dann in dem Maße als die Kohlen verbrennen die isolirende Zwischenschichte zum Schmelzen und Verdampfen. Da aber die positive Kohle beiläufig noch einmal so schnell verzehrt wird als die negative, so mußte erstere zur Erzielung eines gleich- mäßigen Abbrennens von doppelt so großem Querschnitte als letztere genommen werden. Das Verhältniß ist jedoch kein genaues, die Kerzen brennen deshalb doch ungleichförmig, und so sah man sich zur Anwendung von Wechselströmen genöthigt. Eine Kerze mit Kohlenstäbchen von vier Millimeter Durchmesser und 220 bis 225 Millimeter Länge brennt beiläufig 11/2 Stunden und entwickelt eine Lichtstärke von 100 Carcelbrennern.
In einen Stromkreis können mehrere Kerzen eingeschaltet werden und die Summe der Lichtintensitäten aller Kerzen ist größer als jene Intensität, welche im selben Stromkreise erhalten würde, wenn man nur eine entsprechend größere Kerze ein- geschaltet hätte.
Es rührt dies daher, daß nicht nur der Voltabogen zwischen den beiden Kohlen leuchtet, sondern auch die verdampfende Gypsschichte zur Gesammtlichtstärke beiträgt. Der kurzen Brenn- dauer einer Kerze wegen werden immer mehrere derselben (2 bis 5) in einer Lampe angebracht. Anfangs, z. B. auch bei der Beleuchtung der Avenue de l'opera in Paris, begnügte man sich allerdings damit, jede Lampe mit vier Kerzen zu versehen und diese mit einem im Fuße des Candelabers angebrachten Stromwechsler so zu verbinden, daß durch entsprechende Drehung des letzteren eine Kerze nach der andern in den Stromkreis eingeschaltet werden konnte. Nach je zwei Stunden (der Brenndauer einer Kerze) mußte dann ein Lampenwärter von Laterne zu Laterne gehen und die Stromwechsler drehen. Diese Einrichtung hat aber nicht nur den Nachtheil der Unbequemlichkeit, sondern auch den, daß beim Erlöschen einer Kerze durch irgend welche Ursachen sämmtliche Kerzen desselben Strom- kreises erlöschen und die Lampen erst durch
[Abbildung]
Fig. 500.
Kerze von Jablochkoff.
Drehen ihrer Stromwechsler successive wieder zum Leuchten gebracht werden können.
Mittel, um eine einmal erloschene Kerze von selbst wieder zum Brennen zu bringen, wie z. B. die Beimischung leitender Metallpulver in die isolirende Zwischenschichte, haben bis jetzt kein brauchbares Resultat ergeben. Um das Erlöschen einer Lampe zu verhindern, muß man also dafür sorgen, daß an Stelle einer erloschenen Kerze unmittelbar eine zweite Kerze zu brennen beginnt. Man versuchte dies dadurch zu erreichen, daß man Kerzen von verschiedenen Wider- ständen in einer Lampe vereinigte und sie sämmtlich in den Stromkreis einschaltete. Es begann dann die Kerze zu brennen, welche den geringsten Widerstand besaß, und wenn diese erlosch, folgte jene Kerze, welche den nächst höheren Widerstand hatte. Diese Einrichtung führte aber zu großen Stromverlusten und wurde deshalb aufgegeben.
dann in dem Maße als die Kohlen verbrennen die iſolirende Zwiſchenſchichte zum Schmelzen und Verdampfen. Da aber die poſitive Kohle beiläufig noch einmal ſo ſchnell verzehrt wird als die negative, ſo mußte erſtere zur Erzielung eines gleich- mäßigen Abbrennens von doppelt ſo großem Querſchnitte als letztere genommen werden. Das Verhältniß iſt jedoch kein genaues, die Kerzen brennen deshalb doch ungleichförmig, und ſo ſah man ſich zur Anwendung von Wechſelſtrömen genöthigt. Eine Kerze mit Kohlenſtäbchen von vier Millimeter Durchmeſſer und 220 bis 225 Millimeter Länge brennt beiläufig 1½ Stunden und entwickelt eine Lichtſtärke von 100 Carcelbrennern.
In einen Stromkreis können mehrere Kerzen eingeſchaltet werden und die Summe der Lichtintenſitäten aller Kerzen iſt größer als jene Intenſität, welche im ſelben Stromkreiſe erhalten würde, wenn man nur eine entſprechend größere Kerze ein- geſchaltet hätte.
Es rührt dies daher, daß nicht nur der Voltabogen zwiſchen den beiden Kohlen leuchtet, ſondern auch die verdampfende Gypsſchichte zur Geſammtlichtſtärke beiträgt. Der kurzen Brenn- dauer einer Kerze wegen werden immer mehrere derſelben (2 bis 5) in einer Lampe angebracht. Anfangs, z. B. auch bei der Beleuchtung der Avenue de l’opéra in Paris, begnügte man ſich allerdings damit, jede Lampe mit vier Kerzen zu verſehen und dieſe mit einem im Fuße des Candelabers angebrachten Stromwechsler ſo zu verbinden, daß durch entſprechende Drehung des letzteren eine Kerze nach der andern in den Stromkreis eingeſchaltet werden konnte. Nach je zwei Stunden (der Brenndauer einer Kerze) mußte dann ein Lampenwärter von Laterne zu Laterne gehen und die Stromwechsler drehen. Dieſe Einrichtung hat aber nicht nur den Nachtheil der Unbequemlichkeit, ſondern auch den, daß beim Erlöſchen einer Kerze durch irgend welche Urſachen ſämmtliche Kerzen desſelben Strom- kreiſes erlöſchen und die Lampen erſt durch
[Abbildung]
Fig. 500.
Kerze von Jablochkoff.
Drehen ihrer Stromwechsler ſucceſſive wieder zum Leuchten gebracht werden können.
Mittel, um eine einmal erloſchene Kerze von ſelbſt wieder zum Brennen zu bringen, wie z. B. die Beimiſchung leitender Metallpulver in die iſolirende Zwiſchenſchichte, haben bis jetzt kein brauchbares Reſultat ergeben. Um das Erlöſchen einer Lampe zu verhindern, muß man alſo dafür ſorgen, daß an Stelle einer erloſchenen Kerze unmittelbar eine zweite Kerze zu brennen beginnt. Man verſuchte dies dadurch zu erreichen, daß man Kerzen von verſchiedenen Wider- ſtänden in einer Lampe vereinigte und ſie ſämmtlich in den Stromkreis einſchaltete. Es begann dann die Kerze zu brennen, welche den geringſten Widerſtand beſaß, und wenn dieſe erloſch, folgte jene Kerze, welche den nächſt höheren Widerſtand hatte. Dieſe Einrichtung führte aber zu großen Stromverluſten und wurde deshalb aufgegeben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0701"n="687"/>
dann in dem Maße als die Kohlen verbrennen die iſolirende Zwiſchenſchichte zum<lb/>
Schmelzen und Verdampfen. Da aber die poſitive Kohle beiläufig noch einmal ſo<lb/>ſchnell verzehrt wird als die negative, ſo mußte erſtere zur Erzielung eines gleich-<lb/>
mäßigen Abbrennens von doppelt ſo großem Querſchnitte als letztere genommen<lb/>
werden. Das Verhältniß iſt jedoch kein genaues, die Kerzen brennen deshalb doch<lb/>
ungleichförmig, und ſo ſah man ſich zur Anwendung von Wechſelſtrömen genöthigt.<lb/>
Eine Kerze mit Kohlenſtäbchen von vier Millimeter Durchmeſſer und 220 bis 225<lb/>
Millimeter Länge brennt beiläufig 1½ Stunden und entwickelt eine Lichtſtärke von<lb/>
100 Carcelbrennern.</p><lb/><p>In einen Stromkreis können mehrere Kerzen eingeſchaltet werden und die<lb/>
Summe der Lichtintenſitäten aller Kerzen iſt größer als jene Intenſität, welche<lb/>
im ſelben Stromkreiſe erhalten würde, wenn<lb/>
man nur eine entſprechend größere Kerze ein-<lb/>
geſchaltet hätte.</p><lb/><p>Es rührt dies daher, daß nicht nur der<lb/>
Voltabogen zwiſchen den beiden Kohlen leuchtet,<lb/>ſondern auch die verdampfende Gypsſchichte zur<lb/>
Geſammtlichtſtärke beiträgt. Der kurzen Brenn-<lb/>
dauer einer Kerze wegen werden immer mehrere<lb/>
derſelben (2 bis 5) in einer Lampe angebracht.<lb/>
Anfangs, z. B. auch bei der Beleuchtung der<lb/><hirendition="#aq">Avenue de l’opéra</hi> in Paris, begnügte man ſich<lb/>
allerdings damit, jede Lampe mit vier Kerzen<lb/>
zu verſehen und dieſe mit einem im Fuße des<lb/>
Candelabers angebrachten Stromwechsler ſo zu<lb/>
verbinden, daß durch entſprechende Drehung des<lb/>
letzteren eine Kerze nach der andern in den<lb/>
Stromkreis eingeſchaltet werden konnte. Nach je<lb/>
zwei Stunden (der Brenndauer einer Kerze) mußte<lb/>
dann ein Lampenwärter von Laterne zu Laterne<lb/>
gehen und die Stromwechsler drehen. Dieſe<lb/>
Einrichtung hat aber nicht nur den Nachtheil<lb/>
der Unbequemlichkeit, ſondern auch den, daß beim<lb/>
Erlöſchen einer Kerze durch irgend welche<lb/>
Urſachen ſämmtliche Kerzen desſelben Strom-<lb/>
kreiſes erlöſchen und die Lampen erſt durch<lb/><figure><head>Fig. 500.</head><lb/><p>Kerze von Jablochkoff.</p></figure><lb/>
Drehen ihrer Stromwechsler ſucceſſive wieder zum Leuchten gebracht werden können.</p><lb/><p>Mittel, um eine einmal erloſchene Kerze von ſelbſt wieder zum Brennen<lb/>
zu bringen, wie z. B. die Beimiſchung leitender Metallpulver in die iſolirende<lb/>
Zwiſchenſchichte, haben bis jetzt kein brauchbares Reſultat ergeben. Um das<lb/>
Erlöſchen einer Lampe zu verhindern, muß man alſo dafür ſorgen, daß an Stelle<lb/>
einer erloſchenen Kerze unmittelbar eine zweite Kerze zu brennen beginnt. Man<lb/>
verſuchte dies dadurch zu erreichen, daß man Kerzen von verſchiedenen Wider-<lb/>ſtänden in einer Lampe vereinigte und ſie ſämmtlich in den Stromkreis einſchaltete.<lb/>
Es begann dann die Kerze zu brennen, welche den geringſten Widerſtand beſaß,<lb/>
und wenn dieſe erloſch, folgte jene Kerze, welche den nächſt höheren Widerſtand<lb/>
hatte. Dieſe Einrichtung führte aber zu großen Stromverluſten und wurde deshalb<lb/>
aufgegeben.</p><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[687/0701]
dann in dem Maße als die Kohlen verbrennen die iſolirende Zwiſchenſchichte zum
Schmelzen und Verdampfen. Da aber die poſitive Kohle beiläufig noch einmal ſo
ſchnell verzehrt wird als die negative, ſo mußte erſtere zur Erzielung eines gleich-
mäßigen Abbrennens von doppelt ſo großem Querſchnitte als letztere genommen
werden. Das Verhältniß iſt jedoch kein genaues, die Kerzen brennen deshalb doch
ungleichförmig, und ſo ſah man ſich zur Anwendung von Wechſelſtrömen genöthigt.
Eine Kerze mit Kohlenſtäbchen von vier Millimeter Durchmeſſer und 220 bis 225
Millimeter Länge brennt beiläufig 1½ Stunden und entwickelt eine Lichtſtärke von
100 Carcelbrennern.
In einen Stromkreis können mehrere Kerzen eingeſchaltet werden und die
Summe der Lichtintenſitäten aller Kerzen iſt größer als jene Intenſität, welche
im ſelben Stromkreiſe erhalten würde, wenn
man nur eine entſprechend größere Kerze ein-
geſchaltet hätte.
Es rührt dies daher, daß nicht nur der
Voltabogen zwiſchen den beiden Kohlen leuchtet,
ſondern auch die verdampfende Gypsſchichte zur
Geſammtlichtſtärke beiträgt. Der kurzen Brenn-
dauer einer Kerze wegen werden immer mehrere
derſelben (2 bis 5) in einer Lampe angebracht.
Anfangs, z. B. auch bei der Beleuchtung der
Avenue de l’opéra in Paris, begnügte man ſich
allerdings damit, jede Lampe mit vier Kerzen
zu verſehen und dieſe mit einem im Fuße des
Candelabers angebrachten Stromwechsler ſo zu
verbinden, daß durch entſprechende Drehung des
letzteren eine Kerze nach der andern in den
Stromkreis eingeſchaltet werden konnte. Nach je
zwei Stunden (der Brenndauer einer Kerze) mußte
dann ein Lampenwärter von Laterne zu Laterne
gehen und die Stromwechsler drehen. Dieſe
Einrichtung hat aber nicht nur den Nachtheil
der Unbequemlichkeit, ſondern auch den, daß beim
Erlöſchen einer Kerze durch irgend welche
Urſachen ſämmtliche Kerzen desſelben Strom-
kreiſes erlöſchen und die Lampen erſt durch
[Abbildung Fig. 500.
Kerze von Jablochkoff.]
Drehen ihrer Stromwechsler ſucceſſive wieder zum Leuchten gebracht werden können.
Mittel, um eine einmal erloſchene Kerze von ſelbſt wieder zum Brennen
zu bringen, wie z. B. die Beimiſchung leitender Metallpulver in die iſolirende
Zwiſchenſchichte, haben bis jetzt kein brauchbares Reſultat ergeben. Um das
Erlöſchen einer Lampe zu verhindern, muß man alſo dafür ſorgen, daß an Stelle
einer erloſchenen Kerze unmittelbar eine zweite Kerze zu brennen beginnt. Man
verſuchte dies dadurch zu erreichen, daß man Kerzen von verſchiedenen Wider-
ſtänden in einer Lampe vereinigte und ſie ſämmtlich in den Stromkreis einſchaltete.
Es begann dann die Kerze zu brennen, welche den geringſten Widerſtand beſaß,
und wenn dieſe erloſch, folgte jene Kerze, welche den nächſt höheren Widerſtand
hatte. Dieſe Einrichtung führte aber zu großen Stromverluſten und wurde deshalb
aufgegeben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/701>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.