den Glasflächen sich nach und nach mit Metalltheilchen beschlagen und dadurch ihre Phosphorescenzfähigkeit abschwächen, während die im Schatten liegenden Flächen vor dieser Metallablagerung bewahrt bleiben.
Die strahlende Elektrodenmaterie ist auch im Stande, noch in anderer Art als durch Phosphorescenz Lichtwirkungen hervorzurufen. Doch sind auch solche Wärme- und Lichtwirkungen bereits von Hittorf mitgetheilt worden. Er beobachtete, daß der positive Platindraht in einer Entfernung von der Kathode, die beiläufig 1 bis 2 Millimeter betrug, zu einer Kugel zusammenschmolz. Auf eine größere Entfernung konnte diese Wirkung wegen Anwendung drahtförmiger Elektroden nicht erhalten werden, da sich die elektrischen Theilchen abstoßen und dadurch zer- streuen. Crookes baute dieser Zerstreuung durch Anwendung gekrümmter Metall-
[Abbildung]
Fig. 209.
Glühlicht durch strahlende Elektrodenmaterie.
blättchen vor und auf diese Weise gelang es ihm, Platin, Iridium und Glas zu schmelzen.
Puluj verwerthete diese Erscheinung zur Construction einer Lampe. Die negative Elektrode K in dieser Lampe (Fig. 209) bildet ein Alu- miniumschälchen von 21 Millimeter Halbmesser, dem in einer Entfernung von 36 Millimeter ein kleiner Kegel aus Papierkohle gegenübergestellt ist. Letzterer sitzt auf einem dicken Platindraht, der mit seinem unteren Ende an einen Glasstab angeschmolzen ist. Bei A trägt dieser die scheibenförmige Anode. Die von dem Schälchen in normalen Richtungen aus- gehenden Strahlen vereinigen sich auf der Spitze des Kohlenkegels und bringen diese zu intensiver Weißgluth. Der Vereinigungspunkt der Strahlen liegt jedoch nicht in der Entfernung des Krüm- mungshalbmessers der Schale, sondern darüber hinaus; es rührt dies daher, daß sich die Kathoden- strahlen gegenseitig abstoßen und dadurch aus ihren zur Innenfläche der Schale normalen Richtungen abgelenkt werden.
Das Evacuiren des Glasgefäßes muß unter gleichzeitigem Glühen der Kohle vorgenommen werden, da sonst diese ziemlich bedeutende Gasmengen zurück- hält, die dann aus der Kohle ausströmen, wenn man die Lampe in Thätigkeit setzen will. Die schönste Weißgluth der Kohle erhielt Puluj bei einem Drucke von 0·04 Millimeter.
Bei höherer Verdünnung nimmt die Gluth der Kohle ab und die Phos- phorescenz der Glaswand zu. Dies kann bei fortgesetztem Evacuiren so weit gesteigert werden, daß die Kohle ganz dunkel bleibt, und die Entladung dann längs der Glaswände erfolgt.
Wir haben im Obigen eine Reihe von Erscheinungen kennen gelernt, die dann auftreten, wenn man durch gasverdünnte Räume elektrische Entladungen sendet, und auch erfahren, in welcher Weise hierauf durch Magnete eingewirkt werden kann. Es taucht nunmehr die Frage auf, ob nicht auch andere Körper, Leiter oder Nichtleiter irgend welche Wirkungen auf elektrisch leuchtende Gasmassen auszuüben im Stande sind.
den Glasflächen ſich nach und nach mit Metalltheilchen beſchlagen und dadurch ihre Phosphoreſcenzfähigkeit abſchwächen, während die im Schatten liegenden Flächen vor dieſer Metallablagerung bewahrt bleiben.
Die ſtrahlende Elektrodenmaterie iſt auch im Stande, noch in anderer Art als durch Phosphoreſcenz Lichtwirkungen hervorzurufen. Doch ſind auch ſolche Wärme- und Lichtwirkungen bereits von Hittorf mitgetheilt worden. Er beobachtete, daß der poſitive Platindraht in einer Entfernung von der Kathode, die beiläufig 1 bis 2 Millimeter betrug, zu einer Kugel zuſammenſchmolz. Auf eine größere Entfernung konnte dieſe Wirkung wegen Anwendung drahtförmiger Elektroden nicht erhalten werden, da ſich die elektriſchen Theilchen abſtoßen und dadurch zer- ſtreuen. Crookes baute dieſer Zerſtreuung durch Anwendung gekrümmter Metall-
[Abbildung]
Fig. 209.
Glühlicht durch ſtrahlende Elektrodenmaterie.
blättchen vor und auf dieſe Weiſe gelang es ihm, Platin, Iridium und Glas zu ſchmelzen.
Puluj verwerthete dieſe Erſcheinung zur Conſtruction einer Lampe. Die negative Elektrode K in dieſer Lampe (Fig. 209) bildet ein Alu- miniumſchälchen von 21 Millimeter Halbmeſſer, dem in einer Entfernung von 36 Millimeter ein kleiner Kegel aus Papierkohle gegenübergeſtellt iſt. Letzterer ſitzt auf einem dicken Platindraht, der mit ſeinem unteren Ende an einen Glasſtab angeſchmolzen iſt. Bei A trägt dieſer die ſcheibenförmige Anode. Die von dem Schälchen in normalen Richtungen aus- gehenden Strahlen vereinigen ſich auf der Spitze des Kohlenkegels und bringen dieſe zu intenſiver Weißgluth. Der Vereinigungspunkt der Strahlen liegt jedoch nicht in der Entfernung des Krüm- mungshalbmeſſers der Schale, ſondern darüber hinaus; es rührt dies daher, daß ſich die Kathoden- ſtrahlen gegenſeitig abſtoßen und dadurch aus ihren zur Innenfläche der Schale normalen Richtungen abgelenkt werden.
Das Evacuiren des Glasgefäßes muß unter gleichzeitigem Glühen der Kohle vorgenommen werden, da ſonſt dieſe ziemlich bedeutende Gasmengen zurück- hält, die dann aus der Kohle ausſtrömen, wenn man die Lampe in Thätigkeit ſetzen will. Die ſchönſte Weißgluth der Kohle erhielt Puluj bei einem Drucke von 0·04 Millimeter.
Bei höherer Verdünnung nimmt die Gluth der Kohle ab und die Phos- phoreſcenz der Glaswand zu. Dies kann bei fortgeſetztem Evacuiren ſo weit geſteigert werden, daß die Kohle ganz dunkel bleibt, und die Entladung dann längs der Glaswände erfolgt.
Wir haben im Obigen eine Reihe von Erſcheinungen kennen gelernt, die dann auftreten, wenn man durch gasverdünnte Räume elektriſche Entladungen ſendet, und auch erfahren, in welcher Weiſe hierauf durch Magnete eingewirkt werden kann. Es taucht nunmehr die Frage auf, ob nicht auch andere Körper, Leiter oder Nichtleiter irgend welche Wirkungen auf elektriſch leuchtende Gasmaſſen auszuüben im Stande ſind.
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den Glasflächen ſich nach und nach mit Metalltheilchen beſchlagen und dadurch
ihre Phosphoreſcenzfähigkeit abſchwächen, während die im Schatten liegenden
Flächen vor dieſer Metallablagerung bewahrt bleiben.
Die ſtrahlende Elektrodenmaterie iſt auch im Stande, noch in anderer Art
als durch Phosphoreſcenz Lichtwirkungen hervorzurufen. Doch ſind auch ſolche
Wärme- und Lichtwirkungen bereits von Hittorf mitgetheilt worden. Er beobachtete,
daß der poſitive Platindraht in einer Entfernung von der Kathode, die beiläufig
1 bis 2 Millimeter betrug, zu einer Kugel zuſammenſchmolz. Auf eine größere
Entfernung konnte dieſe Wirkung wegen Anwendung drahtförmiger Elektroden
nicht erhalten werden, da ſich die elektriſchen Theilchen abſtoßen und dadurch zer-
ſtreuen. Crookes baute dieſer Zerſtreuung durch Anwendung gekrümmter Metall-
[Abbildung Fig. 209.
Glühlicht durch ſtrahlende
Elektrodenmaterie.]
blättchen vor und auf dieſe Weiſe gelang es ihm,
Platin, Iridium und Glas zu ſchmelzen.
Puluj verwerthete dieſe Erſcheinung zur
Conſtruction einer Lampe. Die negative Elektrode
K in dieſer Lampe (Fig. 209) bildet ein Alu-
miniumſchälchen von 21 Millimeter Halbmeſſer, dem
in einer Entfernung von 36 Millimeter ein kleiner
Kegel aus Papierkohle gegenübergeſtellt iſt. Letzterer
ſitzt auf einem dicken Platindraht, der mit ſeinem
unteren Ende an einen Glasſtab angeſchmolzen iſt.
Bei A trägt dieſer die ſcheibenförmige Anode. Die
von dem Schälchen in normalen Richtungen aus-
gehenden Strahlen vereinigen ſich auf der Spitze
des Kohlenkegels und bringen dieſe zu intenſiver
Weißgluth. Der Vereinigungspunkt der Strahlen
liegt jedoch nicht in der Entfernung des Krüm-
mungshalbmeſſers der Schale, ſondern darüber
hinaus; es rührt dies daher, daß ſich die Kathoden-
ſtrahlen gegenſeitig abſtoßen und dadurch aus ihren
zur Innenfläche der Schale normalen Richtungen
abgelenkt werden.
Das Evacuiren des Glasgefäßes muß unter
gleichzeitigem Glühen der Kohle vorgenommen werden,
da ſonſt dieſe ziemlich bedeutende Gasmengen zurück-
hält, die dann aus der Kohle ausſtrömen, wenn man die Lampe in Thätigkeit ſetzen
will. Die ſchönſte Weißgluth der Kohle erhielt Puluj bei einem Drucke von 0·04
Millimeter.
Bei höherer Verdünnung nimmt die Gluth der Kohle ab und die Phos-
phoreſcenz der Glaswand zu. Dies kann bei fortgeſetztem Evacuiren ſo weit
geſteigert werden, daß die Kohle ganz dunkel bleibt, und die Entladung dann
längs der Glaswände erfolgt.
Wir haben im Obigen eine Reihe von Erſcheinungen kennen gelernt, die
dann auftreten, wenn man durch gasverdünnte Räume elektriſche Entladungen
ſendet, und auch erfahren, in welcher Weiſe hierauf durch Magnete eingewirkt
werden kann. Es taucht nunmehr die Frage auf, ob nicht auch andere Körper,
Leiter oder Nichtleiter irgend welche Wirkungen auf elektriſch leuchtende Gasmaſſen
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/338>, abgerufen am 24.11.2024.
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