fernungen vom Kohlenfaden stattfindet und schwarze Rauchwolken sich bilden, die Ruß absetzen. Außer dieser durch große Wärme erzeugten Zersetzung der Gas- moleküle findet noch eine andere Trennung derselben statt. Die elektrischen Ent- ladungen zwischen den einzelnen Theilen des Kohlenfadens verursachen einen elektro- lytischen Proceß, wobei der Kohlenstoff des Kohlenwasserstoffgases in der Richtung der Stromlinien sich niederschlägt, kleine haardünne Nadeln aufbauend, welche anscheinend über die ganze Oberfläche des Kohlenfadens normal zu dessen Längsrichtung sehr regelmäßig vertheilt sind. Fig. 213 stellt den behaarten Kohlen- bügel in natürlicher Größe dar, während in Fig. 214 eine 80malige Vergröße- rung desselben abgebildet ist. Die Nadeln sind in beiden Zeichnungen nur in einer Ebene dargestellt. Es muß vor Allem auffallen, daß das Aussehen dieser Nadeln nicht graphitartig (wie bei dem auf dem Faden gebildeten Kohlenüberzug), sondern rußig ist, und daß dieselben nicht geradlinig, wie sie auf den ersten Blick dem bloßen Auge erscheinen, sondern, analog den zickzackförmigen Büscheln der Entladungen hochgespannter Ströme, vielfach gewunden und geknickt und an den Enden mit schwammigen Knöpfchen versehen sind.
5. Chierische Elektricität.
Bei der Erzählung der Entdeckung des Galvanismus gedachten wir der Experimente, welche Galvani mit Froschpräparaten ausführte. Glaubte dieser die hierbei beobachteten Erscheinungen einer dem thierischen Körper eigenthümlichen Elektricitätserregung zuschreiben zu sollen, so war hingegen Volta der Ansicht, daß der Froschschenkel nur der Indicator der durch Berührung von Metallen hervor- gerufenen elektrischen Differenzen sei. Zwar zeigte noch Galvani, daß Zuckungen auch dann zu beobachten sind, wenn man Metalle von dem Versuche vollkommen aus- schließt, aber trotzdem errang Volta's Auslegung zunächst den Sieg. Die Wir- kungen, die Letzterer durch seine metallischen Combinationen und namentlich nach der Construction der nach ihm benannten Säule mit dieser erhalten konnte, waren eben weitaus kräftigere und auffälligere. Galvani beobachtete auch Zuckungen, wenn er die Füße eines Frosches in ein und die Wirbelsäule in ein zweites daneben gestelltes Glasgefäß mit Salzlösung tauchte und die beiden Lösungen noch durch einen feuchten Baumwoll- oder Asbeststreifen verband. Ebenso wurde durch Ver- suche, welche A. v. Humboldt ausstellte, die Elektricitätsentwicklung im Frosch- präparate unzweifelhaft bewiesen. Die allgemeine Aufmerksamkeit war aber damals durch die Entdeckungen Volta's zu sehr in Anspruch genommen, um darauf zu achten. Eine gründliche Bearbeitung erfuhren diese Erscheinungen erst durch Du Bois-Reymond.
Bevor wir uns der Betrachtung der Erregung von Elektricität in anima- lischen Körpern zuwenden, wollen wir die Hauptwirkungen elektrischer Ströme auf das Nervensystem kennen lernen. Schließt man den Stromkreis einer vielplattigen Batterie, etwa einer nicht zu großen Voltasäule, durch den menschlichen Körper, so verspürt dieser im Momente der Schließung einen Schlag; dieselbe Wirkung tritt ein, wenn der Stromkreis unterbrochen wird. So lange der Strom durch den Körper circulirt, ist aber kaum eine Wirkung fühlbar. In ähnlicher Weise verhält sich der Froschschenkel: er geräth in Zuckungen beim Schließen oder Oeffnen des Stromkreises oder auch bei starken, rasch verlaufenden Schwankungen in der
fernungen vom Kohlenfaden ſtattfindet und ſchwarze Rauchwolken ſich bilden, die Ruß abſetzen. Außer dieſer durch große Wärme erzeugten Zerſetzung der Gas- moleküle findet noch eine andere Trennung derſelben ſtatt. Die elektriſchen Ent- ladungen zwiſchen den einzelnen Theilen des Kohlenfadens verurſachen einen elektro- lytiſchen Proceß, wobei der Kohlenſtoff des Kohlenwaſſerſtoffgaſes in der Richtung der Stromlinien ſich niederſchlägt, kleine haardünne Nadeln aufbauend, welche anſcheinend über die ganze Oberfläche des Kohlenfadens normal zu deſſen Längsrichtung ſehr regelmäßig vertheilt ſind. Fig. 213 ſtellt den behaarten Kohlen- bügel in natürlicher Größe dar, während in Fig. 214 eine 80malige Vergröße- rung desſelben abgebildet iſt. Die Nadeln ſind in beiden Zeichnungen nur in einer Ebene dargeſtellt. Es muß vor Allem auffallen, daß das Ausſehen dieſer Nadeln nicht graphitartig (wie bei dem auf dem Faden gebildeten Kohlenüberzug), ſondern rußig iſt, und daß dieſelben nicht geradlinig, wie ſie auf den erſten Blick dem bloßen Auge erſcheinen, ſondern, analog den zickzackförmigen Büſcheln der Entladungen hochgeſpannter Ströme, vielfach gewunden und geknickt und an den Enden mit ſchwammigen Knöpfchen verſehen ſind.
5. Chieriſche Elektricität.
Bei der Erzählung der Entdeckung des Galvanismus gedachten wir der Experimente, welche Galvani mit Froſchpräparaten ausführte. Glaubte dieſer die hierbei beobachteten Erſcheinungen einer dem thieriſchen Körper eigenthümlichen Elektricitätserregung zuſchreiben zu ſollen, ſo war hingegen Volta der Anſicht, daß der Froſchſchenkel nur der Indicator der durch Berührung von Metallen hervor- gerufenen elektriſchen Differenzen ſei. Zwar zeigte noch Galvani, daß Zuckungen auch dann zu beobachten ſind, wenn man Metalle von dem Verſuche vollkommen aus- ſchließt, aber trotzdem errang Volta’s Auslegung zunächſt den Sieg. Die Wir- kungen, die Letzterer durch ſeine metalliſchen Combinationen und namentlich nach der Conſtruction der nach ihm benannten Säule mit dieſer erhalten konnte, waren eben weitaus kräftigere und auffälligere. Galvani beobachtete auch Zuckungen, wenn er die Füße eines Froſches in ein und die Wirbelſäule in ein zweites daneben geſtelltes Glasgefäß mit Salzlöſung tauchte und die beiden Löſungen noch durch einen feuchten Baumwoll- oder Asbeſtſtreifen verband. Ebenſo wurde durch Ver- ſuche, welche A. v. Humboldt ausſtellte, die Elektricitätsentwicklung im Froſch- präparate unzweifelhaft bewieſen. Die allgemeine Aufmerkſamkeit war aber damals durch die Entdeckungen Volta’s zu ſehr in Anſpruch genommen, um darauf zu achten. Eine gründliche Bearbeitung erfuhren dieſe Erſcheinungen erſt durch Du Bois-Reymond.
Bevor wir uns der Betrachtung der Erregung von Elektricität in anima- liſchen Körpern zuwenden, wollen wir die Hauptwirkungen elektriſcher Ströme auf das Nervenſyſtem kennen lernen. Schließt man den Stromkreis einer vielplattigen Batterie, etwa einer nicht zu großen Voltaſäule, durch den menſchlichen Körper, ſo verſpürt dieſer im Momente der Schließung einen Schlag; dieſelbe Wirkung tritt ein, wenn der Stromkreis unterbrochen wird. So lange der Strom durch den Körper circulirt, iſt aber kaum eine Wirkung fühlbar. In ähnlicher Weiſe verhält ſich der Froſchſchenkel: er geräth in Zuckungen beim Schließen oder Oeffnen des Stromkreiſes oder auch bei ſtarken, raſch verlaufenden Schwankungen in der
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fernungen vom Kohlenfaden ſtattfindet und ſchwarze Rauchwolken ſich bilden, die
Ruß abſetzen. Außer dieſer durch große Wärme erzeugten Zerſetzung der Gas-
moleküle findet noch eine andere Trennung derſelben ſtatt. Die elektriſchen Ent-
ladungen zwiſchen den einzelnen Theilen des Kohlenfadens verurſachen einen elektro-
lytiſchen Proceß, wobei der Kohlenſtoff des Kohlenwaſſerſtoffgaſes in der
Richtung der Stromlinien ſich niederſchlägt, kleine haardünne Nadeln aufbauend,
welche anſcheinend über die ganze Oberfläche des Kohlenfadens normal zu deſſen
Längsrichtung ſehr regelmäßig vertheilt ſind. Fig. 213 ſtellt den behaarten Kohlen-
bügel in natürlicher Größe dar, während in Fig. 214 eine 80malige Vergröße-
rung desſelben abgebildet iſt. Die Nadeln ſind in beiden Zeichnungen nur in
einer Ebene dargeſtellt. Es muß vor Allem auffallen, daß das Ausſehen dieſer
Nadeln nicht graphitartig (wie bei dem auf dem Faden gebildeten Kohlenüberzug),
ſondern rußig iſt, und daß dieſelben nicht geradlinig, wie ſie auf den erſten Blick
dem bloßen Auge erſcheinen, ſondern, analog den zickzackförmigen Büſcheln der
Entladungen hochgeſpannter Ströme, vielfach gewunden und geknickt und an den
Enden mit ſchwammigen Knöpfchen verſehen ſind.
5. Chieriſche Elektricität.
Bei der Erzählung der Entdeckung des Galvanismus gedachten wir der
Experimente, welche Galvani mit Froſchpräparaten ausführte. Glaubte dieſer die
hierbei beobachteten Erſcheinungen einer dem thieriſchen Körper eigenthümlichen
Elektricitätserregung zuſchreiben zu ſollen, ſo war hingegen Volta der Anſicht, daß
der Froſchſchenkel nur der Indicator der durch Berührung von Metallen hervor-
gerufenen elektriſchen Differenzen ſei. Zwar zeigte noch Galvani, daß Zuckungen auch
dann zu beobachten ſind, wenn man Metalle von dem Verſuche vollkommen aus-
ſchließt, aber trotzdem errang Volta’s Auslegung zunächſt den Sieg. Die Wir-
kungen, die Letzterer durch ſeine metalliſchen Combinationen und namentlich nach
der Conſtruction der nach ihm benannten Säule mit dieſer erhalten konnte, waren
eben weitaus kräftigere und auffälligere. Galvani beobachtete auch Zuckungen, wenn
er die Füße eines Froſches in ein und die Wirbelſäule in ein zweites daneben
geſtelltes Glasgefäß mit Salzlöſung tauchte und die beiden Löſungen noch durch
einen feuchten Baumwoll- oder Asbeſtſtreifen verband. Ebenſo wurde durch Ver-
ſuche, welche A. v. Humboldt ausſtellte, die Elektricitätsentwicklung im Froſch-
präparate unzweifelhaft bewieſen. Die allgemeine Aufmerkſamkeit war aber damals
durch die Entdeckungen Volta’s zu ſehr in Anſpruch genommen, um darauf zu
achten. Eine gründliche Bearbeitung erfuhren dieſe Erſcheinungen erſt durch Du
Bois-Reymond.
Bevor wir uns der Betrachtung der Erregung von Elektricität in anima-
liſchen Körpern zuwenden, wollen wir die Hauptwirkungen elektriſcher Ströme auf
das Nervenſyſtem kennen lernen. Schließt man den Stromkreis einer vielplattigen
Batterie, etwa einer nicht zu großen Voltaſäule, durch den menſchlichen Körper,
ſo verſpürt dieſer im Momente der Schließung einen Schlag; dieſelbe Wirkung
tritt ein, wenn der Stromkreis unterbrochen wird. So lange der Strom durch
den Körper circulirt, iſt aber kaum eine Wirkung fühlbar. In ähnlicher Weiſe
verhält ſich der Froſchſchenkel: er geräth in Zuckungen beim Schließen oder Oeffnen
des Stromkreiſes oder auch bei ſtarken, raſch verlaufenden Schwankungen in der
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/344>, abgerufen am 13.11.2024.
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