Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

durch jenen Daumen, welcher gerade in eines der mit Quecksilber gefüllten Fächer
taucht, und von diesem durch die entsprechende Kerze wieder zur Maschine zurück.
Eine Drehung der Welle bewirkt das Eintauchen eines nächsten Daumens in das
ihm entsprechende Fach, daher die Einschaltung einer neuen Kerze. Inzwischen hat
sich der Metallstreifen der ausgebrannten Kerze etwas abgekühlt und den Contact
wieder aufgehoben, wodurch der Magnet stromlos wird, der Anker abfällt und
durch seinen oberen Sperrhaken das Sternrad an einer weiteren Drehung verhindert.

Diese Vorrichtung verhindert allerdings ein Erlöschen der Lampe, aber auch
nur in der Weise, daß an Stelle der einen Kerze eine andere zum Brennen gebracht
wird, ohne Rücksicht darauf, ob erstere Kerze ganz ausgebrannt ist oder in Folge
einer anderen Ursache aufhört zu leuchten. Das Wiederanzünden einer ausgegangenen
aber nicht ausgebrannten Kerze ermöglichten verschiedene Constructeure dadurch,
daß sie statt des festen Isolirungsmittels zwischen beiden Kohlenstäben Luft anwandten
und eine Kohle beweglich machten. Hierher zählen die Kerzen von Wilde, Morin,
Jamin, Siemens & Halske
u. s. w.

Wilde trennt die beiden vertical und parallel nebeneinander gestellten Kohlenstäbe durch
eine beiläufig drei Millimeter dicke Luftschichte. Der eine Kohlenstab ist an seiner Unterlage
stabil befestigt, der zweite an einem rechtwinkeligen, beweglichen Theile derart angebracht, daß
vor dem Anzünden der Kerze die an diesem Theile befindliche Kohle sich an die feststehende
anlegt, sobald aber ein Strom die Kerze passirt, von der feststehenden Kohle durch einen
Elektromagnet getrennt und zu ihr parallel gestellt wird. Die Kerze bedarf daher keines
Zünders und stellt auch beim zufälligen Erlöschen selbstthätig den Voltabogen wieder her;
das Licht zeigt jedoch sehr häufige Schwankungen in Folge der Wirkung des Magnetes.

Morin vermeidet diesen Uebelstand dadurch, daß er an Stelle des Elektromagnetes
eine Art Solenoid benützt, welches durch seinen Eisenkern einen auf die Kerze wirkenden
Excenter in Bewegung setzt. Bei der für eine Kerze bestimmten Lampe (Fig. 503) ist die
eine Kohle C', wie bei Wilde, mit ihrem Träger unverrückbar verbunden, hingegen die
Kohle C beweglich. Innerhalb des nach Art der Galvanometerspulen gewundenen Sole-
noides S befindet sich eine rechteckige Eisenlamelle A, die sich um eine horizontale Axe X
drehen kann. Die Lamelle wird sich auf die Windungen von S senkrecht zu stellen suchen,
sobald diese ein Strom durchfließt; sind die Drahtwindungen hingegen stromlos, so wird die
Lamelle durch eine Feder in eine zu der Windungsrichtung des Solenoides etwas geneigte
Lage zurückgezogen. Auf der Drehungsaxe der Lamelle ist der Excenter E aufgesetzt, der mit
seinem Umfange auf dem Träger der Kohle C schleift. Letzterer wird durch die federnde
Platte f gehalten und gegen den Excenter angedrückt. So lange kein Strom durch die Lampe
geht, berühren sich die beiden Kohlen; läßt man aber den Strom eintreten, so dreht sich die
Eisenlamelle A mit dem auf ihrer Axe aufgesetzten Excenter und entfernt hierdurch beide
Kohlen voneinander. In dieser Weise wird der Lichtbogen gebildet; sollte die Kerze aus
irgend einer Ursache erlöschen, so zieht die früher erwähnte Feder die Eisenlamelle wieder in
ihre ursprüngliche Stellung zurück und dreht hierdurch den Excenter derart, daß sich die
beiden Kohlen wieder berühren, also der Stromschluß neuerdings hergestellt wird.

Ist die Lampe für längere Brenndauer bestimmt, so müssen ebenso wie bei Jablochkoff
zwei oder mehr Kerzen in derselben angebracht sein. So stellt Fig. 504 eine solche Lampe
mit vier Kerzen dar. Bei dieser ist das Solenoid S horizontal angeordnet und dreht sich
die Eisenlamelle A um eine verticale Axe. Auf letzterer ist oberhalb der Lamelle A eine
horizontale Scheibe aufgesetzt, welche mit vier Excentern versehen ist, entsprechend den vier
beweglichen Kohlenstäben C. Die äußeren Kohlen C' sind auf unbeweglichen Ständern befestigt.
Damit eine Kerze nach der andern und nicht vor dem gänzlichen Abbrennen der vorhergehenden
angezündet wird, sind die Excenter auf der Scheibe derart vertheilt, daß der Excenter einer
Kerze erst dann zur Wirksamkeit kommen kann, wenn der Excenter der vorhergehenden Kerze
keinen Stromschluß (keine Berührung der Kohlen) mehr herstellen kann, weil die Kerze bereits
ausgebrannt ist. Die Herstellung eines Stromschlusses beim gänzlichen Abbrennen einer Kerze
wird aber in folgender Weise unmöglich gemacht: Die Kohle C' wird dadurch in ihrer
verticalen Stellung gehalten, daß eine Feder r von innen auf sie drückt, während sie sich
außenhin gegen einen bei Z angebrachten Zinkdraht lehnt. Ist die Kerze bis nach Z herunter-
gebrannt, so schmilzt durch die Hitze des Voltabogens der Zinkdraht ab, und die Feder r

Urbanitzky: Elektricität. 44

durch jenen Daumen, welcher gerade in eines der mit Queckſilber gefüllten Fächer
taucht, und von dieſem durch die entſprechende Kerze wieder zur Maſchine zurück.
Eine Drehung der Welle bewirkt das Eintauchen eines nächſten Daumens in das
ihm entſprechende Fach, daher die Einſchaltung einer neuen Kerze. Inzwiſchen hat
ſich der Metallſtreifen der ausgebrannten Kerze etwas abgekühlt und den Contact
wieder aufgehoben, wodurch der Magnet ſtromlos wird, der Anker abfällt und
durch ſeinen oberen Sperrhaken das Sternrad an einer weiteren Drehung verhindert.

Dieſe Vorrichtung verhindert allerdings ein Erlöſchen der Lampe, aber auch
nur in der Weiſe, daß an Stelle der einen Kerze eine andere zum Brennen gebracht
wird, ohne Rückſicht darauf, ob erſtere Kerze ganz ausgebrannt iſt oder in Folge
einer anderen Urſache aufhört zu leuchten. Das Wiederanzünden einer ausgegangenen
aber nicht ausgebrannten Kerze ermöglichten verſchiedene Conſtructeure dadurch,
daß ſie ſtatt des feſten Iſolirungsmittels zwiſchen beiden Kohlenſtäben Luft anwandten
und eine Kohle beweglich machten. Hierher zählen die Kerzen von Wilde, Morin,
Jamin, Siemens & Halske
u. ſ. w.

Wilde trennt die beiden vertical und parallel nebeneinander geſtellten Kohlenſtäbe durch
eine beiläufig drei Millimeter dicke Luftſchichte. Der eine Kohlenſtab iſt an ſeiner Unterlage
ſtabil befeſtigt, der zweite an einem rechtwinkeligen, beweglichen Theile derart angebracht, daß
vor dem Anzünden der Kerze die an dieſem Theile befindliche Kohle ſich an die feſtſtehende
anlegt, ſobald aber ein Strom die Kerze paſſirt, von der feſtſtehenden Kohle durch einen
Elektromagnet getrennt und zu ihr parallel geſtellt wird. Die Kerze bedarf daher keines
Zünders und ſtellt auch beim zufälligen Erlöſchen ſelbſtthätig den Voltabogen wieder her;
das Licht zeigt jedoch ſehr häufige Schwankungen in Folge der Wirkung des Magnetes.

Morin vermeidet dieſen Uebelſtand dadurch, daß er an Stelle des Elektromagnetes
eine Art Solenoid benützt, welches durch ſeinen Eiſenkern einen auf die Kerze wirkenden
Excenter in Bewegung ſetzt. Bei der für eine Kerze beſtimmten Lampe (Fig. 503) iſt die
eine Kohle C', wie bei Wilde, mit ihrem Träger unverrückbar verbunden, hingegen die
Kohle C beweglich. Innerhalb des nach Art der Galvanometerſpulen gewundenen Sole-
noides S befindet ſich eine rechteckige Eiſenlamelle A, die ſich um eine horizontale Axe X
drehen kann. Die Lamelle wird ſich auf die Windungen von S ſenkrecht zu ſtellen ſuchen,
ſobald dieſe ein Strom durchfließt; ſind die Drahtwindungen hingegen ſtromlos, ſo wird die
Lamelle durch eine Feder in eine zu der Windungsrichtung des Solenoides etwas geneigte
Lage zurückgezogen. Auf der Drehungsaxe der Lamelle iſt der Excenter E aufgeſetzt, der mit
ſeinem Umfange auf dem Träger der Kohle C ſchleift. Letzterer wird durch die federnde
Platte f gehalten und gegen den Excenter angedrückt. So lange kein Strom durch die Lampe
geht, berühren ſich die beiden Kohlen; läßt man aber den Strom eintreten, ſo dreht ſich die
Eiſenlamelle A mit dem auf ihrer Axe aufgeſetzten Excenter und entfernt hierdurch beide
Kohlen voneinander. In dieſer Weiſe wird der Lichtbogen gebildet; ſollte die Kerze aus
irgend einer Urſache erlöſchen, ſo zieht die früher erwähnte Feder die Eiſenlamelle wieder in
ihre urſprüngliche Stellung zurück und dreht hierdurch den Excenter derart, daß ſich die
beiden Kohlen wieder berühren, alſo der Stromſchluß neuerdings hergeſtellt wird.

Iſt die Lampe für längere Brenndauer beſtimmt, ſo müſſen ebenſo wie bei Jablochkoff
zwei oder mehr Kerzen in derſelben angebracht ſein. So ſtellt Fig. 504 eine ſolche Lampe
mit vier Kerzen dar. Bei dieſer iſt das Solenoid S horizontal angeordnet und dreht ſich
die Eiſenlamelle A um eine verticale Axe. Auf letzterer iſt oberhalb der Lamelle A eine
horizontale Scheibe aufgeſetzt, welche mit vier Excentern verſehen iſt, entſprechend den vier
beweglichen Kohlenſtäben C. Die äußeren Kohlen C' ſind auf unbeweglichen Ständern befeſtigt.
Damit eine Kerze nach der andern und nicht vor dem gänzlichen Abbrennen der vorhergehenden
angezündet wird, ſind die Excenter auf der Scheibe derart vertheilt, daß der Excenter einer
Kerze erſt dann zur Wirkſamkeit kommen kann, wenn der Excenter der vorhergehenden Kerze
keinen Stromſchluß (keine Berührung der Kohlen) mehr herſtellen kann, weil die Kerze bereits
ausgebrannt iſt. Die Herſtellung eines Stromſchluſſes beim gänzlichen Abbrennen einer Kerze
wird aber in folgender Weiſe unmöglich gemacht: Die Kohle C' wird dadurch in ihrer
verticalen Stellung gehalten, daß eine Feder r von innen auf ſie drückt, während ſie ſich
außenhin gegen einen bei Z angebrachten Zinkdraht lehnt. Iſt die Kerze bis nach Z herunter-
gebrannt, ſo ſchmilzt durch die Hitze des Voltabogens der Zinkdraht ab, und die Feder r

Urbanitzky: Elektricität. 44
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0703" n="689"/>
durch jenen Daumen, welcher gerade in eines der mit Queck&#x017F;ilber gefüllten Fächer<lb/>
taucht, und von die&#x017F;em durch die ent&#x017F;prechende Kerze wieder zur Ma&#x017F;chine zurück.<lb/>
Eine Drehung der Welle bewirkt das Eintauchen eines näch&#x017F;ten Daumens in das<lb/>
ihm ent&#x017F;prechende Fach, daher die Ein&#x017F;chaltung einer neuen Kerze. Inzwi&#x017F;chen hat<lb/>
&#x017F;ich der Metall&#x017F;treifen der ausgebrannten Kerze etwas abgekühlt und den Contact<lb/>
wieder aufgehoben, wodurch der Magnet &#x017F;tromlos wird, der Anker abfällt und<lb/>
durch &#x017F;einen oberen Sperrhaken das Sternrad an einer weiteren Drehung verhindert.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;e Vorrichtung verhindert allerdings ein Erlö&#x017F;chen der Lampe, aber auch<lb/>
nur in der Wei&#x017F;e, daß an Stelle der einen Kerze eine andere zum Brennen gebracht<lb/>
wird, ohne Rück&#x017F;icht darauf, ob er&#x017F;tere Kerze ganz ausgebrannt i&#x017F;t oder in Folge<lb/>
einer anderen Ur&#x017F;ache aufhört zu leuchten. Das Wiederanzünden einer ausgegangenen<lb/>
aber nicht ausgebrannten Kerze ermöglichten ver&#x017F;chiedene Con&#x017F;tructeure dadurch,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;tatt des fe&#x017F;ten I&#x017F;olirungsmittels zwi&#x017F;chen beiden Kohlen&#x017F;täben Luft anwandten<lb/>
und eine Kohle beweglich machten. Hierher zählen die Kerzen von <hi rendition="#g">Wilde, Morin,<lb/>
Jamin, Siemens &amp; Halske</hi> u. &#x017F;. w.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#b">Wilde</hi> trennt die beiden vertical und parallel nebeneinander ge&#x017F;tellten Kohlen&#x017F;täbe durch<lb/>
eine beiläufig drei Millimeter dicke Luft&#x017F;chichte. Der eine Kohlen&#x017F;tab i&#x017F;t an &#x017F;einer Unterlage<lb/>
&#x017F;tabil befe&#x017F;tigt, der zweite an einem rechtwinkeligen, beweglichen Theile derart angebracht, daß<lb/>
vor dem Anzünden der Kerze die an die&#x017F;em Theile befindliche Kohle &#x017F;ich an die fe&#x017F;t&#x017F;tehende<lb/>
anlegt, &#x017F;obald aber ein Strom die Kerze pa&#x017F;&#x017F;irt, von der fe&#x017F;t&#x017F;tehenden Kohle durch einen<lb/>
Elektromagnet getrennt und zu ihr parallel ge&#x017F;tellt wird. Die Kerze bedarf daher keines<lb/>
Zünders und &#x017F;tellt auch beim zufälligen Erlö&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;tthätig den Voltabogen wieder her;<lb/>
das Licht zeigt jedoch &#x017F;ehr häufige Schwankungen in Folge der Wirkung des Magnetes.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#b">Morin</hi> vermeidet die&#x017F;en Uebel&#x017F;tand dadurch, daß er an Stelle des Elektromagnetes<lb/>
eine Art Solenoid benützt, welches durch &#x017F;einen Ei&#x017F;enkern einen auf die Kerze wirkenden<lb/>
Excenter in Bewegung &#x017F;etzt. Bei der für <hi rendition="#g">eine</hi> Kerze be&#x017F;timmten Lampe (Fig. 503) i&#x017F;t die<lb/>
eine Kohle <hi rendition="#aq">C</hi>', wie bei Wilde, mit ihrem Träger unverrückbar verbunden, hingegen die<lb/>
Kohle <hi rendition="#aq">C</hi> beweglich. Innerhalb des nach Art der Galvanometer&#x017F;pulen gewundenen Sole-<lb/>
noides <hi rendition="#aq">S</hi> befindet &#x017F;ich eine rechteckige Ei&#x017F;enlamelle <hi rendition="#aq">A</hi>, die &#x017F;ich um eine horizontale Axe <hi rendition="#aq">X</hi><lb/>
drehen kann. Die Lamelle wird &#x017F;ich auf die Windungen von <hi rendition="#aq">S</hi> &#x017F;enkrecht zu &#x017F;tellen &#x017F;uchen,<lb/>
&#x017F;obald die&#x017F;e ein Strom durchfließt; &#x017F;ind die Drahtwindungen hingegen &#x017F;tromlos, &#x017F;o wird die<lb/>
Lamelle durch eine Feder in eine zu der Windungsrichtung des Solenoides etwas geneigte<lb/>
Lage zurückgezogen. Auf der Drehungsaxe der Lamelle i&#x017F;t der Excenter <hi rendition="#aq">E</hi> aufge&#x017F;etzt, der mit<lb/>
&#x017F;einem Umfange auf dem Träger der Kohle <hi rendition="#aq">C</hi> &#x017F;chleift. Letzterer wird durch die federnde<lb/>
Platte <hi rendition="#aq">f</hi> gehalten und gegen den Excenter angedrückt. So lange kein Strom durch die Lampe<lb/>
geht, berühren &#x017F;ich die beiden Kohlen; läßt man aber den Strom eintreten, &#x017F;o dreht &#x017F;ich die<lb/>
Ei&#x017F;enlamelle <hi rendition="#aq">A</hi> mit dem auf ihrer Axe aufge&#x017F;etzten Excenter und entfernt hierdurch beide<lb/>
Kohlen voneinander. In die&#x017F;er Wei&#x017F;e wird der Lichtbogen gebildet; &#x017F;ollte die Kerze aus<lb/>
irgend einer Ur&#x017F;ache erlö&#x017F;chen, &#x017F;o zieht die früher erwähnte Feder die Ei&#x017F;enlamelle wieder in<lb/>
ihre ur&#x017F;prüngliche Stellung zurück und dreht hierdurch den Excenter derart, daß &#x017F;ich die<lb/>
beiden Kohlen wieder berühren, al&#x017F;o der Strom&#x017F;chluß neuerdings herge&#x017F;tellt wird.</p><lb/>
                <p>I&#x017F;t die Lampe für längere Brenndauer be&#x017F;timmt, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en eben&#x017F;o wie bei Jablochkoff<lb/>
zwei oder mehr Kerzen in der&#x017F;elben angebracht &#x017F;ein. So &#x017F;tellt Fig. 504 eine &#x017F;olche Lampe<lb/>
mit vier Kerzen dar. Bei die&#x017F;er i&#x017F;t das Solenoid <hi rendition="#aq">S</hi> horizontal angeordnet und dreht &#x017F;ich<lb/>
die Ei&#x017F;enlamelle <hi rendition="#aq">A</hi> um eine verticale Axe. Auf letzterer i&#x017F;t oberhalb der Lamelle <hi rendition="#aq">A</hi> eine<lb/>
horizontale Scheibe aufge&#x017F;etzt, welche mit vier Excentern ver&#x017F;ehen i&#x017F;t, ent&#x017F;prechend den vier<lb/>
beweglichen Kohlen&#x017F;täben <hi rendition="#aq">C.</hi> Die äußeren Kohlen <hi rendition="#aq">C</hi>' &#x017F;ind auf unbeweglichen Ständern befe&#x017F;tigt.<lb/>
Damit eine Kerze nach der andern und nicht vor dem gänzlichen Abbrennen der vorhergehenden<lb/>
angezündet wird, &#x017F;ind die Excenter auf der Scheibe derart vertheilt, daß der Excenter einer<lb/>
Kerze er&#x017F;t dann zur Wirk&#x017F;amkeit kommen kann, wenn der Excenter der vorhergehenden Kerze<lb/>
keinen Strom&#x017F;chluß (keine Berührung der Kohlen) mehr her&#x017F;tellen kann, weil die Kerze bereits<lb/>
ausgebrannt i&#x017F;t. Die Her&#x017F;tellung eines Strom&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es beim gänzlichen Abbrennen einer Kerze<lb/>
wird aber in folgender Wei&#x017F;e unmöglich gemacht: Die Kohle <hi rendition="#aq">C</hi>' wird dadurch in ihrer<lb/>
verticalen Stellung gehalten, daß eine Feder <hi rendition="#aq">r</hi> von innen auf &#x017F;ie drückt, während &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
außenhin gegen einen bei <hi rendition="#aq">Z</hi> angebrachten Zinkdraht lehnt. I&#x017F;t die Kerze bis nach <hi rendition="#aq">Z</hi> herunter-<lb/>
gebrannt, &#x017F;o &#x017F;chmilzt durch die Hitze des Voltabogens der Zinkdraht ab, und die Feder <hi rendition="#aq">r</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Urbanitzky</hi>: Elektricität. 44</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[689/0703] durch jenen Daumen, welcher gerade in eines der mit Queckſilber gefüllten Fächer taucht, und von dieſem durch die entſprechende Kerze wieder zur Maſchine zurück. Eine Drehung der Welle bewirkt das Eintauchen eines nächſten Daumens in das ihm entſprechende Fach, daher die Einſchaltung einer neuen Kerze. Inzwiſchen hat ſich der Metallſtreifen der ausgebrannten Kerze etwas abgekühlt und den Contact wieder aufgehoben, wodurch der Magnet ſtromlos wird, der Anker abfällt und durch ſeinen oberen Sperrhaken das Sternrad an einer weiteren Drehung verhindert. Dieſe Vorrichtung verhindert allerdings ein Erlöſchen der Lampe, aber auch nur in der Weiſe, daß an Stelle der einen Kerze eine andere zum Brennen gebracht wird, ohne Rückſicht darauf, ob erſtere Kerze ganz ausgebrannt iſt oder in Folge einer anderen Urſache aufhört zu leuchten. Das Wiederanzünden einer ausgegangenen aber nicht ausgebrannten Kerze ermöglichten verſchiedene Conſtructeure dadurch, daß ſie ſtatt des feſten Iſolirungsmittels zwiſchen beiden Kohlenſtäben Luft anwandten und eine Kohle beweglich machten. Hierher zählen die Kerzen von Wilde, Morin, Jamin, Siemens & Halske u. ſ. w. Wilde trennt die beiden vertical und parallel nebeneinander geſtellten Kohlenſtäbe durch eine beiläufig drei Millimeter dicke Luftſchichte. Der eine Kohlenſtab iſt an ſeiner Unterlage ſtabil befeſtigt, der zweite an einem rechtwinkeligen, beweglichen Theile derart angebracht, daß vor dem Anzünden der Kerze die an dieſem Theile befindliche Kohle ſich an die feſtſtehende anlegt, ſobald aber ein Strom die Kerze paſſirt, von der feſtſtehenden Kohle durch einen Elektromagnet getrennt und zu ihr parallel geſtellt wird. Die Kerze bedarf daher keines Zünders und ſtellt auch beim zufälligen Erlöſchen ſelbſtthätig den Voltabogen wieder her; das Licht zeigt jedoch ſehr häufige Schwankungen in Folge der Wirkung des Magnetes. Morin vermeidet dieſen Uebelſtand dadurch, daß er an Stelle des Elektromagnetes eine Art Solenoid benützt, welches durch ſeinen Eiſenkern einen auf die Kerze wirkenden Excenter in Bewegung ſetzt. Bei der für eine Kerze beſtimmten Lampe (Fig. 503) iſt die eine Kohle C', wie bei Wilde, mit ihrem Träger unverrückbar verbunden, hingegen die Kohle C beweglich. Innerhalb des nach Art der Galvanometerſpulen gewundenen Sole- noides S befindet ſich eine rechteckige Eiſenlamelle A, die ſich um eine horizontale Axe X drehen kann. Die Lamelle wird ſich auf die Windungen von S ſenkrecht zu ſtellen ſuchen, ſobald dieſe ein Strom durchfließt; ſind die Drahtwindungen hingegen ſtromlos, ſo wird die Lamelle durch eine Feder in eine zu der Windungsrichtung des Solenoides etwas geneigte Lage zurückgezogen. Auf der Drehungsaxe der Lamelle iſt der Excenter E aufgeſetzt, der mit ſeinem Umfange auf dem Träger der Kohle C ſchleift. Letzterer wird durch die federnde Platte f gehalten und gegen den Excenter angedrückt. So lange kein Strom durch die Lampe geht, berühren ſich die beiden Kohlen; läßt man aber den Strom eintreten, ſo dreht ſich die Eiſenlamelle A mit dem auf ihrer Axe aufgeſetzten Excenter und entfernt hierdurch beide Kohlen voneinander. In dieſer Weiſe wird der Lichtbogen gebildet; ſollte die Kerze aus irgend einer Urſache erlöſchen, ſo zieht die früher erwähnte Feder die Eiſenlamelle wieder in ihre urſprüngliche Stellung zurück und dreht hierdurch den Excenter derart, daß ſich die beiden Kohlen wieder berühren, alſo der Stromſchluß neuerdings hergeſtellt wird. Iſt die Lampe für längere Brenndauer beſtimmt, ſo müſſen ebenſo wie bei Jablochkoff zwei oder mehr Kerzen in derſelben angebracht ſein. So ſtellt Fig. 504 eine ſolche Lampe mit vier Kerzen dar. Bei dieſer iſt das Solenoid S horizontal angeordnet und dreht ſich die Eiſenlamelle A um eine verticale Axe. Auf letzterer iſt oberhalb der Lamelle A eine horizontale Scheibe aufgeſetzt, welche mit vier Excentern verſehen iſt, entſprechend den vier beweglichen Kohlenſtäben C. Die äußeren Kohlen C' ſind auf unbeweglichen Ständern befeſtigt. Damit eine Kerze nach der andern und nicht vor dem gänzlichen Abbrennen der vorhergehenden angezündet wird, ſind die Excenter auf der Scheibe derart vertheilt, daß der Excenter einer Kerze erſt dann zur Wirkſamkeit kommen kann, wenn der Excenter der vorhergehenden Kerze keinen Stromſchluß (keine Berührung der Kohlen) mehr herſtellen kann, weil die Kerze bereits ausgebrannt iſt. Die Herſtellung eines Stromſchluſſes beim gänzlichen Abbrennen einer Kerze wird aber in folgender Weiſe unmöglich gemacht: Die Kohle C' wird dadurch in ihrer verticalen Stellung gehalten, daß eine Feder r von innen auf ſie drückt, während ſie ſich außenhin gegen einen bei Z angebrachten Zinkdraht lehnt. Iſt die Kerze bis nach Z herunter- gebrannt, ſo ſchmilzt durch die Hitze des Voltabogens der Zinkdraht ab, und die Feder r Urbanitzky: Elektricität. 44

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/703
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/703>, abgerufen am 25.08.2024.