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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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ein geringer sein soll. Der Kohlenbügel gewinnt hierdurch allerdings an Festigkeit,
soweit er mechanischen Einwirkungen ausgesetzt ist. Er erhält dadurch aber auch
eine verhältnißmäßig große Masse. Um diese zum Glühen zu bringen, muß aber
ein großer Theil der Energie in Wärme umgewandelt werden, die nicht nur für
die Lichterzeugung verloren geht, sondern auch die Zerstörung der Lampe befördert.
Die Anwendung geringer Spannungen und hoher Stromstärken führt aber, wie
wir gleich sehen werden, auch noch andere Nachtheile mit sich.

Die Stärke der Leitungen muß aus Rücksicht auf die Feuersicherheit so
gewählt werden, daß die Erhitzung derselben eine gewisse Größe nicht überschreitet;
andererseits kann sie aber wegen des Materialpreises nicht so groß genommen
werden, daß der Energieverlust durch die Leitung ganz vermieden wird. Man
schlägt daher einen Mittelweg ein und gestattet einen Energieverlust von etwa
10 Procent. Vergleichen wir nun, unter Voraussetzung gleichen Energieverlustes durch
die Leitung, zwei gleiche Beleuchtungsanlagen, deren eine mit Edison-, deren andere
mit Swan-Lampen ausgeführt wurde. Für das Product: Stromstärke mal Spannung,
welches constant sein soll, kann man auch setzen das Quadrat der Stromstärke
mal Widerstand, weil ja die Spannung gleich ist dem Producte Widerstand mal
Stromstärke. Soll nun aber das Product: Quadrat der Stromstärke mal Wider-
stand für die Leitungen dasselbe bleiben, auch bei Anwendung von Lampen, die
verschiedene Stromstärken erfordern, so muß sich der Widerstand der Leitung mit
dem Quadrate der Stromstärke ändern, d. h. bei zwei-, drei-, viermal größerer
Stromstärke muß der Widerstand vier-, neun-, sechzehnmal geringer werden. Dies
erreicht man bei den Leitungen dadurch, daß man den Querschnitt vier-, neun-,
sechzehnmal größer macht. Man kann daher sagen, daß der Querschnitt und somit
auch das Gewicht der Leitung mit dem Quadrate der zum Betriebe der Lampe
erforderlichen Stromstärke wachsen muß. Da nun die Swan-Lampe einen beiläufig
doppelt so starken Strom erfordert als die Edison-Lampe, so erfordert eine Beleuch-
tungsanlage mit Swan-Lampen das vierfache Gewicht an Leitungsmaterial als eine
gleich große Anlage mit Edison-Lampen.

Dieses Verhalten spricht natürlich sehr zu Ungunsten jener Lampen, welche
Ströme hoher Stromstärke bedürfen, und zwar namentlich dann, wenn die Anlage
eine große wird, also die Leitungen erhebliche Längen bekommen, wie dies z. B.
bei Centralstationen für elektrische Beleuchtung der Fall ist. Es wäre jedoch falsch,
hieraus auf Unbrauchbarkeit der Lampen für höhere Stromstärke zu schließen, da
die eben besprochenen Umstände einerseits bei kurzen Leitungen kaum in Betracht
kommen, andererseits aber bei ausgedehnten Leitungen durch die Schaltung der
Lampen in vielen Fällen unschädlich gemacht werden können. Ordnet man nämlich
nicht sämmtliche Lampen parallel nebeneinander an, wie dies bei Glühlichtern
gewöhnlich geschieht, sondern je zwei hintereinander, so wirken diese beiden Lampen
gerade so wie eine Lampe, welche die doppelte Spannung erfordert. Die Nachtheile
der Anwendung von Lampen für hohe Stromstärke und geringe Spannung können
also durch Hintereinanderschaltung zweier oder auch mehrerer Lampen paralysirt
werden. Dieses Auskunftsmittel ist jedoch nur dann zulässig, wenn man nicht die
volle Unabhängigkeit einer Lampe von der andern fordert, wenn man darauf
verzichtet, jede Lampe beliebig auslöschen oder anzünden zu können. Die räumliche
Vertheilung einzelner Lampen ist hierbei natürlich ausgeschlossen, weil ja das
Auslöschen oder Anzünden einer Lampe das Auslöschen oder Anzünden sämmtlicher
hintereinander geschalteter Lampen zur Folge hätte.

ein geringer ſein ſoll. Der Kohlenbügel gewinnt hierdurch allerdings an Feſtigkeit,
ſoweit er mechaniſchen Einwirkungen ausgeſetzt iſt. Er erhält dadurch aber auch
eine verhältnißmäßig große Maſſe. Um dieſe zum Glühen zu bringen, muß aber
ein großer Theil der Energie in Wärme umgewandelt werden, die nicht nur für
die Lichterzeugung verloren geht, ſondern auch die Zerſtörung der Lampe befördert.
Die Anwendung geringer Spannungen und hoher Stromſtärken führt aber, wie
wir gleich ſehen werden, auch noch andere Nachtheile mit ſich.

Die Stärke der Leitungen muß aus Rückſicht auf die Feuerſicherheit ſo
gewählt werden, daß die Erhitzung derſelben eine gewiſſe Größe nicht überſchreitet;
andererſeits kann ſie aber wegen des Materialpreiſes nicht ſo groß genommen
werden, daß der Energieverluſt durch die Leitung ganz vermieden wird. Man
ſchlägt daher einen Mittelweg ein und geſtattet einen Energieverluſt von etwa
10 Procent. Vergleichen wir nun, unter Vorausſetzung gleichen Energieverluſtes durch
die Leitung, zwei gleiche Beleuchtungsanlagen, deren eine mit Ediſon-, deren andere
mit Swan-Lampen ausgeführt wurde. Für das Product: Stromſtärke mal Spannung,
welches conſtant ſein ſoll, kann man auch ſetzen das Quadrat der Stromſtärke
mal Widerſtand, weil ja die Spannung gleich iſt dem Producte Widerſtand mal
Stromſtärke. Soll nun aber das Product: Quadrat der Stromſtärke mal Wider-
ſtand für die Leitungen dasſelbe bleiben, auch bei Anwendung von Lampen, die
verſchiedene Stromſtärken erfordern, ſo muß ſich der Widerſtand der Leitung mit
dem Quadrate der Stromſtärke ändern, d. h. bei zwei-, drei-, viermal größerer
Stromſtärke muß der Widerſtand vier-, neun-, ſechzehnmal geringer werden. Dies
erreicht man bei den Leitungen dadurch, daß man den Querſchnitt vier-, neun-,
ſechzehnmal größer macht. Man kann daher ſagen, daß der Querſchnitt und ſomit
auch das Gewicht der Leitung mit dem Quadrate der zum Betriebe der Lampe
erforderlichen Stromſtärke wachſen muß. Da nun die Swan-Lampe einen beiläufig
doppelt ſo ſtarken Strom erfordert als die Ediſon-Lampe, ſo erfordert eine Beleuch-
tungsanlage mit Swan-Lampen das vierfache Gewicht an Leitungsmaterial als eine
gleich große Anlage mit Ediſon-Lampen.

Dieſes Verhalten ſpricht natürlich ſehr zu Ungunſten jener Lampen, welche
Ströme hoher Stromſtärke bedürfen, und zwar namentlich dann, wenn die Anlage
eine große wird, alſo die Leitungen erhebliche Längen bekommen, wie dies z. B.
bei Centralſtationen für elektriſche Beleuchtung der Fall iſt. Es wäre jedoch falſch,
hieraus auf Unbrauchbarkeit der Lampen für höhere Stromſtärke zu ſchließen, da
die eben beſprochenen Umſtände einerſeits bei kurzen Leitungen kaum in Betracht
kommen, andererſeits aber bei ausgedehnten Leitungen durch die Schaltung der
Lampen in vielen Fällen unſchädlich gemacht werden können. Ordnet man nämlich
nicht ſämmtliche Lampen parallel nebeneinander an, wie dies bei Glühlichtern
gewöhnlich geſchieht, ſondern je zwei hintereinander, ſo wirken dieſe beiden Lampen
gerade ſo wie eine Lampe, welche die doppelte Spannung erfordert. Die Nachtheile
der Anwendung von Lampen für hohe Stromſtärke und geringe Spannung können
alſo durch Hintereinanderſchaltung zweier oder auch mehrerer Lampen paralyſirt
werden. Dieſes Auskunftsmittel iſt jedoch nur dann zuläſſig, wenn man nicht die
volle Unabhängigkeit einer Lampe von der andern fordert, wenn man darauf
verzichtet, jede Lampe beliebig auslöſchen oder anzünden zu können. Die räumliche
Vertheilung einzelner Lampen iſt hierbei natürlich ausgeſchloſſen, weil ja das
Auslöſchen oder Anzünden einer Lampe das Auslöſchen oder Anzünden ſämmtlicher
hintereinander geſchalteter Lampen zur Folge hätte.

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[639/0653] ein geringer ſein ſoll. Der Kohlenbügel gewinnt hierdurch allerdings an Feſtigkeit, ſoweit er mechaniſchen Einwirkungen ausgeſetzt iſt. Er erhält dadurch aber auch eine verhältnißmäßig große Maſſe. Um dieſe zum Glühen zu bringen, muß aber ein großer Theil der Energie in Wärme umgewandelt werden, die nicht nur für die Lichterzeugung verloren geht, ſondern auch die Zerſtörung der Lampe befördert. Die Anwendung geringer Spannungen und hoher Stromſtärken führt aber, wie wir gleich ſehen werden, auch noch andere Nachtheile mit ſich. Die Stärke der Leitungen muß aus Rückſicht auf die Feuerſicherheit ſo gewählt werden, daß die Erhitzung derſelben eine gewiſſe Größe nicht überſchreitet; andererſeits kann ſie aber wegen des Materialpreiſes nicht ſo groß genommen werden, daß der Energieverluſt durch die Leitung ganz vermieden wird. Man ſchlägt daher einen Mittelweg ein und geſtattet einen Energieverluſt von etwa 10 Procent. Vergleichen wir nun, unter Vorausſetzung gleichen Energieverluſtes durch die Leitung, zwei gleiche Beleuchtungsanlagen, deren eine mit Ediſon-, deren andere mit Swan-Lampen ausgeführt wurde. Für das Product: Stromſtärke mal Spannung, welches conſtant ſein ſoll, kann man auch ſetzen das Quadrat der Stromſtärke mal Widerſtand, weil ja die Spannung gleich iſt dem Producte Widerſtand mal Stromſtärke. Soll nun aber das Product: Quadrat der Stromſtärke mal Wider- ſtand für die Leitungen dasſelbe bleiben, auch bei Anwendung von Lampen, die verſchiedene Stromſtärken erfordern, ſo muß ſich der Widerſtand der Leitung mit dem Quadrate der Stromſtärke ändern, d. h. bei zwei-, drei-, viermal größerer Stromſtärke muß der Widerſtand vier-, neun-, ſechzehnmal geringer werden. Dies erreicht man bei den Leitungen dadurch, daß man den Querſchnitt vier-, neun-, ſechzehnmal größer macht. Man kann daher ſagen, daß der Querſchnitt und ſomit auch das Gewicht der Leitung mit dem Quadrate der zum Betriebe der Lampe erforderlichen Stromſtärke wachſen muß. Da nun die Swan-Lampe einen beiläufig doppelt ſo ſtarken Strom erfordert als die Ediſon-Lampe, ſo erfordert eine Beleuch- tungsanlage mit Swan-Lampen das vierfache Gewicht an Leitungsmaterial als eine gleich große Anlage mit Ediſon-Lampen. Dieſes Verhalten ſpricht natürlich ſehr zu Ungunſten jener Lampen, welche Ströme hoher Stromſtärke bedürfen, und zwar namentlich dann, wenn die Anlage eine große wird, alſo die Leitungen erhebliche Längen bekommen, wie dies z. B. bei Centralſtationen für elektriſche Beleuchtung der Fall iſt. Es wäre jedoch falſch, hieraus auf Unbrauchbarkeit der Lampen für höhere Stromſtärke zu ſchließen, da die eben beſprochenen Umſtände einerſeits bei kurzen Leitungen kaum in Betracht kommen, andererſeits aber bei ausgedehnten Leitungen durch die Schaltung der Lampen in vielen Fällen unſchädlich gemacht werden können. Ordnet man nämlich nicht ſämmtliche Lampen parallel nebeneinander an, wie dies bei Glühlichtern gewöhnlich geſchieht, ſondern je zwei hintereinander, ſo wirken dieſe beiden Lampen gerade ſo wie eine Lampe, welche die doppelte Spannung erfordert. Die Nachtheile der Anwendung von Lampen für hohe Stromſtärke und geringe Spannung können alſo durch Hintereinanderſchaltung zweier oder auch mehrerer Lampen paralyſirt werden. Dieſes Auskunftsmittel iſt jedoch nur dann zuläſſig, wenn man nicht die volle Unabhängigkeit einer Lampe von der andern fordert, wenn man darauf verzichtet, jede Lampe beliebig auslöſchen oder anzünden zu können. Die räumliche Vertheilung einzelner Lampen iſt hierbei natürlich ausgeſchloſſen, weil ja das Auslöſchen oder Anzünden einer Lampe das Auslöſchen oder Anzünden ſämmtlicher hintereinander geſchalteter Lampen zur Folge hätte.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/653>, abgerufen am 23.11.2024.