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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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durch einen früher angeſtellten Verſuch beſtimmt, welche Torſion nöthig iſt, um den
ſchwebenden Stab ohne Einwirkung des feſtſtehenden um 1 Grad aus dem magne-
tiſchen Meridian herauszudrehen, ſo beſitzt man alle Daten zur Nachweiſung des
ausgeſprochenen Geſetzes. Die Entfernung der beiden Magnetpole voneinander
kann bei den einzelnen Verſuchen an der Theilung T T abgeleſen werden, die
Kraft der Abſtoßung mißt man durch die entgegenwirkende Torſionskraft. Dieſe
iſt aber gleich dem jeweilig an der Scheibe S abzuleſenden Torſionswinkel multi-
plicirt mit der Entfernung, in welche der ſchwebende Magnetpol vom feſtſtehenden
gebracht wurde. Die Zahlen, welche ſich auf dieſe Art ergeben, zeigen dann deut-
lich, daß ſich die magnetiſchen Kräfte umgekehrt verhalten wie die Quadrate der
Entfernungen.

Für die Einwirkung zweier Magnete aufeinander gilt jedoch nicht mehr
dieſes Geſetz, wenn die Entfernung eine bedeutendere wird, wenn die Größe
eines Magnetes im Vergleiche zur Entfernung vom zweiten Magnete ſo klein iſt,
daß man die von einem Magnetſtabe ausgeübte Anziehung ebenſo wie die Ab-
ſtoßung in Betracht ziehen muß. In dieſem Falle ſtehen die magnetiſchen
Kräfte im umgekehrten Verhältniſſe des Cubus der Entfernungen
.

Magnetiſche Intenſität.

Unter magnetiſcher Intenſität oder Kraft eines Magnetes verſtehen wir jene
Kraft, welche nöthig iſt, um die beiden Magnetismen zu trennen oder die Mole-
cularmagnete zu richten. Je größer dieſe Arbeit war, deſto größer muß dann auch
die Kraft des Magnetes ſein. Da uns aber das Weſen des Magnetismus un-
bekannt iſt, können wir deſſen Intenſität nicht direct meſſen. Ihre Beſtimmung iſt
uns nur durch deren Wirkungen ermöglicht. Eine ſolche Wirkung wäre die Tragkraft
der Magnete; wir haben aber geſehen, daß dieſe Größe mit dem Magnetismus
ſelbſt in keinem einfachen Verhältniſſe ſteht und daher nicht verwendbar iſt. Es
wurde deshalb die Richtkraft des Magnetes als Maß für deſſen Stärke vor-
geſchlagen. Bringt man eine Declinationsnadel aus ihrer Gleichgewichtslage, ſo
wird ſie durch die Wirkung des Erdmagnetismus wieder in den magnetiſchen
Meridian zurückgeführt; in dieſem ſelbſt bleibt die Nadel in Ruhe, und am kräftigſten
erfolgt die Einwirkung, wenn die Nadel auf den magnetiſchen Meridian ſenkrecht
ſteht. Daraus erkennt man, daß die Richtung der drehenden Kraft die des magne-
tiſchen Meridians ſein müſſe. Die magnetiſche Kraft der Erde iſt nun allerdings nach
Ort und Zeit verſchieden, doch ſind dieſe Verſchiedenheiten nicht ſo groß, daß
man die magnetiſche Kraft mehrerer Magnete nicht vergleichen kann. Die Richtkraft,
die auf einen Magnet ausgeübt wird, hängt aber nicht nur vom Erdmagnetismus
ab, ſondern auch von der Stärke des Magnetismus in der Nadel; je größer jene
iſt, deſto raſcher erfolgt die Rückführung der Nadel in den magnetiſchen Meridian.
Man hat nun für die Richtkraft nur noch eine Maßeinheit aufzuſtellen; dies hat
Gauß durch Ausdrückung derſelben im abſoluten Maße gethan. Hiernach ver-
ſteht man unter der Einheit der Kraft jene Kraft, welche der Maſſe von 1 Milli-
gramm mit dem Dreharme von 1 Millimeter in 1 Secunde eine Drehbeſchleunigung
von 1 Millimeter ertheilt. Zur Ausführung derartiger Meſſungen hat Gauß auch
ein Inſtrument, ſein Magnetometer, conſtruirt; man beſtimmt mit dieſem In-
ſtrumente die Schwingungszeit in folgender Art: Ein auf Coconfäden hängender
Magnet trägt an einem ſeiner Pole einen verticalen Spiegel; dieſer reflectirt das

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/66>, abgerufen am 29.12.2024.