so sorgfältig ausgepumpt ist, immer noch eine sehr große Anzahl von Gasmole- külen einschließt, so müssen natürlich auch letztere an dieser convectiven Stromleitung Antheil nehmen.
Puluj erklärt nun den dunklen Raum und das Kathodenlicht in folgender Weise. Die mit statischer negativer Elektricität geladenen Theilchen werden von der Kathode fortgeschleudert und bewegen sich mit bedeutender Geschwindigkeit in normalen Richtungen von ihr weg. Hierdurch werden die Gastheilchen von der Kathode mehr oder weniger weit zurückgedrängt. An der Grenze, an welcher die Elektrodentheilchen mit den Gastheilchen zusammentreffen, tritt dann eine Diffusion beider ein und die Elektrodentheilchen lagern sich schließlich an den Glaswänden ab. Bei den heftigen Zusammenstößen zwischen den viel schneller sich bewegenden Elek- trodentheilchen mit den Gastheilchen wird die fortschreitende Bewegung zum größten Theil in Licht und Wärme umgewandelt. Folglich muß dort die Licht- und Wärmewirkung am bedeutendsten sein und dann mit der Entfernung von
[Abbildung]
Fig. 203.
Dunkler Raum und Kathodenlicht.
der Kathode abnehmen. Die relative Dunkelheit des der Kathode zunächst befindlichen Raumes rührt daher, daß die Elektrodentheilchen bedeutend rascher sich bewegen als die Gastheilchen, Da nun in der ganzen Röhre derselbe Druck herrschen muß, so müssen im dunklen Raume sich weniger Theilchen befinden als in den daran grenzenden hellen, da nur auf diese Art die Zahl der Stöße vermindert werden kann.*)
Auch das Wachsen des dunklen Raumes zunächst der Kathode mit der fortschreiten- den Verdünnung erklärt sich in einfacher Weise. Nimmt die Verdünnung zu, so muß man, um elektrische Entladungen hindurchzubringen, auch höhere Spannungen der Ströme anwenden. Dadurch wird aber den von der Elektrode fortgeschleuderten Theilchen eine noch größere Geschwindigkeit gegeben; dies und die gleichzeitige Abnahme der Gastheilchen muß daher offenbar bewirken, daß letztere noch weiter zurück- gedrängt werden.
Fig. 203 möge dazu dienen, von den eben besprochenen Erscheinungen eine beiläufige Vorstellung zu vermitteln. Die beiden kleinen Elektroden an den Enden der Röhre stehen mit dem positiven Pole P, die mittlere Elektrode, welche aus einer Platte von der Größe des Röhrenquerschnittes gebildet ist, steht mit dem negativen Pole N eines Inductoriums in Verbindung. Rechts und links von der Kathode breitet sich der dunkle Raum aus und an diesen schließen sich in scharfer Abgrenzung die Kathodenstrahlen.
*) Die Größe des Druckes, den ein Gas auf eine Wand ausübt, wird nämlich be- stimmt durch die Zahl der Stöße, welche in einer bestimmten Zeit auf eine bestimmte Fläche durch die anprallenden Gastheilchen ausgeübt werden.
ſo ſorgfältig ausgepumpt iſt, immer noch eine ſehr große Anzahl von Gasmole- külen einſchließt, ſo müſſen natürlich auch letztere an dieſer convectiven Stromleitung Antheil nehmen.
Puluj erklärt nun den dunklen Raum und das Kathodenlicht in folgender Weiſe. Die mit ſtatiſcher negativer Elektricität geladenen Theilchen werden von der Kathode fortgeſchleudert und bewegen ſich mit bedeutender Geſchwindigkeit in normalen Richtungen von ihr weg. Hierdurch werden die Gastheilchen von der Kathode mehr oder weniger weit zurückgedrängt. An der Grenze, an welcher die Elektrodentheilchen mit den Gastheilchen zuſammentreffen, tritt dann eine Diffuſion beider ein und die Elektrodentheilchen lagern ſich ſchließlich an den Glaswänden ab. Bei den heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den viel ſchneller ſich bewegenden Elek- trodentheilchen mit den Gastheilchen wird die fortſchreitende Bewegung zum größten Theil in Licht und Wärme umgewandelt. Folglich muß dort die Licht- und Wärmewirkung am bedeutendſten ſein und dann mit der Entfernung von
[Abbildung]
Fig. 203.
Dunkler Raum und Kathodenlicht.
der Kathode abnehmen. Die relative Dunkelheit des der Kathode zunächſt befindlichen Raumes rührt daher, daß die Elektrodentheilchen bedeutend raſcher ſich bewegen als die Gastheilchen, Da nun in der ganzen Röhre derſelbe Druck herrſchen muß, ſo müſſen im dunklen Raume ſich weniger Theilchen befinden als in den daran grenzenden hellen, da nur auf dieſe Art die Zahl der Stöße vermindert werden kann.*)
Auch das Wachſen des dunklen Raumes zunächſt der Kathode mit der fortſchreiten- den Verdünnung erklärt ſich in einfacher Weiſe. Nimmt die Verdünnung zu, ſo muß man, um elektriſche Entladungen hindurchzubringen, auch höhere Spannungen der Ströme anwenden. Dadurch wird aber den von der Elektrode fortgeſchleuderten Theilchen eine noch größere Geſchwindigkeit gegeben; dies und die gleichzeitige Abnahme der Gastheilchen muß daher offenbar bewirken, daß letztere noch weiter zurück- gedrängt werden.
Fig. 203 möge dazu dienen, von den eben beſprochenen Erſcheinungen eine beiläufige Vorſtellung zu vermitteln. Die beiden kleinen Elektroden an den Enden der Röhre ſtehen mit dem poſitiven Pole P, die mittlere Elektrode, welche aus einer Platte von der Größe des Röhrenquerſchnittes gebildet iſt, ſteht mit dem negativen Pole N eines Inductoriums in Verbindung. Rechts und links von der Kathode breitet ſich der dunkle Raum aus und an dieſen ſchließen ſich in ſcharfer Abgrenzung die Kathodenſtrahlen.
*) Die Größe des Druckes, den ein Gas auf eine Wand ausübt, wird nämlich be- ſtimmt durch die Zahl der Stöße, welche in einer beſtimmten Zeit auf eine beſtimmte Fläche durch die anprallenden Gastheilchen ausgeübt werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0332"n="318"/>ſo ſorgfältig ausgepumpt iſt, immer noch eine ſehr große Anzahl von Gasmole-<lb/>
külen einſchließt, ſo müſſen natürlich auch letztere an dieſer convectiven Stromleitung<lb/>
Antheil nehmen.</p><lb/><p>Puluj erklärt nun den dunklen Raum und das Kathodenlicht in folgender<lb/>
Weiſe. Die mit ſtatiſcher negativer Elektricität geladenen Theilchen werden von<lb/>
der Kathode fortgeſchleudert und bewegen ſich mit bedeutender Geſchwindigkeit in<lb/>
normalen Richtungen von ihr weg. Hierdurch werden die Gastheilchen von der<lb/>
Kathode mehr oder weniger weit zurückgedrängt. An der Grenze, an welcher die<lb/>
Elektrodentheilchen mit den Gastheilchen zuſammentreffen, tritt dann eine Diffuſion<lb/>
beider ein und die Elektrodentheilchen lagern ſich ſchließlich an den Glaswänden ab.<lb/>
Bei den heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den viel ſchneller ſich bewegenden Elek-<lb/>
trodentheilchen mit den Gastheilchen wird die fortſchreitende Bewegung zum<lb/>
größten Theil in Licht und Wärme umgewandelt. Folglich muß dort die Licht-<lb/>
und Wärmewirkung am bedeutendſten ſein und dann mit der Entfernung von<lb/><figure><head>Fig. 203.</head><lb/><p>Dunkler Raum und Kathodenlicht.</p></figure><lb/>
der Kathode abnehmen. Die<lb/>
relative Dunkelheit des der<lb/>
Kathode zunächſt befindlichen<lb/>
Raumes rührt daher, daß die<lb/>
Elektrodentheilchen bedeutend<lb/>
raſcher ſich bewegen als die<lb/>
Gastheilchen, Da nun in der<lb/>
ganzen Röhre derſelbe Druck<lb/>
herrſchen muß, ſo müſſen im<lb/>
dunklen Raume ſich <hirendition="#g">weniger</hi><lb/>
Theilchen befinden als in den<lb/>
daran grenzenden hellen, da<lb/>
nur auf dieſe Art die Zahl<lb/>
der Stöße vermindert werden<lb/>
kann.<noteplace="foot"n="*)">Die Größe des Druckes, den ein Gas auf eine Wand ausübt, wird nämlich be-<lb/>ſtimmt durch die Zahl der Stöße, welche in einer beſtimmten Zeit auf eine beſtimmte Fläche<lb/>
durch die anprallenden Gastheilchen ausgeübt werden.</note></p><lb/><p>Auch das Wachſen des<lb/>
dunklen Raumes zunächſt der<lb/>
Kathode mit der fortſchreiten-<lb/>
den Verdünnung erklärt ſich in einfacher Weiſe. Nimmt die Verdünnung zu, ſo muß<lb/>
man, um elektriſche Entladungen hindurchzubringen, auch höhere Spannungen der<lb/>
Ströme anwenden. Dadurch wird aber den von der Elektrode fortgeſchleuderten<lb/>
Theilchen eine noch größere Geſchwindigkeit gegeben; dies und die gleichzeitige Abnahme<lb/>
der Gastheilchen muß daher offenbar bewirken, daß letztere noch weiter zurück-<lb/>
gedrängt werden.</p><lb/><p>Fig. 203 möge dazu dienen, von den eben beſprochenen Erſcheinungen eine<lb/>
beiläufige Vorſtellung zu vermitteln. Die beiden kleinen Elektroden an den Enden<lb/>
der Röhre ſtehen mit dem poſitiven Pole <hirendition="#aq">P</hi>, die mittlere Elektrode, welche aus<lb/>
einer Platte von der Größe des Röhrenquerſchnittes gebildet iſt, ſteht mit dem<lb/>
negativen Pole <hirendition="#aq">N</hi> eines Inductoriums in Verbindung. Rechts und links von der<lb/>
Kathode breitet ſich der dunkle Raum aus und an dieſen ſchließen ſich in ſcharfer<lb/>
Abgrenzung die Kathodenſtrahlen.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[318/0332]
ſo ſorgfältig ausgepumpt iſt, immer noch eine ſehr große Anzahl von Gasmole-
külen einſchließt, ſo müſſen natürlich auch letztere an dieſer convectiven Stromleitung
Antheil nehmen.
Puluj erklärt nun den dunklen Raum und das Kathodenlicht in folgender
Weiſe. Die mit ſtatiſcher negativer Elektricität geladenen Theilchen werden von
der Kathode fortgeſchleudert und bewegen ſich mit bedeutender Geſchwindigkeit in
normalen Richtungen von ihr weg. Hierdurch werden die Gastheilchen von der
Kathode mehr oder weniger weit zurückgedrängt. An der Grenze, an welcher die
Elektrodentheilchen mit den Gastheilchen zuſammentreffen, tritt dann eine Diffuſion
beider ein und die Elektrodentheilchen lagern ſich ſchließlich an den Glaswänden ab.
Bei den heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den viel ſchneller ſich bewegenden Elek-
trodentheilchen mit den Gastheilchen wird die fortſchreitende Bewegung zum
größten Theil in Licht und Wärme umgewandelt. Folglich muß dort die Licht-
und Wärmewirkung am bedeutendſten ſein und dann mit der Entfernung von
[Abbildung Fig. 203.
Dunkler Raum und Kathodenlicht.]
der Kathode abnehmen. Die
relative Dunkelheit des der
Kathode zunächſt befindlichen
Raumes rührt daher, daß die
Elektrodentheilchen bedeutend
raſcher ſich bewegen als die
Gastheilchen, Da nun in der
ganzen Röhre derſelbe Druck
herrſchen muß, ſo müſſen im
dunklen Raume ſich weniger
Theilchen befinden als in den
daran grenzenden hellen, da
nur auf dieſe Art die Zahl
der Stöße vermindert werden
kann. *)
Auch das Wachſen des
dunklen Raumes zunächſt der
Kathode mit der fortſchreiten-
den Verdünnung erklärt ſich in einfacher Weiſe. Nimmt die Verdünnung zu, ſo muß
man, um elektriſche Entladungen hindurchzubringen, auch höhere Spannungen der
Ströme anwenden. Dadurch wird aber den von der Elektrode fortgeſchleuderten
Theilchen eine noch größere Geſchwindigkeit gegeben; dies und die gleichzeitige Abnahme
der Gastheilchen muß daher offenbar bewirken, daß letztere noch weiter zurück-
gedrängt werden.
Fig. 203 möge dazu dienen, von den eben beſprochenen Erſcheinungen eine
beiläufige Vorſtellung zu vermitteln. Die beiden kleinen Elektroden an den Enden
der Röhre ſtehen mit dem poſitiven Pole P, die mittlere Elektrode, welche aus
einer Platte von der Größe des Röhrenquerſchnittes gebildet iſt, ſteht mit dem
negativen Pole N eines Inductoriums in Verbindung. Rechts und links von der
Kathode breitet ſich der dunkle Raum aus und an dieſen ſchließen ſich in ſcharfer
Abgrenzung die Kathodenſtrahlen.
*) Die Größe des Druckes, den ein Gas auf eine Wand ausübt, wird nämlich be-
ſtimmt durch die Zahl der Stöße, welche in einer beſtimmten Zeit auf eine beſtimmte Fläche
durch die anprallenden Gastheilchen ausgeübt werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/332>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.