derselben Weise wie früher das erste Ende einen Magnetpol erhalten, aber dieses- mal einen entgegengesetzten, nämlich einen Nordpol. In welcher Richtung und mit welchem Pole des Magnetes hierbei zu streichen angefangen wird, ist gleichgiltig und der zum Streichen angewandte Magnet verliert durch diese Operation nichts an seiner ursprünglichen Kraft. Man erreicht dasselbe Resultat, wenn man statt erst mit einem Pole nach der einen und dann mit dem zweiten Pole nach der entgegen- gesetzten Richtung zu streichen, gleichzeitig die ungleichnamigen Pole zweier Magnet- stäbe in der Mitte des zu magnetisirenden Stabes aufsetzt, den einen Pol gegen das eine und gleich- zeitig den entgegenge- setzten Pol des zweiten Magnetes gegen das zweite Ende des Sta- bes führt, beide Mag- nete durch die Luft wieder in die Mitte des Stabes zurückbringt, abermals gegen die beiden Enden des Stabes zu streicht und dieses Verfahren mehr- mals wiederholt.
Will man den Doppelstrich an-
[Abbildung]
Fig. 22.
Einfacher Strich.
wenden, so setzt man die entgegengesetzten Pole zweier Stabmagnete mit Zwischen- stellung eines dreiseitigen Holzprismas (Fig. 23) auf die Mitte des zu magneti- sirenden Stabes derart auf, daß die Magnetstäbe mit dem Eisenstabe Winkel von beiläufig 20 Grad einschließen, und fährt dann mit beiden Magneten und dem Holzprisma gegen das eine Ende des Stabes, dann über die Mitte desselben zurück bis zum zweiten Ende, hierauf wieder zum ersten Ende und so oft hin und her, bis der Stab nicht mehr an magnetischer Kraft gewinnt, worauf man
[Abbildung]
Fig. 23.
Doppelstrich.
beide Magnetstäbe in der Mitte des Stahlstabes abhebt. Die Polarität des Stahlstabes ist dann die entgegengesetzte jenes Magnetpoles, welcher während des Streichens dem betreffenden Stabende zunächst lag. Die Wirkung dieses Striches besteht darin, daß die Moleküle des Stabes, welche sich jeweilig zwischen den Polen der Streichmagnete befinden, in eine derartige Richtung gebracht werden, daß sie ihr Nordende dem Südpole und ihr Südende dem Nordpole der Streich- magnete zukehren. An Stelle zweier Stabmagnete kann natürlich auch ein Hufeisen- magnet verwendet werden, bei welchem die entgegengesetzten Pole ohnehin nahe aneinander liegen und daher auch kräftig wirken.
derſelben Weiſe wie früher das erſte Ende einen Magnetpol erhalten, aber dieſes- mal einen entgegengeſetzten, nämlich einen Nordpol. In welcher Richtung und mit welchem Pole des Magnetes hierbei zu ſtreichen angefangen wird, iſt gleichgiltig und der zum Streichen angewandte Magnet verliert durch dieſe Operation nichts an ſeiner urſprünglichen Kraft. Man erreicht dasſelbe Reſultat, wenn man ſtatt erſt mit einem Pole nach der einen und dann mit dem zweiten Pole nach der entgegen- geſetzten Richtung zu ſtreichen, gleichzeitig die ungleichnamigen Pole zweier Magnet- ſtäbe in der Mitte des zu magnetiſirenden Stabes aufſetzt, den einen Pol gegen das eine und gleich- zeitig den entgegenge- ſetzten Pol des zweiten Magnetes gegen das zweite Ende des Sta- bes führt, beide Mag- nete durch die Luft wieder in die Mitte des Stabes zurückbringt, abermals gegen die beiden Enden des Stabes zu ſtreicht und dieſes Verfahren mehr- mals wiederholt.
Will man den Doppelſtrich an-
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Fig. 22.
Einfacher Strich.
wenden, ſo ſetzt man die entgegengeſetzten Pole zweier Stabmagnete mit Zwiſchen- ſtellung eines dreiſeitigen Holzprismas (Fig. 23) auf die Mitte des zu magneti- ſirenden Stabes derart auf, daß die Magnetſtäbe mit dem Eiſenſtabe Winkel von beiläufig 20 Grad einſchließen, und fährt dann mit beiden Magneten und dem Holzprisma gegen das eine Ende des Stabes, dann über die Mitte desſelben zurück bis zum zweiten Ende, hierauf wieder zum erſten Ende und ſo oft hin und her, bis der Stab nicht mehr an magnetiſcher Kraft gewinnt, worauf man
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Fig. 23.
Doppelſtrich.
beide Magnetſtäbe in der Mitte des Stahlſtabes abhebt. Die Polarität des Stahlſtabes iſt dann die entgegengeſetzte jenes Magnetpoles, welcher während des Streichens dem betreffenden Stabende zunächſt lag. Die Wirkung dieſes Striches beſteht darin, daß die Moleküle des Stabes, welche ſich jeweilig zwiſchen den Polen der Streichmagnete befinden, in eine derartige Richtung gebracht werden, daß ſie ihr Nordende dem Südpole und ihr Südende dem Nordpole der Streich- magnete zukehren. An Stelle zweier Stabmagnete kann natürlich auch ein Hufeiſen- magnet verwendet werden, bei welchem die entgegengeſetzten Pole ohnehin nahe aneinander liegen und daher auch kräftig wirken.
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derſelben Weiſe wie früher das erſte Ende einen Magnetpol erhalten, aber dieſes-
mal einen entgegengeſetzten, nämlich einen Nordpol. In welcher Richtung und mit
welchem Pole des Magnetes hierbei zu ſtreichen angefangen wird, iſt gleichgiltig
und der zum Streichen angewandte Magnet verliert durch dieſe Operation nichts an
ſeiner urſprünglichen Kraft. Man erreicht dasſelbe Reſultat, wenn man ſtatt erſt
mit einem Pole nach der einen und dann mit dem zweiten Pole nach der entgegen-
geſetzten Richtung zu ſtreichen, gleichzeitig die ungleichnamigen Pole zweier Magnet-
ſtäbe in der Mitte des zu magnetiſirenden Stabes aufſetzt, den einen Pol gegen
das eine und gleich-
zeitig den entgegenge-
ſetzten Pol des zweiten
Magnetes gegen das
zweite Ende des Sta-
bes führt, beide Mag-
nete durch die Luft
wieder in die Mitte des
Stabes zurückbringt,
abermals gegen die
beiden Enden des
Stabes zu ſtreicht und
dieſes Verfahren mehr-
mals wiederholt.
Will man den
Doppelſtrich an-
[Abbildung Fig. 22.
Einfacher Strich.]
wenden, ſo ſetzt man die entgegengeſetzten Pole zweier Stabmagnete mit Zwiſchen-
ſtellung eines dreiſeitigen Holzprismas (Fig. 23) auf die Mitte des zu magneti-
ſirenden Stabes derart auf, daß die Magnetſtäbe mit dem Eiſenſtabe Winkel
von beiläufig 20 Grad einſchließen, und fährt dann mit beiden Magneten und
dem Holzprisma gegen
das eine Ende des
Stabes, dann über die
Mitte desſelben zurück
bis zum zweiten Ende,
hierauf wieder zum
erſten Ende und ſo
oft hin und her, bis
der Stab nicht mehr
an magnetiſcher Kraft
gewinnt, worauf man
[Abbildung Fig. 23.
Doppelſtrich.]
beide Magnetſtäbe in der Mitte des Stahlſtabes abhebt. Die Polarität des
Stahlſtabes iſt dann die entgegengeſetzte jenes Magnetpoles, welcher während des
Streichens dem betreffenden Stabende zunächſt lag. Die Wirkung dieſes Striches
beſteht darin, daß die Moleküle des Stabes, welche ſich jeweilig zwiſchen den
Polen der Streichmagnete befinden, in eine derartige Richtung gebracht werden, daß
ſie ihr Nordende dem Südpole und ihr Südende dem Nordpole der Streich-
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/61>, abgerufen am 22.11.2024.
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