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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Nicht lange nach Guericke's erster, in der Ursache übrigens nicht erkannter
Beobachtung elektrischen Leuchtens durch Ausströmen von Elektricität wurde auch bereits
der elektrische Funke gesehen. Robert Boyle, der seine Versuche im Jahre 1698
veröffentlichte, sah den elektrischen Funken beim Reiben eines großen Stückes Bern-
stein, Leibniz beim Reiben einer Guericke'schen Schwefelkugel im Jahre 1672.

Eine andere Art elektrischen Leuchtens, nämlich jenes von elektrisirten Gasen
oder Dämpfen in sehr verdünntem Zustande, wurde zuerst von Picard 1675 (?)
beobachtet, während erst Hawksbee zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hierfür
die richtige Erklärung gab (Seite 10). Wir lernten später derartige Erscheinungen
im elektrischen Ei und in den Geißler'schen Röhren kennen (Seite 146 und 310).

Doch weder das Leuchten ausströmender Elektricität, noch jenes des elektrischen
Funkens oder das elektrisirter Gase und Dämpfe in sehr verdünntem Zustande
gelangte jemals als elektrisches Licht zu nennenswerther praktischer Anwendung;
dies war erst dem Voltabogen einerseits und dem Glühlichte andererseits vorbehalten.

In einem Briefe, welchen Davy im Jahre 1800 an Dr. Beddoe richtete,
sind bereits Experimente erwähnt, bei welchen elektrische Funken durch den Strom
einer Voltasäule, zwischen zwei Kohlenspitzen hervorgerufen, beobachtet wurden.
Silvanus P. Thompson fand im "Journal de Paris" (du 22 ventose an X)
vom 12. März 1802 eine Mittheilung, nach welcher zu dieser Zeit ein gewisser
Robertson mit einer Kupfer-Zinksäule verschiedene Experimente gemacht hat; hiervon
wird eines, nämlich mit glühenden Kohlen, besonders erwähnt. Die Endplatten
einer 120-elementigen Zink-Silbersäule wurden mit Kohlen verbunden und diese
dann zur Berührung gebracht; man beobachtete hierbei "im Momente der Berührung
einen mit außerordentlichem Glanze leuchtenden Funken".

In diesen und anderen Mittheilungen vor 1808 wird jedoch nie von einem
Lichtbogen gesprochen oder der ihn vom elektrischen Funken unterscheidenden
Eigenschaft der Continuität gedacht. Es ist auch deshalb nicht wahrscheinlich, daß
der Lichtbogen früher schon beobachtet wurde, da zu jener Zeit nur verhältnißmäßig
schwache Säulen benützt wurden. Als Humphry Davy seine berühmten elektro-
chemischen Untersuchungen ausführte, ging er von der Ansicht aus, es müsse durch
Steigerung der elektrischen Kräfte gelingen, die chemischen Kräfte zu überbieten,
d. h. bis dahin für einfach gehaltene Körper in ihre Elemente zu zerlegen. Daß
ihm dies auch gelungen ist, haben wir bereits erfahren (Seite 36). Um dieses
Resultat erreichen zu können, bedurfte er aber einer vielelementigen Batterie. Er
richtete daher an die seinen Vorträgen in der "Royal Institution" beiwohnenden
Zuhörer die Bitte, die hierzu nöthigen Geldmittel im Wege einer Subscription zu
beschaffen. Diese ergab sofort die nöthige Summe. "Mancher eifrige Freund der
Wissenschaft," erzählt Davy, "fand keine Gelegenheit mehr, seine Liberalität zu
bethätigen." So wurden und werden in England wissenschaftliche Forschungen unterstützt!

Davy stellte nun eine Säule von 2000 Elementen zusammen, welche in
200 Porzellantrögen untergebracht wurden; die Gesammtoberfläche der Zinkplatten
dieser Zink-Kupferbatterie machte 80 Quadratmeter aus. Mit Hilfe dieser mächtigen
Elektricitätsquelle führte Davy den Mitgliedern der "Royal Institution" im
Jahre 1810 den galvanischen Lichtbogen vor. Da die von ihm benützten Stäbchen
aus Holzkohle in der freien Luft rapid verbrannten, schloß er, um die Erscheinung
länger zu erhalten, den Voltabogen in ein elektrisches Ei.

Davy's Versuch wurde seit dieser Zeit oft wiederholt, blieb jedoch ein nur
in physikalischen Laboratorien und Vortragssälen ausgeführtes Experiment, bis im

Nicht lange nach Guericke’s erſter, in der Urſache übrigens nicht erkannter
Beobachtung elektriſchen Leuchtens durch Ausſtrömen von Elektricität wurde auch bereits
der elektriſche Funke geſehen. Robert Boyle, der ſeine Verſuche im Jahre 1698
veröffentlichte, ſah den elektriſchen Funken beim Reiben eines großen Stückes Bern-
ſtein, Leibniz beim Reiben einer Guericke’ſchen Schwefelkugel im Jahre 1672.

Eine andere Art elektriſchen Leuchtens, nämlich jenes von elektriſirten Gaſen
oder Dämpfen in ſehr verdünntem Zuſtande, wurde zuerſt von Picard 1675 (?)
beobachtet, während erſt Hawksbee zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hierfür
die richtige Erklärung gab (Seite 10). Wir lernten ſpäter derartige Erſcheinungen
im elektriſchen Ei und in den Geißler’ſchen Röhren kennen (Seite 146 und 310).

Doch weder das Leuchten ausſtrömender Elektricität, noch jenes des elektriſchen
Funkens oder das elektriſirter Gaſe und Dämpfe in ſehr verdünntem Zuſtande
gelangte jemals als elektriſches Licht zu nennenswerther praktiſcher Anwendung;
dies war erſt dem Voltabogen einerſeits und dem Glühlichte andererſeits vorbehalten.

In einem Briefe, welchen Davy im Jahre 1800 an Dr. Beddoe richtete,
ſind bereits Experimente erwähnt, bei welchen elektriſche Funken durch den Strom
einer Voltaſäule, zwiſchen zwei Kohlenſpitzen hervorgerufen, beobachtet wurden.
Silvanus P. Thompſon fand im „Journal de Paris” (du 22 ventôse an X)
vom 12. März 1802 eine Mittheilung, nach welcher zu dieſer Zeit ein gewiſſer
Robertſon mit einer Kupfer-Zinkſäule verſchiedene Experimente gemacht hat; hiervon
wird eines, nämlich mit glühenden Kohlen, beſonders erwähnt. Die Endplatten
einer 120-elementigen Zink-Silberſäule wurden mit Kohlen verbunden und dieſe
dann zur Berührung gebracht; man beobachtete hierbei „im Momente der Berührung
einen mit außerordentlichem Glanze leuchtenden Funken“.

In dieſen und anderen Mittheilungen vor 1808 wird jedoch nie von einem
Lichtbogen geſprochen oder der ihn vom elektriſchen Funken unterſcheidenden
Eigenſchaft der Continuität gedacht. Es iſt auch deshalb nicht wahrſcheinlich, daß
der Lichtbogen früher ſchon beobachtet wurde, da zu jener Zeit nur verhältnißmäßig
ſchwache Säulen benützt wurden. Als Humphry Davy ſeine berühmten elektro-
chemiſchen Unterſuchungen ausführte, ging er von der Anſicht aus, es müſſe durch
Steigerung der elektriſchen Kräfte gelingen, die chemiſchen Kräfte zu überbieten,
d. h. bis dahin für einfach gehaltene Körper in ihre Elemente zu zerlegen. Daß
ihm dies auch gelungen iſt, haben wir bereits erfahren (Seite 36). Um dieſes
Reſultat erreichen zu können, bedurfte er aber einer vielelementigen Batterie. Er
richtete daher an die ſeinen Vorträgen in der „Royal Institution” beiwohnenden
Zuhörer die Bitte, die hierzu nöthigen Geldmittel im Wege einer Subſcription zu
beſchaffen. Dieſe ergab ſofort die nöthige Summe. „Mancher eifrige Freund der
Wiſſenſchaft,“ erzählt Davy, „fand keine Gelegenheit mehr, ſeine Liberalität zu
bethätigen.“ So wurden und werden in England wiſſenſchaftliche Forſchungen unterſtützt!

Davy ſtellte nun eine Säule von 2000 Elementen zuſammen, welche in
200 Porzellantrögen untergebracht wurden; die Geſammtoberfläche der Zinkplatten
dieſer Zink-Kupferbatterie machte 80 Quadratmeter aus. Mit Hilfe dieſer mächtigen
Elektricitätsquelle führte Davy den Mitgliedern der „Royal Institution” im
Jahre 1810 den galvaniſchen Lichtbogen vor. Da die von ihm benützten Stäbchen
aus Holzkohle in der freien Luft rapid verbrannten, ſchloß er, um die Erſcheinung
länger zu erhalten, den Voltabogen in ein elektriſches Ei.

Davy’s Verſuch wurde ſeit dieſer Zeit oft wiederholt, blieb jedoch ein nur
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[597/0611] Nicht lange nach Guericke’s erſter, in der Urſache übrigens nicht erkannter Beobachtung elektriſchen Leuchtens durch Ausſtrömen von Elektricität wurde auch bereits der elektriſche Funke geſehen. Robert Boyle, der ſeine Verſuche im Jahre 1698 veröffentlichte, ſah den elektriſchen Funken beim Reiben eines großen Stückes Bern- ſtein, Leibniz beim Reiben einer Guericke’ſchen Schwefelkugel im Jahre 1672. Eine andere Art elektriſchen Leuchtens, nämlich jenes von elektriſirten Gaſen oder Dämpfen in ſehr verdünntem Zuſtande, wurde zuerſt von Picard 1675 (?) beobachtet, während erſt Hawksbee zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hierfür die richtige Erklärung gab (Seite 10). Wir lernten ſpäter derartige Erſcheinungen im elektriſchen Ei und in den Geißler’ſchen Röhren kennen (Seite 146 und 310). Doch weder das Leuchten ausſtrömender Elektricität, noch jenes des elektriſchen Funkens oder das elektriſirter Gaſe und Dämpfe in ſehr verdünntem Zuſtande gelangte jemals als elektriſches Licht zu nennenswerther praktiſcher Anwendung; dies war erſt dem Voltabogen einerſeits und dem Glühlichte andererſeits vorbehalten. In einem Briefe, welchen Davy im Jahre 1800 an Dr. Beddoe richtete, ſind bereits Experimente erwähnt, bei welchen elektriſche Funken durch den Strom einer Voltaſäule, zwiſchen zwei Kohlenſpitzen hervorgerufen, beobachtet wurden. Silvanus P. Thompſon fand im „Journal de Paris” (du 22 ventôse an X) vom 12. März 1802 eine Mittheilung, nach welcher zu dieſer Zeit ein gewiſſer Robertſon mit einer Kupfer-Zinkſäule verſchiedene Experimente gemacht hat; hiervon wird eines, nämlich mit glühenden Kohlen, beſonders erwähnt. Die Endplatten einer 120-elementigen Zink-Silberſäule wurden mit Kohlen verbunden und dieſe dann zur Berührung gebracht; man beobachtete hierbei „im Momente der Berührung einen mit außerordentlichem Glanze leuchtenden Funken“. In dieſen und anderen Mittheilungen vor 1808 wird jedoch nie von einem Lichtbogen geſprochen oder der ihn vom elektriſchen Funken unterſcheidenden Eigenſchaft der Continuität gedacht. Es iſt auch deshalb nicht wahrſcheinlich, daß der Lichtbogen früher ſchon beobachtet wurde, da zu jener Zeit nur verhältnißmäßig ſchwache Säulen benützt wurden. Als Humphry Davy ſeine berühmten elektro- chemiſchen Unterſuchungen ausführte, ging er von der Anſicht aus, es müſſe durch Steigerung der elektriſchen Kräfte gelingen, die chemiſchen Kräfte zu überbieten, d. h. bis dahin für einfach gehaltene Körper in ihre Elemente zu zerlegen. Daß ihm dies auch gelungen iſt, haben wir bereits erfahren (Seite 36). Um dieſes Reſultat erreichen zu können, bedurfte er aber einer vielelementigen Batterie. Er richtete daher an die ſeinen Vorträgen in der „Royal Institution” beiwohnenden Zuhörer die Bitte, die hierzu nöthigen Geldmittel im Wege einer Subſcription zu beſchaffen. Dieſe ergab ſofort die nöthige Summe. „Mancher eifrige Freund der Wiſſenſchaft,“ erzählt Davy, „fand keine Gelegenheit mehr, ſeine Liberalität zu bethätigen.“ So wurden und werden in England wiſſenſchaftliche Forſchungen unterſtützt! Davy ſtellte nun eine Säule von 2000 Elementen zuſammen, welche in 200 Porzellantrögen untergebracht wurden; die Geſammtoberfläche der Zinkplatten dieſer Zink-Kupferbatterie machte 80 Quadratmeter aus. Mit Hilfe dieſer mächtigen Elektricitätsquelle führte Davy den Mitgliedern der „Royal Institution” im Jahre 1810 den galvaniſchen Lichtbogen vor. Da die von ihm benützten Stäbchen aus Holzkohle in der freien Luft rapid verbrannten, ſchloß er, um die Erſcheinung länger zu erhalten, den Voltabogen in ein elektriſches Ei. Davy’s Verſuch wurde ſeit dieſer Zeit oft wiederholt, blieb jedoch ein nur in phyſikaliſchen Laboratorien und Vortragsſälen ausgeführtes Experiment, bis im

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/611>, abgerufen am 22.11.2024.