Ohne auf weitere Modificationen näher einzugehen, wollen wir in dieser Gruppe von Elementen noch einer Anordnung gedenken, welche Reynier dem Daniell-Elemente gegeben hat. Das Reynier-Element (Fig. 344) besteht aus einem vierseitig prismatischen Glasgefäße, in welches ein Kupferblech von der Form eingesetzt wird, wie sie Fig. 344 a zeigt. Dieses Blech umfaßt eine Zelle aus Pergamentpapier, welche dieselbe Gestalt hat wie das Batterieglas. In die Zelle kommt ein dem Kupferblech ähnlich gebogenes Zinkblech. Das Element erhält als Füllung zwei Flüssigkeiten, nämlich Kupfervitriollösung im Batterieglase und Natronlauge in der Zelle.
Durch den Ersatz der Schwefelsäure durch Natronlauge erreicht man einerseits, daß die Diffusion der Kupfervitriollösung zum Zink verhindert wird, weil sich an den Berührungsflächen von Natronlauge und Kupfervitriol (also am Diaphragma) während der Ruhezeit des Elementes schwer lösliches Kupferoxydhydrat bildet, welches die Poren der Zelle verlegt, und andererseits eine Erhöhung der elektro- motorischen Kraft auf 1·3 bis 1·5 Volts; überdies wird auch unnützer Zinkverbrauch vermieden.
[Abbildung]
Fig. 344.
[Abbildung]
Fig. 344
a.
[Abbildung]
Reynier-Element.
Die Papierzelle wird nicht durch Zusammennähen oder Kleben, sondern durch eine sehr einfache Faltung hergestellt. Um den Durchgang der Flüssigkeiten zu erschweren, wendet man nicht einfache, sondern zwei- oder dreifache Zellen an, wodurch natürlich auch der Widerstand erhöht wird. Um diesen zu verringern, mischt Reynier Salze bei, welche an den chemischen Processen keinen Antheil nehmen.
Elemente mit zwei Flüssigkeiten veränderlicher chemischer Zusammensetzung.
Grove war der Erste, welcher eine Säule mit zwei Flüssigkeiten zusammen- stellte, von denen Salpetersäure die depolarisirende Substanz bildete (1839). Die Grove-Elemente in ihrer ursprünglichen Form kamen zu keiner Anwendung, wohl aber ihre verschiedenen Modificationen. Eine der gebräuchlichsten, die dem Elemente von Poggendorff gegeben wurde, lernten wir bereits kennen (Seite 186). Wir können hier nur noch ergänzend bemerken, daß später das theure Platinblech umgangen wurde, indem man an Stelle dieses Porzellanplatten mit eingebranntem Platin zur Anwendung brachte. Hiermit sind aber die Nachtheile verbunden, daß
Ohne auf weitere Modificationen näher einzugehen, wollen wir in dieſer Gruppe von Elementen noch einer Anordnung gedenken, welche Reynier dem Daniell-Elemente gegeben hat. Das Reynier-Element (Fig. 344) beſteht aus einem vierſeitig prismatiſchen Glasgefäße, in welches ein Kupferblech von der Form eingeſetzt wird, wie ſie Fig. 344 a zeigt. Dieſes Blech umfaßt eine Zelle aus Pergamentpapier, welche dieſelbe Geſtalt hat wie das Batterieglas. In die Zelle kommt ein dem Kupferblech ähnlich gebogenes Zinkblech. Das Element erhält als Füllung zwei Flüſſigkeiten, nämlich Kupfervitriollöſung im Batterieglaſe und Natronlauge in der Zelle.
Durch den Erſatz der Schwefelſäure durch Natronlauge erreicht man einerſeits, daß die Diffuſion der Kupfervitriollöſung zum Zink verhindert wird, weil ſich an den Berührungsflächen von Natronlauge und Kupfervitriol (alſo am Diaphragma) während der Ruhezeit des Elementes ſchwer lösliches Kupferoxydhydrat bildet, welches die Poren der Zelle verlegt, und andererſeits eine Erhöhung der elektro- motoriſchen Kraft auf 1·3 bis 1·5 Volts; überdies wird auch unnützer Zinkverbrauch vermieden.
[Abbildung]
Fig. 344.
[Abbildung]
Fig. 344
a.
[Abbildung]
Reynier-Element.
Die Papierzelle wird nicht durch Zuſammennähen oder Kleben, ſondern durch eine ſehr einfache Faltung hergeſtellt. Um den Durchgang der Flüſſigkeiten zu erſchweren, wendet man nicht einfache, ſondern zwei- oder dreifache Zellen an, wodurch natürlich auch der Widerſtand erhöht wird. Um dieſen zu verringern, miſcht Reynier Salze bei, welche an den chemiſchen Proceſſen keinen Antheil nehmen.
Elemente mit zwei Flüſſigkeiten veränderlicher chemiſcher Zuſammenſetzung.
Grove war der Erſte, welcher eine Säule mit zwei Flüſſigkeiten zuſammen- ſtellte, von denen Salpeterſäure die depolariſirende Subſtanz bildete (1839). Die Grove-Elemente in ihrer urſprünglichen Form kamen zu keiner Anwendung, wohl aber ihre verſchiedenen Modificationen. Eine der gebräuchlichſten, die dem Elemente von Poggendorff gegeben wurde, lernten wir bereits kennen (Seite 186). Wir können hier nur noch ergänzend bemerken, daß ſpäter das theure Platinblech umgangen wurde, indem man an Stelle dieſes Porzellanplatten mit eingebranntem Platin zur Anwendung brachte. Hiermit ſind aber die Nachtheile verbunden, daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0510"n="496"/><p>Ohne auf weitere Modificationen näher einzugehen, wollen wir in dieſer<lb/>
Gruppe von Elementen noch einer Anordnung gedenken, welche <hirendition="#g">Reynier</hi> dem<lb/>
Daniell-Elemente gegeben hat. Das <hirendition="#b">Reynier-Element</hi> (Fig. 344) beſteht aus<lb/>
einem vierſeitig prismatiſchen Glasgefäße, in welches ein Kupferblech von der<lb/>
Form eingeſetzt wird, wie ſie Fig. 344 <hirendition="#aq">a</hi> zeigt. Dieſes Blech umfaßt eine Zelle<lb/>
aus Pergamentpapier, welche dieſelbe Geſtalt hat wie das Batterieglas. In die<lb/>
Zelle kommt ein dem Kupferblech ähnlich gebogenes Zinkblech. Das Element erhält<lb/>
als Füllung zwei Flüſſigkeiten, nämlich Kupfervitriollöſung im Batterieglaſe und<lb/>
Natronlauge in der Zelle.</p><lb/><p>Durch den Erſatz der Schwefelſäure durch Natronlauge erreicht man einerſeits,<lb/>
daß die Diffuſion der Kupfervitriollöſung zum Zink verhindert wird, weil ſich<lb/>
an den Berührungsflächen von Natronlauge und Kupfervitriol (alſo am Diaphragma)<lb/>
während der Ruhezeit des Elementes ſchwer lösliches Kupferoxydhydrat bildet,<lb/>
welches die Poren der Zelle verlegt, und andererſeits eine Erhöhung der elektro-<lb/>
motoriſchen Kraft auf 1·3 bis 1·5 Volts; überdies wird auch unnützer Zinkverbrauch<lb/>
vermieden.</p><lb/><figure><head>Fig. 344.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 344 </head><p><hirendition="#aq">a.</hi></p></figure><lb/><figure><p>Reynier-Element.</p></figure><lb/><p>Die Papierzelle wird nicht durch Zuſammennähen oder Kleben, ſondern<lb/>
durch eine ſehr einfache Faltung hergeſtellt. Um den Durchgang der Flüſſigkeiten<lb/>
zu erſchweren, wendet man nicht einfache, ſondern zwei- oder dreifache Zellen an,<lb/>
wodurch natürlich auch der Widerſtand erhöht wird. Um dieſen zu verringern,<lb/>
miſcht Reynier Salze bei, welche an den chemiſchen Proceſſen keinen Antheil nehmen.</p></div><lb/><divn="4"><head>Elemente mit zwei Flüſſigkeiten veränderlicher chemiſcher Zuſammenſetzung.</head><lb/><p><hirendition="#g">Grove</hi> war der Erſte, welcher eine Säule mit zwei Flüſſigkeiten zuſammen-<lb/>ſtellte, von denen Salpeterſäure die depolariſirende Subſtanz bildete (1839). Die<lb/><hirendition="#g">Grove-Elemente</hi> in ihrer urſprünglichen Form kamen zu keiner Anwendung,<lb/>
wohl aber ihre verſchiedenen Modificationen. Eine der gebräuchlichſten, die dem<lb/>
Elemente von Poggendorff gegeben wurde, lernten wir bereits kennen (Seite 186).<lb/>
Wir können hier nur noch ergänzend bemerken, daß ſpäter das theure Platinblech<lb/>
umgangen wurde, indem man an Stelle dieſes Porzellanplatten mit eingebranntem<lb/>
Platin zur Anwendung brachte. Hiermit ſind aber die Nachtheile verbunden, daß<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[496/0510]
Ohne auf weitere Modificationen näher einzugehen, wollen wir in dieſer
Gruppe von Elementen noch einer Anordnung gedenken, welche Reynier dem
Daniell-Elemente gegeben hat. Das Reynier-Element (Fig. 344) beſteht aus
einem vierſeitig prismatiſchen Glasgefäße, in welches ein Kupferblech von der
Form eingeſetzt wird, wie ſie Fig. 344 a zeigt. Dieſes Blech umfaßt eine Zelle
aus Pergamentpapier, welche dieſelbe Geſtalt hat wie das Batterieglas. In die
Zelle kommt ein dem Kupferblech ähnlich gebogenes Zinkblech. Das Element erhält
als Füllung zwei Flüſſigkeiten, nämlich Kupfervitriollöſung im Batterieglaſe und
Natronlauge in der Zelle.
Durch den Erſatz der Schwefelſäure durch Natronlauge erreicht man einerſeits,
daß die Diffuſion der Kupfervitriollöſung zum Zink verhindert wird, weil ſich
an den Berührungsflächen von Natronlauge und Kupfervitriol (alſo am Diaphragma)
während der Ruhezeit des Elementes ſchwer lösliches Kupferoxydhydrat bildet,
welches die Poren der Zelle verlegt, und andererſeits eine Erhöhung der elektro-
motoriſchen Kraft auf 1·3 bis 1·5 Volts; überdies wird auch unnützer Zinkverbrauch
vermieden.
[Abbildung Fig. 344.]
[Abbildung Fig. 344 a.]
[Abbildung Reynier-Element.]
Die Papierzelle wird nicht durch Zuſammennähen oder Kleben, ſondern
durch eine ſehr einfache Faltung hergeſtellt. Um den Durchgang der Flüſſigkeiten
zu erſchweren, wendet man nicht einfache, ſondern zwei- oder dreifache Zellen an,
wodurch natürlich auch der Widerſtand erhöht wird. Um dieſen zu verringern,
miſcht Reynier Salze bei, welche an den chemiſchen Proceſſen keinen Antheil nehmen.
Elemente mit zwei Flüſſigkeiten veränderlicher chemiſcher Zuſammenſetzung.
Grove war der Erſte, welcher eine Säule mit zwei Flüſſigkeiten zuſammen-
ſtellte, von denen Salpeterſäure die depolariſirende Subſtanz bildete (1839). Die
Grove-Elemente in ihrer urſprünglichen Form kamen zu keiner Anwendung,
wohl aber ihre verſchiedenen Modificationen. Eine der gebräuchlichſten, die dem
Elemente von Poggendorff gegeben wurde, lernten wir bereits kennen (Seite 186).
Wir können hier nur noch ergänzend bemerken, daß ſpäter das theure Platinblech
umgangen wurde, indem man an Stelle dieſes Porzellanplatten mit eingebranntem
Platin zur Anwendung brachte. Hiermit ſind aber die Nachtheile verbunden, daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/510>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.