An der Identität des Blitzes mit dem Funken der Elektrisirmaschine war sonach nicht mehr zu zweifeln. Franklin dachte aber, wenn man den Blitz aus den Wolken herableiten könne, müsse es auch möglich sein, ihm seine schädliche Wirkung zu be- nehmen. Da aber ein elektrischer Funke nur dort überspringt, wo ein Leiter unter- brochen erscheint oder seine Leitungs- fähigkeit nicht aus- reicht, so müsse man sich vor den Wirkungen des Blitzes dadurch schützen können, daß man Metallstangen von hinreichender Stärke errichtet und für deren gut- leitende Verbin- dung mit der Erde Sorge trägt. Eine solche Stange müsse dann eine vorüber- ziehende Wolke suc- cessive entladen und so das Ueber- schlagen eines Blitzes überhaupt hintanhalten oder selbst, wenn er trotz- dem überschlage, ihn gefahrlos in die Erde ableiten. Diese Ansichten sprach Franklin klar und deutlich aus und gab auch Vor- schriften zur Er- richtung von Blitz- ableitern. Und in der That ließen die Amerikaner mit der praktischen Aus- führung derselben nicht lange auf sich warten.
[Abbildung]
Fig. 4.
Franklin's Drache.
In demselben Jahre (1753) hatte auch Winkler in Deutschland unabhängig von Franklin die Aufstellung von Blitzableitern warm befürwortet und wahr- scheinlich war auch er die Veranlassung, daß ein aufgeklärter Prämonstratenser- Chorherr, der Pfarrer Procopius Divisch zu Prenditz in Mähren, in der
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An der Identität des Blitzes mit dem Funken der Elektriſirmaſchine war ſonach nicht mehr zu zweifeln. Franklin dachte aber, wenn man den Blitz aus den Wolken herableiten könne, müſſe es auch möglich ſein, ihm ſeine ſchädliche Wirkung zu be- nehmen. Da aber ein elektriſcher Funke nur dort überſpringt, wo ein Leiter unter- brochen erſcheint oder ſeine Leitungs- fähigkeit nicht aus- reicht, ſo müſſe man ſich vor den Wirkungen des Blitzes dadurch ſchützen können, daß man Metallſtangen von hinreichender Stärke errichtet und für deren gut- leitende Verbin- dung mit der Erde Sorge trägt. Eine ſolche Stange müſſe dann eine vorüber- ziehende Wolke ſuc- ceſſive entladen und ſo das Ueber- ſchlagen eines Blitzes überhaupt hintanhalten oder ſelbſt, wenn er trotz- dem überſchlage, ihn gefahrlos in die Erde ableiten. Dieſe Anſichten ſprach Franklin klar und deutlich aus und gab auch Vor- ſchriften zur Er- richtung von Blitz- ableitern. Und in der That ließen die Amerikaner mit der praktiſchen Aus- führung derſelben nicht lange auf ſich warten.
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Fig. 4.
Franklin’s Drache.
In demſelben Jahre (1753) hatte auch Winkler in Deutſchland unabhängig von Franklin die Aufſtellung von Blitzableitern warm befürwortet und wahr- ſcheinlich war auch er die Veranlaſſung, daß ein aufgeklärter Prämonſtratenſer- Chorherr, der Pfarrer Procopius Diviſch zu Prenditz in Mähren, in der
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An der Identität des Blitzes mit dem Funken der Elektriſirmaſchine war ſonach
nicht mehr zu zweifeln. Franklin dachte aber, wenn man den Blitz aus den Wolken
herableiten könne, müſſe es auch möglich ſein, ihm ſeine ſchädliche Wirkung zu be-
nehmen. Da aber ein elektriſcher Funke nur dort überſpringt, wo ein Leiter unter-
brochen erſcheint
oder ſeine Leitungs-
fähigkeit nicht aus-
reicht, ſo müſſe
man ſich vor den
Wirkungen des
Blitzes dadurch
ſchützen können, daß
man Metallſtangen
von hinreichender
Stärke errichtet und
für deren gut-
leitende Verbin-
dung mit der Erde
Sorge trägt. Eine
ſolche Stange müſſe
dann eine vorüber-
ziehende Wolke ſuc-
ceſſive entladen
und ſo das Ueber-
ſchlagen eines
Blitzes überhaupt
hintanhalten oder
ſelbſt, wenn er trotz-
dem überſchlage,
ihn gefahrlos in
die Erde ableiten.
Dieſe Anſichten
ſprach Franklin klar
und deutlich aus
und gab auch Vor-
ſchriften zur Er-
richtung von Blitz-
ableitern. Und in
der That ließen die
Amerikaner mit der
praktiſchen Aus-
führung derſelben
nicht lange auf ſich
warten.
[Abbildung Fig. 4.
Franklin’s Drache.]
In demſelben Jahre (1753) hatte auch Winkler in Deutſchland unabhängig
von Franklin die Aufſtellung von Blitzableitern warm befürwortet und wahr-
ſcheinlich war auch er die Veranlaſſung, daß ein aufgeklärter Prämonſtratenſer-
Chorherr, der Pfarrer Procopius Diviſch zu Prenditz in Mähren, in der
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/33>, abgerufen am 15.01.2025.
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