Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dieser Operation noch zu porös. Um die Poren auszufüllen, werden die
Stäbe in einen sehr concentrirten Syrup von Rohrzucker oder Caramelzucker
gebracht und 2 bis 3 Stunden gekocht. Während dieser Periode kühlt man die
Kohlenstäbe einigemale stark ab, damit der Luftdruck den Syrup in alle Poren
hineinpressen kann. Die Kohlen werden dann zur Entfernung des an ihrer Ober-
fläche noch haftenden Syrups mit Wasser abgespült und einem abermaligen Brennen
unterworfen. Diese Operationen müssen so oft wiederholt werden, bis die Kohlen
eine hinreichende Dichte und genügende Härte erreicht haben.

Sehr beliebt und daher auch häufig angewandt sind gegenwärtig die Kohlen
der Gebrüder Siemens; die Art ihrer Erzeugung wird jedoch geheim gehalten.

[Abbildung] Fig. 514.
[Abbildung] Fig. 515.

Apparate zur Darstellung der Lampenkohlen.

In Wien fabricirt Hardtmuth Lampenkohlen verschiedener Dimensionen; doch ist
auch über die Herstellung dieser nichts bekannt geworden.

Napoli benützt zur Fabrication seiner Kohlenstäbe eigens zu diesem Zwecke
dargestellte Retortenkohle, indem er Goudron einer trockenen Destillation unterwirft.
Die Kohle wird gemahlen, auf Schüttelsieben gesiebt und kommt dann in ein Gefäß,
in welchem sich ein Paar Mühlsteine bewegen. Durch Beifügung einer bestimmten
Quantität Goudron und die Bewegung der Mühlsteine entsteht ein gleichmäßiger
Brei, der in die Presse gebracht wird. Diese ist in Fig. 514 im Längsschnitte
dargestellt. Der Preßcylinder besteht aus zwei miteinander verschraubten Gußtheilen,
deren unterer gekrümmt ist und drei Mundstücke trägt. Die Krümmung des Preß-
cylinders hat sich als nothwendig herausgestellt, da wegen der Zähigkeit der Masse
der Druck sich nicht gleichmäßig fortpflanzt und daher auch kein homogenes Product
erhalten werden konnte. Den Preßcylinder umschließt ein Dampfrohr, um die

nach dieſer Operation noch zu porös. Um die Poren auszufüllen, werden die
Stäbe in einen ſehr concentrirten Syrup von Rohrzucker oder Caramelzucker
gebracht und 2 bis 3 Stunden gekocht. Während dieſer Periode kühlt man die
Kohlenſtäbe einigemale ſtark ab, damit der Luftdruck den Syrup in alle Poren
hineinpreſſen kann. Die Kohlen werden dann zur Entfernung des an ihrer Ober-
fläche noch haftenden Syrups mit Waſſer abgeſpült und einem abermaligen Brennen
unterworfen. Dieſe Operationen müſſen ſo oft wiederholt werden, bis die Kohlen
eine hinreichende Dichte und genügende Härte erreicht haben.

Sehr beliebt und daher auch häufig angewandt ſind gegenwärtig die Kohlen
der Gebrüder Siemens; die Art ihrer Erzeugung wird jedoch geheim gehalten.

[Abbildung] Fig. 514.
[Abbildung] Fig. 515.

Apparate zur Darſtellung der Lampenkohlen.

In Wien fabricirt Hardtmuth Lampenkohlen verſchiedener Dimenſionen; doch iſt
auch über die Herſtellung dieſer nichts bekannt geworden.

Napoli benützt zur Fabrication ſeiner Kohlenſtäbe eigens zu dieſem Zwecke
dargeſtellte Retortenkohle, indem er Goudron einer trockenen Deſtillation unterwirft.
Die Kohle wird gemahlen, auf Schüttelſieben geſiebt und kommt dann in ein Gefäß,
in welchem ſich ein Paar Mühlſteine bewegen. Durch Beifügung einer beſtimmten
Quantität Goudron und die Bewegung der Mühlſteine entſteht ein gleichmäßiger
Brei, der in die Preſſe gebracht wird. Dieſe iſt in Fig. 514 im Längsſchnitte
dargeſtellt. Der Preßcylinder beſteht aus zwei miteinander verſchraubten Gußtheilen,
deren unterer gekrümmt iſt und drei Mundſtücke trägt. Die Krümmung des Preß-
cylinders hat ſich als nothwendig herausgeſtellt, da wegen der Zähigkeit der Maſſe
der Druck ſich nicht gleichmäßig fortpflanzt und daher auch kein homogenes Product
erhalten werden konnte. Den Preßcylinder umſchließt ein Dampfrohr, um die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0714" n="700"/>
nach die&#x017F;er Operation noch zu porös. Um die Poren auszufüllen, werden die<lb/>
Stäbe in einen &#x017F;ehr concentrirten Syrup von Rohrzucker oder Caramelzucker<lb/>
gebracht und 2 bis 3 Stunden gekocht. Während die&#x017F;er Periode kühlt man die<lb/>
Kohlen&#x017F;täbe einigemale &#x017F;tark ab, damit der Luftdruck den Syrup in alle Poren<lb/>
hineinpre&#x017F;&#x017F;en kann. Die Kohlen werden dann zur Entfernung des an ihrer Ober-<lb/>
fläche noch haftenden Syrups mit Wa&#x017F;&#x017F;er abge&#x017F;pült und einem abermaligen Brennen<lb/>
unterworfen. Die&#x017F;e Operationen mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o oft wiederholt werden, bis die Kohlen<lb/>
eine hinreichende Dichte und genügende Härte erreicht haben.</p><lb/>
              <p>Sehr beliebt und daher auch häufig angewandt &#x017F;ind gegenwärtig die Kohlen<lb/>
der <hi rendition="#g">Gebrüder Siemens</hi>; die Art ihrer Erzeugung wird jedoch geheim gehalten.<lb/><figure><head>Fig. 514.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 515.</head><lb/><p>Apparate zur Dar&#x017F;tellung der Lampenkohlen.</p></figure><lb/>
In Wien fabricirt <hi rendition="#g">Hardtmuth</hi> Lampenkohlen ver&#x017F;chiedener Dimen&#x017F;ionen; doch i&#x017F;t<lb/>
auch über die Her&#x017F;tellung die&#x017F;er nichts bekannt geworden.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Napoli</hi> benützt zur Fabrication &#x017F;einer Kohlen&#x017F;täbe eigens zu die&#x017F;em Zwecke<lb/>
darge&#x017F;tellte Retortenkohle, indem er Goudron einer trockenen De&#x017F;tillation unterwirft.<lb/>
Die Kohle wird gemahlen, auf Schüttel&#x017F;ieben ge&#x017F;iebt und kommt dann in ein Gefäß,<lb/>
in welchem &#x017F;ich ein Paar Mühl&#x017F;teine bewegen. Durch Beifügung einer be&#x017F;timmten<lb/>
Quantität Goudron und die Bewegung der Mühl&#x017F;teine ent&#x017F;teht ein gleichmäßiger<lb/>
Brei, der in die Pre&#x017F;&#x017F;e gebracht wird. Die&#x017F;e i&#x017F;t in Fig. 514 im Längs&#x017F;chnitte<lb/>
darge&#x017F;tellt. Der Preßcylinder be&#x017F;teht aus zwei miteinander ver&#x017F;chraubten Gußtheilen,<lb/>
deren unterer gekrümmt i&#x017F;t und drei Mund&#x017F;tücke trägt. Die Krümmung des Preß-<lb/>
cylinders hat &#x017F;ich als nothwendig herausge&#x017F;tellt, da wegen der Zähigkeit der Ma&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der Druck &#x017F;ich nicht gleichmäßig fortpflanzt und daher auch kein homogenes Product<lb/>
erhalten werden konnte. Den Preßcylinder um&#x017F;chließt ein Dampfrohr, um die<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[700/0714] nach dieſer Operation noch zu porös. Um die Poren auszufüllen, werden die Stäbe in einen ſehr concentrirten Syrup von Rohrzucker oder Caramelzucker gebracht und 2 bis 3 Stunden gekocht. Während dieſer Periode kühlt man die Kohlenſtäbe einigemale ſtark ab, damit der Luftdruck den Syrup in alle Poren hineinpreſſen kann. Die Kohlen werden dann zur Entfernung des an ihrer Ober- fläche noch haftenden Syrups mit Waſſer abgeſpült und einem abermaligen Brennen unterworfen. Dieſe Operationen müſſen ſo oft wiederholt werden, bis die Kohlen eine hinreichende Dichte und genügende Härte erreicht haben. Sehr beliebt und daher auch häufig angewandt ſind gegenwärtig die Kohlen der Gebrüder Siemens; die Art ihrer Erzeugung wird jedoch geheim gehalten. [Abbildung Fig. 514.] [Abbildung Fig. 515. Apparate zur Darſtellung der Lampenkohlen.] In Wien fabricirt Hardtmuth Lampenkohlen verſchiedener Dimenſionen; doch iſt auch über die Herſtellung dieſer nichts bekannt geworden. Napoli benützt zur Fabrication ſeiner Kohlenſtäbe eigens zu dieſem Zwecke dargeſtellte Retortenkohle, indem er Goudron einer trockenen Deſtillation unterwirft. Die Kohle wird gemahlen, auf Schüttelſieben geſiebt und kommt dann in ein Gefäß, in welchem ſich ein Paar Mühlſteine bewegen. Durch Beifügung einer beſtimmten Quantität Goudron und die Bewegung der Mühlſteine entſteht ein gleichmäßiger Brei, der in die Preſſe gebracht wird. Dieſe iſt in Fig. 514 im Längsſchnitte dargeſtellt. Der Preßcylinder beſteht aus zwei miteinander verſchraubten Gußtheilen, deren unterer gekrümmt iſt und drei Mundſtücke trägt. Die Krümmung des Preß- cylinders hat ſich als nothwendig herausgeſtellt, da wegen der Zähigkeit der Maſſe der Druck ſich nicht gleichmäßig fortpflanzt und daher auch kein homogenes Product erhalten werden konnte. Den Preßcylinder umſchließt ein Dampfrohr, um die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/714
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/714>, abgerufen am 22.11.2024.