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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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sondern im Allgemeinen überschreitet; daraus resultirt einerseits, daß die Gramme'schen
Maschinen unter ökonomisch günstigen Bedingungen construirt sind und andererseits,
daß bei Verbindung zweier Maschinen dieselben auf Quantität und nicht auf
Spannung zu verbinden sind.

Diese Verbindung kann aber zum Auftreten störender Einflüsse Veranlassung
geben; Gramme war nach Burstyn's Angabe der Erste, welcher ein Mittel zur
Vermeidung derselben mittheilte. In Fig. 313 sind zwei Maschinen I und II
nebeneinander geschaltet, schematisch dargestellt. J1 und J2 sind die Armaturen, C1
und C2 die Collectoren mit den dazugehörigen Bürsten B1 und B2, von welchen
Drähte zu den Polklemmen P1 N1 und P2 N2 führen, E1 und E2 sind die
Drahtwindungen der Elektromagnete und endlich L stellt eine in den Stromkreis
beider Maschinen geschaltete Lampe vor. Bei a fließen die Ströme beider Maschinen
zusammen und gelangen dann durch die gemeinschaftliche Leitung a c zur Lampe,
welche sie bei d verlassen, um gemeinschaftlich nach b zu fließen, von wo aus ein
Theil zur einen, der andere Theil zur andern Maschine zurückfließt. Der Stromweg
ist also folgender:

[Tabelle]

[Abbildung] Fig. 313.

Verbindung zweier Maschinen.


Es fließt demnach durch die Lampe ein Strom, welcher der elektromotorischen
Kraft einer Maschine und jenem Widerstande entspricht, welcher in der Kabelleitung
sammt Lampe und in den zu einer parallel geschalteten Leitung vereinigten Draht-
windungen beider Maschinen repräsentirt ist.

Sind die elektromotorischen Kräfte beider Maschinen gleich groß,
so wird immer, so groß auch der Widerstand der Lampe werden mag, der Strom
beider Maschinen ganz durch den gemeinschaftlichen Weg (und die Lampe) fließen,
ohne daß bei a ein Theil desselben in der einen oder andern Richtung (P1 E1 B1
oder P2 E2 B2) überträte und eine der beiden Maschinen im entgegengesetzten
Sinne durchflöße, als es die in ihr thätige elektromotorische Kraft fordert. Bei
gänzlicher Unterbrechung der Leitung in L wird -- gleichgroße elektromotorische
Kräfte vorausgesetzt -- der Schließungskreis der Maschinen auch bei fortgesetztem
Betriebe derselben stromlos sein.

Sind jedoch die elektromotorischen Kräfte der beiden Maschinen
nicht gleich groß
, so wird, wenn der Widerstand in der Lampe über eine gewisse
Grenze gewachsen ist, der Strom der stärkeren Maschine bei a zum Theile in die
schwächere Maschine übertreten und ihre Leitungen im entgegengesetzten Sinne

ſondern im Allgemeinen überſchreitet; daraus reſultirt einerſeits, daß die Gramme’ſchen
Maſchinen unter ökonomiſch günſtigen Bedingungen conſtruirt ſind und andererſeits,
daß bei Verbindung zweier Maſchinen dieſelben auf Quantität und nicht auf
Spannung zu verbinden ſind.

Dieſe Verbindung kann aber zum Auftreten ſtörender Einflüſſe Veranlaſſung
geben; Gramme war nach Burſtyn’s Angabe der Erſte, welcher ein Mittel zur
Vermeidung derſelben mittheilte. In Fig. 313 ſind zwei Maſchinen I und II
nebeneinander geſchaltet, ſchematiſch dargeſtellt. J1 und J2 ſind die Armaturen, C1
und C2 die Collectoren mit den dazugehörigen Bürſten B1 und B2, von welchen
Drähte zu den Polklemmen P1 N1 und P2 N2 führen, E1 und E2 ſind die
Drahtwindungen der Elektromagnete und endlich L ſtellt eine in den Stromkreis
beider Maſchinen geſchaltete Lampe vor. Bei a fließen die Ströme beider Maſchinen
zuſammen und gelangen dann durch die gemeinſchaftliche Leitung a c zur Lampe,
welche ſie bei d verlaſſen, um gemeinſchaftlich nach b zu fließen, von wo aus ein
Theil zur einen, der andere Theil zur andern Maſchine zurückfließt. Der Stromweg
iſt alſo folgender:

[Tabelle]

[Abbildung] Fig. 313.

Verbindung zweier Maſchinen.


Es fließt demnach durch die Lampe ein Strom, welcher der elektromotoriſchen
Kraft einer Maſchine und jenem Widerſtande entſpricht, welcher in der Kabelleitung
ſammt Lampe und in den zu einer parallel geſchalteten Leitung vereinigten Draht-
windungen beider Maſchinen repräſentirt iſt.

Sind die elektromotoriſchen Kräfte beider Maſchinen gleich groß,
ſo wird immer, ſo groß auch der Widerſtand der Lampe werden mag, der Strom
beider Maſchinen ganz durch den gemeinſchaftlichen Weg (und die Lampe) fließen,
ohne daß bei a ein Theil desſelben in der einen oder andern Richtung (P1 E1 B1
oder P2 E2 B2) überträte und eine der beiden Maſchinen im entgegengeſetzten
Sinne durchflöße, als es die in ihr thätige elektromotoriſche Kraft fordert. Bei
gänzlicher Unterbrechung der Leitung in L wird — gleichgroße elektromotoriſche
Kräfte vorausgeſetzt — der Schließungskreis der Maſchinen auch bei fortgeſetztem
Betriebe derſelben ſtromlos ſein.

Sind jedoch die elektromotoriſchen Kräfte der beiden Maſchinen
nicht gleich groß
, ſo wird, wenn der Widerſtand in der Lampe über eine gewiſſe
Grenze gewachſen iſt, der Strom der ſtärkeren Maſchine bei a zum Theile in die
ſchwächere Maſchine übertreten und ihre Leitungen im entgegengeſetzten Sinne

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[458/0472] ſondern im Allgemeinen überſchreitet; daraus reſultirt einerſeits, daß die Gramme’ſchen Maſchinen unter ökonomiſch günſtigen Bedingungen conſtruirt ſind und andererſeits, daß bei Verbindung zweier Maſchinen dieſelben auf Quantität und nicht auf Spannung zu verbinden ſind. Dieſe Verbindung kann aber zum Auftreten ſtörender Einflüſſe Veranlaſſung geben; Gramme war nach Burſtyn’s Angabe der Erſte, welcher ein Mittel zur Vermeidung derſelben mittheilte. In Fig. 313 ſind zwei Maſchinen I und II nebeneinander geſchaltet, ſchematiſch dargeſtellt. J1 und J2 ſind die Armaturen, C1 und C2 die Collectoren mit den dazugehörigen Bürſten B1 und B2, von welchen Drähte zu den Polklemmen P1 N1 und P2 N2 führen, E1 und E2 ſind die Drahtwindungen der Elektromagnete und endlich L ſtellt eine in den Stromkreis beider Maſchinen geſchaltete Lampe vor. Bei a fließen die Ströme beider Maſchinen zuſammen und gelangen dann durch die gemeinſchaftliche Leitung a c zur Lampe, welche ſie bei d verlaſſen, um gemeinſchaftlich nach b zu fließen, von wo aus ein Theil zur einen, der andere Theil zur andern Maſchine zurückfließt. Der Stromweg iſt alſo folgender: [Abbildung Fig. 313. Verbindung zweier Maſchinen.] Es fließt demnach durch die Lampe ein Strom, welcher der elektromotoriſchen Kraft einer Maſchine und jenem Widerſtande entſpricht, welcher in der Kabelleitung ſammt Lampe und in den zu einer parallel geſchalteten Leitung vereinigten Draht- windungen beider Maſchinen repräſentirt iſt. Sind die elektromotoriſchen Kräfte beider Maſchinen gleich groß, ſo wird immer, ſo groß auch der Widerſtand der Lampe werden mag, der Strom beider Maſchinen ganz durch den gemeinſchaftlichen Weg (und die Lampe) fließen, ohne daß bei a ein Theil desſelben in der einen oder andern Richtung (P1 E1 B1 oder P2 E2 B2) überträte und eine der beiden Maſchinen im entgegengeſetzten Sinne durchflöße, als es die in ihr thätige elektromotoriſche Kraft fordert. Bei gänzlicher Unterbrechung der Leitung in L wird — gleichgroße elektromotoriſche Kräfte vorausgeſetzt — der Schließungskreis der Maſchinen auch bei fortgeſetztem Betriebe derſelben ſtromlos ſein. Sind jedoch die elektromotoriſchen Kräfte der beiden Maſchinen nicht gleich groß, ſo wird, wenn der Widerſtand in der Lampe über eine gewiſſe Grenze gewachſen iſt, der Strom der ſtärkeren Maſchine bei a zum Theile in die ſchwächere Maſchine übertreten und ihre Leitungen im entgegengeſetzten Sinne

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/472>, abgerufen am 22.11.2024.