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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Richtung, also --; dieser Inductionsstrom fließt durch Spule III und inducirt
hierdurch in IV zwei Inductionsströme zweiter Ordnung, nämlich einen entgegen-
gesetzt gerichteten (+) beim Entstehen und einen gleichgerichteten (--) beim Ver-
gehen. Würde man diese Ströme in eine fünfte Spirale leiten, so könnte diese in
einer sechsten abermals Inductionsströme hervorrufen, und da jeder dieser Induc-
tionsströme zweiter Ordnung wieder zwei Inductionsströme dritter Ordnung
erregen muß, so entstehen vier Inductionsströme dritter Ordnung u. s. w. In
dieser Weise könnten noch durch entsprechende Vermehrung der Spulen Inductions-
ströme vierter und fünfter Ordnung erhalten und durch ihre physiologische Wir-
kung nachgewiesen werden.

Da der Erdmagnetismus bewegliche Stromkreise richtet, müssen umgekehrt
auch Inductionsströme durch den Erdmagnetismus erhalten werden können,
wenn man geschlossene Leiter entsprechend bewegt. Auch diese Art der Induction
wurde zuerst von Faraday beobachtet. Er verband die Enden einer Spirale mit
einem Galvanometer und hielt die Spirale derart, daß ihre Ebene auf die Rich-
tung der Inclinationsnadel senkrecht stand; als diese Spirale dann um 180°
gedreht wurde, zeigte die Ablenkung der Nadel im Galvanometer den durch den
Erdmagnetismus in der Spirale
inducirten Strom an. Die Wir-
kung wird sowohl durch Ver-
mehrung der Drahtwindungen in
der Spirale als auch insbesondere
dadurch gesteigert, daß man in
den Hohlraum der Spirale einen
Eisenkern bringt. Wir wollen
verschiedene andere Versuche zum
Nachweise der Erdinduction un-
erwähnt lassen, und nur noch

[Abbildung] Fig. 190.

Rotationsmagnetismus.

mittheilen, daß z. B. eine Siemens'sche dynamo-elektrische Maschine von den durch
den Erdmagnetismus inducirten Strömen in Gang gesetzt werden kann.

Eine Reihe interessanter Inductionserscheinungen wurde schon in den Jahren
1824 und 1825, also geraume Zeit vor der eigentlichen Entdeckung der Induction
durch Faraday, von Arago beobachtet und mit dem gemeinsamen Namen Rota-
tionsmagnetismus
bezeichnet, aber nicht als Wirkungen der Induction erkannt.
Die richtige Erkenntniß und den Nachweis hierfür verdanken wir abermals Faraday.
Arago beobachtete, daß eine Magnetnadel, die aus ihrer Gleichgewichtslage heraus-
gebracht wird, verschieden lange hin- und herschwingt, bis sie wieder zur Ruhe
gelangt, wenn man in ihre unmittelbare Nähe verschiedene Körper bringt. Es kann
z. B. die Zahl der Schwingungen von 300 auf 4 gebracht werden, wenn man
die Magnetnadel oberhalb einer Kupferplatte statt in freier Luft schwingen läßt.
Die Kupferplatte bewirkt also eine Dämpfung der Schwingungen einer Magnet-
nadel. Die Anwendung dieser Erscheinung bei Galvanometern haben wir bereits
kennen gelernt (Seite 222).

Arago zeigte auch ein gewissermaßen umgekehrtes Experiment; er ließ nämlich
unterhalb einer ruhenden Magnetnadel eine Kupferscheibe in rasche Rotation ver-
setzen und erreichte damit eine Ablenkung der Nadel im Sinne der Rotation oder
sogar auch eine Rotation der Nadel im selben Sinne. Zur Ausführung dieses
Experimentes kann der in Fig. 190 abgebildete Apparat dienen. Die in einem

Richtung, alſo —; dieſer Inductionsſtrom fließt durch Spule III und inducirt
hierdurch in IV zwei Inductionsſtröme zweiter Ordnung, nämlich einen entgegen-
geſetzt gerichteten (+) beim Entſtehen und einen gleichgerichteten (—) beim Ver-
gehen. Würde man dieſe Ströme in eine fünfte Spirale leiten, ſo könnte dieſe in
einer ſechſten abermals Inductionsſtröme hervorrufen, und da jeder dieſer Induc-
tionsſtröme zweiter Ordnung wieder zwei Inductionsſtröme dritter Ordnung
erregen muß, ſo entſtehen vier Inductionsſtröme dritter Ordnung u. ſ. w. In
dieſer Weiſe könnten noch durch entſprechende Vermehrung der Spulen Inductions-
ſtröme vierter und fünfter Ordnung erhalten und durch ihre phyſiologiſche Wir-
kung nachgewieſen werden.

Da der Erdmagnetismus bewegliche Stromkreiſe richtet, müſſen umgekehrt
auch Inductionsſtröme durch den Erdmagnetismus erhalten werden können,
wenn man geſchloſſene Leiter entſprechend bewegt. Auch dieſe Art der Induction
wurde zuerſt von Faraday beobachtet. Er verband die Enden einer Spirale mit
einem Galvanometer und hielt die Spirale derart, daß ihre Ebene auf die Rich-
tung der Inclinationsnadel ſenkrecht ſtand; als dieſe Spirale dann um 180°
gedreht wurde, zeigte die Ablenkung der Nadel im Galvanometer den durch den
Erdmagnetismus in der Spirale
inducirten Strom an. Die Wir-
kung wird ſowohl durch Ver-
mehrung der Drahtwindungen in
der Spirale als auch insbeſondere
dadurch geſteigert, daß man in
den Hohlraum der Spirale einen
Eiſenkern bringt. Wir wollen
verſchiedene andere Verſuche zum
Nachweiſe der Erdinduction un-
erwähnt laſſen, und nur noch

[Abbildung] Fig. 190.

Rotationsmagnetismus.

mittheilen, daß z. B. eine Siemens’ſche dynamo-elektriſche Maſchine von den durch
den Erdmagnetismus inducirten Strömen in Gang geſetzt werden kann.

Eine Reihe intereſſanter Inductionserſcheinungen wurde ſchon in den Jahren
1824 und 1825, alſo geraume Zeit vor der eigentlichen Entdeckung der Induction
durch Faraday, von Arago beobachtet und mit dem gemeinſamen Namen Rota-
tionsmagnetismus
bezeichnet, aber nicht als Wirkungen der Induction erkannt.
Die richtige Erkenntniß und den Nachweis hierfür verdanken wir abermals Faraday.
Arago beobachtete, daß eine Magnetnadel, die aus ihrer Gleichgewichtslage heraus-
gebracht wird, verſchieden lange hin- und herſchwingt, bis ſie wieder zur Ruhe
gelangt, wenn man in ihre unmittelbare Nähe verſchiedene Körper bringt. Es kann
z. B. die Zahl der Schwingungen von 300 auf 4 gebracht werden, wenn man
die Magnetnadel oberhalb einer Kupferplatte ſtatt in freier Luft ſchwingen läßt.
Die Kupferplatte bewirkt alſo eine Dämpfung der Schwingungen einer Magnet-
nadel. Die Anwendung dieſer Erſcheinung bei Galvanometern haben wir bereits
kennen gelernt (Seite 222).

Arago zeigte auch ein gewiſſermaßen umgekehrtes Experiment; er ließ nämlich
unterhalb einer ruhenden Magnetnadel eine Kupferſcheibe in raſche Rotation ver-
ſetzen und erreichte damit eine Ablenkung der Nadel im Sinne der Rotation oder
ſogar auch eine Rotation der Nadel im ſelben Sinne. Zur Ausführung dieſes
Experimentes kann der in Fig. 190 abgebildete Apparat dienen. Die in einem

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[295/0309] Richtung, alſo —; dieſer Inductionsſtrom fließt durch Spule III und inducirt hierdurch in IV zwei Inductionsſtröme zweiter Ordnung, nämlich einen entgegen- geſetzt gerichteten (+) beim Entſtehen und einen gleichgerichteten (—) beim Ver- gehen. Würde man dieſe Ströme in eine fünfte Spirale leiten, ſo könnte dieſe in einer ſechſten abermals Inductionsſtröme hervorrufen, und da jeder dieſer Induc- tionsſtröme zweiter Ordnung wieder zwei Inductionsſtröme dritter Ordnung erregen muß, ſo entſtehen vier Inductionsſtröme dritter Ordnung u. ſ. w. In dieſer Weiſe könnten noch durch entſprechende Vermehrung der Spulen Inductions- ſtröme vierter und fünfter Ordnung erhalten und durch ihre phyſiologiſche Wir- kung nachgewieſen werden. Da der Erdmagnetismus bewegliche Stromkreiſe richtet, müſſen umgekehrt auch Inductionsſtröme durch den Erdmagnetismus erhalten werden können, wenn man geſchloſſene Leiter entſprechend bewegt. Auch dieſe Art der Induction wurde zuerſt von Faraday beobachtet. Er verband die Enden einer Spirale mit einem Galvanometer und hielt die Spirale derart, daß ihre Ebene auf die Rich- tung der Inclinationsnadel ſenkrecht ſtand; als dieſe Spirale dann um 180° gedreht wurde, zeigte die Ablenkung der Nadel im Galvanometer den durch den Erdmagnetismus in der Spirale inducirten Strom an. Die Wir- kung wird ſowohl durch Ver- mehrung der Drahtwindungen in der Spirale als auch insbeſondere dadurch geſteigert, daß man in den Hohlraum der Spirale einen Eiſenkern bringt. Wir wollen verſchiedene andere Verſuche zum Nachweiſe der Erdinduction un- erwähnt laſſen, und nur noch [Abbildung Fig. 190. Rotationsmagnetismus.] mittheilen, daß z. B. eine Siemens’ſche dynamo-elektriſche Maſchine von den durch den Erdmagnetismus inducirten Strömen in Gang geſetzt werden kann. Eine Reihe intereſſanter Inductionserſcheinungen wurde ſchon in den Jahren 1824 und 1825, alſo geraume Zeit vor der eigentlichen Entdeckung der Induction durch Faraday, von Arago beobachtet und mit dem gemeinſamen Namen Rota- tionsmagnetismus bezeichnet, aber nicht als Wirkungen der Induction erkannt. Die richtige Erkenntniß und den Nachweis hierfür verdanken wir abermals Faraday. Arago beobachtete, daß eine Magnetnadel, die aus ihrer Gleichgewichtslage heraus- gebracht wird, verſchieden lange hin- und herſchwingt, bis ſie wieder zur Ruhe gelangt, wenn man in ihre unmittelbare Nähe verſchiedene Körper bringt. Es kann z. B. die Zahl der Schwingungen von 300 auf 4 gebracht werden, wenn man die Magnetnadel oberhalb einer Kupferplatte ſtatt in freier Luft ſchwingen läßt. Die Kupferplatte bewirkt alſo eine Dämpfung der Schwingungen einer Magnet- nadel. Die Anwendung dieſer Erſcheinung bei Galvanometern haben wir bereits kennen gelernt (Seite 222). Arago zeigte auch ein gewiſſermaßen umgekehrtes Experiment; er ließ nämlich unterhalb einer ruhenden Magnetnadel eine Kupferſcheibe in raſche Rotation ver- ſetzen und erreichte damit eine Ablenkung der Nadel im Sinne der Rotation oder ſogar auch eine Rotation der Nadel im ſelben Sinne. Zur Ausführung dieſes Experimentes kann der in Fig. 190 abgebildete Apparat dienen. Die in einem

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/309>, abgerufen am 28.11.2024.