kann man die Lampe hoch hängen, und weil in diesem Falle die Augen nicht geblendet werden, kann der Voltabogen frei, ohne matte Glasbedeckung brennen. Dies ist aber ein nicht unbedeutender Gewinn in Bezug auf Lichtintensität. Aehnliche Ver- hältnisse, die zu Gunsten des Einzellichtes sprechen, treten auch bei der Verwendung des elektrischen Lichtes unter freiem Himmel ein. Die Einzellichter zeichnen sich auch dadurch aus, daß sie keiner hochgespannten Ströme bedürfen und die Lampen eine einfachere Construction besitzen können.
Wägt man die Vor- und Nachtheile der Wechselströme und der gleichgerichteten Ströme gegenseitig ab, so muß man sich zu Gunsten der letzteren entscheiden. Zahlreiche Versuche haben mit ziemlicher Sicherheit festgestellt, daß unter sonst gleichen Umständen mit den Maschinen für gleichgerichtete Ströme von der zu ihrem Betriebe angewandten Kraft um 35 % mehr Nutzeffect im Lichtbogen erzielt wird als mit Wechselstrom-Maschinen. Hierzu kommt noch, daß bei höheren Spannungen die physiologische Wirkung der Wechselströme eine viel gefährlichere ist als jene der gleichgerichteten. Ferner brennen bei Anwendung von Wechsel- strömen beide Kohlen spitz ab und senden daher das Licht nach allen Richtungen ziemlich gleichförmig aus, während bei Benützung gleichgerichteter Ströme die bereits erwähnte Kraterbildung am positiven Pole eintritt. Letzteres hat zur Folge, daß die Strahlen mehr nach einer Richtung concentrirt werden, was bei praktischen Anwendungen in der Regel gefordert wird. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich eben darum, eine bestimmte Bodenfläche zu beleuchten und für diesen Zweck gehen dann die seitlich und nach oben gerichteten Strahlen zum großen Theile verloren. Um dies zu verhindern, müssen bei Anwendung von Wechselströmen eigene Reflectoren benützt werden. Das Wegfallen der Kraterbildung hat ferner den Nachtheil, daß der größte Theil der Leuchtkraft im Flammenbogen und nicht, wie bei Anwendung gleichgerichteter Ströme, in der kraterförmig ausgehöhlten Kohle sich befindet, wodurch bei Schwankungen der Stromstärke zu violettem Lichte und auch zu Farbenwechsel Veranlassung gegeben wird. Andererseits rühmt man den Wechselströmen nach, daß sie bei gewissen Lampen eine bessere Function des Regulirungsmechanismus bewirken, da in Folge der stets wechselnden Stromrichtung die Eisentheile der Lampe ohne remanenten Magne- tismus bleiben.
Betrachtet man das Glühlicht als ein weiter getriebenes Theilungslicht, so hat es die Vor- und Nachtheile des getheilten Bogenlichtes mit diesem gemeinsam. Daraus ergiebt sich auch, daß die Herstellung von Glühlicht im Vergleich zum Einzellicht einen noch größeren Arbeitsaufwand erfordert als die Erzeugung einer gleichwerthigen Beleuchtung durch Theilungs- lichter mit Voltabogen. Die geringe Lichtentwicklung durch das Glühlicht hat aber auch ihre Vortheile. Sie macht dasselbe zur Beleuchtung kleiner Räume geeignet, in welchen das kräftige, blendende Bogenlicht nicht anwendbar erscheint. Specielle Vortheile bieten die Glühlichtlampen (Glühlichtlampen ohne Verbrennen von Kohle). Ihre unbedeutende Größe, die Abwesenheit jedes Regulirungsmechanismus, das absolut ruhige, etwas röthliche oder doch wenigstens nie violette Licht macht sie vorzüglich geeignet zur Beleuchtung von Räumlichkeiten, die eine reiche architektonische Gliederung besitzen. Sie können in Folge dieser Eigenschaften ohne Schwierigkeit in Form von Lustern, Candelabern, Wandarmen, Ampeln und tragbaren Lampen in Verwendung kommen. (Dies zeigen die Figuren 430, 432, 439 und 518.) Die Lampen mit Voltabogen hingegen bieten durch ihre Größe und die Form ihrer Regulirungsvor- richtungen bedeutende Schwierigkeiten, wenn sie der architektonischen Gliederung eines Raumes
das Einzellicht zu erfüllen, hindert aber häufig die Höhe des zu beleuchtenden Raumes. Es iſt ferner eine bekannte Thatſache, daß die Theilungslichter ruhiger brennen als die Einzellichter; die Stromſchwankungen machen ſich im Lichtbogen eben weniger geltend, wenn im Stromkreiſe noch ein Widerſtand eingeſchaltet wird. Dieſen bilden aber bei Theilungslichtern wechſelweiſe die Lampen ſelbſt. Der vortheilhafte Widerſtand iſt alſo wieder Voltabogen, während, um beim Einzellicht dasſelbe Reſultat zu erreichen, ein Widerſtand eingeſchaltet werden müßte, welcher zur Beleuchtung nichts beiträgt, alſo unütz Kraft verzehrt. Ein bedeutender Vortheil des getheilten Lichtes gegenüber dem Einzellichte liegt auch in der Erſparung an Leitungsmaterial. Dieſe Erſparung beſteht nicht nur in der geringeren Anzahl von Drähten, ſondern auch darin, daß der einzelne Draht bei Theilungslichtern ſchwächer ſein kann als bei Einzellichtern. Dies kommt namentlich dann in Betracht, wenn Lichtmaſchinen und Lampen ſich in einiger Entfernung voneinander befinden. Hierbei darf aber nicht außer Acht gelaſſen werden, daß die Theilung des elektriſchen Lichtes bei jeder Maſchine für eine beſtimmte Anzahl von Lampen begrenzt iſt, wenn nicht eine unverhältnißmäßige Erhöhung der Betriebskoſten eintreten ſoll.
Das Einzellicht wird aber mit Vortheil in Räumen angewendet werden können, welche eine mehr oder weniger kreisrunde oder quadratiſche Begrenzung haben und gleichzeitig eine hinlängliche Höhe beſitzen. Dann kann man die Lampe hoch hängen, und weil in dieſem Falle die Augen nicht geblendet werden, kann der Voltabogen frei, ohne matte Glasbedeckung brennen. Dies iſt aber ein nicht unbedeutender Gewinn in Bezug auf Lichtintenſität. Aehnliche Ver- hältniſſe, die zu Gunſten des Einzellichtes ſprechen, treten auch bei der Verwendung des elektriſchen Lichtes unter freiem Himmel ein. Die Einzellichter zeichnen ſich auch dadurch aus, daß ſie keiner hochgeſpannten Ströme bedürfen und die Lampen eine einfachere Conſtruction beſitzen können.
Wägt man die Vor- und Nachtheile der Wechſelſtröme und der gleichgerichteten Ströme gegenſeitig ab, ſo muß man ſich zu Gunſten der letzteren entſcheiden. Zahlreiche Verſuche haben mit ziemlicher Sicherheit feſtgeſtellt, daß unter ſonſt gleichen Umſtänden mit den Maſchinen für gleichgerichtete Ströme von der zu ihrem Betriebe angewandten Kraft um 35 % mehr Nutzeffect im Lichtbogen erzielt wird als mit Wechſelſtrom-Maſchinen. Hierzu kommt noch, daß bei höheren Spannungen die phyſiologiſche Wirkung der Wechſelſtröme eine viel gefährlichere iſt als jene der gleichgerichteten. Ferner brennen bei Anwendung von Wechſel- ſtrömen beide Kohlen ſpitz ab und ſenden daher das Licht nach allen Richtungen ziemlich gleichförmig aus, während bei Benützung gleichgerichteter Ströme die bereits erwähnte Kraterbildung am poſitiven Pole eintritt. Letzteres hat zur Folge, daß die Strahlen mehr nach einer Richtung concentrirt werden, was bei praktiſchen Anwendungen in der Regel gefordert wird. In der Mehrzahl der Fälle handelt es ſich eben darum, eine beſtimmte Bodenfläche zu beleuchten und für dieſen Zweck gehen dann die ſeitlich und nach oben gerichteten Strahlen zum großen Theile verloren. Um dies zu verhindern, müſſen bei Anwendung von Wechſelſtrömen eigene Reflectoren benützt werden. Das Wegfallen der Kraterbildung hat ferner den Nachtheil, daß der größte Theil der Leuchtkraft im Flammenbogen und nicht, wie bei Anwendung gleichgerichteter Ströme, in der kraterförmig ausgehöhlten Kohle ſich befindet, wodurch bei Schwankungen der Stromſtärke zu violettem Lichte und auch zu Farbenwechſel Veranlaſſung gegeben wird. Andererſeits rühmt man den Wechſelſtrömen nach, daß ſie bei gewiſſen Lampen eine beſſere Function des Regulirungsmechanismus bewirken, da in Folge der ſtets wechſelnden Stromrichtung die Eiſentheile der Lampe ohne remanenten Magne- tismus bleiben.
Betrachtet man das Glühlicht als ein weiter getriebenes Theilungslicht, ſo hat es die Vor- und Nachtheile des getheilten Bogenlichtes mit dieſem gemeinſam. Daraus ergiebt ſich auch, daß die Herſtellung von Glühlicht im Vergleich zum Einzellicht einen noch größeren Arbeitsaufwand erfordert als die Erzeugung einer gleichwerthigen Beleuchtung durch Theilungs- lichter mit Voltabogen. Die geringe Lichtentwicklung durch das Glühlicht hat aber auch ihre Vortheile. Sie macht dasſelbe zur Beleuchtung kleiner Räume geeignet, in welchen das kräftige, blendende Bogenlicht nicht anwendbar erſcheint. Specielle Vortheile bieten die Glühlichtlampen (Glühlichtlampen ohne Verbrennen von Kohle). Ihre unbedeutende Größe, die Abweſenheit jedes Regulirungsmechanismus, das abſolut ruhige, etwas röthliche oder doch wenigſtens nie violette Licht macht ſie vorzüglich geeignet zur Beleuchtung von Räumlichkeiten, die eine reiche architektoniſche Gliederung beſitzen. Sie können in Folge dieſer Eigenſchaften ohne Schwierigkeit in Form von Luſtern, Candelabern, Wandarmen, Ampeln und tragbaren Lampen in Verwendung kommen. (Dies zeigen die Figuren 430, 432, 439 und 518.) Die Lampen mit Voltabogen hingegen bieten durch ihre Größe und die Form ihrer Regulirungsvor- richtungen bedeutende Schwierigkeiten, wenn ſie der architektoniſchen Gliederung eines Raumes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0738"n="724"/>
das Einzellicht zu erfüllen, hindert aber häufig die Höhe des zu beleuchtenden Raumes. Es<lb/>
iſt ferner eine bekannte Thatſache, daß die Theilungslichter ruhiger brennen als die Einzellichter;<lb/>
die Stromſchwankungen machen ſich im Lichtbogen eben weniger geltend, wenn im Stromkreiſe<lb/>
noch ein Widerſtand eingeſchaltet wird. Dieſen bilden aber bei Theilungslichtern wechſelweiſe<lb/>
die Lampen ſelbſt. Der vortheilhafte Widerſtand iſt alſo wieder Voltabogen, während, um beim<lb/>
Einzellicht dasſelbe Reſultat zu erreichen, ein Widerſtand eingeſchaltet werden müßte, welcher<lb/>
zur Beleuchtung nichts beiträgt, alſo unütz Kraft verzehrt. Ein bedeutender Vortheil des<lb/>
getheilten Lichtes gegenüber dem Einzellichte liegt auch in der Erſparung an Leitungsmaterial.<lb/>
Dieſe Erſparung beſteht nicht nur in der geringeren Anzahl von Drähten, ſondern auch darin,<lb/>
daß der einzelne Draht bei Theilungslichtern ſchwächer ſein kann als bei Einzellichtern. Dies<lb/>
kommt namentlich dann in Betracht, wenn Lichtmaſchinen und Lampen ſich in einiger Entfernung<lb/>
voneinander befinden. Hierbei darf aber nicht außer Acht gelaſſen werden, daß die Theilung<lb/>
des elektriſchen Lichtes bei jeder Maſchine für eine beſtimmte Anzahl von Lampen begrenzt<lb/>
iſt, wenn nicht eine unverhältnißmäßige Erhöhung der Betriebskoſten eintreten ſoll.</p><lb/><p>Das Einzellicht wird aber mit Vortheil in Räumen angewendet werden können, welche<lb/>
eine mehr oder weniger kreisrunde oder quadratiſche Begrenzung haben und gleichzeitig eine<lb/>
hinlängliche Höhe beſitzen. Dann kann man die Lampe hoch hängen, und weil in dieſem Falle<lb/>
die Augen nicht geblendet werden, kann der Voltabogen frei, ohne matte Glasbedeckung brennen.<lb/>
Dies iſt aber ein nicht unbedeutender Gewinn in Bezug auf Lichtintenſität. Aehnliche Ver-<lb/>
hältniſſe, die zu Gunſten des Einzellichtes ſprechen, treten auch bei der Verwendung des<lb/>
elektriſchen Lichtes unter freiem Himmel ein. Die Einzellichter zeichnen ſich auch dadurch aus,<lb/>
daß ſie keiner hochgeſpannten Ströme bedürfen und die Lampen eine einfachere Conſtruction<lb/>
beſitzen können.</p><lb/><p>Wägt man die Vor- und Nachtheile der <hirendition="#g">Wechſelſtröme</hi> und der <hirendition="#g">gleichgerichteten<lb/>
Ströme</hi> gegenſeitig ab, ſo muß man ſich zu Gunſten der letzteren entſcheiden. Zahlreiche<lb/>
Verſuche haben mit ziemlicher Sicherheit feſtgeſtellt, daß unter ſonſt gleichen Umſtänden mit<lb/>
den Maſchinen für gleichgerichtete Ströme von der zu ihrem Betriebe angewandten Kraft um<lb/>
35 % mehr Nutzeffect im Lichtbogen erzielt wird als mit Wechſelſtrom-Maſchinen. Hierzu<lb/>
kommt noch, daß bei höheren Spannungen die phyſiologiſche Wirkung der Wechſelſtröme eine<lb/>
viel gefährlichere iſt als jene der gleichgerichteten. Ferner brennen bei Anwendung von Wechſel-<lb/>ſtrömen beide Kohlen ſpitz ab und ſenden daher das Licht nach allen Richtungen ziemlich<lb/>
gleichförmig aus, während bei Benützung gleichgerichteter Ströme die bereits erwähnte<lb/>
Kraterbildung am poſitiven Pole eintritt. Letzteres hat zur Folge, daß die Strahlen mehr<lb/>
nach einer Richtung concentrirt werden, was bei praktiſchen Anwendungen in der Regel<lb/>
gefordert wird. In der Mehrzahl der Fälle handelt es ſich eben darum, eine beſtimmte<lb/>
Bodenfläche zu beleuchten und für dieſen Zweck gehen dann die ſeitlich und nach oben gerichteten<lb/>
Strahlen zum großen Theile verloren. Um dies zu verhindern, müſſen bei Anwendung von<lb/>
Wechſelſtrömen eigene Reflectoren benützt werden. Das Wegfallen der Kraterbildung hat ferner<lb/>
den Nachtheil, daß der größte Theil der Leuchtkraft im Flammenbogen und nicht, wie bei<lb/>
Anwendung gleichgerichteter Ströme, in der kraterförmig ausgehöhlten Kohle ſich befindet,<lb/>
wodurch bei Schwankungen der Stromſtärke zu violettem Lichte und auch zu Farbenwechſel<lb/>
Veranlaſſung gegeben wird. Andererſeits rühmt man den Wechſelſtrömen nach, daß ſie bei<lb/>
gewiſſen Lampen eine beſſere Function des Regulirungsmechanismus bewirken, da in Folge<lb/>
der ſtets wechſelnden Stromrichtung die Eiſentheile der Lampe ohne remanenten Magne-<lb/>
tismus bleiben.</p><lb/><p>Betrachtet man das Glühlicht als ein weiter getriebenes Theilungslicht, ſo hat es die<lb/>
Vor- und Nachtheile des getheilten Bogenlichtes mit dieſem gemeinſam. Daraus ergiebt ſich<lb/>
auch, daß die Herſtellung von Glühlicht im Vergleich zum Einzellicht einen noch größeren<lb/>
Arbeitsaufwand erfordert als die Erzeugung einer gleichwerthigen Beleuchtung durch Theilungs-<lb/>
lichter mit Voltabogen. Die geringe Lichtentwicklung durch das Glühlicht hat aber auch ihre<lb/>
Vortheile. Sie macht dasſelbe zur Beleuchtung kleiner Räume geeignet, in welchen das kräftige,<lb/>
blendende Bogenlicht nicht anwendbar erſcheint. Specielle Vortheile bieten die Glühlichtlampen<lb/>
(Glühlichtlampen ohne Verbrennen von Kohle). Ihre unbedeutende Größe, die Abweſenheit<lb/>
jedes Regulirungsmechanismus, das abſolut ruhige, etwas röthliche oder doch wenigſtens<lb/>
nie violette Licht macht ſie vorzüglich geeignet zur Beleuchtung von Räumlichkeiten, die eine<lb/>
reiche architektoniſche Gliederung beſitzen. Sie können in Folge dieſer Eigenſchaften ohne<lb/>
Schwierigkeit in Form von Luſtern, Candelabern, Wandarmen, Ampeln und tragbaren Lampen<lb/>
in Verwendung kommen. (Dies zeigen die Figuren 430, 432, 439 und 518.) Die Lampen<lb/>
mit Voltabogen hingegen bieten durch ihre Größe und die Form ihrer Regulirungsvor-<lb/>
richtungen bedeutende Schwierigkeiten, wenn ſie der architektoniſchen Gliederung eines Raumes<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[724/0738]
das Einzellicht zu erfüllen, hindert aber häufig die Höhe des zu beleuchtenden Raumes. Es
iſt ferner eine bekannte Thatſache, daß die Theilungslichter ruhiger brennen als die Einzellichter;
die Stromſchwankungen machen ſich im Lichtbogen eben weniger geltend, wenn im Stromkreiſe
noch ein Widerſtand eingeſchaltet wird. Dieſen bilden aber bei Theilungslichtern wechſelweiſe
die Lampen ſelbſt. Der vortheilhafte Widerſtand iſt alſo wieder Voltabogen, während, um beim
Einzellicht dasſelbe Reſultat zu erreichen, ein Widerſtand eingeſchaltet werden müßte, welcher
zur Beleuchtung nichts beiträgt, alſo unütz Kraft verzehrt. Ein bedeutender Vortheil des
getheilten Lichtes gegenüber dem Einzellichte liegt auch in der Erſparung an Leitungsmaterial.
Dieſe Erſparung beſteht nicht nur in der geringeren Anzahl von Drähten, ſondern auch darin,
daß der einzelne Draht bei Theilungslichtern ſchwächer ſein kann als bei Einzellichtern. Dies
kommt namentlich dann in Betracht, wenn Lichtmaſchinen und Lampen ſich in einiger Entfernung
voneinander befinden. Hierbei darf aber nicht außer Acht gelaſſen werden, daß die Theilung
des elektriſchen Lichtes bei jeder Maſchine für eine beſtimmte Anzahl von Lampen begrenzt
iſt, wenn nicht eine unverhältnißmäßige Erhöhung der Betriebskoſten eintreten ſoll.
Das Einzellicht wird aber mit Vortheil in Räumen angewendet werden können, welche
eine mehr oder weniger kreisrunde oder quadratiſche Begrenzung haben und gleichzeitig eine
hinlängliche Höhe beſitzen. Dann kann man die Lampe hoch hängen, und weil in dieſem Falle
die Augen nicht geblendet werden, kann der Voltabogen frei, ohne matte Glasbedeckung brennen.
Dies iſt aber ein nicht unbedeutender Gewinn in Bezug auf Lichtintenſität. Aehnliche Ver-
hältniſſe, die zu Gunſten des Einzellichtes ſprechen, treten auch bei der Verwendung des
elektriſchen Lichtes unter freiem Himmel ein. Die Einzellichter zeichnen ſich auch dadurch aus,
daß ſie keiner hochgeſpannten Ströme bedürfen und die Lampen eine einfachere Conſtruction
beſitzen können.
Wägt man die Vor- und Nachtheile der Wechſelſtröme und der gleichgerichteten
Ströme gegenſeitig ab, ſo muß man ſich zu Gunſten der letzteren entſcheiden. Zahlreiche
Verſuche haben mit ziemlicher Sicherheit feſtgeſtellt, daß unter ſonſt gleichen Umſtänden mit
den Maſchinen für gleichgerichtete Ströme von der zu ihrem Betriebe angewandten Kraft um
35 % mehr Nutzeffect im Lichtbogen erzielt wird als mit Wechſelſtrom-Maſchinen. Hierzu
kommt noch, daß bei höheren Spannungen die phyſiologiſche Wirkung der Wechſelſtröme eine
viel gefährlichere iſt als jene der gleichgerichteten. Ferner brennen bei Anwendung von Wechſel-
ſtrömen beide Kohlen ſpitz ab und ſenden daher das Licht nach allen Richtungen ziemlich
gleichförmig aus, während bei Benützung gleichgerichteter Ströme die bereits erwähnte
Kraterbildung am poſitiven Pole eintritt. Letzteres hat zur Folge, daß die Strahlen mehr
nach einer Richtung concentrirt werden, was bei praktiſchen Anwendungen in der Regel
gefordert wird. In der Mehrzahl der Fälle handelt es ſich eben darum, eine beſtimmte
Bodenfläche zu beleuchten und für dieſen Zweck gehen dann die ſeitlich und nach oben gerichteten
Strahlen zum großen Theile verloren. Um dies zu verhindern, müſſen bei Anwendung von
Wechſelſtrömen eigene Reflectoren benützt werden. Das Wegfallen der Kraterbildung hat ferner
den Nachtheil, daß der größte Theil der Leuchtkraft im Flammenbogen und nicht, wie bei
Anwendung gleichgerichteter Ströme, in der kraterförmig ausgehöhlten Kohle ſich befindet,
wodurch bei Schwankungen der Stromſtärke zu violettem Lichte und auch zu Farbenwechſel
Veranlaſſung gegeben wird. Andererſeits rühmt man den Wechſelſtrömen nach, daß ſie bei
gewiſſen Lampen eine beſſere Function des Regulirungsmechanismus bewirken, da in Folge
der ſtets wechſelnden Stromrichtung die Eiſentheile der Lampe ohne remanenten Magne-
tismus bleiben.
Betrachtet man das Glühlicht als ein weiter getriebenes Theilungslicht, ſo hat es die
Vor- und Nachtheile des getheilten Bogenlichtes mit dieſem gemeinſam. Daraus ergiebt ſich
auch, daß die Herſtellung von Glühlicht im Vergleich zum Einzellicht einen noch größeren
Arbeitsaufwand erfordert als die Erzeugung einer gleichwerthigen Beleuchtung durch Theilungs-
lichter mit Voltabogen. Die geringe Lichtentwicklung durch das Glühlicht hat aber auch ihre
Vortheile. Sie macht dasſelbe zur Beleuchtung kleiner Räume geeignet, in welchen das kräftige,
blendende Bogenlicht nicht anwendbar erſcheint. Specielle Vortheile bieten die Glühlichtlampen
(Glühlichtlampen ohne Verbrennen von Kohle). Ihre unbedeutende Größe, die Abweſenheit
jedes Regulirungsmechanismus, das abſolut ruhige, etwas röthliche oder doch wenigſtens
nie violette Licht macht ſie vorzüglich geeignet zur Beleuchtung von Räumlichkeiten, die eine
reiche architektoniſche Gliederung beſitzen. Sie können in Folge dieſer Eigenſchaften ohne
Schwierigkeit in Form von Luſtern, Candelabern, Wandarmen, Ampeln und tragbaren Lampen
in Verwendung kommen. (Dies zeigen die Figuren 430, 432, 439 und 518.) Die Lampen
mit Voltabogen hingegen bieten durch ihre Größe und die Form ihrer Regulirungsvor-
richtungen bedeutende Schwierigkeiten, wenn ſie der architektoniſchen Gliederung eines Raumes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/738>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.