Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

Ampere's Theorie der elektrodynamischen Kräfte (wie er sie selbst be-
nannte) wird uns späterhin noch eingehender beschäftigen; an dieser Stelle sollen nur
noch einige Worte über deren Aufnahme unter den Fachgenossen gesagt werden. Die
Gesetze der elektrodynamischen Kräfte erforderten noch eine genauere Bestimmung;
diese war durch nicht ganz einfache Rechnungen unter Anwendung höherer Mathe-
matik noch aufzufinden. Auch dies gelang Ampere, und damit hatte sich wenigstens
für ihn die Berechtigung seiner Theorie allerdings ausreichend dargethan. Sollte sie
aber zu allgemeiner Anerkennung kommen, so mußten eben auch seine Zeitgenossen
die gründlichen und scharfsinnigen Rechnungen nicht nur studiren, sondern auch

[Abbildung] Fig. 10.

Ampere.

vollkommen verstehen.
Dieser Umstand einer-
seits und andererseits
das Bestreben, selbst eine
Theorie zu finden, die
den in Rede stehenden
Erscheinungen Genüge
leisten könnte, waren
die Ursachen, warum
Ampere's Theorie einige
Zeit erforderte, bis sie zu
allgemeiner Anerkennung
gelangte. Wir hätten
uns nun mit den Folgen
zu beschäftigen, welche die
Anerkennung und Ver-
breitung der elektro-
dynamischen Theorie
mit sich brachte, müssen
uns aber hier doch nur
mit der Anführung der
wichtigsten Thatsachen
begnügen. Zu diesen
gehört die Erfindung
des Galvanometers --
welches wir später noch
kennen lernen werden --
durch Schweigger in
Halle, und die Entdeckung der Thermo-Elektricität durch Professor Seebeck in
Berlin im Jahre 1822. Im Galvanometer bekam man ein Instrument, welches
nicht nur die schwächsten elektrodynamischen Wirkungen anzeigte, sondern auch ge-
stattete, diese durch Ablenkung der Magnetnadel genau zu messen. Durch die Ent-
deckung der Thermo-Elektricität erhielten wir Kenntniß von einer neuen Elektricitäts-
quelle, die in Zukunft vielleicht noch eine bedeutende Rolle zu spielen berufen ist.

Dem Physiker Georg Simon Ohm, geboren am 16. März 1787 zu
Erlangen, gestorben als Professor an der Universität zu München am 7. Juli 1854,
ist die Aufstellung der Theorie galvanischer Ketten zu verdanken. Die von ihm
aufgefundenen Gesetze tragen seinen Namen, und an den Arago's knüpft sich die
Entdeckung des Rotations-Magnetismus.

Ampère’s Theorie der elektrodynamiſchen Kräfte (wie er ſie ſelbſt be-
nannte) wird uns ſpäterhin noch eingehender beſchäftigen; an dieſer Stelle ſollen nur
noch einige Worte über deren Aufnahme unter den Fachgenoſſen geſagt werden. Die
Geſetze der elektrodynamiſchen Kräfte erforderten noch eine genauere Beſtimmung;
dieſe war durch nicht ganz einfache Rechnungen unter Anwendung höherer Mathe-
matik noch aufzufinden. Auch dies gelang Ampère, und damit hatte ſich wenigſtens
für ihn die Berechtigung ſeiner Theorie allerdings ausreichend dargethan. Sollte ſie
aber zu allgemeiner Anerkennung kommen, ſo mußten eben auch ſeine Zeitgenoſſen
die gründlichen und ſcharfſinnigen Rechnungen nicht nur ſtudiren, ſondern auch

[Abbildung] Fig. 10.

Ampère.

vollkommen verſtehen.
Dieſer Umſtand einer-
ſeits und andererſeits
das Beſtreben, ſelbſt eine
Theorie zu finden, die
den in Rede ſtehenden
Erſcheinungen Genüge
leiſten könnte, waren
die Urſachen, warum
Ampère’s Theorie einige
Zeit erforderte, bis ſie zu
allgemeiner Anerkennung
gelangte. Wir hätten
uns nun mit den Folgen
zu beſchäftigen, welche die
Anerkennung und Ver-
breitung der elektro-
dynamiſchen Theorie
mit ſich brachte, müſſen
uns aber hier doch nur
mit der Anführung der
wichtigſten Thatſachen
begnügen. Zu dieſen
gehört die Erfindung
des Galvanometers —
welches wir ſpäter noch
kennen lernen werden —
durch Schweigger in
Halle, und die Entdeckung der Thermo-Elektricität durch Profeſſor Seebeck in
Berlin im Jahre 1822. Im Galvanometer bekam man ein Inſtrument, welches
nicht nur die ſchwächſten elektrodynamiſchen Wirkungen anzeigte, ſondern auch ge-
ſtattete, dieſe durch Ablenkung der Magnetnadel genau zu meſſen. Durch die Ent-
deckung der Thermo-Elektricität erhielten wir Kenntniß von einer neuen Elektricitäts-
quelle, die in Zukunft vielleicht noch eine bedeutende Rolle zu ſpielen berufen iſt.

Dem Phyſiker Georg Simon Ohm, geboren am 16. März 1787 zu
Erlangen, geſtorben als Profeſſor an der Univerſität zu München am 7. Juli 1854,
iſt die Aufſtellung der Theorie galvaniſcher Ketten zu verdanken. Die von ihm
aufgefundenen Geſetze tragen ſeinen Namen, und an den Arago’s knüpft ſich die
Entdeckung des Rotations-Magnetismus.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0046" n="32"/>
          <p>Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re&#x2019;s Theorie der <hi rendition="#g">elektrodynami&#x017F;chen</hi> Kräfte (wie er &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t be-<lb/>
nannte) wird uns &#x017F;päterhin noch eingehender be&#x017F;chäftigen; an die&#x017F;er Stelle &#x017F;ollen nur<lb/>
noch einige Worte über deren Aufnahme unter den Fachgeno&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;agt werden. Die<lb/>
Ge&#x017F;etze der elektrodynami&#x017F;chen Kräfte erforderten noch eine genauere Be&#x017F;timmung;<lb/>
die&#x017F;e war durch nicht ganz einfache Rechnungen unter Anwendung höherer Mathe-<lb/>
matik noch aufzufinden. Auch dies gelang Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re, und damit hatte &#x017F;ich wenig&#x017F;tens<lb/>
für ihn die Berechtigung &#x017F;einer Theorie allerdings ausreichend dargethan. Sollte &#x017F;ie<lb/>
aber zu allgemeiner Anerkennung kommen, &#x017F;o mußten eben auch &#x017F;eine Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die gründlichen und &#x017F;charf&#x017F;innigen Rechnungen nicht nur &#x017F;tudiren, &#x017F;ondern auch<lb/><figure><head>Fig. 10.</head><lb/><p>Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re.</p></figure><lb/>
vollkommen ver&#x017F;tehen.<lb/>
Die&#x017F;er Um&#x017F;tand einer-<lb/>
&#x017F;eits und anderer&#x017F;eits<lb/>
das Be&#x017F;treben, &#x017F;elb&#x017F;t eine<lb/>
Theorie zu finden, die<lb/>
den in Rede &#x017F;tehenden<lb/>
Er&#x017F;cheinungen Genüge<lb/>
lei&#x017F;ten könnte, waren<lb/>
die Ur&#x017F;achen, warum<lb/>
Amp<hi rendition="#aq">è</hi>re&#x2019;s Theorie einige<lb/>
Zeit erforderte, bis &#x017F;ie zu<lb/>
allgemeiner Anerkennung<lb/>
gelangte. Wir hätten<lb/>
uns nun mit den Folgen<lb/>
zu be&#x017F;chäftigen, welche die<lb/>
Anerkennung und Ver-<lb/>
breitung der elektro-<lb/>
dynami&#x017F;chen Theorie<lb/>
mit &#x017F;ich brachte, mü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
uns aber hier doch nur<lb/>
mit der Anführung der<lb/>
wichtig&#x017F;ten That&#x017F;achen<lb/>
begnügen. Zu die&#x017F;en<lb/>
gehört die Erfindung<lb/>
des Galvanometers &#x2014;<lb/>
welches wir &#x017F;päter noch<lb/>
kennen lernen werden &#x2014;<lb/>
durch <hi rendition="#g">Schweigger</hi> in<lb/>
Halle, und die Entdeckung der Thermo-Elektricität durch Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Seebeck</hi> in<lb/>
Berlin im Jahre 1822. Im Galvanometer bekam man ein In&#x017F;trument, welches<lb/>
nicht nur die &#x017F;chwäch&#x017F;ten elektrodynami&#x017F;chen Wirkungen anzeigte, &#x017F;ondern auch ge-<lb/>
&#x017F;tattete, die&#x017F;e durch Ablenkung der Magnetnadel genau zu me&#x017F;&#x017F;en. Durch die Ent-<lb/>
deckung der Thermo-Elektricität erhielten wir Kenntniß von einer neuen Elektricitäts-<lb/>
quelle, die in Zukunft vielleicht noch eine bedeutende Rolle zu &#x017F;pielen berufen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Dem Phy&#x017F;iker <hi rendition="#g">Georg Simon Ohm</hi>, geboren am 16. März 1787 zu<lb/>
Erlangen, ge&#x017F;torben als Profe&#x017F;&#x017F;or an der Univer&#x017F;ität zu München am 7. Juli 1854,<lb/>
i&#x017F;t die Auf&#x017F;tellung der Theorie galvani&#x017F;cher Ketten zu verdanken. Die von ihm<lb/>
aufgefundenen Ge&#x017F;etze tragen &#x017F;einen Namen, und an den <hi rendition="#g">Arago&#x2019;s</hi> knüpft &#x017F;ich die<lb/>
Entdeckung des Rotations-Magnetismus.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0046] Ampère’s Theorie der elektrodynamiſchen Kräfte (wie er ſie ſelbſt be- nannte) wird uns ſpäterhin noch eingehender beſchäftigen; an dieſer Stelle ſollen nur noch einige Worte über deren Aufnahme unter den Fachgenoſſen geſagt werden. Die Geſetze der elektrodynamiſchen Kräfte erforderten noch eine genauere Beſtimmung; dieſe war durch nicht ganz einfache Rechnungen unter Anwendung höherer Mathe- matik noch aufzufinden. Auch dies gelang Ampère, und damit hatte ſich wenigſtens für ihn die Berechtigung ſeiner Theorie allerdings ausreichend dargethan. Sollte ſie aber zu allgemeiner Anerkennung kommen, ſo mußten eben auch ſeine Zeitgenoſſen die gründlichen und ſcharfſinnigen Rechnungen nicht nur ſtudiren, ſondern auch [Abbildung Fig. 10. Ampère.] vollkommen verſtehen. Dieſer Umſtand einer- ſeits und andererſeits das Beſtreben, ſelbſt eine Theorie zu finden, die den in Rede ſtehenden Erſcheinungen Genüge leiſten könnte, waren die Urſachen, warum Ampère’s Theorie einige Zeit erforderte, bis ſie zu allgemeiner Anerkennung gelangte. Wir hätten uns nun mit den Folgen zu beſchäftigen, welche die Anerkennung und Ver- breitung der elektro- dynamiſchen Theorie mit ſich brachte, müſſen uns aber hier doch nur mit der Anführung der wichtigſten Thatſachen begnügen. Zu dieſen gehört die Erfindung des Galvanometers — welches wir ſpäter noch kennen lernen werden — durch Schweigger in Halle, und die Entdeckung der Thermo-Elektricität durch Profeſſor Seebeck in Berlin im Jahre 1822. Im Galvanometer bekam man ein Inſtrument, welches nicht nur die ſchwächſten elektrodynamiſchen Wirkungen anzeigte, ſondern auch ge- ſtattete, dieſe durch Ablenkung der Magnetnadel genau zu meſſen. Durch die Ent- deckung der Thermo-Elektricität erhielten wir Kenntniß von einer neuen Elektricitäts- quelle, die in Zukunft vielleicht noch eine bedeutende Rolle zu ſpielen berufen iſt. Dem Phyſiker Georg Simon Ohm, geboren am 16. März 1787 zu Erlangen, geſtorben als Profeſſor an der Univerſität zu München am 7. Juli 1854, iſt die Aufſtellung der Theorie galvaniſcher Ketten zu verdanken. Die von ihm aufgefundenen Geſetze tragen ſeinen Namen, und an den Arago’s knüpft ſich die Entdeckung des Rotations-Magnetismus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/46
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/46>, abgerufen am 23.11.2024.