jener Männer, welche sich um die Darstellung brauchbarer Kohlenstäbe Verdienste erworben haben, alle aufzuzählen -- die Reihe ist eine stattliche -- mögen hier nur einige genannt werden.
Jacquelain versuchte die künstliche Darstellung der Retortenkohle unter Vermeidung jener Umstände, welche deren Verunreinigung mit mineralischen Bestand- theilen bewirken. Er nahm Theer, welcher als Destillationsproduct frei von allen nicht flüchtigen Bestandtheilen ist, und zersetzte diesen an stark erhitzten Flächen. Die auf solche Weise erzeugte Retortenkohle wurde in Stäbe zersägt und war hart und dicht wie die Retortenkohle. Sie lieferte ein vollkommen ruhiges Licht, dessen Intensität um 25 Procent höher war als jene, welche man, gleiche Strom- intensität vorausgesetzt, mit gewöhnlichen Retortenkohlen erzielen konnte. Leider gestaltet sich die Herstellung derartiger Kohlenstäbe zu kostspielig; es erfordert viel Arbeit, das sehr harte Material in Stäbe zu zersägen, und überdies gehen eine Menge Abfälle verloren.
In neuerer Zeit hat Jacquelain folgendes Verfahren zur Darstellung reiner Kohlen angegeben: Prismatische Gaskohlenstäbe werden erst bei Weißgluth mindestens 30 Stunden einem Chlorstrom, dann zur Ausfüllung ihrer Poren weißglühend in einem Cylinder von unschmelzbarem Thon langsam den Dämpfen von schwerem Steinkohlentheeröl ausgesetzt. Auch werden die Kohlen mit geschmolzenem Natron und dann mit destillirtem Wasser behandelt, um Kieselsäure und Thonerde zu ent- fernen; darauf mit Salzsäure und destillirtem Wasser zur Entfernung des Eisens und der alkalischen Erden. Endlich kann man die Kohlen in einem mit 1 Vol. Fluorwasserstoffsäure und 2 Vol. Wasser gefüllten Bleitrog 24 bis 28 Stunden bei 15 bis 25 Grad Celsius einsenken, waschen und während 3 bis 5 Stunden carbonisiren. Bei gleichen Verhältnissen betrugen bei Erzeugung des Lichtbogens die Verluste v der Kohlen in Grammen in 24 Stunden und die Helligkeiten h, verglichen mit denen einer Carcellampe:
[Tabelle]
Die gereinigten Kohlen geben ein constantes Licht, die nicht gereinigten ein unstätes.
Große Verdienste um die Herstellung der Lichtkohlen hat sich Carre erworben. Nach langwierigen und eingehenden Versuchen kam er endlich zu einem Verfahren, welches er sich im Jahre 1876 patentiren ließ. Er empfiehlt hierin ein Gemenge von gepulvertem Coaks, calcinirtem Ruß und einem eigenen Syrup, der aus 30 Theilen Rohrzucker und 12 Theilen Gummi bereitet ist. Von diesem Syrup werden 7 bis 8 Theile mit 5 Theilen Ruß und 15 Theilen Coaks vermischt. Der hierzu verwendete Coaks muß aus dem besten Materiale erzeugt sein, fein gemahlen und durch Wasser oder heiße Säuren gewaschen werden. Das ganze Gemenge wird mit etwas Wasser zu einem Teige verarbeitet, dieser comprimirt und durch eine Presse in die Form von Stäben gebracht. Die so erhaltenen Stäbe kommen dann in Tiegeln und werden längere Zeit einer hohen Temperatur ausgesetzt. Das ein- malige Glühen genügt jedoch nicht zur Herstellung consistenter Kohlen; sie sind
jener Männer, welche ſich um die Darſtellung brauchbarer Kohlenſtäbe Verdienſte erworben haben, alle aufzuzählen — die Reihe iſt eine ſtattliche — mögen hier nur einige genannt werden.
Jacquelain verſuchte die künſtliche Darſtellung der Retortenkohle unter Vermeidung jener Umſtände, welche deren Verunreinigung mit mineraliſchen Beſtand- theilen bewirken. Er nahm Theer, welcher als Deſtillationsproduct frei von allen nicht flüchtigen Beſtandtheilen iſt, und zerſetzte dieſen an ſtark erhitzten Flächen. Die auf ſolche Weiſe erzeugte Retortenkohle wurde in Stäbe zerſägt und war hart und dicht wie die Retortenkohle. Sie lieferte ein vollkommen ruhiges Licht, deſſen Intenſität um 25 Procent höher war als jene, welche man, gleiche Strom- intenſität vorausgeſetzt, mit gewöhnlichen Retortenkohlen erzielen konnte. Leider geſtaltet ſich die Herſtellung derartiger Kohlenſtäbe zu koſtſpielig; es erfordert viel Arbeit, das ſehr harte Material in Stäbe zu zerſägen, und überdies gehen eine Menge Abfälle verloren.
In neuerer Zeit hat Jacquelain folgendes Verfahren zur Darſtellung reiner Kohlen angegeben: Prismatiſche Gaskohlenſtäbe werden erſt bei Weißgluth mindeſtens 30 Stunden einem Chlorſtrom, dann zur Ausfüllung ihrer Poren weißglühend in einem Cylinder von unſchmelzbarem Thon langſam den Dämpfen von ſchwerem Steinkohlentheeröl ausgeſetzt. Auch werden die Kohlen mit geſchmolzenem Natron und dann mit deſtillirtem Waſſer behandelt, um Kieſelſäure und Thonerde zu ent- fernen; darauf mit Salzſäure und deſtillirtem Waſſer zur Entfernung des Eiſens und der alkaliſchen Erden. Endlich kann man die Kohlen in einem mit 1 Vol. Fluorwaſſerſtoffſäure und 2 Vol. Waſſer gefüllten Bleitrog 24 bis 28 Stunden bei 15 bis 25 Grad Celſius einſenken, waſchen und während 3 bis 5 Stunden carboniſiren. Bei gleichen Verhältniſſen betrugen bei Erzeugung des Lichtbogens die Verluſte v der Kohlen in Grammen in 24 Stunden und die Helligkeiten h, verglichen mit denen einer Carcellampe:
[Tabelle]
Die gereinigten Kohlen geben ein conſtantes Licht, die nicht gereinigten ein unſtätes.
Große Verdienſte um die Herſtellung der Lichtkohlen hat ſich Carré erworben. Nach langwierigen und eingehenden Verſuchen kam er endlich zu einem Verfahren, welches er ſich im Jahre 1876 patentiren ließ. Er empfiehlt hierin ein Gemenge von gepulvertem Coaks, calcinirtem Ruß und einem eigenen Syrup, der aus 30 Theilen Rohrzucker und 12 Theilen Gummi bereitet iſt. Von dieſem Syrup werden 7 bis 8 Theile mit 5 Theilen Ruß und 15 Theilen Coaks vermiſcht. Der hierzu verwendete Coaks muß aus dem beſten Materiale erzeugt ſein, fein gemahlen und durch Waſſer oder heiße Säuren gewaſchen werden. Das ganze Gemenge wird mit etwas Waſſer zu einem Teige verarbeitet, dieſer comprimirt und durch eine Preſſe in die Form von Stäben gebracht. Die ſo erhaltenen Stäbe kommen dann in Tiegeln und werden längere Zeit einer hohen Temperatur ausgeſetzt. Das ein- malige Glühen genügt jedoch nicht zur Herſtellung conſiſtenter Kohlen; ſie ſind
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jener Männer, welche ſich um die Darſtellung brauchbarer Kohlenſtäbe Verdienſte
erworben haben, alle aufzuzählen — die Reihe iſt eine ſtattliche — mögen hier
nur einige genannt werden.
Jacquelain verſuchte die künſtliche Darſtellung der Retortenkohle unter
Vermeidung jener Umſtände, welche deren Verunreinigung mit mineraliſchen Beſtand-
theilen bewirken. Er nahm Theer, welcher als Deſtillationsproduct frei von allen
nicht flüchtigen Beſtandtheilen iſt, und zerſetzte dieſen an ſtark erhitzten Flächen.
Die auf ſolche Weiſe erzeugte Retortenkohle wurde in Stäbe zerſägt und war
hart und dicht wie die Retortenkohle. Sie lieferte ein vollkommen ruhiges Licht,
deſſen Intenſität um 25 Procent höher war als jene, welche man, gleiche Strom-
intenſität vorausgeſetzt, mit gewöhnlichen Retortenkohlen erzielen konnte. Leider
geſtaltet ſich die Herſtellung derartiger Kohlenſtäbe zu koſtſpielig; es erfordert viel
Arbeit, das ſehr harte Material in Stäbe zu zerſägen, und überdies gehen eine
Menge Abfälle verloren.
In neuerer Zeit hat Jacquelain folgendes Verfahren zur Darſtellung reiner
Kohlen angegeben: Prismatiſche Gaskohlenſtäbe werden erſt bei Weißgluth mindeſtens
30 Stunden einem Chlorſtrom, dann zur Ausfüllung ihrer Poren weißglühend in
einem Cylinder von unſchmelzbarem Thon langſam den Dämpfen von ſchwerem
Steinkohlentheeröl ausgeſetzt. Auch werden die Kohlen mit geſchmolzenem Natron
und dann mit deſtillirtem Waſſer behandelt, um Kieſelſäure und Thonerde zu ent-
fernen; darauf mit Salzſäure und deſtillirtem Waſſer zur Entfernung des Eiſens
und der alkaliſchen Erden. Endlich kann man die Kohlen in einem mit 1 Vol.
Fluorwaſſerſtoffſäure und 2 Vol. Waſſer gefüllten Bleitrog 24 bis 28 Stunden
bei 15 bis 25 Grad Celſius einſenken, waſchen und während 3 bis 5 Stunden
carboniſiren. Bei gleichen Verhältniſſen betrugen bei Erzeugung des Lichtbogens
die Verluſte v der Kohlen in Grammen in 24 Stunden und die Helligkeiten h,
verglichen mit denen einer Carcellampe:
Die gereinigten Kohlen geben ein conſtantes Licht, die nicht gereinigten ein
unſtätes.
Große Verdienſte um die Herſtellung der Lichtkohlen hat ſich Carré erworben.
Nach langwierigen und eingehenden Verſuchen kam er endlich zu einem Verfahren,
welches er ſich im Jahre 1876 patentiren ließ. Er empfiehlt hierin ein Gemenge
von gepulvertem Coaks, calcinirtem Ruß und einem eigenen Syrup, der aus 30
Theilen Rohrzucker und 12 Theilen Gummi bereitet iſt. Von dieſem Syrup werden
7 bis 8 Theile mit 5 Theilen Ruß und 15 Theilen Coaks vermiſcht. Der hierzu
verwendete Coaks muß aus dem beſten Materiale erzeugt ſein, fein gemahlen und
durch Waſſer oder heiße Säuren gewaſchen werden. Das ganze Gemenge wird mit
etwas Waſſer zu einem Teige verarbeitet, dieſer comprimirt und durch eine Preſſe
in die Form von Stäben gebracht. Die ſo erhaltenen Stäbe kommen dann in
Tiegeln und werden längere Zeit einer hohen Temperatur ausgeſetzt. Das ein-
malige Glühen genügt jedoch nicht zur Herſtellung conſiſtenter Kohlen; ſie ſind
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/713>, abgerufen am 21.11.2024.
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