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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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dieser Stäbchen oder Elemente wird zu einer Batterie in Form eines biegsamen
Gürtels angeordnet.

Als Erregungsflüssigkeit benützt man Essig. Der Gürtel wird in diesem
eingeweicht, wobei das Holz die Essigsäure aufnimmt. Die Kette bleibt daher auch
dann noch wirksam, wenn sie aus dem Essig herausgenommen wird.

Ersetzt man das Zink durch Magnesium, so wird der Strom bedeutend
verstärkt und es genügt dann zur Erregung desselben ein Befeuchten mit Wasser.

Das Bestreben, die Voltasäule zu verbessern und ihren Betrieb billiger zu
gestalten, führte zu mannigfachen Abänderungen, von welchen wir die wichtigsten
kennen lernen wollen. Ein wesentlicher Fortschritt wurde gemacht, als man das
gewöhnliche Zink durch amalgamirtes Zink ersetzte. Schon Kemp kannte die
Eigenschaft des amalgamirten Zinkes, an und für sich angesäuertes Wasser nicht
zu zersetzen (1828). Jedoch scheint erst Sturgeon (1830) hiervon praktischen
Gebrauch gemacht zu haben.

Chemisch reines Zink allein in angesäuertes Wasser eingetaucht, zersetzt dasselbe
allerdings auch nicht; die Reindarstellung verursacht jedoch zu hohe Kosten, als
daß an die Anwendung voll-
kommen reinen Zinkes zur Her-
stellung von Batterien gedacht
werden könnte. Das geb räuchliche
Zink ist verunreinigt durch Bei-
mengungen anderer Metalle und
dies bewirkt eben, daß die
fremden Metalltheilchen mit den
benachbarten Zinktheilchen kleine
Elemente bilden, sobald das Zink-
stück in angesäuertes Wasser ge-
taucht wird. Es findet daher
eine Wasserzersetzung, beziehungs-
weise Lösung des Zinkes auch

[Abbildung] Fig. 315.

Pulvermacher's Kette.

dann statt, wenn das Volta-Element nicht geschlossen ist, also ein Zinkverbrauch
während einer Zeit, in welcher die Batterie unbenützt steht. Daß die Auflösung
des Zinkes Folge der Bildung kleiner galvanischer Elemente in der Zinkplatte ist,
erhellt aus dem bereits angegebenen Verhalten des chemisch reinen Zinkes.

Dasselbe Verhalten wie das reine Zink zeigt auch das amalgamirte. *) Die
Anwendung des letzteren ist daher ein Fortschritt, denn hierbei geht Zink nur dann
in Lösung, wenn das Element geschlossen ist, d. h. wenn man den Strom benützt,
während bei Außergebrauchsetzung der Batterie die Zinkauflösung hintangehalten ist.

Um die Polarisation zu vermeiden oder doch wenigstens nach Möglichkeit zu
vermindern, wurden an Stelle der verdünnten Schwefelsäure andere Flüssigkeiten
oder Zusätze vorgeschlagen. So kann die Polarisation bei Anwendung nicht
amalgamirter Zinkplatten durch Zusatz einiger Tropfen Salpetersäure vermindert
werden. Der Wasserstoff reducirt nämlich die letztere zu Ammoniak, indem er sich
mit dem Stickstoff der Salpetersäure verbindet. Es entstehen dann in der Erregungs-
flüssigkeit salpetersaures und schwefelsaures Ammon, deren Beimischung den Widerstand
und die elektromotorische Kraft nur unbedeutend ändert.

*) Die Verbindungen des Quecksilbers mit anderen Metallen werden Amalgame genannt.

dieſer Stäbchen oder Elemente wird zu einer Batterie in Form eines biegſamen
Gürtels angeordnet.

Als Erregungsflüſſigkeit benützt man Eſſig. Der Gürtel wird in dieſem
eingeweicht, wobei das Holz die Eſſigſäure aufnimmt. Die Kette bleibt daher auch
dann noch wirkſam, wenn ſie aus dem Eſſig herausgenommen wird.

Erſetzt man das Zink durch Magneſium, ſo wird der Strom bedeutend
verſtärkt und es genügt dann zur Erregung desſelben ein Befeuchten mit Waſſer.

Das Beſtreben, die Voltaſäule zu verbeſſern und ihren Betrieb billiger zu
geſtalten, führte zu mannigfachen Abänderungen, von welchen wir die wichtigſten
kennen lernen wollen. Ein weſentlicher Fortſchritt wurde gemacht, als man das
gewöhnliche Zink durch amalgamirtes Zink erſetzte. Schon Kemp kannte die
Eigenſchaft des amalgamirten Zinkes, an und für ſich angeſäuertes Waſſer nicht
zu zerſetzen (1828). Jedoch ſcheint erſt Sturgeon (1830) hiervon praktiſchen
Gebrauch gemacht zu haben.

Chemiſch reines Zink allein in angeſäuertes Waſſer eingetaucht, zerſetzt dasſelbe
allerdings auch nicht; die Reindarſtellung verurſacht jedoch zu hohe Koſten, als
daß an die Anwendung voll-
kommen reinen Zinkes zur Her-
ſtellung von Batterien gedacht
werden könnte. Das geb räuchliche
Zink iſt verunreinigt durch Bei-
mengungen anderer Metalle und
dies bewirkt eben, daß die
fremden Metalltheilchen mit den
benachbarten Zinktheilchen kleine
Elemente bilden, ſobald das Zink-
ſtück in angeſäuertes Waſſer ge-
taucht wird. Es findet daher
eine Waſſerzerſetzung, beziehungs-
weiſe Löſung des Zinkes auch

[Abbildung] Fig. 315.

Pulvermacher’s Kette.

dann ſtatt, wenn das Volta-Element nicht geſchloſſen iſt, alſo ein Zinkverbrauch
während einer Zeit, in welcher die Batterie unbenützt ſteht. Daß die Auflöſung
des Zinkes Folge der Bildung kleiner galvaniſcher Elemente in der Zinkplatte iſt,
erhellt aus dem bereits angegebenen Verhalten des chemiſch reinen Zinkes.

Dasſelbe Verhalten wie das reine Zink zeigt auch das amalgamirte. *) Die
Anwendung des letzteren iſt daher ein Fortſchritt, denn hierbei geht Zink nur dann
in Löſung, wenn das Element geſchloſſen iſt, d. h. wenn man den Strom benützt,
während bei Außergebrauchſetzung der Batterie die Zinkauflöſung hintangehalten iſt.

Um die Polariſation zu vermeiden oder doch wenigſtens nach Möglichkeit zu
vermindern, wurden an Stelle der verdünnten Schwefelſäure andere Flüſſigkeiten
oder Zuſätze vorgeſchlagen. So kann die Polariſation bei Anwendung nicht
amalgamirter Zinkplatten durch Zuſatz einiger Tropfen Salpeterſäure vermindert
werden. Der Waſſerſtoff reducirt nämlich die letztere zu Ammoniak, indem er ſich
mit dem Stickſtoff der Salpeterſäure verbindet. Es entſtehen dann in der Erregungs-
flüſſigkeit ſalpeterſaures und ſchwefelſaures Ammon, deren Beimiſchung den Widerſtand
und die elektromotoriſche Kraft nur unbedeutend ändert.

*) Die Verbindungen des Queckſilbers mit anderen Metallen werden Amalgame genannt.
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[463/0477] dieſer Stäbchen oder Elemente wird zu einer Batterie in Form eines biegſamen Gürtels angeordnet. Als Erregungsflüſſigkeit benützt man Eſſig. Der Gürtel wird in dieſem eingeweicht, wobei das Holz die Eſſigſäure aufnimmt. Die Kette bleibt daher auch dann noch wirkſam, wenn ſie aus dem Eſſig herausgenommen wird. Erſetzt man das Zink durch Magneſium, ſo wird der Strom bedeutend verſtärkt und es genügt dann zur Erregung desſelben ein Befeuchten mit Waſſer. Das Beſtreben, die Voltaſäule zu verbeſſern und ihren Betrieb billiger zu geſtalten, führte zu mannigfachen Abänderungen, von welchen wir die wichtigſten kennen lernen wollen. Ein weſentlicher Fortſchritt wurde gemacht, als man das gewöhnliche Zink durch amalgamirtes Zink erſetzte. Schon Kemp kannte die Eigenſchaft des amalgamirten Zinkes, an und für ſich angeſäuertes Waſſer nicht zu zerſetzen (1828). Jedoch ſcheint erſt Sturgeon (1830) hiervon praktiſchen Gebrauch gemacht zu haben. Chemiſch reines Zink allein in angeſäuertes Waſſer eingetaucht, zerſetzt dasſelbe allerdings auch nicht; die Reindarſtellung verurſacht jedoch zu hohe Koſten, als daß an die Anwendung voll- kommen reinen Zinkes zur Her- ſtellung von Batterien gedacht werden könnte. Das geb räuchliche Zink iſt verunreinigt durch Bei- mengungen anderer Metalle und dies bewirkt eben, daß die fremden Metalltheilchen mit den benachbarten Zinktheilchen kleine Elemente bilden, ſobald das Zink- ſtück in angeſäuertes Waſſer ge- taucht wird. Es findet daher eine Waſſerzerſetzung, beziehungs- weiſe Löſung des Zinkes auch [Abbildung Fig. 315. Pulvermacher’s Kette.] dann ſtatt, wenn das Volta-Element nicht geſchloſſen iſt, alſo ein Zinkverbrauch während einer Zeit, in welcher die Batterie unbenützt ſteht. Daß die Auflöſung des Zinkes Folge der Bildung kleiner galvaniſcher Elemente in der Zinkplatte iſt, erhellt aus dem bereits angegebenen Verhalten des chemiſch reinen Zinkes. Dasſelbe Verhalten wie das reine Zink zeigt auch das amalgamirte. *) Die Anwendung des letzteren iſt daher ein Fortſchritt, denn hierbei geht Zink nur dann in Löſung, wenn das Element geſchloſſen iſt, d. h. wenn man den Strom benützt, während bei Außergebrauchſetzung der Batterie die Zinkauflöſung hintangehalten iſt. Um die Polariſation zu vermeiden oder doch wenigſtens nach Möglichkeit zu vermindern, wurden an Stelle der verdünnten Schwefelſäure andere Flüſſigkeiten oder Zuſätze vorgeſchlagen. So kann die Polariſation bei Anwendung nicht amalgamirter Zinkplatten durch Zuſatz einiger Tropfen Salpeterſäure vermindert werden. Der Waſſerſtoff reducirt nämlich die letztere zu Ammoniak, indem er ſich mit dem Stickſtoff der Salpeterſäure verbindet. Es entſtehen dann in der Erregungs- flüſſigkeit ſalpeterſaures und ſchwefelſaures Ammon, deren Beimiſchung den Widerſtand und die elektromotoriſche Kraft nur unbedeutend ändert. *) Die Verbindungen des Queckſilbers mit anderen Metallen werden Amalgame genannt.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/477>, abgerufen am 22.11.2024.