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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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damals ungeheures Aufsehen, was um so begreiflicher ist, als man zu dieser Zeit
eben bemüht war, die sogenannte Lebenskraft zu erforschen. Es entspann sich
nun ein lebhafter wissenschaftlicher Kampf zwischen Galvani und seinen An-
hängern einerseits, Volta und dessen Anhängern andererseits, ein Streit, der an
Fruchtbarkeit für die Entwicklung unserer Wissenschaft wohl seinesgleichen nicht
mehr aufzuweisen hat.

Alessandro Volta, der weitaus hervorragendste Gegner Galvani's, wurde
am 18. Februar 1745 zu Como geboren. Er widmete sich schon von Jugend auf
naturwissenschaftlichen Studien und veröffentlichte bereits in den Jahren 1769
bis 1771 Abhandlungen
aus dem Gebiete der Elek-
tricitätslehre, welche auch
seinen Forscherruf begrün-
deten. Er wurde im Jahre
1774 Professor der Physik
und Rector des Gymna-
siums zu Como. Sein her-
vorragendes experimentelles
Talent führte ihn, wie be-
reits früher erwähnt, zur
Erfindung des Elektrophors
und des dann so wichtig
gewordenen Condensators.
Im Jahre 1779 wurde er
als Professor an die Uni-
versität in Padua berufen.
Studien über die aus
Sümpfen sich entwickeln-
den Gasarten gaben den
Anlaß zur Construction
der elektrischen Pistole, des
Endiometers und der Lampe
mit brennbarer Luft (Gas-
lampe). Im Jahre 1790
erhielt auch er Kunde von
Galvani's Versuchen, wie-

[Abbildung] Fig. 7.

Aloisio Galvani.

derholte dieselben mit mannigfachen Abänderungen, gelangte aber zu einer prin-
cipiell ganz verschiedenen Auslegung. Er machte hiervon, zum erstenmale im Jahre 1792,
eine Mittheilung an die Royal Institution in London. Volta sah bei seinen und
Galvani's Versuchen als Ursache der Elektricitätserregung ausschließlich die Be-
rührung zweier verschiedenen Metalle an und betrachtete den Froschschenkel nur
als Leiter, der gleichzeitig als Elektroskop fungirt. Er nannte daher die auf neue
Art erregte Elektricität metallische Elektricität, indeß Galvani, wie wir gesehen
haben, gerade umgekehrt die Metalle nur als Leiter betrachtete und die Elektricitäts-
erregung als eine ausschließlich animalische Function erklärte. Der Streit zwischen
beiden Parteien wurde äußerst lebhaft fortgesetzt und man führte von beiden
Seiten immer neue Experimente ins Feld, um die eine oder die andere Ansicht zu
begründen. Es ist leicht zu begreifen, daß der Anatom Galvani und dessen An-

damals ungeheures Aufſehen, was um ſo begreiflicher iſt, als man zu dieſer Zeit
eben bemüht war, die ſogenannte Lebenskraft zu erforſchen. Es entſpann ſich
nun ein lebhafter wiſſenſchaftlicher Kampf zwiſchen Galvani und ſeinen An-
hängern einerſeits, Volta und deſſen Anhängern andererſeits, ein Streit, der an
Fruchtbarkeit für die Entwicklung unſerer Wiſſenſchaft wohl ſeinesgleichen nicht
mehr aufzuweiſen hat.

Aleſſandro Volta, der weitaus hervorragendſte Gegner Galvani’s, wurde
am 18. Februar 1745 zu Como geboren. Er widmete ſich ſchon von Jugend auf
naturwiſſenſchaftlichen Studien und veröffentlichte bereits in den Jahren 1769
bis 1771 Abhandlungen
aus dem Gebiete der Elek-
tricitätslehre, welche auch
ſeinen Forſcherruf begrün-
deten. Er wurde im Jahre
1774 Profeſſor der Phyſik
und Rector des Gymna-
ſiums zu Como. Sein her-
vorragendes experimentelles
Talent führte ihn, wie be-
reits früher erwähnt, zur
Erfindung des Elektrophors
und des dann ſo wichtig
gewordenen Condenſators.
Im Jahre 1779 wurde er
als Profeſſor an die Uni-
verſität in Padua berufen.
Studien über die aus
Sümpfen ſich entwickeln-
den Gasarten gaben den
Anlaß zur Conſtruction
der elektriſchen Piſtole, des
Endiometers und der Lampe
mit brennbarer Luft (Gas-
lampe). Im Jahre 1790
erhielt auch er Kunde von
Galvani’s Verſuchen, wie-

[Abbildung] Fig. 7.

Aloiſio Galvani.

derholte dieſelben mit mannigfachen Abänderungen, gelangte aber zu einer prin-
cipiell ganz verſchiedenen Auslegung. Er machte hiervon, zum erſtenmale im Jahre 1792,
eine Mittheilung an die Royal Inſtitution in London. Volta ſah bei ſeinen und
Galvani’s Verſuchen als Urſache der Elektricitätserregung ausſchließlich die Be-
rührung zweier verſchiedenen Metalle an und betrachtete den Froſchſchenkel nur
als Leiter, der gleichzeitig als Elektroſkop fungirt. Er nannte daher die auf neue
Art erregte Elektricität metalliſche Elektricität, indeß Galvani, wie wir geſehen
haben, gerade umgekehrt die Metalle nur als Leiter betrachtete und die Elektricitäts-
erregung als eine ausſchließlich animaliſche Function erklärte. Der Streit zwiſchen
beiden Parteien wurde äußerſt lebhaft fortgeſetzt und man führte von beiden
Seiten immer neue Experimente ins Feld, um die eine oder die andere Anſicht zu
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[27/0041] damals ungeheures Aufſehen, was um ſo begreiflicher iſt, als man zu dieſer Zeit eben bemüht war, die ſogenannte Lebenskraft zu erforſchen. Es entſpann ſich nun ein lebhafter wiſſenſchaftlicher Kampf zwiſchen Galvani und ſeinen An- hängern einerſeits, Volta und deſſen Anhängern andererſeits, ein Streit, der an Fruchtbarkeit für die Entwicklung unſerer Wiſſenſchaft wohl ſeinesgleichen nicht mehr aufzuweiſen hat. Aleſſandro Volta, der weitaus hervorragendſte Gegner Galvani’s, wurde am 18. Februar 1745 zu Como geboren. Er widmete ſich ſchon von Jugend auf naturwiſſenſchaftlichen Studien und veröffentlichte bereits in den Jahren 1769 bis 1771 Abhandlungen aus dem Gebiete der Elek- tricitätslehre, welche auch ſeinen Forſcherruf begrün- deten. Er wurde im Jahre 1774 Profeſſor der Phyſik und Rector des Gymna- ſiums zu Como. Sein her- vorragendes experimentelles Talent führte ihn, wie be- reits früher erwähnt, zur Erfindung des Elektrophors und des dann ſo wichtig gewordenen Condenſators. Im Jahre 1779 wurde er als Profeſſor an die Uni- verſität in Padua berufen. Studien über die aus Sümpfen ſich entwickeln- den Gasarten gaben den Anlaß zur Conſtruction der elektriſchen Piſtole, des Endiometers und der Lampe mit brennbarer Luft (Gas- lampe). Im Jahre 1790 erhielt auch er Kunde von Galvani’s Verſuchen, wie- [Abbildung Fig. 7. Aloiſio Galvani.] derholte dieſelben mit mannigfachen Abänderungen, gelangte aber zu einer prin- cipiell ganz verſchiedenen Auslegung. Er machte hiervon, zum erſtenmale im Jahre 1792, eine Mittheilung an die Royal Inſtitution in London. Volta ſah bei ſeinen und Galvani’s Verſuchen als Urſache der Elektricitätserregung ausſchließlich die Be- rührung zweier verſchiedenen Metalle an und betrachtete den Froſchſchenkel nur als Leiter, der gleichzeitig als Elektroſkop fungirt. Er nannte daher die auf neue Art erregte Elektricität metalliſche Elektricität, indeß Galvani, wie wir geſehen haben, gerade umgekehrt die Metalle nur als Leiter betrachtete und die Elektricitäts- erregung als eine ausſchließlich animaliſche Function erklärte. Der Streit zwiſchen beiden Parteien wurde äußerſt lebhaft fortgeſetzt und man führte von beiden Seiten immer neue Experimente ins Feld, um die eine oder die andere Anſicht zu begründen. Es iſt leicht zu begreifen, daß der Anatom Galvani und deſſen An-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/41>, abgerufen am 21.11.2024.