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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Bei größeren Anlagen kann jedoch die Hintereinanderschaltung auch in der
Weise erfolgen, daß man nicht die einzelnen Lampen, sondern größere Lampen-
gruppen hintereinanderschaltet. Bei dieser Anordnung wird die Kostspieligkeit der
Leitung gleichfalls vermieden, und hat das Auslöschen einer Lampe noch nicht das
Auslöschen aller Lampen derselben Gruppe zur Folge. Hier kann eine oder können
selbst mehrere Lampen ausgelöscht werden, ohne die übrigen Lampen zu stören,
vorausgesetzt, daß die betreffende Gruppe eine hinlänglich große Anzahl von Lampen
umfaßt. Es ist nämlich zu bedenken, daß der Strom, welcher durch die einzelnen
Gruppen fließt, hierbei derselbe bleibt, daß also die in Thätigkeit bleibenden Lampen
ihn, ohne Schaden zu nehmen, bewältigen können müssen. Diese Anordnung bewährt
sich ganz gut, wenn sämmtliche Lampen einer Gruppe stets gleichzeitig brennen
oder ausgelöscht werden, wie dies z. B. bei Beleuchtungsanlagen in Theatern u. dgl.
der Fall ist. Sie stößt jedoch namentlich dann auf erhebliche Schwierigkeiten, wenn
Lampen verschiedener Leuchtkraft erforderlich sind.

Bis jetzt setzten wir bei der Vergleichung der Glühlichtlampen gleiche Tem-
peratur der Kohlenbügel voraus. In Bezug auf den Nutzeffect ist es jedoch nicht
gleichgiltig, bis zu welcher Temperatur der Kohlenfaden erhitzt wird. Die Stei-
gerung der Temperatur übt auf die Leuchtkraft eine zweifache Wirkung aus: sie
vermehrt die Strahlen und steigert gleichzeitig die Intensität jedes Strahles. Man
erhält daher für einen bestimmten Kraftaufwand, z. B. eine Pferdekraft, desto mehr
Licht, je höher die Temperatur des Kohlenfadens steigt. So giebt Siemens an,
daß bei einer bestimmten, schwachen Rothglut durch bestimmte Kohlenbügel nur
10 Normalkerzen erhalten werden können, während ebensolche Kohlenbügel in heller
Weißgluth für denselben Kraftaufwand 300 Normalkerzen geben.

Bei jedem leuchtenden Körper hat man die Aussendung leuchtender und nicht-
leuchtender Strahlen zu unterscheiden. Für uns haben natürlich nur die ersteren
einen Werth; die Umwandlung von Elektricität in letztere ist für uns ein Energie-
verlust. Es ist sowohl von theoretischem Interesse, als auch von praktischem Werthe,
das Verhältniß zwischen leuchtenden und nichtleuchtenden Strahlen einer Lichtquelle
zu kennen. Letzteres ist uns dadurch ermöglicht, daß die Physik ein Mittel an die
Hand giebt, beiderlei Strahlen voneinander zu trennen. Dies besteht in der An-
wendung einer Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff, welche die Eigenschaft hat,
die leuchtenden Strahlen einer Lichtquelle zu absorbiren oder zu verschlucken, während
die nicht leuchtenden Strahlen ungehindert durchgehen. Versuche, welche Tyndall
in dieser Weise mit verschiedenen Lichtquellen anstellte, ergaben als Antheil der
leuchtenden Strahlen an der Gesammtstrahlung einer Oelflamme 3 Procent, einer
Gasflamme 4 Procent, einer weißglühenden Platinspirale 4·6 Procent und des
Voltabogens 10 bis 11 Procent. Hieraus ersehen wir, daß selbst bei unserer
intensivsten künstlichen Lichtquelle der Verlust an Arbeit, welche vom Strome geleistet
wird, 90 Procent beträgt, indem diese zur Erzeugung dunkler Wärmestrahlen ver-
wendet werden, die für Beleuchtungszwecke gänzlich nutzlos sind. Der Arbeitsverlust
bei den Glühlichtlampen steht zwischen dem der Platinspirale und jenem des Volta-
bogens und nähert sich dem letzteren umsomehr, je näher die Temperatur des Kohlen-
bügels jener des Voltabogens kommt. Natürlich kann diese Annäherung nicht sehr
weit getrieben werden, da die gegenwärtig in Verwendung stehenden Kohlenbügel
eine so hohe Temperatur nicht auszuhalten im Stande sind.

Doch ist es nicht die Temperatur allein, welche auf den Lichteffect Einfluß
ausübt, sondern dieser wird auch durch das Emissions- oder Ausstrahlungsvermögen

Bei größeren Anlagen kann jedoch die Hintereinanderſchaltung auch in der
Weiſe erfolgen, daß man nicht die einzelnen Lampen, ſondern größere Lampen-
gruppen hintereinanderſchaltet. Bei dieſer Anordnung wird die Koſtſpieligkeit der
Leitung gleichfalls vermieden, und hat das Auslöſchen einer Lampe noch nicht das
Auslöſchen aller Lampen derſelben Gruppe zur Folge. Hier kann eine oder können
ſelbſt mehrere Lampen ausgelöſcht werden, ohne die übrigen Lampen zu ſtören,
vorausgeſetzt, daß die betreffende Gruppe eine hinlänglich große Anzahl von Lampen
umfaßt. Es iſt nämlich zu bedenken, daß der Strom, welcher durch die einzelnen
Gruppen fließt, hierbei derſelbe bleibt, daß alſo die in Thätigkeit bleibenden Lampen
ihn, ohne Schaden zu nehmen, bewältigen können müſſen. Dieſe Anordnung bewährt
ſich ganz gut, wenn ſämmtliche Lampen einer Gruppe ſtets gleichzeitig brennen
oder ausgelöſcht werden, wie dies z. B. bei Beleuchtungsanlagen in Theatern u. dgl.
der Fall iſt. Sie ſtößt jedoch namentlich dann auf erhebliche Schwierigkeiten, wenn
Lampen verſchiedener Leuchtkraft erforderlich ſind.

Bis jetzt ſetzten wir bei der Vergleichung der Glühlichtlampen gleiche Tem-
peratur der Kohlenbügel voraus. In Bezug auf den Nutzeffect iſt es jedoch nicht
gleichgiltig, bis zu welcher Temperatur der Kohlenfaden erhitzt wird. Die Stei-
gerung der Temperatur übt auf die Leuchtkraft eine zweifache Wirkung aus: ſie
vermehrt die Strahlen und ſteigert gleichzeitig die Intenſität jedes Strahles. Man
erhält daher für einen beſtimmten Kraftaufwand, z. B. eine Pferdekraft, deſto mehr
Licht, je höher die Temperatur des Kohlenfadens ſteigt. So giebt Siemens an,
daß bei einer beſtimmten, ſchwachen Rothglut durch beſtimmte Kohlenbügel nur
10 Normalkerzen erhalten werden können, während ebenſolche Kohlenbügel in heller
Weißgluth für denſelben Kraftaufwand 300 Normalkerzen geben.

Bei jedem leuchtenden Körper hat man die Ausſendung leuchtender und nicht-
leuchtender Strahlen zu unterſcheiden. Für uns haben natürlich nur die erſteren
einen Werth; die Umwandlung von Elektricität in letztere iſt für uns ein Energie-
verluſt. Es iſt ſowohl von theoretiſchem Intereſſe, als auch von praktiſchem Werthe,
das Verhältniß zwiſchen leuchtenden und nichtleuchtenden Strahlen einer Lichtquelle
zu kennen. Letzteres iſt uns dadurch ermöglicht, daß die Phyſik ein Mittel an die
Hand giebt, beiderlei Strahlen voneinander zu trennen. Dies beſteht in der An-
wendung einer Löſung von Jod in Schwefelkohlenſtoff, welche die Eigenſchaft hat,
die leuchtenden Strahlen einer Lichtquelle zu abſorbiren oder zu verſchlucken, während
die nicht leuchtenden Strahlen ungehindert durchgehen. Verſuche, welche Tyndall
in dieſer Weiſe mit verſchiedenen Lichtquellen anſtellte, ergaben als Antheil der
leuchtenden Strahlen an der Geſammtſtrahlung einer Oelflamme 3 Procent, einer
Gasflamme 4 Procent, einer weißglühenden Platinſpirale 4·6 Procent und des
Voltabogens 10 bis 11 Procent. Hieraus erſehen wir, daß ſelbſt bei unſerer
intenſivſten künſtlichen Lichtquelle der Verluſt an Arbeit, welche vom Strome geleiſtet
wird, 90 Procent beträgt, indem dieſe zur Erzeugung dunkler Wärmeſtrahlen ver-
wendet werden, die für Beleuchtungszwecke gänzlich nutzlos ſind. Der Arbeitsverluſt
bei den Glühlichtlampen ſteht zwiſchen dem der Platinſpirale und jenem des Volta-
bogens und nähert ſich dem letzteren umſomehr, je näher die Temperatur des Kohlen-
bügels jener des Voltabogens kommt. Natürlich kann dieſe Annäherung nicht ſehr
weit getrieben werden, da die gegenwärtig in Verwendung ſtehenden Kohlenbügel
eine ſo hohe Temperatur nicht auszuhalten im Stande ſind.

Doch iſt es nicht die Temperatur allein, welche auf den Lichteffect Einfluß
ausübt, ſondern dieſer wird auch durch das Emiſſions- oder Ausſtrahlungsvermögen

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[640/0654] Bei größeren Anlagen kann jedoch die Hintereinanderſchaltung auch in der Weiſe erfolgen, daß man nicht die einzelnen Lampen, ſondern größere Lampen- gruppen hintereinanderſchaltet. Bei dieſer Anordnung wird die Koſtſpieligkeit der Leitung gleichfalls vermieden, und hat das Auslöſchen einer Lampe noch nicht das Auslöſchen aller Lampen derſelben Gruppe zur Folge. Hier kann eine oder können ſelbſt mehrere Lampen ausgelöſcht werden, ohne die übrigen Lampen zu ſtören, vorausgeſetzt, daß die betreffende Gruppe eine hinlänglich große Anzahl von Lampen umfaßt. Es iſt nämlich zu bedenken, daß der Strom, welcher durch die einzelnen Gruppen fließt, hierbei derſelbe bleibt, daß alſo die in Thätigkeit bleibenden Lampen ihn, ohne Schaden zu nehmen, bewältigen können müſſen. Dieſe Anordnung bewährt ſich ganz gut, wenn ſämmtliche Lampen einer Gruppe ſtets gleichzeitig brennen oder ausgelöſcht werden, wie dies z. B. bei Beleuchtungsanlagen in Theatern u. dgl. der Fall iſt. Sie ſtößt jedoch namentlich dann auf erhebliche Schwierigkeiten, wenn Lampen verſchiedener Leuchtkraft erforderlich ſind. Bis jetzt ſetzten wir bei der Vergleichung der Glühlichtlampen gleiche Tem- peratur der Kohlenbügel voraus. In Bezug auf den Nutzeffect iſt es jedoch nicht gleichgiltig, bis zu welcher Temperatur der Kohlenfaden erhitzt wird. Die Stei- gerung der Temperatur übt auf die Leuchtkraft eine zweifache Wirkung aus: ſie vermehrt die Strahlen und ſteigert gleichzeitig die Intenſität jedes Strahles. Man erhält daher für einen beſtimmten Kraftaufwand, z. B. eine Pferdekraft, deſto mehr Licht, je höher die Temperatur des Kohlenfadens ſteigt. So giebt Siemens an, daß bei einer beſtimmten, ſchwachen Rothglut durch beſtimmte Kohlenbügel nur 10 Normalkerzen erhalten werden können, während ebenſolche Kohlenbügel in heller Weißgluth für denſelben Kraftaufwand 300 Normalkerzen geben. Bei jedem leuchtenden Körper hat man die Ausſendung leuchtender und nicht- leuchtender Strahlen zu unterſcheiden. Für uns haben natürlich nur die erſteren einen Werth; die Umwandlung von Elektricität in letztere iſt für uns ein Energie- verluſt. Es iſt ſowohl von theoretiſchem Intereſſe, als auch von praktiſchem Werthe, das Verhältniß zwiſchen leuchtenden und nichtleuchtenden Strahlen einer Lichtquelle zu kennen. Letzteres iſt uns dadurch ermöglicht, daß die Phyſik ein Mittel an die Hand giebt, beiderlei Strahlen voneinander zu trennen. Dies beſteht in der An- wendung einer Löſung von Jod in Schwefelkohlenſtoff, welche die Eigenſchaft hat, die leuchtenden Strahlen einer Lichtquelle zu abſorbiren oder zu verſchlucken, während die nicht leuchtenden Strahlen ungehindert durchgehen. Verſuche, welche Tyndall in dieſer Weiſe mit verſchiedenen Lichtquellen anſtellte, ergaben als Antheil der leuchtenden Strahlen an der Geſammtſtrahlung einer Oelflamme 3 Procent, einer Gasflamme 4 Procent, einer weißglühenden Platinſpirale 4·6 Procent und des Voltabogens 10 bis 11 Procent. Hieraus erſehen wir, daß ſelbſt bei unſerer intenſivſten künſtlichen Lichtquelle der Verluſt an Arbeit, welche vom Strome geleiſtet wird, 90 Procent beträgt, indem dieſe zur Erzeugung dunkler Wärmeſtrahlen ver- wendet werden, die für Beleuchtungszwecke gänzlich nutzlos ſind. Der Arbeitsverluſt bei den Glühlichtlampen ſteht zwiſchen dem der Platinſpirale und jenem des Volta- bogens und nähert ſich dem letzteren umſomehr, je näher die Temperatur des Kohlen- bügels jener des Voltabogens kommt. Natürlich kann dieſe Annäherung nicht ſehr weit getrieben werden, da die gegenwärtig in Verwendung ſtehenden Kohlenbügel eine ſo hohe Temperatur nicht auszuhalten im Stande ſind. Doch iſt es nicht die Temperatur allein, welche auf den Lichteffect Einfluß ausübt, ſondern dieſer wird auch durch das Emiſſions- oder Ausſtrahlungsvermögen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/654>, abgerufen am 22.11.2024.