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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Chemie an der Royal Institution in London und in den Jahren 1829 bis 1842
war er auch als Lehrer an der Akademie in Woolwich thätig. Er starb am
25. August 1867 zu Hamtoncourt.

Faraday, dem wir die elektrostatischen Gesetze, die Induction und den Dia-
magnetismus verdanken, war überhaupt einer der größten Naturforscher, die je
lebten. Es ist hier nicht der Ort, auf alle seine Entdeckungen und Erfindungen
auch nur hinzuweisen, hier interessirt uns nur die Entdeckung der Induction.
Welch enorme Tragweite dieser Entdeckung innewohnte, zeigt uns der gegenwärtige
Stand der Elektrotechnik: Die Telegraphie, die Telephonie, die Mehrzahl der Regu-
lirungsvorrichtungen unserer Bogenlampen, die elektrischen Maschinen etc. beruhen
darauf. Die Entdeckung der Induction war keine zufällige, sondern von langer
Hand vorbereitet. Aus Ampere's Theorie schien bereits zu folgen, daß der
Wirkung des elektrischen Stromes auf den Magnet auch eine Gegenwirkung des
Magnetes auf den Leitungsdraht gegenüberstehen müsse, und wirklich suchte man auch
mit allem Eifer diese Gegenwirkung zu finden, aber die in dieser Richtung angestellten
Experimente blieben erfolglos. Faraday selbst suchte bereits im Jahre 1825 diese
Gegenwirkung zu ergründen, aber auch er erreichte damals nicht das gewünschte
Resultat. Es wurde bereits früher erwähnt, daß Arago, der sich gleichfalls mit
derlei Experimenten befaßte, den Rotations-Magnetismus entdeckte; er fand, daß
eine rasch rotirende Kupferscheibe eine darüber schwebende Magnetnadel veranlaßt,
gleichfalls zu rotiren. Aber obgleich in diesem Experimente bereits die Induction
mit eingeschlossen war, kam man wegen der Mannigfaltigkeit der hier in Betracht
kommenden Thatsachen doch nicht auf die Induction. Im Jahre 1831 nahm endlich
Faraday seine diesbezüglichen Versuche wieder auf und da gelang es ihm nach
einer Reihe fruchtlos angestellter Versuche, endlich die gesuchte Gegenwirkung zu
finden. Die Form war allerdings eine andere, als man erwartet hatte. Er fand, daß
in dem Augenblicke, als der Stromkreis in einem Drahte geschlossen wurde, in
dem benachbarten Drahte ein momentaner Strom auftritt. Doch genügte dieser
Versuch, um Faraday in kürzester Zeit zur Erkennung sämmtlicher Inductions-
Erscheinungen zu führen. Selbst die Induction durch den Erdmagnetismus blieb
ihm nicht verborgen.

Die Folgen von den Entdeckungen Faraday's zu besprechen, würde heißen,
sich mit unserem gegenwärtigen Wissen beschäftigen; hier endigt also die Geschichte
und beginnt die Lehre von der Elektricität nach dem gegenwärtigen Standpunkte
unseres Wissens. Doch darf in Verfolgung dieser einen Richtung nicht die
andere gleichfalls hochwichtige übersehen werden, nämlich die chemische Wirkung
des elektrischen Stromes. Hierin wirkte Davy bahnbrechend.

Humphry Davy wurde als Sohn eines Xylographen am 17. December 1778
zu Penzance in Cornwall geboren, besuchte dort die unteren Schulen, ohne in diesen
gerade zu den vorzüglicheren Schülern zu gehören, und kam im Jahre 1795 zu
dem Apotheker von Penzance in die Lehre. Hatte Davy frühzeitig große Liebe
zur Dichtkunst gezeigt, so strebte er jetzt eifrig danach, durch Selbstunterricht sein
Wissen zu vermehren; auch das Sprachstudium wurde lebhaft betrieben. Im
Jahre 1798 errichtete Dr. Beddoe in Bristol eine pneumatische Curanstalt, in welcher
er das Stickoxydul als Heilmittel benützte. In diese Anstalt kam nun Davy,
um Beddoe in seinen Arbeiten' zu unterstützen; Davy beschäftigte sich mit Unter-
suchungen des Stickoxyduls und fand auch eine bequeme Darstellung desselben. Er
schrieb, erst zwanzig Jahre alt, bereits einige Aufsätze für ein von Dr. Beddoe

Chemie an der Royal Inſtitution in London und in den Jahren 1829 bis 1842
war er auch als Lehrer an der Akademie in Woolwich thätig. Er ſtarb am
25. Auguſt 1867 zu Hamtoncourt.

Faraday, dem wir die elektroſtatiſchen Geſetze, die Induction und den Dia-
magnetismus verdanken, war überhaupt einer der größten Naturforſcher, die je
lebten. Es iſt hier nicht der Ort, auf alle ſeine Entdeckungen und Erfindungen
auch nur hinzuweiſen, hier intereſſirt uns nur die Entdeckung der Induction.
Welch enorme Tragweite dieſer Entdeckung innewohnte, zeigt uns der gegenwärtige
Stand der Elektrotechnik: Die Telegraphie, die Telephonie, die Mehrzahl der Regu-
lirungsvorrichtungen unſerer Bogenlampen, die elektriſchen Maſchinen ꝛc. beruhen
darauf. Die Entdeckung der Induction war keine zufällige, ſondern von langer
Hand vorbereitet. Aus Ampère’s Theorie ſchien bereits zu folgen, daß der
Wirkung des elektriſchen Stromes auf den Magnet auch eine Gegenwirkung des
Magnetes auf den Leitungsdraht gegenüberſtehen müſſe, und wirklich ſuchte man auch
mit allem Eifer dieſe Gegenwirkung zu finden, aber die in dieſer Richtung angeſtellten
Experimente blieben erfolglos. Faraday ſelbſt ſuchte bereits im Jahre 1825 dieſe
Gegenwirkung zu ergründen, aber auch er erreichte damals nicht das gewünſchte
Reſultat. Es wurde bereits früher erwähnt, daß Arago, der ſich gleichfalls mit
derlei Experimenten befaßte, den Rotations-Magnetismus entdeckte; er fand, daß
eine raſch rotirende Kupferſcheibe eine darüber ſchwebende Magnetnadel veranlaßt,
gleichfalls zu rotiren. Aber obgleich in dieſem Experimente bereits die Induction
mit eingeſchloſſen war, kam man wegen der Mannigfaltigkeit der hier in Betracht
kommenden Thatſachen doch nicht auf die Induction. Im Jahre 1831 nahm endlich
Faraday ſeine diesbezüglichen Verſuche wieder auf und da gelang es ihm nach
einer Reihe fruchtlos angeſtellter Verſuche, endlich die geſuchte Gegenwirkung zu
finden. Die Form war allerdings eine andere, als man erwartet hatte. Er fand, daß
in dem Augenblicke, als der Stromkreis in einem Drahte geſchloſſen wurde, in
dem benachbarten Drahte ein momentaner Strom auftritt. Doch genügte dieſer
Verſuch, um Faraday in kürzeſter Zeit zur Erkennung ſämmtlicher Inductions-
Erſcheinungen zu führen. Selbſt die Induction durch den Erdmagnetismus blieb
ihm nicht verborgen.

Die Folgen von den Entdeckungen Faraday’s zu beſprechen, würde heißen,
ſich mit unſerem gegenwärtigen Wiſſen beſchäftigen; hier endigt alſo die Geſchichte
und beginnt die Lehre von der Elektricität nach dem gegenwärtigen Standpunkte
unſeres Wiſſens. Doch darf in Verfolgung dieſer einen Richtung nicht die
andere gleichfalls hochwichtige überſehen werden, nämlich die chemiſche Wirkung
des elektriſchen Stromes. Hierin wirkte Davy bahnbrechend.

Humphry Davy wurde als Sohn eines Xylographen am 17. December 1778
zu Penzance in Cornwall geboren, beſuchte dort die unteren Schulen, ohne in dieſen
gerade zu den vorzüglicheren Schülern zu gehören, und kam im Jahre 1795 zu
dem Apotheker von Penzance in die Lehre. Hatte Davy frühzeitig große Liebe
zur Dichtkunſt gezeigt, ſo ſtrebte er jetzt eifrig danach, durch Selbſtunterricht ſein
Wiſſen zu vermehren; auch das Sprachſtudium wurde lebhaft betrieben. Im
Jahre 1798 errichtete Dr. Beddoe in Briſtol eine pneumatiſche Curanſtalt, in welcher
er das Stickoxydul als Heilmittel benützte. In dieſe Anſtalt kam nun Davy,
um Beddoe in ſeinen Arbeiten’ zu unterſtützen; Davy beſchäftigte ſich mit Unter-
ſuchungen des Stickoxyduls und fand auch eine bequeme Darſtellung desſelben. Er
ſchrieb, erſt zwanzig Jahre alt, bereits einige Aufſätze für ein von Dr. Beddoe

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[34/0048] Chemie an der Royal Inſtitution in London und in den Jahren 1829 bis 1842 war er auch als Lehrer an der Akademie in Woolwich thätig. Er ſtarb am 25. Auguſt 1867 zu Hamtoncourt. Faraday, dem wir die elektroſtatiſchen Geſetze, die Induction und den Dia- magnetismus verdanken, war überhaupt einer der größten Naturforſcher, die je lebten. Es iſt hier nicht der Ort, auf alle ſeine Entdeckungen und Erfindungen auch nur hinzuweiſen, hier intereſſirt uns nur die Entdeckung der Induction. Welch enorme Tragweite dieſer Entdeckung innewohnte, zeigt uns der gegenwärtige Stand der Elektrotechnik: Die Telegraphie, die Telephonie, die Mehrzahl der Regu- lirungsvorrichtungen unſerer Bogenlampen, die elektriſchen Maſchinen ꝛc. beruhen darauf. Die Entdeckung der Induction war keine zufällige, ſondern von langer Hand vorbereitet. Aus Ampère’s Theorie ſchien bereits zu folgen, daß der Wirkung des elektriſchen Stromes auf den Magnet auch eine Gegenwirkung des Magnetes auf den Leitungsdraht gegenüberſtehen müſſe, und wirklich ſuchte man auch mit allem Eifer dieſe Gegenwirkung zu finden, aber die in dieſer Richtung angeſtellten Experimente blieben erfolglos. Faraday ſelbſt ſuchte bereits im Jahre 1825 dieſe Gegenwirkung zu ergründen, aber auch er erreichte damals nicht das gewünſchte Reſultat. Es wurde bereits früher erwähnt, daß Arago, der ſich gleichfalls mit derlei Experimenten befaßte, den Rotations-Magnetismus entdeckte; er fand, daß eine raſch rotirende Kupferſcheibe eine darüber ſchwebende Magnetnadel veranlaßt, gleichfalls zu rotiren. Aber obgleich in dieſem Experimente bereits die Induction mit eingeſchloſſen war, kam man wegen der Mannigfaltigkeit der hier in Betracht kommenden Thatſachen doch nicht auf die Induction. Im Jahre 1831 nahm endlich Faraday ſeine diesbezüglichen Verſuche wieder auf und da gelang es ihm nach einer Reihe fruchtlos angeſtellter Verſuche, endlich die geſuchte Gegenwirkung zu finden. Die Form war allerdings eine andere, als man erwartet hatte. Er fand, daß in dem Augenblicke, als der Stromkreis in einem Drahte geſchloſſen wurde, in dem benachbarten Drahte ein momentaner Strom auftritt. Doch genügte dieſer Verſuch, um Faraday in kürzeſter Zeit zur Erkennung ſämmtlicher Inductions- Erſcheinungen zu führen. Selbſt die Induction durch den Erdmagnetismus blieb ihm nicht verborgen. Die Folgen von den Entdeckungen Faraday’s zu beſprechen, würde heißen, ſich mit unſerem gegenwärtigen Wiſſen beſchäftigen; hier endigt alſo die Geſchichte und beginnt die Lehre von der Elektricität nach dem gegenwärtigen Standpunkte unſeres Wiſſens. Doch darf in Verfolgung dieſer einen Richtung nicht die andere gleichfalls hochwichtige überſehen werden, nämlich die chemiſche Wirkung des elektriſchen Stromes. Hierin wirkte Davy bahnbrechend. Humphry Davy wurde als Sohn eines Xylographen am 17. December 1778 zu Penzance in Cornwall geboren, beſuchte dort die unteren Schulen, ohne in dieſen gerade zu den vorzüglicheren Schülern zu gehören, und kam im Jahre 1795 zu dem Apotheker von Penzance in die Lehre. Hatte Davy frühzeitig große Liebe zur Dichtkunſt gezeigt, ſo ſtrebte er jetzt eifrig danach, durch Selbſtunterricht ſein Wiſſen zu vermehren; auch das Sprachſtudium wurde lebhaft betrieben. Im Jahre 1798 errichtete Dr. Beddoe in Briſtol eine pneumatiſche Curanſtalt, in welcher er das Stickoxydul als Heilmittel benützte. In dieſe Anſtalt kam nun Davy, um Beddoe in ſeinen Arbeiten’ zu unterſtützen; Davy beſchäftigte ſich mit Unter- ſuchungen des Stickoxyduls und fand auch eine bequeme Darſtellung desſelben. Er ſchrieb, erſt zwanzig Jahre alt, bereits einige Aufſätze für ein von Dr. Beddoe

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/48>, abgerufen am 23.11.2024.