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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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gleicher Farbe zur Beurtheilung gelangen lassen. Es tritt dann aber, wie Dr. Krüß ganz
richtig bemerkt, nur eine andere Schwierigkeit ein, nämlich die, daß man zuvor bestimmen
muß, wie viel Licht von jeder der beiden in Betracht kommenden Lichtquellen durch dieses
farbige Mittel absorbirt wird, und diese Arbeit ist dieselbe, welche man vermeiden wollte, da
hier wiederum die Bestimmung der Helligkeit verschiedener Farben nothwendig wird. Man
muß daher in der That von allen diesen Hilfsmitteln Abstand nehmen.

Wir geben in Fig. 524 (Seite 721) eine Ansicht jenes Locales, welches bei
der Ausstellung für Elektricität in München (1882) zu photometrischen Beobachtungen
diente. Dieses Meßzimmer enthielt zwei Photometerlineale A B und B C (Schema,
Fig. 523) von sechs, beziehungsweise zwölf Meter Länge. Bei A konnte man die
Normalkerze oder einen Argandgasbrenner (I) anbringen. In II wurde ein Ein-
lochbrenner aufgestellt, dessen Oeffnung einen Millimeter im Durchmesser besaß.
Bei B befand sich ein Siemens'scher Intensivgasbrenner oder eine Glühlichtlampe
und bei C die zu prüfende Bogenlampe. In a und b hat man sich die verschieb-
baren Bunsen'schen Papierschirme zu denken und bei G G Gasmeß-Apparate, vor
welchen der Hauptregulator R eingeschaltet war. Als Lichteinheit wurde die

[Abbildung] Fig. 523.

Lichtmessung der Bogenlampen.

Spermaceti-Kerze zu Grunde gelegt. Diese verglich man vor jeder Messung mit dem
Einloch-Gasbrenner II durch das auf dem Lineale A B befindliche Photometer a;
dieser Brenner erhält sein Gas durch den für eine Kerze Leuchtkraft bestimmten
Gasmesser. Man ersetzte dann die Normalkerze durch den Einlochbrenner und
verglich dessen Flamme mit jener des in A aufgestellten Argandbrenners, der durch
einen Gasmesser für 16 Kerzen gespeist wurde. Hierauf folgte die Vergleichung
der Lichtstärken dieses Argandbrenners in A mit einem in B aufgestellten Siemens-
schen Intensivbrenner, der sein Gas aus einem Gasmesser für 30 Flammen bezog.
Der Siemens-Brenner diente dann endlich als Maß für die bei C aufgehängte
Bogenlampe. Der ungleichförmigen Lichtausstrahlung einer Bogenlampe wurde
durch Messen der Lichtstärke in horizontaler Richtung, unter einem Winkel von
30 und einem von 60 Graden, Rechnung getragen; außerdem maß man auch
unter einem vom Fabrikanten speciell angegebenen Winkel. Man bediente sich hierzu
eines Spiegels s, welcher um eine horizontale Axe drehbar war, indeß die Lampe L
in genau bestimmten Höhen aufgehängt wurde. Das Vergleichen von Lichtern sehr
verschiedener Intensität wurde also durch Benützung von Zwischenlichtern vermieden
und eben hierdurch auch die Differenz der Farben nach Möglichkeit verringert.

gleicher Farbe zur Beurtheilung gelangen laſſen. Es tritt dann aber, wie Dr. Krüß ganz
richtig bemerkt, nur eine andere Schwierigkeit ein, nämlich die, daß man zuvor beſtimmen
muß, wie viel Licht von jeder der beiden in Betracht kommenden Lichtquellen durch dieſes
farbige Mittel abſorbirt wird, und dieſe Arbeit iſt dieſelbe, welche man vermeiden wollte, da
hier wiederum die Beſtimmung der Helligkeit verſchiedener Farben nothwendig wird. Man
muß daher in der That von allen dieſen Hilfsmitteln Abſtand nehmen.

Wir geben in Fig. 524 (Seite 721) eine Anſicht jenes Locales, welches bei
der Ausſtellung für Elektricität in München (1882) zu photometriſchen Beobachtungen
diente. Dieſes Meßzimmer enthielt zwei Photometerlineale A B und B C (Schema,
Fig. 523) von ſechs, beziehungsweiſe zwölf Meter Länge. Bei A konnte man die
Normalkerze oder einen Argandgasbrenner (I) anbringen. In II wurde ein Ein-
lochbrenner aufgeſtellt, deſſen Oeffnung einen Millimeter im Durchmeſſer beſaß.
Bei B befand ſich ein Siemens’ſcher Intenſivgasbrenner oder eine Glühlichtlampe
und bei C die zu prüfende Bogenlampe. In a und b hat man ſich die verſchieb-
baren Bunſen’ſchen Papierſchirme zu denken und bei G G Gasmeß-Apparate, vor
welchen der Hauptregulator R eingeſchaltet war. Als Lichteinheit wurde die

[Abbildung] Fig. 523.

Lichtmeſſung der Bogenlampen.

Spermaceti-Kerze zu Grunde gelegt. Dieſe verglich man vor jeder Meſſung mit dem
Einloch-Gasbrenner II durch das auf dem Lineale A B befindliche Photometer a;
dieſer Brenner erhält ſein Gas durch den für eine Kerze Leuchtkraft beſtimmten
Gasmeſſer. Man erſetzte dann die Normalkerze durch den Einlochbrenner und
verglich deſſen Flamme mit jener des in A aufgeſtellten Argandbrenners, der durch
einen Gasmeſſer für 16 Kerzen geſpeiſt wurde. Hierauf folgte die Vergleichung
der Lichtſtärken dieſes Argandbrenners in A mit einem in B aufgeſtellten Siemens-
ſchen Intenſivbrenner, der ſein Gas aus einem Gasmeſſer für 30 Flammen bezog.
Der Siemens-Brenner diente dann endlich als Maß für die bei C aufgehängte
Bogenlampe. Der ungleichförmigen Lichtausſtrahlung einer Bogenlampe wurde
durch Meſſen der Lichtſtärke in horizontaler Richtung, unter einem Winkel von
30 und einem von 60 Graden, Rechnung getragen; außerdem maß man auch
unter einem vom Fabrikanten ſpeciell angegebenen Winkel. Man bediente ſich hierzu
eines Spiegels s, welcher um eine horizontale Axe drehbar war, indeß die Lampe L
in genau beſtimmten Höhen aufgehängt wurde. Das Vergleichen von Lichtern ſehr
verſchiedener Intenſität wurde alſo durch Benützung von Zwiſchenlichtern vermieden
und eben hierdurch auch die Differenz der Farben nach Möglichkeit verringert.

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[716/0730] gleicher Farbe zur Beurtheilung gelangen laſſen. Es tritt dann aber, wie Dr. Krüß ganz richtig bemerkt, nur eine andere Schwierigkeit ein, nämlich die, daß man zuvor beſtimmen muß, wie viel Licht von jeder der beiden in Betracht kommenden Lichtquellen durch dieſes farbige Mittel abſorbirt wird, und dieſe Arbeit iſt dieſelbe, welche man vermeiden wollte, da hier wiederum die Beſtimmung der Helligkeit verſchiedener Farben nothwendig wird. Man muß daher in der That von allen dieſen Hilfsmitteln Abſtand nehmen. Wir geben in Fig. 524 (Seite 721) eine Anſicht jenes Locales, welches bei der Ausſtellung für Elektricität in München (1882) zu photometriſchen Beobachtungen diente. Dieſes Meßzimmer enthielt zwei Photometerlineale A B und B C (Schema, Fig. 523) von ſechs, beziehungsweiſe zwölf Meter Länge. Bei A konnte man die Normalkerze oder einen Argandgasbrenner (I) anbringen. In II wurde ein Ein- lochbrenner aufgeſtellt, deſſen Oeffnung einen Millimeter im Durchmeſſer beſaß. Bei B befand ſich ein Siemens’ſcher Intenſivgasbrenner oder eine Glühlichtlampe und bei C die zu prüfende Bogenlampe. In a und b hat man ſich die verſchieb- baren Bunſen’ſchen Papierſchirme zu denken und bei G G Gasmeß-Apparate, vor welchen der Hauptregulator R eingeſchaltet war. Als Lichteinheit wurde die [Abbildung Fig. 523. Lichtmeſſung der Bogenlampen.] Spermaceti-Kerze zu Grunde gelegt. Dieſe verglich man vor jeder Meſſung mit dem Einloch-Gasbrenner II durch das auf dem Lineale A B befindliche Photometer a; dieſer Brenner erhält ſein Gas durch den für eine Kerze Leuchtkraft beſtimmten Gasmeſſer. Man erſetzte dann die Normalkerze durch den Einlochbrenner und verglich deſſen Flamme mit jener des in A aufgeſtellten Argandbrenners, der durch einen Gasmeſſer für 16 Kerzen geſpeiſt wurde. Hierauf folgte die Vergleichung der Lichtſtärken dieſes Argandbrenners in A mit einem in B aufgeſtellten Siemens- ſchen Intenſivbrenner, der ſein Gas aus einem Gasmeſſer für 30 Flammen bezog. Der Siemens-Brenner diente dann endlich als Maß für die bei C aufgehängte Bogenlampe. Der ungleichförmigen Lichtausſtrahlung einer Bogenlampe wurde durch Meſſen der Lichtſtärke in horizontaler Richtung, unter einem Winkel von 30 und einem von 60 Graden, Rechnung getragen; außerdem maß man auch unter einem vom Fabrikanten ſpeciell angegebenen Winkel. Man bediente ſich hierzu eines Spiegels s, welcher um eine horizontale Axe drehbar war, indeß die Lampe L in genau beſtimmten Höhen aufgehängt wurde. Das Vergleichen von Lichtern ſehr verſchiedener Intenſität wurde alſo durch Benützung von Zwiſchenlichtern vermieden und eben hierdurch auch die Differenz der Farben nach Möglichkeit verringert.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/730>, abgerufen am 22.11.2024.